Ich darf nicht vor meinen Schülern im Klassenzimmer sein

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
rossi87
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Re: Ich darf nicht vor meinen Schülern im Klassenzimmer sein

Beitrag von rossi87 »

Nun, genau das ist aber der Punkt: nicht jeder Kollege wird es kommentarlos hinnehmen, wenn er vom Praktikanten oder Referendar kritisiert wird, erst recht nicht, wenn es ein "Einlauf" ist. Wozu diese Konfrontation? Völlig überflüssig!

Max_Cohen
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Re: Ich darf nicht vor meinen Schülern im Klassenzimmer sein

Beitrag von Max_Cohen »

rossi87 hat geschrieben:Nun, genau das ist aber der Punkt: nicht jeder Kollege wird es kommentarlos hinnehmen, wenn er vom Praktikanten oder Referendar kritisiert wird, erst recht nicht, wenn es ein "Einlauf" ist. Wozu diese Konfrontation? Völlig überflüssig!
Wozu? Weil solches Verhalten systemische Probleme verursacht, die keine Privatsache von Kollegen sind und anderen auch das (Berufs-)Leben schwer machen. Erlebe ich an einer Großstadtschule täglich, höre ich von befreundeten Kollegen bis hin zur Schulleitungsebene aus anderen Großstadtschulen bei jedem Gespräch.
Je mehr Kollegen erziehungsunfähig sind, desto schwieriger wird der Arbeitsalltag - und zwar nicht, weil die Kinder "falsch" sind oder es sich um eine sog. "laute Klasse" handelt, sondern weil Leute, die hochbezahlt sind, ihren Job nicht richtig machen.

Ich kann dir sagen, wie ich es bei unpünktlichen Ausbildungslehrern gemacht habe: Wenn zwei Klingelzeichen existieren, dann erscheint man einfach 1-2 Minuten vor dem ersten Signal bei ihnen im Lehrerzimmer. Das hat klaren Aufforderungscharakter.
Dumme Kommentare haben einige versucht, sind damit aber gescheitert.
Mir hat aber auch keiner gesagt, ich müsse im Lehrerzimmer bleiben, um absichtlich(!) zu spät zu kommen.

kecks
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Re: Ich darf nicht vor meinen Schülern im Klassenzimmer sein

Beitrag von kecks »

max, genau das meine ich mit sozialkompetenz: ernsthaft die entschuldigung des lehrers bei seinen schülern bei verspätung gleichzusetzen mit der annahme, es sei irgendwie ratsam, dass ein praktikant aufgrund eines ratschlags in einem internetforum seinem mentor erläutert, wie angeblich der hase zu laufen hat, spricht dann doch für sich. natürlich entschuldigt man sich bei kindern, wenn man was falsch gemacht hat. und natürlich hält ein praktikant seinen ausbildern/anleitern keine vorträge darüber, wie sie ihren schulalltag zu organisieren haben, sondern er/sie passt sich an (solange nichts massiv unethisches oder illegales erwartet wird) und lernt. vielleicht auch, wie man es nicht macht, aber trotzdem lernt man.

rennst du auch zu deinem chef und erläuterst ihm seine kleinen fehltritte im alltag? der/die hat dich bestimmt sehr gern ;). oder gibst du nur in internetforen realitätsferne ratschläge?

es geht im leben immer auch um beziehungen, nie nur um sachverhalte. leute merken sich, wie sie sich bei und nach dem gespräch mit dir gefühlt haben, dagegen wissen sie i.a. kaum noch, was du genau gesagt hast. du bist lehrer. das muss ich dir doch nicht erklären?!

Max_Cohen
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Re: Ich darf nicht vor meinen Schülern im Klassenzimmer sein

Beitrag von Max_Cohen »

kecks hat geschrieben:und natürlich hält ein praktikant seinen ausbildern/anleitern keine vorträge darüber, wie sie ihren schulalltag zu organisieren haben, sondern er/sie passt sich an (solange nichts massiv unethisches oder illegales erwartet wird) und lernt. vielleicht auch, wie man es nicht macht, aber trotzdem lernt man.
Wieso hältst du das für natürlich? Die Situation ist fundamental anders als sie es bei beiläufigem, unbewusstem Fehlverhalten wäre, mit dem man anders umgeht. Ich möchte noch einmal betonen, dass hier jemand aktiv dazu aufgefordert wurde, ein objektiv schlechtes Vorbild abzugeben und sich anscheinend deswegen auch noch selbst schlecht fühlt! Der Fehler liegt nicht bei der Themenerstellerin, sondern der "Mentorin", und darauf muss die Mentorin deutlich aufmerksam gemacht werden.
rennst du auch zu deinem chef und erläuterst ihm seine kleinen fehltritte im alltag? der/die hat dich bestimmt sehr gern ;). oder gibst du nur in internetforen realitätsferne ratschläge?
Wenn es sich um etwas derart schwerwiegendes handelt, tue ich das natürlich auch beim Schulleiter. Dem sage ich auch ganz klar, wenn er falsch liegt. Man bewirkt ja keine Verbesserungen, indem man über Missstände Bescheid weiß, sie ignoriert oder sich hintenrum darüber beschwert. So viel Diskussionskultur muss man von Akademikern bzw. von Leuten, die sich für solche halten und sich dementsprechend bezahlen lassen, auch erwarten.
es geht im leben immer auch um beziehungen, nie nur um sachverhalte. leute merken sich, wie sie sich bei und nach dem gespräch mit dir gefühlt haben, dagegen wissen sie i.a. kaum noch, was du genau gesagt hast. du bist lehrer. das muss ich dir doch nicht erklären?!
Das ist aber eine sehr interessante Perspektive. Weiß dass die sog. "Mentorin", die sich objektiv unangemessen verhalten hat, wohl auch?

