Verliebt in meine BL

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
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Phiadeline
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Registriert: 21.07.2019, 11:38:04

Verliebt in meine BL

Beitrag von Phiadeline »

Liebe Mitreferendare und -referendarinnen,
ich (weiblich, 23) habe mein erstes Ref-Jahr für das Lehramt an Grundschulen fast überstanden, aber die Beziehung zu meiner Betreuungslehrerin (BL) drückt mir sehr auf den Magen, weshalb ich mir von euch ein paar Ratschläge erhoffe.
Als ich sie im September letzten Jahres zum ersten Mal kennengelernt habe, war ich sofort fasziniert von ihrer Ausstrahlung und Persönlichkeit. Sie ist auch sehr freundlich und aufgeschlossen auf mich zugegangen, ich habe gleich mit ihr das Klassenzimmer für den Schuljahresbeginn gestaltet. Sie hat mir ein Notizbuch gegeben, in das ich während des Schuljahres aufkommende Fragen hineinschreiben soll, die sie mir dann beantwortet. Ich war total begeistert davon, wie sie mich unterstützen möchte, und hab mir immer extra viele Fragen überlegt.

Mit der Zeit wurde die Zusammenarbeit etwas schwieriger, da sich herausgestellt hat, dass meine BL nicht gerne Sachen abgibt und auf jeden Fall das Heft in der Klasse behalten möchte, was ich auch verstehen kann. Wenn ich angeboten bzw. danach gefragt habe, Stunden von ihr zu übernehmen (was von unserer Seminarleitung auch so vorgesehen war), hat sie meistens zuerst Ja gesagt, aber hat es dann einfach übergangen oder so lange hinausgeschoben, bis es inhaltlich gar nicht mehr in die Sequenz gepasst hat. Ich wurde in den Hospitationsstunden auch kaum zur Unterstützung herangezogen, sondern saß meistens hinten an meinem eigenen Tisch und sollte für sie etwas ausschneiden, laminieren, zum Kopierer gehen oder ähnliches. Wenn ich doch einmal eine Stunde gehalten habe, hat sie nebenbei etwas anderes gearbeitet oder ist aus dem Klassenzimmer gegangen. Und wenn ich sie gebeten habe, sich die Verläufe für meine eigenverantwortlichen Unterrichtsstunden (davon hat man ja in Bayern 8 im ersten Ref-Jahr) anzuschauen, hat sie sie oft am nächsten Tag unverändert wieder mitgebracht mit der Bemerkung, sie habe dafür keine Zeit gehabt. Auch ins Fragenbuch schrieb sie irgendwann nicht mehr.
Richtig schwierig wurde es dann, als ich nach den Herbstferien auch verstärkt in anderen Klassen hospitieren sollte, nicht nur in ihrer. Die Schulleitung meinte, ich solle das nur mit meiner BL absprechen. Die sagte aber auch nur knapp, das sei ihr egal, darum müsse ich mich schon selbst kümmern. Ich hatte aber von Anfang an den Eindruck, es ist ihr nicht recht, dass ich auch zu anderen Lehrkräften gehe. Trotzdem habe ich dann halt selbst welche angesprochen, zum Beispiel eine Kollegin (ich kürze sie hier mal mit Frau A. ab), in deren Klasse ich viel übernehmen durfte und die auch alles mit mir vor- und nachbereitet habe. Meine BL hatte meinen neuen Stundenplan nicht mal zur Kenntnis genommen und wusste dann nie, wann ich bei ihr bin und wann nicht. Manchmal hatte sie mich ausgerechnet dann in einer Stunde zur Unterstützung eingeplant, in der ich aber planmäßig woanders war. Weil ich sie nicht enttäuschen wollte, habe ich dann manchmal der planmäßigen Lehrkraft abgesagt, was natürlich auch unangenehm war. Einmal, als ich Frau A. abgesagt habe, habe ich ihr auch den Grund dafür gesagt und ein bisschen von den Problemen berichtet. Frau A. hat mir erzählt, dass es im Kollegium auch schon große Dissonanzen mit meiner BL gab.

