Was tun bei Panik

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
jimihenrik
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Was tun bei Panik

Beitrag von jimihenrik »

Hallo Zusamen
Ich würde mich sehr über ein paar gute Ratschläge freuen.
Mein Problem ist, dass ich im Laufe des Referendariats eine total irrationale Angst vor den UBs entwickelt habe. Genauer gesagt vorm schreiben der Entwürfe. Das Verrückte ist, dass alles andere eigentlich super läuft. Ich fühle mich in meinen Klassen sehr wohl, bin mit meinem Unterricht sehr zufrieden und fühle ich absolut richtig in meiner jetzigen Position. Wenn ich aber an den anstehenden UB und die damit verbundene Schreibarbeit denke ist es als ob ich vor Angst gelähmt bin. Ich kann dann keinen klaren Gedanken mehr fassen, es ist als ob ich durch Sirup denken würde. Es ist keine Schreibblockade oder ein Problem mit Prokrastination, ich habe einfach solche Panik, dass ich absolut nichts auf die Reihe kriege. Mittlerweile habe ich durch diesen Dauerpanikzustand schon einige Körperliche Folgen (Ausschlag, Übermüdung, Augenzucken, Gelenkprobleme u.ä.)
Ich habe überlegt ob ich psychologische Hilfe in Anspruch nehmen sollte (meine Hausärtzin hatte mir gegenüber mal erwähnt, dass manche Psychologen speziell Patienten mit Prüfungsangst betreuen), aber das würde mir für den anstehenden UB auch nicht mehr helfen. Ich habe auch überlegt ob ich mich längerfristig Krank schreiben lassen könnte um so eine Unterbrechung des Refs machen zu können und mich dann in der Zeit gezielt mit dem Problem auseinanderzusetzen. Auch spiele ich mit dem Gedanken mich mit meinem Problem an meine Kernseminarleiterin zu wenden um zu erfahren was meine Optionen sind, allerdings habe ich Angst davor, dass sie mich dann für ungeeignet hält und mir mit allen MItteln dazu "rät" das Ref abzubrechen (Ist mittlerweise schon mit 4 anderen Refis aus unsererem Seminar so passiert).
Ich würde mich über eure Ratschläge freuen.
LG
jimihenrik

tiger
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Re: Was tun bei Panik

Beitrag von tiger »

Tritt das erstmalig auf oder kennst du von anderen belastenden Situtationen (Abitur, Studium) ähnliche Symptome?

Psychotherapeutische Hilfe ist natürlich sinnvoll, zumal, wenn sich der Stress bzw. die Angst bereits durch körperliche Symptome zeigt. Aber du hast recht, dieser Ansatz wirkt auf einer Zeitskala von Monaten und nicht von Wochen. Du musst selbst entscheiden, ob das "nur eine Phase" ist und in vier Wochen schon wieder ganz anders aussehen wird, oder ob du im gegenwärtigen Zustand keine Chance siehst, das Referendariat bis zum Ende durchzuhalten – im letzteren Fall solltest du dich tatsächlich krankschreiben lassen und einen Psychiater wegen der medikamentösen und einen Psychotherapeuten wegen der verhaltenstherapeutischen Behandlung aufsuchen.

Rets
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Re: Was tun bei Panik

Beitrag von Rets »

Bei uns galt das ungeschriebene Gesetz, dass der Entwurf nur Beiwerk ist. Bewertet wurde primär der Unterricht. Ich hatte zum Spaß mal meine Ausbilderin gefragt, wie viel Abzug es gäbe, wenn man den Entwurf gar nicht abliefern würde. Sie schätzte das auf ungefähr 3 NP ein, also eine volle Note. Vielleicht fragst du mal deine Ausbilder, wie die Situation bei euch ist. Wie viel würde dich ein total verhunzter Entwurf wirklich runter ziehen, wenn die Stunde ansonsten gut verlaufen ist. So was kann helfen, das einzuordnen.

Meine persönliche Meinung: Letztlich finde ich nämlich eine Note Abzug gar nicht soooo schlimm. Lieber ein eigentlich guter Lehrer mit nem Schnitt von 2,7 als gar kein Lehrer, weil man die Prüfungen nicht absolvieren konnte.

Max_Cohen
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Re: Was tun bei Panik

Beitrag von Max_Cohen »

Rets hat geschrieben:Bei uns galt das ungeschriebene Gesetz, dass der Entwurf nur Beiwerk ist. Bewertet wurde primär der Unterricht.
Der Entwurf dient dazu, exemplarisch zu zeigen, dass man eine lernwirksame Stunde auf dem Stand der Fachdidaktik und empirischen Unterrichtsforschung mit Bezug zu den relevanten Quellen planen und insbesondere fundiert begründete Entscheidungen treffen kann.
Wenn man das nicht kann, dann ist eine "gute Stunde" (was soll das schon heißen?!) ein Zufallsprodukt.
Das Verrückte ist, dass alles andere eigentlich super läuft. Ich fühle mich in meinen Klassen sehr wohl, bin mit meinem Unterricht sehr zufrieden und fühle ich absolut richtig in meiner jetzigen Position.
Das sind alles keine Indikatoren dafür, ob es wirklich "super läuft". Aus meiner Sicht gilt es, diesen Punkt zunächst abzuklären, und sich dann geeignete Hilfe zu suchen. Die wahrscheinlichere Seite solcher Schreibprobleme ist es nämlich, dass man wirklich die o.g. Anforderungen nicht erfüllen kann - dann ginge es mir auch nicht gut. Einige frühere Mitreferendare sind mit dieser Situation erstaunlich gut klar gekommen und haben mehrseitigen Müll abgetippt und als Entwurf verkauft, aber so ist nun mal nicht jeder (was an sich löblich ist).
Dazu findest du Hilfe durch Studium der Fachliteratur und bei deinen Seminarausbildern. Wenn man diese wahrscheinlichere Möglichkeit ausgeräumt hat, dann klingt es in der Tat nach einem Fall für eine psychotherapeutische Behandlung.

