Eigentlich ...

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
Maximer
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Re: Eigentlich ...

Beitrag von Maximer »

Servent hat geschrieben: Meinen eigenen Schülern teile ich ihre Noten doch auch unaufgefordert mit, und falls es mit manchen Kids ein Problem geben sollte, suche ich das Gespräch mit ihnen, damit sie meine Seite kennen. Ist doch selbstverständlich.
Deine Mentoren verhalten sich ihren SuS gegenüber ganz bestimmt auch so transparent und fair wie möglich. Das ist das Verrückte am Referendariat, dass man oft schlechter dasteht als die eigenen Klienten (d.h. Schüler). Deshalb ist glaube ich jeder froh, wenn diese "komische" Zeit vorbei ist.

Das Gerede hinterm Rücken kenne ich auch. Normalerweise gebe ich da nicht viel drauf, aber im Referendariat hängt zuviel davon ab, dass du richtig wahrgenommen wirst. In einer Situation habe ich mitbekommen, wie eine Klassenlehrerin mich für Schwierigkeiten in einer Klasse verantwortlich machen wollte. Da habe ich klar Position bezogen und wurde von meinen Mentoren unterstützt. Es war offensichtlich, dass jeder Lehrer der Schule mit dieser Klasse Probleme hat und dass sie ihre mangelhafte Klassenleitung dem Referendar in Teilen anlasten wollte.

Man muss schon auf der Hut sein und genau abschätzen, wann es gilt, den Kopf einzuziehen (meistens) und wann man für seine Rechte kämpfen muss. Augen zu und durch funktioniert nämlich auch nicht immer problemlos.

Maximer

Löwenherz
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Re: Eigentlich ...

Beitrag von Löwenherz »

Maximer hat geschrieben:
Aber die Ausbildung zum Lehrer ist hart konzipiert, man muss für sich einen Weg finden, um diese Zeit möglichst unbeschadet zu überstehen. Also mit den Leuten klarkommen, sich mit niemandem anlegen und stets gelehrig wirken. Wenn man das Referendariat als eine Art Probezeit sieht, in der du dich möglichst gut verkaufen solltest, hat man weniger Probleme damit, dass es so läuft, wie es eben läuft. Nicht erst seit gestern.

Später können wir ja vielleicht etwas dagegen unternehmen, auch wenn die Wahrscheinlichkeit nicht besonders hoch ist, dass wir es dann tatsächlich tun. Wer erst mal am längeren Hebel sitzt. Mensch bleibt Mensch... :)

Maximer
Da sprichst du jetzt für dich selbst, was deine Bereitschaft zu anständigem Umgang mit möglichen künftigen Mentees anbelangt? Denn ich behandle bereits jetzt meine SuS nicht nach den Prinzipien von Machtmissbrauch und Entwertung, werde das auch sicherlich nicht in einer Mentorenrolle einem Refi gegenüber irgendwann beginnen. Allerdings versuche ich auch nicht nur den Schein zu wahren im Ref und "gelehrig zu wirken" oder mich "möglichst gut zu verkaufen", sondern lerne tatsächlich von denen die erfahrener sind und zeige mich so wie ich bin, nicht so wie ich scheinen möchte.

Maximer
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Re: Eigentlich ...

Beitrag von Maximer »

Löwenherz hat geschrieben: Da sprichst du jetzt für dich selbst, was deine Bereitschaft zu anständigem Umgang mit möglichen künftigen Mentees anbelangt? Denn ich behandle bereits jetzt meine SuS nicht nach den Prinzipien von Machtmissbrauch und Entwertung, werde das auch sicherlich nicht in einer Mentorenrolle einem Refi gegenüber irgendwann beginnen. Allerdings versuche ich auch nicht nur den Schein zu wahren im Ref und "gelehrig zu wirken" oder mich "möglichst gut zu verkaufen", sondern lerne tatsächlich von denen die erfahrener sind und zeige mich so wie ich bin, nicht so wie ich scheinen möchte.
Etwas Ironie gehört bei mir zum guten Ton dazu.
Davon abgesehen spiele ich natürlich kein Theater, so war das nicht gemeint. Das wäre auch viel zu anstrengend, wenn man nicht im Wesentlichen sich selbst bliebe. Abgewöhnt habe ich mir aber, mit Vorgesetzten zu diskutieren (und im Referendariat sind so gut wie alle deine Vorgesetzten), sondern Kritik zu akzeptieren, auch wenn ich sie gelegentlich nicht nachvollziehen kann.