Soweit zu unserer Zusammenarbeit, jetzt kommt das nächste Problem hinzu: Trotz allem habe ich mich mittlerweile richtig in meine BL verknallt. Ich habe immer Herzklopfen in ihrer Nähe und kann ihr kaum in die Augen sehen, wenn ich mit ihr spreche, weil es mich so nervös macht. In ihrem Unterricht könnte ich sie die ganze Zeit anschauen und bewundern, wie umwerfend sie heute wieder aussieht. Aus diesem Grund ist es mir auch so extrem wichtig, dass ich ihr alles recht mache und sie nicht mag. Ich würde sie daher nie auf die Schwierigkeiten ansprechen wollen. Immer, wenn sie mal wieder unfreundlich oder abweisend ist, ist es für mich ein Stich ins Herz, weil ich alles gleich persönlich nehme und mir einbilde, sie hat was gegen mich, obwohl es wahrscheinlich nicht so ist. Und am allerschlimmsten ist für mich, bei der Kollegin Frau A. schlecht über meine BL geredet zu haben. Mich plagt das schlechte Gewissen so sehr, dass ich schon Nächte durchgeheult habe und nicht schlafen konnte. Mein ganzer Schultalltag, ja nahezu mein ganzes Leben dreht sich zur Zeit nur um meine BL, was meiner Professionalität ziemlich im Wege steht.
Vielleicht ist meine BL auch deshalb manchmal abweisend, weil sie schon was gemerkt hat und mich jetzt nicht so nah an sich ranlassen möchte. Ich habe auch wirklich keine Absichten ihr gegenüber, denn sie ist ja schließlich glücklich verheiratet (wie sie mir jetzt schon ein paar Mal erzählt hat, ist das auffällig?) und außerdem könnte ich mir sie als Partnerin auch nicht vorstellen. Aber gegen die Gefühle kann ich trotzdem nichts machen.
Im nächsten Jahr wird sie zwar nicht mehr offiziell meine BL sein, aber wir werden Parallelkolleginnen und es ist so gedacht, dass wir alle Inhalte zusammen planen und auch Proben parallel schreiben, also werde ich noch viel mit ihr zu tun haben. Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll. Erstens frage ich mich, was ich tun soll, wenn sie mich auch hier wieder klein hält, nicht auf meine Ideen eingeht usw. Zweitens frage ich mich, ob ich ihr vielleicht meine Gefühle ihr gegenüber offenlegen sollte, damit nicht weiterhin so eine seltsame Stimmung zwischen uns ist. Es könnte sein, dass ein klärendes Gespräch in vielen Dingen helfen würde. Andererseits könnte der Schuss aber natürlich auch nach hinten losgehen, und das traue ich mich einfach nicht.

Welche Tipps würdet ihr mir geben? Gibt es vielleicht jemanden, der oder die in einer ähnlichen Situation war? Ich danke euch, dass ihr den langen Text bis hierhin gelesen habt und weiß, es klingt alles ganz schön schräg. Umso mehr bedanke ich mich jetzt schon mal für jegliche Rückmeldungen!

Löwenherz
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Re: Verliebt in meine BL

Beitrag von Löwenherz »

Nein, über deine Gefühle sprichst du nicht mit deiner BL. Das hilft deiner Ausbildung- und um die geht es hier- mit Sicherheit nicht weiter, ist vermutlich einfach nur dir ein (egoistisches) Bedürfnis (was soll sie am Ende mit dieser Information anfangen, außer sich womöglich unwohl im weiteren Kontakt zu fühlen, weil sie das evtl.als unpassend empfindet angesichts der Ausbildungssituation?). Du klingst sehr jung in deinem Post (kann täuschen) und auch noch recht unerfahren/naiv. Versuch, so schwer dir das auch fallen mag, in eine berufliche Rolle (zurück-) zu finden im Umgang mit deiner BL. Das kann sie dir nicht abnehmen und wird auch nicht leichter werden, wenn du mir ihr über deine Gefühle sprichst. Du bist als Referendar(in) dort zur Ausbildung, nicht zur Bewunderung deiner BL. Halte den Kontakt rein professionell, dazu gehört, dass du nicht künstlich versuchst einen Kontakt zu erzwingen, indem du versuchst dir "möglichst viele Fragen zu überlegen". Werd erwachsen in diesem Umgang und nutz die Zeit um zu lernen. Deine BL ist nicht nur glücklich verheiratet, sondern auch noch an deiner Ausbildung beteiligt. Mit ihr über deine Gefühle zu sprechen macht die Arbeitssituation unter Umständen extrem unangenehm und kann im worst case zum Stolperstein in deiner Ausbildung werden. Wenn du das Bedürfnis hast über deine Gefühle zur BL zu sprechen, such z.B. das Gespräch mit deinem PR und bitte um Rat im Umgang (dort herrscht Vertraulichkeit).

