Hilfestellung bei Entscheidung

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
kuddelmux
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Re: Hilfestellung bei Entscheidung

Beitrag von kuddelmux »

Guten Morgen,
deine Zweifel kann ich sehr gut nachvollziehen.
Um mehr über die Sache mit dem Amtsarzt sagen zu können, müsste das Bundesland bekannt sein. In Hessen z.B. heißt die Ablehnung zu Refbeginn nicht, dass das unbedingt auch für die gesamte Laufbahn gilt. Wenn sich dein "Zustand verbessern sollte", hast du bis zum Alter von 50 Jahren die Möglichkeit, erneut zum Amtsarzt zu gehen, um die gesundheitliche Eignung feststellen zu lassen.
Zum Arbeitsumfang kann ich dich ebenfalls beruhigen. Spätestens nach 5 Jahren reduziert sich die Vorbereitungszeit deutlich.
Gerade an Beruflichen Schulen kommt es jedoch immer zu Phasen, in denen man enorm viel Arbeitszeit zu leisten hat. Das hängt sicher auch von den Fächern und dem Einsatz in unterschiedlichen Schulformen ab. Ab März reiht sich eine Abschlussprüfung an die andere, mit Deutsch als Unterrichtsfach bin ich z.B. jedes Jahr parallel mit der Korrektur des Abiturs, der Fachhochschulreife und der Berufsfachschule beschäftigt. In diesen Monaten ist mein Schreibtisch the place to be und ich komme locker auf 60+ Wochen. Sind diese Klassen jedoch weg, wird es deutlich ruhiger und ich erfülle das Klischee des Lehrers.

maximus
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Re: Hilfestellung bei Entscheidung

Beitrag von maximus »

Vielen Dank für eure Rückmeldungen,

natürlich stimmt es, dass E13 über dem Medianeinkommen liegt. Auch ist mir bewusst, dass es Referendare gibt, die für das Referendariat umziehen müssen.

Allerdings haben die meisten davon kein Kleinkind zuhause sitzen und eine fertig eingerichtete Wohnung. Bei der absolut miserablen Bezahlung von A13-Anw./E13(50%) könnte ich mir finanziell noch nicht mal ein Zimmer leisten wenn ich es wollte. Zum damaligen Zeitpunkt wurde uns zugesichert und fest behauptet, dass wir zwar eventuell pendeln müssten (im BBS-Bereich), aber definitiv nicht umziehen müssen. Der finanzielle Faktor spielt hier also leider eine Rolle.

Als Vertretungslehrer ist mir die Arbeitsbelastung nicht unbekannt, musste aber auch leider feststellen, dass es viele Schulen gibt, die ihre Referendare komplett verheizen (und das absichtlich). Ich habe in dem Zeitraum das erste mal feststellen müssen, dass Referendare wesentlich schlechter behandelt werden und unter wesentlich mehr Leistungsdruck stehen als Auszubildende in der Probezeit...

Ich stelle mir für mich momentan einfach die Frage, ob ich das Referendariat durchhalten kann, wenn ich meine Familie nur noch am Wochenende sehe und die Zeit dann ebenfalls noch für Unterrichtsvorbereitung/Seminaraufgaben aufwenden muss.

Die Amtsarztgeschichte war nur noch der letzte Tropfen der gefehlt hat, bis ich mich irgendwo mal "auskotzen" musste. Meine Vorerkrankungen werden sich nicht bessern (chronisch), aber ich habe absolut keine Einschränkungen im täglichen Leben (bin sportlich sehr aktiv) und muss auch keine Medikamente nehmen. Leider musste ich feststellen, dass der Amtsarzt in einer gottähnlichen Position sitzt. Es gibt Ärzte, die bei den Vorerkrankungen absolut kein Problem sehen und eben solche (an einen bin ich jetzt geraten), die Probleme machen.
Ich möchte mich auch ungern direkt im Referendariat in einen Rechtsstreit stürzen.

Reflektierend ist die Situation bei mir wirklich frustrierend. Manchmal wäre ich froh, ich hätte keine Ausbildung/BE und es gäbe nur diesen einen Weg nach vorne. So sitzt man in seinem Zimmer und grübelt über seine Zukunft. Der Lehrerberuf war und ist mein Ziel (nicht nur wegen der Verbeamtung!) aber die ganzen Umstände drumherum machen einem die Freude daran komplett kaputt.

