Referendar mit ADS

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
Scooter

Beitrag von Scooter »

Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder???
Du diagnostizierst eigenmächtig (durch "Vertiefung") dein ADS, und willst mal kurz nen Mega-Hammer ohne ärztliche Hilfe einnehmen?

Versuch doch mal Gras zu rauchen, oder Pep, oder Ecstasy? Vielleicht hilft das viel besser????
Ich glaub es knallt!

Geh zum Arzt, erzähl ihm/ihr von deinen Problemen (OHNE Eigendiagnose), und was du dagegen tun kannst. Denn wenn du deine Diagnose dem Arzt in den Mund legst, bekommst du ein vorgefertigtes Urteil.
Wenns dir egal ist, was hilft, und was du wirklich hast, dann kannst du alles oder nichts nehmen. Wenn du wirklich daran interessiert bist, dass es dir besser geht, geh zum Arzt.
Der Arzt hat übrigens Schweigepflicht. Wenn du also nicht sofort zum Amtsarzt rennst, wirds vorerst niemand erfahren.

Und ich glaube, auch ADSler lernen, aufzuräumen, und erstmal eine Grundordnung zu beherrschen, oder??

Scooter

mueslee

Richtigstellung - etwas provokant/naiver Titel...

Beitrag von mueslee »

Hey Scooter!

du brauchst nicht gleich einen Herzkasper bekommen!!
:roll: Ich hab eventuell den Titel etwas Krass formuliert..
Aber da brauchst du ja nicht gleich in die Luft gehen.

Die Hauptfrage war eigentlich wie und wo man sich inkognito diagnostizieren und behandeln lassen kann!
Wenn ich zum normalen Arzt geh hat der zwar erstmal Schweigepflicht aber nach dem Ref muß ich vor der endgültigen Verbeamtung nochmal zum Amtsarzt und alle Wewehchen haarklein in´s Formular eintragen..
Und wenn ich mal die PKV wechseln will, muß ich sicher auch alles angeben..

Gruß MüsLee :)

FerrisB.

Beitrag von FerrisB. »

hallo mueslee,
wenn du 100% sicherstellen möchtest, dass du mit der verbeamtung oder der pkv keine probleme bekommst, bleibt dir eigentlich nur der weg, die behandlung privat zu bezahlen, kommt dich aber ziemlich teuer, ich bin privat versichert, zahle für die medikamente etwa 60 euro + 90 euro arztkosten im monat, evtl. zusätzlich Therapie 70 euro/50min. Wenn du in die PKV wechseln willst, musst du die Ärzte von der Schweigepflciht entbinden, in der Regel rückwirkend für die letzten 5 Jahre. Da Ritalin als Betäubungsmittel gilt, gibt es keine Möglichkeit es ohne richtige Diagnose zu bekommen, da jede Verschreibung an das Bundesgesundheitsministerium gemeldet werden muss. Die Diagnose beim Neurologen erflgt über dieselben Fragebögen, die im Internet vorhanden sind, weshalb eine Eigendiagnose dir zumindest einen anhaltspunkt geben kann. Der Neurologe wird zusätzlich eine körperliche Untersuchung machen, evtl. eine Computertomographie (die kannst du keinesfalls aus eigener Tasche bezahlen), um auszuschließen, dass deine Beschwerden keine körperlichen Ursachen haben. In den USA gibt es Ansatzpunkte, ADS durch Messung der Dopamintransporterdichte durch Single-Positronenemissionstomographie nachzuweisen, ist aber noch im Anfangsstadium, deshalb sind bis jetzt die Fragebögen die einzige diagnostische Hilfe.

Fallada
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Verbeamtung mit ADS und PKV

Beitrag von Fallada »

Hi, nach langer Abwesenheit wegen Examen und Arbeitssuche möchte ich versuchen, diesen Thread wieder zum Leben zu erwecken.

Habe inzwischen mein Examen mit 2 gemacht und bin Lehrer an einem Hamburger Nobelgymnasium :-))) !

Weil ich sofort bei Dienstantritt verbeamtet werden sollte, habe ich jetzt schon einige Erfahrungen gemacht, die für andere Betroffene auch interessant sein könnten:

Zunächst dachte ich mir: Das mit dem ADS, den daraus im Studium resultierten Depressionen, den Psychotherapien und den Medikamenten verschweigst du lieber, so einen Typen würden die bestimmt nicht verbeamten.