Du musst deinen eigenen Weg finden und nicht ständig das nacheifern, was die andern machen. Man kann und wird dies und jenes übernehmen, wenn es für einen passt, aber viele Vorgaben passen auch nicht und dann werde ich halt nicht das Diskutieren anfangen. Ich nehme die Vorschläge zur Kenntnis und damit hat es sich. Das meinte ich mit "gelehrig wirken". Alles halb so wild.

Maximer

MarlboroMan84
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Re: Eigentlich ...

Beitrag von MarlboroMan84 »

ExitRef hat geschrieben: ob ein/e Referendar/in mit Schülern kann (mit den kleinen UND den großen), ob er/sie eine ausreichende Fachkompetenz hat und der Unterricht grundsätzlich erkennen lässt, ob sich jemad grundsätzlich Gedanken um die didaktische Strukturierung des Lehrstoffes gemacht hat.

"mit den Schülern können", "ausreichende Fachkompetenz" und "grundsätzliches erkennen" ob jemand sich "grundsätzlich Gedanken" gemacht hat ist aber nun mal nicht mal ansatzweise ausreichend für Unterricht.

Das sind Attribute, die man Praktikanten im 2. Semester zuschreiben kann, aber keinem Referendar kurz vor der Prüfung. Da ist das nun mal einfach zu wenig.

Da sollte man nicht "grundsätzlich erkennen" sondern da muss man "deutlich sehen"

Maximer
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Re: Eigentlich ...

Beitrag von Maximer »

MarlboroMan84 hat geschrieben: Da sollte man nicht "grundsätzlich erkennen" sondern da muss man "deutlich sehen"
Das halte ich jetzt aber für recht abseits von der Realität. Auch ein frisch gebackener Lehrer mit 2. Staatsexamen ist ein Berufsanfänger und noch weit davon entfernt, alles "deutlich sehen" zu können.

Ich glaube, dass damit sowieso etwas anderes gemeint war. Du kannst ohne Probleme durch den Schulalltag kommen und trotzdem im Unterrichtsbesuch eine auf den Deckel bekommen wegen z.B. einer Methodenwahl, die der jeweiligen Fachleitung aus prinzipiellen Gründen nicht passt. Ich denke, dass das eher in diesem Sinne gemeint war.

Maximer

Löwenherz
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Re: Eigentlich ...

Beitrag von Löwenherz »

Der Ausgangssatz war: "und der Unterricht grundsätzlich erkennen lässt, ob sich jemad grundsätzlich Gedanken um die didaktische Strukturierung des Lehrstoffes gemacht hat. "

Mit Marlboros Ergänzung würde daraus: "Man muss dem Unterricht deutlich (an-)sehen, (dass) sich jemand grundsätzlich Gedanken um die did.Strukturierung des Lehrstoffs gemacht hat."

Es geht also nicht darum, dass ein Ref/Junglehrer schon alles sehen können müsste, wohl aber darum, dass der Unterricht eines Refs/Junglehrers klaren Planungsprinzipien zu folgen hat, mit erkennbaren Überlegungen zu Phasierung, Sozialform/Methode, Art der Sicherung, Lebensweltbezug, Lerngehalt, effektive Lernzeit. Das sind Prüfungskriterien im Ref, die man am Ende der 12-24 Monate entsprechend zeigen können MUSS, um seine Prüfungen bestehen zu können. Nach dem Ref als Junglehrer wird natürlich erwartet, dass man weiter daran arbeitet, das bleibt einem letztlich das ganze Berufsleben über erhalten, dass man weiterlernt, sich weiterentwickelt in seiner professionellen Rolle.

Mag sein, dass es ein paar Vollpfosten unter den Prüfern gibt, die sich an Dingen wie der Methodenwahl aufhängen (unfassbar genug, wenn solche Leute soviel Macht erlangen), im Regelfall scheitert das Ref aber nicht an derartigen Dingen, sondern zuallererst am jeweiligen Referendar selbst. Wenn hier im Forum Leute aufschlagen, die sich ausführlich darüber beschweren, warum die Anforderungen aller anderen im Ref unfair und unangemessen seien, sich selbst für qualifiziert halten zu beurteilen ob andere Anwärter "das Zeug" zum Lehrer hätten und eine Verlängerung deshalb keineswegs angemessen wäre und mit keinem Satz so etwas wie Einsicht, Selbsterkenntnis oder kritische Selbstreflexion erkennen lassen, dann gehe ich zuallererst nicht davon aus, dass "alle anderen" in deren Vorbereitungsdienst Vollpfosten wären, sondern das diesen Leuten selbst ein ganz wichtiger Baustein der Lehrerolle aktuell noch fehlt oder zumindest noch nicht ausreichend ausgebildet ist.

Servent
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Beitrag von Servent »

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Zuletzt geändert von Servent am 22.09.2019, 10:20:57, insgesamt 1-mal geändert.

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