Initiative für bessere Ref-Ausbildung

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
Revisor
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Re: Initiative für bessere Ref-Ausbildung

Beitrag von Revisor »

Nu ja, bei n=1 Studien ist es schwer, die Beobachtungen deterministisch zu verallgemeinern.
Wie in jedem Beruf gibt es mehr oder weniger und nicht geeignete und entsprechend läuft der Alltag.
Dass das im jeweiligen Fall sicher tragisch ist und das Referendariat Optimierungspotential hat ist unbestritten, aber kein Grund auf die Barrikaden zu gehen.

rossi87
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Re: Initiative für bessere Ref-Ausbildung

Beitrag von rossi87 »

Ich habe während des Refs viel Material selbst erstellt (alles und immer digital!), mit den (inzwischen ja in den meisten Ländern bzw. an den meisten Schulen) vielen jungen Kollegen Material getauscht und wurde von Verlagen und der Schule nur so zugeschmissen mit Büchern usw. Grob überschlagen würde ich etwa 50€ Gesamtkosten für Bücher und Verbrauchsmaterial angeben, exklusive größere Hardware (Drucker, PC, ...). Aufgrund der konsequenten Digitalisierung und digitalen Unterrichtsplanung habe ich auch lediglich 4 Ordner hier rumstehen, das muss reichen!
Vielleicht bin ich da das Extrembeispiel, aber ich wollte damit nur zeigen, dass es so etwas auch gibt. Aus meinem Ref-Jahrgang am Seminar wäre mir auch niemand bekannt, der Unmengen Geld ausgeben musste.

Wer Single ist und bereits WG-Erfahrung hat, dem empfehle ich übrigens auch, in eine WG zu ziehen. Natürlich keine Baracke mit 20-jährigen Feierbiestern, sondern eine Berufstätigen-WG, in der man sich aber Arbeit teilt, füreinander kocht, Sport treibt und sich gegenseitig aber auch nicht zu sehr auf der Pelle hängt. Ich kann natürlich wieder nur für mich sprechen, aber hätte ich alleine gelebt, wäre ich vermutlich tatsächlich ob der phasenweise (!) enormen Arbeitsbelastung in einem Berg aus Zetteln und dreckigem Geschirr erstickt und hätte eine schöne unsportliche Plauze. Meine Mitbewohner haben mich aber zum Joggen geschleift, in UB- und Prüfungsphasen für mich gekocht und eine besonders ordnungsliebende Mitbewohnerin hätte größere Unordnung mit Warmwasserabstellung quittiert.
So oder so ist es gut, wenn man um sich herum ein unterstützendes und sympathisches Umfeld hat.

Montecruz
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Re: Initiative für bessere Ref-Ausbildung

Beitrag von Montecruz »

