Mobbing in der Schule

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
tiger
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Re: Mobbing in der Schule

Beitrag von tiger »

Zum Teil ist es einfach nur der Zeitgeist. Früher galten Frauen in Hosen als undenkbar, heute wird das gar nicht mehr hinterfragt. Früher konnte man sich einen Lehrer ohne Hemd und Krawatte nicht vorstellen, heute findet man von Pullovern über mit Sprüchen bedruckte T-Shirts bis hin zu Fußballtrikots fast alles, was man sich vorstellen kann. Ärmellose Kleidung scheint sich bisher immerhin auf Frauen zu beschränken, die Achselhöhle lässt grüßen. Männer in Caprihosen sehen trotzdem lächerlich aus, nicht nur in der Schule.

Der Soziologe Andreas Reckwitz hat in Gesellschaft der Singularitäten unsere spätmoderne Gesellschaft analysiert. Im dritten Kapitel, das die Arbeitswelt betrifft, beschreibt er die Abkehr von formal-sachlicher Leistung als Beurteilungskriterium ansonsten austauschbarer und ununterscheidbarer Arbeitssubjekte hin zum "Performanzarbeiter", der, wie im Zirkus, seine Einzigartigkeit vor einem Publikum aufführt. Soll heißen: Ein Kollege, der einfach nur guten Unterricht macht, bleibt für die Schulleitung und das Kollegium praktisch unsichtbar. Das passiert hinter geschlossenen Türen, wird stillschweigend von jedem erwartet. Dafür gibt es weder Lob noch eine Beförderung. Geriert er sich jedoch als ein "Original" (die Hippietante mit Batiktuch, die die Theater-AG leitet und Räucherstäbchen abbrennt; der Technik-Nerd mit Informatikerwitz auf dem T-Shirt, der alle Computerprobleme löst; der Sportlehrer, der auch zur Lehrerkonferenz im Trainingsanzug erscheint und Schüler mit "Ey, Atze! Was los?" anspricht), betont er seine Einzigartigkeit und Unersetzbarkeit, selbst, wenn die zur Schau gestellten Fähigkeiten nicht den Kern seiner beruflichen Tätigkeit umfassen.

Löwenherz
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Re: Mobbing in der Schule

Beitrag von Löwenherz »

Klar muss man als Lehrer_in nicht im Anzug oder mit Jacket/Blazer vor der Klasse stehen, aber Achselshirts, raushängende oder sich abzeichnende Unterwäsche (bei Männern wie Frauen) oder ein sonstiges zuviel an Fleisch und Haut haben doch nun wirklich nichts im Klassenzimmer zu suchen. Das ist schließlich keine Fleischbeschau, sondern Unterricht. Schwierig genug, wenn im Sommer manche pubertierenden Mädels bauchfrei und in Hotpants in der Schule aufkreuzen, da muss ich nicht "gleichziehen" und damit eine mögliche Fehlwahrnehmung verstärken, dass es sich dabei um angemessene Arbeitskleidung handeln könnte. Am Ende der Sek.I bewirbt sich schließlich ein erheblicher Anteil der SuS für einen Ausbildungsplatz und nicht alle von ihnen haben Eltern zuhause die ihnen vorleben würden was es heißt situativ angemessen gekleidet zu sein.

(Zu meinen Schulzeiten hatte ich einmal eine Referendarin, die an den meisten Wochentagen im knallfarbenen Latexanzug angerückt ist. Extrem unangenehm aus Schülerperspektive, dennoch war die Dame da ganz offensichtlich beratungsresistent obgleich die Schulleitung mehrfach Gespräche mt ihr geführt hat.)

Qualitätsgarant
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Re: Mobbing in der Schule

Beitrag von Qualitätsgarant »

Löwenherz hat geschrieben: (Zu meinen Schulzeiten hatte ich einmal eine Referendarin, die an den meisten Wochentagen im knallfarbenen Latexanzug angerückt ist. Extrem unangenehm aus Schülerperspektive, dennoch war die Dame da ganz offensichtlich beratungsresistent obgleich die Schulleitung mehrfach Gespräche mt ihr geführt hat.)
Wo waren diese Lehrerinnen zu meiner Schulzeit? :-(

kecks
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Re: Mobbing in der Schule

Beitrag von kecks »

ach gottchen, die bekleidungsdiskussion die x-te. der tiger hat sogar die individualisierungsthese entdeckt. schau "life of brian", die verkündigungssszene mit brian am fenster vor der großen masse der anhänger: "ihr seid alle individuen!" - "ich nicht!" - "halt die klappe!".

insofern: zieht an, was euch taugt. es ist sowas von egal. guter unterricht scheitert weder an hosen mit löchern, noch an kurzen hosen, anzügen, achselhöhlen, ausschnitten oder rocklängen. einfach machen.

noch nicht erwähnt, gibt bonuspunkte: flipflops - ja oder nein? jeans im allgemeinen - geht das, oder muss es eine stoffhose sein? und rücksäche - geht das? und irokesenschnitte (hint: ja, gab sogar schon schulleiter damit, in - schluck - bayern). vollbart? abrasierte haare bei frauen? und immer gut: sichtbare tätowierungen?

Max_Cohen
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Re: Mobbing in der Schule

Beitrag von Max_Cohen »

kecks hat geschrieben: noch nicht erwähnt, gibt bonuspunkte: flipflops - ja oder nein?
Darauf hatte ich bereits oben hingewiesen: Hotpants ohne Schuhe, kurze Hose ohne Schuhe. "FlipFlops" sind keine Schuhe.

Bender5
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Re: Mobbing in der Schule

Beitrag von Bender5 »

kecks hat geschrieben:ach gottchen, die bekleidungsdiskussion die x-te. der tiger hat sogar die individualisierungsthese entdeckt. schau "life of brian", die verkündigungssszene mit brian am fenster vor der großen masse der anhänger: "ihr seid alle individuen!" - "ich nicht!" - "halt die klappe!".

insofern: zieht an, was euch taugt. es ist sowas von egal. guter unterricht scheitert weder an hosen mit löchern, noch an kurzen hosen, anzügen, achselhöhlen, ausschnitten oder rocklängen. einfach machen.

noch nicht erwähnt, gibt bonuspunkte: flipflops - ja oder nein? jeans im allgemeinen - geht das, oder muss es eine stoffhose sein? und rücksäche - geht das? und irokesenschnitte (hint: ja, gab sogar schon schulleiter damit, in - schluck - bayern). vollbart? abrasierte haare bei frauen? und immer gut: sichtbare tätowierungen?
Ich musste auch irgendwie den Kopf schütteln bei diesem Thread.
Irgendwie klingt das für mich nach altmodischem Schulsystem von vor 50 Jahren.
Ich behaupte einfach mal ich hab es nicht nötig auf einen bestimmten Kleidungsstil zu achten nur um guten Unterricht zu machen.
Allerdings wurde ich auch noch nie für kurze Hosen und Flip Flops oder meinen langen Bart kritisiert. (staatliches Gymnasium, keine alternative Hippieschule)

tiger
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Re: Mobbing in der Schule

Beitrag von tiger »

kecks hat geschrieben:die individualisierungsthese
Die hat mit dem von mir Gesagten nichts zu tun und ist zeitlich auch eher in der Entstehungszeit des von dir angeführten Films zu verorten, aber nicht in der Gegenwart.
kecks hat geschrieben:und rücksäche - geht das?
Dies passt wiederum zur Individualisierungsthese: Individualisierte Rechtschreibung, wie man sie weniger bei Lehrern denn bei Schulabbrechern vermutet.

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