kecks
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Re: Ich darf nicht vor meinen Schülern im Klassenzimmer sein

Beitrag von kecks »

"schwerwiegend falsch verhalten"? wie würdest du dann das schlagen eines kindes, den missbrauch eines kindes, das beleidigen eines kindes etc. einstufen? das ist dann "superschwerwiegend", oder was?

echt, entspann dich. ich finde, du übertreibst gewaltig. du klingst, als ob wir hier über ein schwerverbrechen diskutieren. "objektives fehlverhalten", himmel, wirklich, wie soll sie das jemals wieder gutmachen. ganz bestimmt braucht sie gute tipps vom praktikanten.

übrigens habe ich hierarchische ausbildungsverhältnisse nicht naturalisiert, wie deine wortwahl unterstellt, sondern lediglich darauf hingewiesen, dass es sich bei solchen um tatsachen, wenn auch um sozial konstruierte tatsachen handelt. natürlich ist hier nicht als attribut verwendet worden. nichts anderes ist übrigens auch dein (und mein, ich komme im dienst eigentlich immer überpünktlich...) pünktlichkeitsfetisch.
"natürlich" ist hier nicht als adjektiv verwendet worden. ich hoffe, du unterrichtest kein deutsch, und wenn doch, dann macht dir dein nächster prakitkant sehr deutlich, dass du dich schwerwiergend falsch verhalten hast.
nee, schmarrn (also objektiv ist die aussage kein schmarrn, aber sozial war sie sinnentleert), aber so in etwa kommt dein tipp rüber: völlig überzogen und sozial komplett unangemessen.

relax. vor allem als praktikant -
für den theradersteller: mach dein ding, sag brav "ja, danke für den hinweis", oder sowas wie "ich dachte, durch pünktlichkeit bin ich ein vorbild für die schüler" oder - weniger angreifend - "ich brauche noch ein paar minuten, um die medien herzurichten und meine sachen zu sortieren, das kann ich noch nicht so schnell und routiniert", und schon passt das alles wieder. auch deine mentorin will dich nicht stressen, sondern dir was beibringen. dazu gehört auch, sich an das kollegium erstmal anzupassen, wenn man der unerfahrenste und der neue ist, egal in welchem job.

Max_Cohen
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Re: Ich darf nicht vor meinen Schülern im Klassenzimmer sein

Beitrag von Max_Cohen »

Mindestens zwei der von dir erwähnten Verhaltensweisen sind Entlassungsgründe.

Vielleicht hilft dir folgende Aufstellung:
- Der Lehrer beginnt pünktlich den Unterricht: Erwünschtes Verhalten.
- Der Lehrer kommt mal zu spät und entschuldigt sich: Im Schulalltag unvermeidbar, Vorbildfunktion wahrgenommen.
- Der Lehrer kommt (regelmäßig) zu spät und entschuldigt sich nicht: Die Schüler haben für derartiges Verhalten sehr feine Antennen.
- Der Lehrer kommt regelmäßig zu spät, entschuldigt sich nicht und maßregelt Schüler, die darüber hinausgehend zu spät kommen: Eine gute Möglichkeit, es sich zu recht mit den Schülern zu verscherzen.

Die "Mentorin" ist hiervon nochmal meilenweit entfernt. Sie fordert die Themenerstellerin, die sich optimal verhält, dazu auf, den Schülern systematisch und vorsätzlich Unterrichtszeit zu stehlen und ihnen ein schlechtes Vorbild zu sein. Und da soll eine deutliche Ansage "sozial unangemessen" sein? Ich kann deine Maßstäbe nicht ansatzweise nachvollziehen.

Es ging mir beim Wort "natürlich" übrigens um die Bedeutung "selbstevident". Und selbstevident ist es auch keinesfalls, so etwas kommentarlos hinzunehmen und sich dem auch noch "anzupassen".

phstudent
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Re: Ich darf nicht vor meinen Schülern im Klassenzimmer sein

Beitrag von phstudent »

Ich hab vor ein paar Tagen den Eingangspost gelesen und einmal kurz gelacht *lol*

Noch lustiger finde ich allerdings, dass inzwischen drei Seiten darüber diskutiert wird. *laugh*

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