Hallo liebes Forum,
nachdem ich hier ein paar Wochen mitgelesen habe, wollte ich selbst mal meine Situation hier darlegen und mal eure Meinung dazu hören.
Zuerst einmal zu mir: Ich bin 25 Jahre alt, habe das Referendariat im November 2017 in NRW begonnen – habe also nun gut 1/3 der Zeit hinter mich gebracht.
Seit dem Bachelor ist mir allerdings klar geworden, dass das Lehrer-Sein nicht das ist, was ich mir für mein Leben vorstelle. Das Praxissemester im Master-Studium war so la la, also alles insgesamt okay, wobei mir aber auch immer bewusst gewesen ist, dass das nur der Job im Sparprogramm ist, da ja – wie nun im Ref – noch diverse weitere (teils bürokratische) Tätigkeiten hinzukommen, die einem Studenten ja in der Art nicht begegnen.
Das Ref habe ich auch zu größten Teilen nur deswegen begonnen, damit ich ein sicheres Einkommen habe und mir auch diverse Leute dazu geraten haben (Stichwort abgeschlossene Ausbildung; erstmal abwarten, vllt. wird es doch nicht so schlimm; wenn du eine Alternative gefunden hast, dann kannst du ja jeder Zeit gehen). Auch, dass ja der Druck wegfällt, weil es in meinem Fall ja nicht auf die Note ankommt, war ein großes Kriterium.
Naja, nun habe ich das Desaster. Nichts der Druck fällt weg. Ich stehe vor einem Berg voll Aufgaben und weiß überhaupt nicht, wie ich es hinbekommen soll, diesen abzuarbeiten. So richtigen Draht zu den SuS bekomme ich nicht, ich kann mich einfach nicht richtig durchsetzen. Jeden Nachmittag komme ich von der Schule nach Hause und weine erstmal eine halbe Stunde und länger, weil der Unterricht überhaupt keinen Spaß macht. Nach jeden 45min. bin ich froh, dass ich diese überstanden habe. Nun sind ja Osterferien. Ich war mit meinem Freund eine Woche weg (ja, okay, vllt. nicht das Klügste gewesen, aber es war schon früh gebucht und man soll ja auch mal seine Gedanken weg von Schule bekommen) Nun sind wir wieder hier und ich bin einen Tag später wieder zusammengebrochen, weil ich solche Angst habe, da wieder hinzugehen bzw. nicht weiß, wie ich mich richtig vorbereiten soll. Die Motivation ist ja auch generell nicht mehr bei mir vorhanden, weil ich ja weiß, dass ich das nicht machen möchte. Vom Arzt habe ich mittlerweile auch Beruhigungstabletten verschrieben bekommen, aber die Wirkung hat leider noch nicht eingesetzt.
Dass ich das nicht bis zum Ende durchhalte, ist mir jetzt schon klar. Allerdings fehlt es mir auch an Alternativen. Durch Studium + Job bzw. nun das Ref hatte ich nie wirklich Zeit mal in mich zu gehen und mich zu fragen, was ich mir für mein Leben eigentlich vorstelle. Ich weiß nur, dass ich eine Ausbildung oder ein Studium gerne ich Kauf nehme, so lange ich glücklich werde. Genauso würde ich mir beim Abbruch auch ungerne den Wiedereinstieg verbauen, weil man ja nicht weiß, was später einmal ist.
Leider plagt mich beim Abbruch aber auch mein schlechtes Gewissen:
a) Meine Eltern: Haben mir bis jetzt immer gut zugeredet, dass ich das doch schaffe, wie bisher auch. Sie ziehen in etwa einem Jahr ins Ausland und wollen mich gut versorgt wissen. Ist ja verständlich. Nur ich habe so derart Angst, ihnen nun von meinem Scheitern zu erzählen…
b) Der Schule: Ich habe an der Schule so gut wie alle Praktika + Praxissemester absolviert. Ich dachte, wenn ich an einer mir vertrauten Schule auch das Ref mache, wird es nicht ganz so schwer. Pustekuchen, nun habe ich Schiss, dass die sich verascht fühlen, da ich ja immer gute Miene gemacht habe. (gleiches für’s ZfsL)
c) Meiner Mathe-Klasse: Ist eine 5. Klasse, die aufgrund von einem Krankheitsfall etc. pp. mit mir nun ihre vierte Mathe-Lehrerin hat. Ich möchte denen ungern noch einen Wechsel aufbürden… Aber nunja.
Nun kommt auch noch das Problem hinzu, dass ich es bisher zeitlich nicht geschafft habe, alle Arztrechnungen bei der Krankenkasse (privat) und Beihilfe einzureichen, so dass sich da auch ´ne gute Summe angesammelt hat. Die möchte ich ja auch noch iwie, wenn vllt. auch nur teilweise, erstattet haben.
Mein Freund sagt mir zwar, dass ich auf das schlechte Gewissen verzichten soll, da ich die Menschen ja eh nie wiedersehe, aber mein Kopf macht da nicht so mit. Ich weiß es ja selbst.
Deswegen wollte ich euch mal um Rat fragen, was ihr da so zu meint.
Liebe Grüße,
Polaroid92
P.S.: Sorry, wenn der Text zu lang ist bzw. keinen richtigen Roten Faden enthält... Bin heute wieder ein bisschen neben der Spur.