dieterbreut hat geschrieben:Ist das alles? Soll sich daran nie etwas ändern/verbessern??
Gibt es denn etwa keine Initiative zur besseren praxisbezogenen Lehrerausbildung?
Ich wär mittlerweile bereit dafür auf die Strasse zu gehen.
Fügen sich alle wie die Schafe der Schur oder gibt es organisierten Widerstand?
Immer langsam, Brauner ;) Mir erscheint die Kritik in Teilen berechtigt sowie teils auch unberechtigt. Im Einzelnen:
dieterbreut hat geschrieben:Fast völlig unerfahrene Lehramtsstudenten werden ins Feuer geworfen und einfach in den Unterricht gestellt. Methode"Friss oder stirb".
Anders geht es auch nicht. Man muss das ja 30 Jahre lang machen. Das lernt man nur durch Praxis.
dieterbreut hat geschrieben:Ich kriege hautnah mit was sie durchmacht. Angefangen vom permanenten Schlafmangel, der mittlerweile besiegten Angst vor der Klasse zu stehen, den mangelhaften Unterichtsmaterialien, dem völligen Zusammenbruch aller sozialen Aktivitäten einschliesslich der Talfahrt unserer zwischenmenschlichen Beziehung bis hin zu exorbitanten Ausgaben für Kopien und das Beschaffen von guter Fachliteratur.
Das Referendariat ist formal ein Vorbereitungsdienst und bereitet offziell auf eine Prüfung über didaktische Fragen vor, ist aber in Realität vor allem ein extremer physischer und psychischer Belastungstest, der vor allem prüfen soll, ob sich jemand in ein System eingliedern kann (und ob er oder sie sich leidlich selbst organisieren kann). Insofern ist alles, was du beschreibst, normal und auch beabsichtigt. Der Unterschied ist nur die Ausprägung, die von: "naja ist ziemlich stressig, kriege ich aber schon hin" bis zu: "ich bin völlig am Ende weiß wirklich nicht mehr weiter" reicht.
dieterbreut hat geschrieben:Von Seminar- und Schulleitern ist zu hören "wir mussten auch da durch".
Das ist inhaltlich völlig richtig und ich finde an der Antwort gar nichts auszusetzen, auch wenn das einem Externen möglicherweise wenig verständlich erscheint. Nochmal: Es geht vor allem um Sozialisation.
dieterbreut hat geschrieben:Ich wär mittlerweile bereit dafür auf die Strasse zu gehen. Fügen sich alle wie die Schafe der Schur oder gibt es organisierten Widerstand?
Wofür bzw. wogegen denn konkret? Das Hauptproblem der Ausbildung - und das wird hier gar nicht angesprochen - sind die lebens- und praxisfremden Konzepte der Fachleiter bzw. Studienleiter und überhaupt die mangelhafte Eignung und Befähigung derselben, verbunden mit ihrer Machtfülle. Das ist ein Personalauswahl- und Ausbildungsproblem, also eine reine Organisations- bzw. Verwaltungsfrage.

Schwierig, als Beamter auf Widerruf Widerstand zu leisten.

Jméno
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Re: Initiative für bessere Ref-Ausbildung

Beitrag von Jméno »

Montecruz hat geschrieben:Das Hauptproblem der Ausbildung - und das wird hier gar nicht angesprochen - sind die lebens- und praxisfremden Konzepte der Fachleiter bzw. Studienleiter und überhaupt die mangelhafte Eignung und Befähigung derselben, verbunden mit ihrer Machtfülle. Das ist ein Personalauswahl- und Ausbildungsproblem, also eine reine Organisations- bzw. Verwaltungsfrage.
Während ich dir mit Zweiterem durchaus Recht geben möchte, sehe ich den Part der „lebens- und praxisfremden Konzepte“ ein wenig anders. Denn auch die haben durchaus ihre Berechtigung.

Wenn sich nämlich der Referendar auf die detaillierte Durchführung irgendeines Methodenbrimboriums zu konzentrieren hat, müssen zweifellos alltagsrelevante Aspekte wie Schüler-Lehrer-Kommunikation, Drannehmreihenfolgen, Tafelanschriebe usw. weitgehend automatisiert ablaufen. Und dann kann man eben deutlich sehen, ob sie internalisiert sind. Die Methode ist eher Ablenkung (bzw. Schaulaufen mit drei Dutzend Varianten, bei denen man sich am Ende drei bis fünf fürs Alltagsgeschäft auswählt).
…он је метафора, начин живота, угао гледања на ствари!

Montecruz
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Re: Initiative für bessere Ref-Ausbildung

Beitrag von Montecruz »

Jméno hat geschrieben:Wenn sich nämlich der Referendar auf die detaillierte Durchführung irgendeines Methodenbrimboriums zu konzentrieren hat, müssen zweifellos alltagsrelevante Aspekte wie Schüler-Lehrer-Kommunikation, Drannehmreihenfolgen, Tafelanschriebe usw. weitgehend automatisiert ablaufen. Und dann kann man eben deutlich sehen, ob sie internalisiert sind.
OK, das ist ein interessanter Aspekt, den ich mal reflektieren werde.

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