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Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
dapapa
Beiträge: 75
Registriert: 23.05.2005, 12:27:04

Beitrag von dapapa »

Servus !


.... eben .... bin Deiner Meinung.

Warum diskutierst Du dann nicht oder versuchst die Ursachen herauszuarbeiten ?
Und Du wirst diese Probleme nicht loesen, wenn Du nur die Symptome bekaempfst.

Also weg mit dem Haarspray, anstatt sich ne Sonnenbrille aufzusetzen. "Das >Ozon< ist ja so schaedlich".

Hier geht es nicht nur um die Arbeitsbedingungen von Referendaren und Lehrern, sondern um gesellschaftliche Ursachen, an dier jeder einzelne von uns mitschuldig ist.
(ja ja ... in Deutschland muss ja immer einer schuldig sein)


Scheinbar besteht Bedarf bei Danny darueber zu diskutieren.

Mich jedenfalls interessiert das Thema. Auch wenn es keine Loesung bringt darueber zu diskutieren, so hilft es mir doch, Dinge anders zu sehen. Das bringt mich wieder einen Schritt weiter.

Meine Fragen in der unteren Haelfte meines Beitrags sind jedenfalls ernst gemeint.

dapapa

Severus Snape

Beitrag von Severus Snape »

Also weg mit dem Haarspray, anstatt sich ne Sonnenbrille aufzusetzen. "Das >Ozon< ist ja so schaedlich".
Ich glaube kaum, dass es jemandem hilft, wenn er Haarspray und Sonnenbrille weglässt. Auch Diskutieren wird die Augen nicht schützen.

Gruß,
Snape

refex
Beiträge: 172
Registriert: 31.05.2005, 11:56:33

Beitrag von refex »

Wenn es kleinere Klassen gäbe, in Sonderschulen bis zur Schülerzahl 1-2 herunter, wären die Schüler auch weniger aggressiv.
Immer unter Strom ist zu stehen hält die stärkste Birne nicht aus.[url]http://www.proll-is-out.de[/url]

Danny
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Beitrag von Danny »

Vielen Dank, dapapa, für die ernstgemeinten Worten. Gern habe ich über die vielen von dir gestellten Fragen nachgedacht.
Natürlich hast du recht, dass es eine homogene Gruppe als solche nicht gibt. Wie bereits angedeutet, ging es mir darum, v.a. den Leistungsstand meiner Klasse zu beschreiben, der besonders im Sprachbereich sehr auseinanderklafft. Eine (Binnen-)Differenzierung als sonderpäd. Prinzip ist sicher überall vonnöten, aber ich denke, dass das in meiner Klasse eben besonders nötig ist. Konkret stehe ich z.B. vor der Herausforderung, eine "Ganzschrift" mit ihnen zu lesen, wobei eine Schülerin Analphabetin ist (sie hat auch keine komplett ausgebildete Muttersprache) und die Lesefähigkeit bei manchen Sch. über das rein mechanische Zusammenziehen der Laute kaum hinausreicht, während andere bereits sinnentnehmend lesen. Da ich den Deutschunterricht allein habe, muss ich eben immer wieder viel Zeit und Energie aufbringen um zu überlegen, wie ich den Spagat hinbekomme (immerhin sind es 12 Sch.). DAZ oder Einzelförderung habe ich im letzten Schulhalbjahr einmal erlebt, da die Kollegen fast immer zu Vertretungsstunden herzugezogen werden, fällt sowas immer aus.