Dann aber wurde mir klar: Es ist gefährlich, das ADS zu verschweigen. Schließlich will ich ja Beamter werden wg. höherem Gehalt, Unkündbarkeit und privater PKV. Private PKV ist nur in Kombination mit Beihilfe günstig, sonst zahlt man eher noch drauf. Ich kann sicherlich den Personalärztlichen Dienst bei der Untersuchung belügen. Ich brauche aber regelmäßig Medikamente für ca. 100 Euro/Monat. Wenn ich das bei der Beihilfekasse einreiche, könnten die misstrauisch werden, meinen Fall noch mal untersuchen, und das wars dann für mich: Falsche Angaben bei Verbeamtung, Kündigung, Rückzahlung zuviel erhaltenen Gehalts etc. Die Konsequenzen sind wirklich krass, wenn man nachträglich bei falschen Angaben ertappt wird!

Ich habe mich daher bei kundigen Leuten in der Hamburger Schulbehörde und bei den PKV's erkundigt und folgendes in Erfahrung gebracht:

Chronische Krankheiten, psychische Probleme und selbst ADS sind (in Hamburg!) per se keine Hinderungsgründe für die Verbeamtung! Der Personalärztliche Dienst (PÄD) muss aber davon überzeugt werden, dass man das Problem mit Hilfe der Medikamente wirklich im Griff hat und dass man die volle Leistung als Lehrer erbringt, dass man Ausgleichsstrategien für die Einschränkungen entwickelt hat etc.

Wenn der Staat die Verbeamtung vornimmt, ist die Aufnahme in die PKV kein Problem. Die meisten größeren PKV's haben sich dem sog. "Kontrahierungszwang" unterworfen. Das heißt: Sie nehmen JEDEN auf, der in seinem Leben erstmalig verbeamtet wird. Der Risikozuschlag beträgt in diesem Fall nur 30%. Die machen das aus Image-technischen Gründen, und weil sie Beamte an sich binden wollen.

Ich habe mir also ein Gutachten meines Neurologen besorgt (natürlich habe ich ihn gebeten, es sehr positiv zu formulieren, nach dem Motto: "Seit Herr X das Medikament nimmt, ist er sehr leistungsfähig, ich sehe eine extrem günstige Entwicklung bei ihm etc."

Damit bin ich dann zum PÄD gegangen und habe den Ärzten mehr oder weniger reinen Wein eingeschenkt. Ich habe meine Entwicklung zwar etwas positiver dargestellt, als sie war, bin aber im Grunde bei der Wahrheit geblieben: Ja, ich habe chronisches ADS. Ja, ich hatte schwere Depressionen und war in Therapie. Ja, ich werde mein Leben lang das Medikament nehmen müssen. Aber: Wenn ich das habe, bin ich leistungsfähig. Nun muss ich dazu sagen, dass ich mein 1. Staatsexamen mit glatt 1 gemacht habe und das 2. mit 1,5 (also 2). Mit diesen Ergebnissen konnte ich mich natürlich sehen lassen.

Das Ende vom Lied: Ich werde zunächst für ein Jahr als Angestellter eingestellt. Wenn ich mich in diesem Zeitraum nicht zu häufig krank melde oder sonstwie aus der Rolle falle, werde ich nächstes Jahr verbeamtet!!!!!!!!!

Das kann man jetzt sicherlich nicht verallgemeinern, es geht hier um meinen speziellen Lebensweg und das spezielle Bundesland Hamburg. Könnte mir aber schon vorstellen, dass die Geschichte den anderen ADSlern Mut macht. Ich will euch zu keinen unüberlegten Aktionen verleiten. Ich will nur klar machen: Manchmal geht mehr, als man denkt!