jimihenrik
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Re: Was tun bei Panik

Beitrag von jimihenrik »

Tiger:
Vor dem Ref hatte ich sowas nicht. Im Studium hatte mich manchmal kleine Schreibblockaden oder Probleme mit Prokrastination aber nur in geringem Maße, so dass ich diese Dinge gut bewältigen konnte. Diese lähmende Angst hat sich erst im Referendariat entwickelt und bezieht sich auch nur darauf.
Rets:
Den Entwurf nicht abzugeben ist keine Option. Würde nicht nur eine 5 bedeuten sondern auch ernsthafte Probleme mit der Seminarleitung.
Max_Cohen:
Ich weiß schon, wie ein guter Entwurf aussieht und wie ich eine didaktisch und fachlich fundierte Reihe/Stunde plane und vorführe. Das Problem ist eher, dass ich aufgrund dieser irrationalen Angst nichteinmal einen klaren Gedanken bezüglich des jeweils anstehenden UBs fassen kann.

Danke erstmal für eure Beiträge. Ich habe heute einen Gesprächstermin mit meiner Kernseminarleiterin und hoffe da auf weitere Hilfe.

LG
jimihenrik

Rets
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Re: Was tun bei Panik

Beitrag von Rets »

@Max_Cohen

Grundsätzlich bin ich bei dir, aber du denkst für meinen Geschmack hier zu sehr in schwarz und weiß. Ohne dass ich hier verallgemeinern zu will, aber Physik / Mathe Menschen (o.ä.) haben in ihrem Studium kaum einen geraden Satz schreiben müssen. In meinem Seminar gab es da viele, die Schwierigkeiten bei den Entwürfen hatten. Da mag man schon gut planen können, dies jedoch nicht ordentlich und kompakt darzustellen vermögen. Und das ist meiner Ansicht nach schon möglich: Gute Stunde planen, aber den Entwurf nicht sauber formulieren können. Das macht diese Menschen nicht zwingend zu Lehrern, die nur mit Glück eine gute Stunde hinkriegen.

@jimihenrik
Ich meinte nicht, dass du keinen Entwurf abgeben sollst. Ich meinte: Ordne die Bedeutung des Entwurf rational ein, gib dein Bestes und akzeptiere, wenn du z.B. in deinem Vermögen, dich sprachlich pointiert auszudrücken und die Zusammenhänge zwischen Lerngruppenanalyse und Stundenplanung (die in deinem Kopf hoffentlich passieren) sauber zu Papier zubringen, Defizite hast.
Davon abgesehen ist das ja auch kein Patentrezept, sondern nur ein Vorschlag. Für mich würde das funktionieren, die Bedeutung genau zu verstehen und Fehler/ Lücken zu akzeptieren. Wenn das für dich nicht passt, dann musst du natürlich andere Wege gehen.

Kiggie
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Re: Was tun bei Panik

Beitrag von Kiggie »

Max_Cohen hat geschrieben: Der Entwurf dient dazu, exemplarisch zu zeigen, dass man eine lernwirksame Stunde auf dem Stand der Fachdidaktik und empirischen Unterrichtsforschung mit Bezug zu den relevanten Quellen planen und insbesondere fundiert begründete Entscheidungen treffen kann.
Wenn man das nicht kann, dann ist eine "gute Stunde" (was soll das schon heißen?!) ein Zufallsprodukt.
Einige frühere Mitreferendare sind mit dieser Situation erstaunlich gut klar gekommen und haben mehrseitigen Müll abgetippt und als Entwurf verkauft, aber so ist nun mal nicht jeder (was an sich löblich ist).
Dazu findest du Hilfe durch Studium der Fachliteratur und bei deinen Seminarausbildern. Wenn man diese wahrscheinlichere Möglichkeit ausgeräumt hat, dann klingt es in der Tat nach einem Fall für eine psychotherapeutische Behandlung.
Ich kann dem nicht so ganz zustimmen.
Ich bin kein Schreiberling und mit zwei technischen Fächern nicht sonderlich wortgewandt.
Ich kann trotzdem gute Stunden und schlechte Entwürfe abliefern. (Habe ich gestern in meiner UPP erlebt :D)

Meine Fokus bei der Vorbereitung der UPP und auch während des Refs lag nicht auf den Entwürfen. Sie zählen nun einmal auch kaum zur Note. Und wenn das so stresst, würde ich den Fokus erst Recht bewusst mal wegnehmen und schauen wie es dann läuft.
Synopse - Methodische Begründung (Allgemein Ziel -Inhalt - Methode) ist wichtig, aber der Rest ist auch in meinen Augen nur Beiwerk.

Kirsten
(die 2er Stunden und 4er Entwürfe hatte)

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