Wiedereinstieg ins Referendariat (nur Nds?) Sinnvoll?

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
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Ex-Refi
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Wiedereinstieg ins Referendariat (nur Nds?) Sinnvoll?

Beitrag von Ex-Refi »

Wiedereinstieg ins Referendariat, da in Niedersachsen der Wechsel des Seminars ohne Unterbrechung nicht möglich ist, muss man das Referendariat unterbrechen, sprich um Entlassung aus dem Dienst bitten (oder um es nicht in Amtsdeutsch auszudrücken, man kündigt), um sich anschließend erneut zur Zulassung zum Referendariat zu bewerben. Dieses ist jedoch nur bis zur Vollendung des 10. Monats möglich, anschließend ist eine Unterbrechung i.d.R. nicht mehr möglich, da man nicht wieder zum Referendariat zugelassen wird. (Ich habe mich diesbzgl. noch in anderen Bundesländern informiert, in Schleswig-Holstein ist eine Wiederaufnahme rechtlich zwar möglich doch praktisch unmöglich, weil man bei der Vergabe von Referendariatsplätzen erst nach allen anderen zum Zuge kommt. Da es immer Bewerberüberhang gibt, deshalb ist eine Wiederaufnahme in Schleswig-Holstein praktisch unmöglich. Hamburg bietet m. W. diese Möglichkeit gar nicht an.)

Ex-Refi
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Re: Wiedereinstieg ins Referendariat (nur Nds?) Sinnvoll?

Beitrag von Ex-Refi »

Auflistung der Vor- und Nachteile des Wiedereinstiegs in Niedersachsen
Kurzfazit Widereinstieg Referendariat

Vorteile
Neustart bei Problemen mit der Schule, Schülern, Ausbildern
Neubewertung durch neue Ausbilder, Schulleitung, Ausbildungslehrkräfte
Zeit zum Nachdenken und Vorbereitung des Referendariats
Schnelles Durchkommen durch das Referendariat
Verbeamtung möglich (im Gegensatz zum Seiteneinstieg, der in Nds laut Verordnung i. d. R. keine Verbeamtung für grundständig studierte Lehrer vorsieht, die einen Seiteneinstieg anstatt einem Wiedereinstieg ins Referendariat vorziehen)
Erfahrungen können genutzt werden
Deutlich bessere Bezahlung nach dem Referendariat als verbeamteter Lehrer (je nach Besoldungsstufe beträgt der Unterschied netto bis zu 6.000€ pro Jahr weniger, wenn man als Angestellter arbeitet (hierbei ist die Pension noch nicht berücksichtigt, denn auch als Rentner wird man im Gegensatz zum Pensionär massiv benachteiligt (als Beamter bekommt man durchschnittlich 60% seiner letzten Besoldung als Angestellter das gesetzlich vorgegebene Rentenniveau welches nach Anwartspunkten berechnet wird und zwischen 40 und 50% seines durchschnittlichen Jahreseinkommens liegt, auf jedem Fall ist die Rente deutlich niedriger als die Pension)

Nachteile
Sehr enger Zeitrahmen um die Unterrichtsbesuche zu absolvieren
- daraus resultieren viele Probleme
Defizite aus dem ersten Teil können kaum aufgeholt werden,
Krankheiten, schlagen voll durch,
Zeitliche Puffer gibt es nicht (bspw. zum Korrigieren von Klassenarbeiten, Referate halten im Seminar)
Kaum Erholungsphasen,
Reflexion kaum noch möglich, da wöchentlich Unterrichtsbesuche anstehen,
weniger Geld als ein Seiteneinsteiger (Referendarsbesoldung; ist vergleichbar mit einem besseren Ausbildungsgehalt)
Andere Prioritäten im Seminar können Vorerfahrungen entwerten,
Umzug ggf. notwendig
Lange Pendelzeiten berücksichtigen
Wieder als Bittsteller auftreten (oder salopp formuliert: „Arsch vom Dienst“)

Fazit
Eigene Erfahrungen und die von anderen Wiedereinsteigern lassen mich zu dem Schluss kommen, da die Zeit die wichtigste Ressource im Referendariat darstellt, kann ich einen Wiedereinstieg nur empfehlen, wenn das Seminar nur wenig Unterrichtsbesuche abverlangt, der Zeitaufwand fürs Pendeln sich in Grenzen hält und man am besten Single ohne Kind/er ist oder sonstige persönliche Verpflichtungen ist. Anderenfalls ist es zeitlich kaum möglich den Anforderungen gerecht zu werden, weil die Abstände zwischen den Unterrichtsbesuchen und weiteren Anforderungen (Hausarbeit, Referate im Seminar, Klassenarbeiten, verpflichtende Schulaktivitäten [Konferenzen, Klassenfahrten, Wandertage usw.]) zu gering sind. Wenn dann dazu noch persönliche Verpflichtungen, bspw. Kinderbetreuung, und eine längere Krankheit, bspw. Dienstunfähigkeit von 14 oder 21 Tagen, kommen, dann gerät man so dermaßen in zeitliche Bedrängnis, dass nur durch Raubbau an den eigenen Ressourcen ein Bestehen mit befriedigenden Ergebnis möglich ist.

Ex-Refi
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Re: Wiedereinstieg ins Referendariat (nur Nds?) Sinnvoll?

Beitrag von Ex-Refi »

Ich habe das Referendariat mittlerweile endgültig vor über einem halben Jahr abgebrochen und arbeite in einem völlig anderen Bereich. Ich werde auch nicht wieder in den Schuldienst zurückkehren, denn als Angestellter den Beruf des Lehrers auszuüben halte ich nicht für sinnvoll, da außer in Berlin die Bezahlung als Angestellter zu schlecht ist. Da gibt es Berufe im öffentlichen Dienst, die gleich bezahlt werden, wo jedoch die Arbeitsbedingungen deutlich besser sind. Wer an Stadtteilschulen (Hamburg), Gesamtschulen bzw. Oberschulen (Niedersachsen) oder Regionalschulen (Schleswig-Holstein) gearbeitet hat, weiß wo von ich spreche.
Sicherlich nutze ich meine pädagogische Ader weiter und berate gerne andere Menschen und helfe ihnen, doch die Lehrerausbildung ist ein Hohn und wird erwachsenen Menschen nicht gerecht.

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