Ich habe versucht darzulegen, wie man bei einer Seitenzahlbegrenzung priorisieren kann (und z.T. auch muss).Rets hat geschrieben:Ich verstehe nich ganz, was du mir sagen willst.
So war das gar nicht gemeint. Ich extrapoliere hier tatsächlich meine begrenzte Erfahrung, die ich durch Korrekturlesen zahlreicher Entwürfe gesammelt habe (die aber durch meine Ausbilder immer wieder bestätigt wurde): Die meisten Ko-Referendare haben Unterricht nach dem Zufallsprinzip geplant und dementsprechend im Entwurf keine einzige Begründung für eine Entscheidung liefern können. Es war eine einzige Nacherzählung des Verlaufsplans. Wenn man sich aber umgekehrt die zielführenden Gedanken bereits gemacht hat, dann hat man doch bereits eine sehr klare Gliederung für den Text und muss nur noch ganze Sätze daraus basteln.Ich gehe mit dir, dass Lehrer als Akademiker ihren Job auf Basis empirischer Studien bzw. allgemein: aktueller Forschung ausüben müssen. Genau dies müssen sie dann auch darlegen können. Ich fände es aber ziemlich hartherzig, jedem das Lehrersein abzusprechen, der das nicht super klar schriftlich darlegen kann.
Da möchte ich gar nicht widersprechen! Mein Punkt ist, dass man eben die gedanklichen(!) Schritte, die an dieser Stelle in der Reihe folgen müssen, erforschen und dann umsetzen muss. Ich würde niemals dagegen argumentieren, dass nicht jedes Beispiel oder jede Umsetzung lerngruppenunabhängig ist.Übrigens: Neben der didaktischen Analyse des Gegenstandes ist die Lerngruppe sehr wohl ein gleichberechtigt wichtiger Aspekt für die Stundenplanung. Und da macht es schon einen Unterschied. Ich habe mal in einer Stunde in Klasse 7 Mathematik (kein UB) den Alkoholgehalt eines Bieres ausrechnen lassen (Prozentrechnung halt). Dafür habe ich aus der Chemie Messbecher geholt, das Bier rein gekippt und später haben wir dann den tatsächlichen Anteil an Alkohol mit Spiritus in kleineren Messbechern dargestellt. Hier spielt die Lerngruppe eine erhebliche Rolle. Hinzu kommt die Beziehung, die ich zur Lerngruppe habe. So etwas würde ich bei weitem nicht in jeder Klasse machen. Da gibt es genug pubertierende Jugendliche, die ausflippen würden, sobald man ein Bier mit in den Unterricht bringt.
Um beim Mechanik-Beispiel zu bleiben: Mit einer schulisch halbwegs gut sozialisierten Klasse kann ich zur Einführung des Zusammenhangs Geschwindigkeit=Tempo+Richtung auf dem Hof "blindes Fangen in Zeitlupe" in Klasse 7 oder 8 spielen, auch wenn es erst meine zweite Doppelstunde ist. Wenn die Lerngruppe mir in der Einstiegsstunde ein Experiment zur Beschreibung von Bewegungen zerlegt hat, tue ich das nicht, sondern führe den Begriff anders ein (z.B. mittels eines ABs mit einem Stroboskopbilds für eine vermeintliche Flugzeugkollision). Ich will darauf hinaus, dass es an dieser Stelle der Reihe eben keine andere Möglichkeit gibt, als tragfähige Konzepte zur Geschwindigkeit aufzubauen und diese gegen den Alltagsbegriff Geschwindigkeit abzugrenzen. Das ist zumindest in MINT-Fächern der Kern der Planung, ohne den alles andere in sich zusammenfällt.
Ideale Lehrer gibt es nicht (ich bin u.a. ganz schlecht darin, Schüler zu einer angemessenen Heftführung zu erziehen und muss da an mir arbeiten). Ich wäre schon zufrieden, wenn es weniger katastrophale gäbe, bei denen die Schüler schreiend im Klassenraum umherrennen dürfen...Wieder: Ich vermute, dass wir ein sehr ähnliches Bild von idealem Lehrerhandeln haben.
Unser Umgang mit den ganzen nicht idealen Lehrern scheint aber unterschiedlich zu sein. Übrigens würde ich mich auch unter die nicht idealen Lehrer rechnen...