Phiadeline
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Re: Verliebt in meine BL

Beitrag von Phiadeline »

Vielen Dank für deine Antwort! Du hast sicher in vielem recht, was du geschrieben hast. Natürlich sollte im Ref meine berufliche Entwicklung und das Wohl der mir anvertrauten Schüler*innen an erster Stelle stehen. Gerade weil mir das auch bewusst ist, beschäftigt mich dieser "Störfaktor" ja so, dass ich zum Beispiel schon die Möglichkeit erwogen habe, um einen Wechsel der BL zu bitten. Wofür man dann halt einen Grund nennen müsste. Einfach so die Karten auf den Tisch legen und genauso weitermachen, das halte ich auch für keine gute Idee und hätte ich auch nicht vor. Die Annäherung an meine BL ist tatsächlich nicht mein Ziel. Gut, du hast mich erwischt, die Fragen sind natürlich auch Suche nach Kontakt. Aber Einladungen zum Kaffee hab ich zum Beispiel immer abgelehnt, weil ich selbst weiß, dass es in diesem Fall umso wichtiger ist, Privates und Berufliches zu trennen. Ich halte in der Schule, würde ich sagen, schon mein professionelles Verhalten aufrecht, auch wenn es, und das gebe ich zu, manchmal schwer fällt. Aber dafür kann ich ja nun nicht so viel. Das als unerwachsen und naiv zu bezeichnen, finde ich etwas anmaßend. Aber wenn du es so siehst, ist das deine Ansicht und wird mich noch mehr anspornen, deinen Ratschlag zu beherzigen und mich im zweiten Jahr so gut wie es geht auf meinen Beruf zu fokussieren :) Schwierig bleibt für mich immer noch die Frage, ob und wie ich Dinge ansprechen soll, die nicht so toll laufen, wie zum Beispiel wenn meine Stunden einfach immer wieder ausfallen, obwohl sie fertig geplant sind. Verliebt hin oder her, muss man das bei einer BL eben tolerieren oder sollte ich mal über meinen Schatten springen und mit ihr darüber sprechen?

Löwenherz
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Re: Verliebt in meine BL

Beitrag von Löwenherz »

Phiadeline hat geschrieben:Das als unerwachsen und naiv zu bezeichnen, finde ich etwas anmaßend. (...) Schwierig bleibt für mich immer noch die Frage, ob und wie ich Dinge ansprechen soll, die nicht so toll laufen, wie zum Beispiel wenn meine Stunden einfach immer wieder ausfallen, obwohl sie fertig geplant sind. Verliebt hin oder her, muss man das bei einer BL eben tolerieren oder sollte ich mal über meinen Schatten springen und mit ihr darüber sprechen?

Ich habe dir lediglich beschrieben, wie dein Post auf mich wirkt. Das finde ich nicht anmaßend, nur ehrlich, auch wenn ich verstehe, dass dir diese Einschätzung des Posts nicht gefällt.
Wenn geplante Stunden auch im neuen Schuljahr ausfallen solltest du das auf jeden Fall ansprechen. Du hast ein Recht auf Ausbildung im Ref. Du musst an der Stelle aber eben auch für dich und deine Ausbildungsbelange als erwachsener Mensch einstehen statt in den "verliebter Teenie-Modus" zu verfallen (so liest sich an vielen Stellen dein erster Post nämlich, deshalb meine Einschätzung). Ich würde nicht noch mal nachkarteln was den Unterricht in der Vergangenheit anbelangt. Das hast du nicht angesprochen, war blöd; wenn es durch den eigenständigen Unterricht jetzt sowieso nicht mehr vorkommt, dann gibt es fürs Erste keinen Gesprächsgrund. Auch da gilt: Nicht Kontakt auf beruflicher Ebene künstlich suchen, das macht es dir nicht leichter im Umgang. Kümmer dich um deine Ausbildung und wenn du merken solltest, dass du dir infolge deiner Gefühle für die BL selbst im Weg stehst, dann klär mit dem PR/Seminar, ob ein Wechsel unter diesen Umständen möglich wäre. Falls ja, kann ein erforderliches Gespräch mit SL und BL unter der Anordnung von Vertraulichkeit erfolgen, so dass die BL über die Gründe für den Wechsel im Kollegium nicht sprechen dürfte.

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