Heterogen sind sie aber auch in Bezug auf ihr "Verhalten"; einige Mädchen sind sehr gehemmt, einige Jungen sehr ausagierend-aggressiv, der Rest lässt sich gern von letzteren mitziehen. Besonders ein Junge (der Älteste in der Klasse) fällt durch extreme Disziplinlosigkeit, fehlende Distanz und abrupt auftretende Gewaltausbrüche auf (er hat bereits eine dicke Strafakte bei der Polizei). Normal intelligent ist er laut Aussage der versch. Tests, da habe ich mich auf die klassische Psycho-bzw. Intelligenzdiagnostik bezogen. Ich merke es aber auch anhand seiner Aussagen, dass er rhetorisch und kognitiv recht fit ist. Natürlich ist es "zu spät", diesen 14Jährigen erziehen zu wollen, zumal er jede denkbare Hilfe bereits erhalten und somit den Staat Etliches gekostet hat. Aber er kommt eben doch ab und zu zum Unterricht, und dann will ich auch mit ihm arbeiten-irgendwie! Woher diese Aggressionen kömmen können, darüber habe ich meine Examensklausur verfasst-also die Theorie kenne ich. In der Praxis sehe ich, dass diese Kinder im "Ghetto" aufwachsen und im Prinzip alle vernachlässigt bis verwahrlost sind. Besonders dieser "Eine" hatte wohl kaum einen, der ihn einmal total angenommen und gehalten hat, und nun ist er eben kalt wie Stein, zumindest meistens.

Über das Thema Unter- oder Überforderung denke ich oft nach. Sehr oft muss ja erst einmal eine Art Arbeitshaltung bei den Sch. hergestellt werden, da sie schon die Einstellung haben "Geh ma, Alter, ich mach nicht". Da sind teilweise Schauspielkünste gefragt. Und die GRenzen sind fließend, sie müssen sehr schnell ins konkrete Handeln kommen, aber man will sie ja auch nicht immer nur beschäftigen, sie sollen ja auch mal nachdenken. Das können sie oft nicht, sie fangen einfach an, ohne zu sehen, was getan werden soll. Dann sind sie wiederum schnell frustriert, weil sie nicht wissen, was zu tun ist und schmeißen alles hin, legen die Füße hoch, springen über Tische und Bänke, fangen an sich zu prügeln usw.

Die allergrößte Herausforderung sind die Aufsichten, in denen man fast täglich Schüler auseinanderreißt, die 20,30 Kilo mehr wiegen und bereits einen derart starren Tunnelblick haben, dass man auch mal Angst um sich selber hat. Und das geschiht binnen Sekunden, ohne Vorwarnung, und meistens geht´s los mit "Deine Mutter...".

Das vielleicht als kleiner Zustandsbericht.
Ich finde es dennoch wichtig, sich nicht abzuwenden, zu resignieren, aber andererseits finde ich auch zu viel Engagement unangebracht. Es ist wohl meine Aufgabe, diese Balance auszutarieren. Nicht schlecht ist es, wenn man dabei etwas Unterstützung erfahren würde....

Severus Snape

Beitrag von Severus Snape »

In der Praxis sehe ich, dass diese Kinder im "Ghetto" aufwachsen und im Prinzip alle vernachlässigt bis verwahrlost sind.
Genau das soll eine Vorschule vermeiden bzw. reduzieren helfen.

refex
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Registriert: 31.05.2005, 11:56:33

Beitrag von refex »

@Danny:

Wenn man einem Chirurgen vorschlagen würde, mit der Kreissäge und unter der Autobahnbrücke zu operieren, würde er dies hoffentlich brüsk ablehnen.

Die PädagogInnen sind da tapferer. Sie dikutieren eifrig darüber, wie man mit ungeeigneten Mitteln unter katastrophalen Rahmenbedingungen alles richtig macht.
Immer unter Strom ist zu stehen hält die stärkste Birne nicht aus.[url]http://www.proll-is-out.de[/url]

Danny
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Beitrag von Danny »

Hallo, refex,
ich habe nicht gesagt, dass ich alles richtig machen will!!!!
Aber es "ablehnen", mit diesen Kindern in diesen schlimmen Organisationsformen zu arbeiten, finde ich mutlos und außerdem überheblich!

Außerdem, hab´doch deine mir zunehmend arrogant erscheinende Meinung über diskutierende Pädagogen -
da müssen diese eben dann ohne dich diskutieren!

Willst du die Kinder alle einsperren oder was? Immerhin herrscht bei uns Schulpflicht.

Langsam habe ich echt keine Lust mehr auf dieses Forum, das frustet ja mehr als die Arbeit mit den kids...

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