Viele Grüße an alle ADS-Kollegen!

refex
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Registriert: 31.05.2005, 11:56:33

Beitrag von refex »

Mit Drogen lernen sich Sekundärtugenden leichter.
Immer unter Strom ist zu stehen hält die stärkste Birne nicht aus.[url]http://www.proll-is-out.de[/url]

Philol
Beiträge: 1
Registriert: 29.09.2011, 23:10:01

Re: Referendar mit ADS

Beitrag von Philol »

Hallo,

Bin beim googlen über diesen Thread hier gestolpert und möchte ihn auch gleich nutzen, um mein eigenes Problem zu formulieren.

Ich habe ADS und möchte als Lehrer in Bayern verbeamtet werden.
Ich bin noch kein Referendar, werde aber in absehbarer Zeit mein 1.Staatsexamen machen und dann gehts ab ins Referendariat.
Damit rückt dann natürlich auch die gesundheitliche Prüfung durch den Amtsarzt ins Blickfeld.

Ich habe bereits darüber gehört, dass es mit chronischen Erkrankungen Probleme gibt, verbeamtet zu werden. ADS stellt dann nochmals ein umso größeres Problem dar, vorallem wenn es diagnostiziert wurde und behandelt wird.

Selbiges ist bei mir der Fall. Wenn auch wahrscheinlich viel länger als bei den meisten anderen hier.
Ich nehme das Medikament nun seit 12 Jahren. 2000 begann die Therapie.
Ich war zuvor nach der 4ten durch die Aufnahmeprüfung gefallen und steuerte einer Zukunft an der Hauptschule entgegen. Dann mit dem Medikament lief alles besser, ich kam aufs Gymnasium, blieb kein einziges mal sitzen und hatte so 9 Jahre später mein Abi.
Jetzt bin ich an der Uni und studiere Deutsch/Reli auf Lehramt Gymnasium.

Ich bin realist. Meine Chancen stehen denke ich nicht zum besten.
Ich bin kein besonders fleißiger Student, bin aber immer im Mittelfeld dabei.
Die 3 ist mein ständiger Begleiter :D
Ich hänge nicht meine Glückseligkeit an diesen Beruf, aber ich bin einfach gut darin, Dinge zu erklären und Menschen Impulse zu geben, und dachte, das sollte nicht einfach so brachliegen.

Dementsprechend werde ich nicht, wie der Kollege über mir, mit guten Zensuren irgendwelche Beteuerungen über meine "Leistungsfähigkeit" untermauern können.
Ich treibe regelmäßig Sport, pflege soziale Kontakte und achte auf mein Äußeres.
Ich habe in Rekordzeit das Geigenspiel erlernt (auf solidem Orchesterniveau), nehme Gesangsunterricht und tanze seit 5 Jahren.

Niemand käme bei mir auf die Idee, dass ich täglich insgesamt 40mg Medikinet Retard zu mir nehme, eine Morgens eine Abends.

Und aus eben diesem Grund sehe ich Komplikationen auf mich zukommen.
Die Ignoranz der Menschen ist grenzenlos, und auch Deutschland macht hier keine Ausnahme.
Schließlich bin ich psychisch krank, immerhin werde ich mit "Pharmahämmern" behandelt, nicht?
So etwas sollte nicht als festes Glied in den Staatsapparat integriert werden, HÖCHSTENS auf Zeit, noch dazu an Schulen!

Ich möchte euch um eure Erfahrungen bitten.
Ich lebe hier im reichsten und vermutlich auch konservativsten Bundesland Deutschlands.
Ein Fehltritt bedeutet nicht selten das aus, ich kann mir also keinen erlauben.
Wie sollte ich vorgehen? Wo kann ich noch um Rat fragen?
Wem kann man sich ueberhaupt anvertrauen, an Unis, in Schulen, gibt es überhaupt irgendwelche Stellungnahmen seitens des Staates zu diesem Problem, wird ADS mittlerweile grundsätzlich kategorisch abgelehnt im Beamtenstand?

Hubselzwerg
Beiträge: 2783
Registriert: 30.08.2008, 19:34:09
Wohnort: Niedersachsen Sek I Mathe und Physik

Re: Referendar mit ADS

Beitrag von Hubselzwerg »

Du scheinst dein ADS doch im Griff zu haben.
Wo ist also das Problem?
Ob du Medis nimmst, bekommt doch keiner mit.
Dieser Beitrag wurde 666 mal editiert, zum letzten Mal von Gott: Morgen, 23:06

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