Ich hoffe ihr könnt nachvollziehen, dass man meine Situation nicht mit einem jungen Referendar vergleichen kann, der für 50-70 Euro in die PKV kommt, single und ohne Kinder ist. In der Konstellation wäre das alles auch kein Problem für mich.

kuddelmux
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Re: Hilfestellung bei Entscheidung

Beitrag von kuddelmux »

"Zum damaligen Zeitpunkt wurde uns zugesichert und fest behauptet, dass wir zwar eventuell pendeln müssten (im BBS-Bereich), aber definitiv nicht umziehen müssen."

Wer hat diese Aussagen getätigt?

Und: Bist du verheiratet? Aber auch ohne Trauschein, aber mit Kind gibt es (zumindest in Hessen) Zuschläge. Was macht deine Frau/Partnerin? Habt ihr einen KiTAPlatz? Evtl. kann sie ja während deines Refs zur Hauptverdienerin werden.

yestoerty
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Re: Hilfestellung bei Entscheidung

Beitrag von yestoerty »

Klar kann man das nicht vergleichen, aber ohne BL ist es schwer da was zu sagen.
Du bist als Ref halt in der Ausbildung und wirst dementsprend bezahlt. Wenn du Familie hast, muss halt auch die andere Hälfte ihren Teil dazu beitragen.

Rets
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Re: Hilfestellung bei Entscheidung

Beitrag von Rets »

yestoerty hat geschrieben:Klar kann man das nicht vergleichen, aber ohne BL ist es schwer da was zu sagen.
Du bist als Ref halt in der Ausbildung und wirst dementsprend bezahlt. Wenn du Familie hast, muss halt auch die andere Hälfte ihren Teil dazu beitragen.
Ich will hier keine Off-Topic-Debatte eröffnen, aber ich finde die Ref Bezahlung eine Frechheit. Das geht nur, weil der Staat hier ein Monopol hat, das er gnadenlos durchzieht. Ärzte arbeiten auch die ersten 1-2 Jahre mit halbem Patientenkontingent, weil sie Einarbeitung benötigen. Z.B. Versicherungsmathematiker müssen erstmal nach dem Studium eine 3-jährige Zusatzqualifikation machen, die der Arbeitgeber bezahlt. Dennoch werden beide ab dem ersten Tag über A13 (brutto) bezahlt.

In allen Berufen, wo es tatsächlich darum geht, die klügsten Köpfe abzubekommen, wird das hingenommen, dass die ersten Monate (bis zu Jahren, wie meine Beispiele belegen) der Arbeitnehmer noch nicht das volle Wertschöpfungspotential hat.... Nur beim Lehrerposten ist das egal, da hat der Staat halt ein Monopol. Er kriegt so oder so die besten Lehrkräfte...

edit: Und ja. Ich würde tatsächlich dafür votieren, dass Referendare voll bezahlt werden. Wenn das nicht, dann wenigstens das Doppelte wie bislang. Das wäre der Verantwortung, die auch in der Tätigkeit eines Referendars liegt, durchaus angemessen. Auch wenn man hinterher noch wertvoller / besser / reflektierter / professioneller / ... arbeiten kann.

tiger
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Re: Hilfestellung bei Entscheidung

Beitrag von tiger »

Rets hat geschrieben:ich finde die Ref Bezahlung eine Frechheit
Die Argumentation in deinem Beitrag kann ich nicht nachvollziehen. Als Referendar habe ich im Schnitt 7 Stunden pro Woche "bedarfsdeckend" unterrichtet, also knapp ein Drittel eines vollen Lehrauftrags, und dafür habe ich netto etwas mehr als ein Drittel der A13Z-Bezüge in der Eintrittsstufe erhalten. Das ist doch fair, zumal man von den Referendarsbezügen leben kann und weder am Essen sparen noch in Sack und Asche gehen muss.

kecks
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Re: Hilfestellung bei Entscheidung

Beitrag von kecks »

7 Stunden im ref. Da gehen die bayerischen refis an gym und rs mal eben lachen oder weinen, wie man es nimmt... Hier sind 17 stunden normal, vollzeit ist 24.

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