Gibt es ein Mittel gegen Beratungsresistenz?

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
Maximus_002
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Gibt es ein Mittel gegen Beratungsresistenz?

Beitrag von Maximus_002 »

Hallo zusammen,

ich bin frisch mit dem Ref fertig, friste mein Dasein als Assessor und helfe unseren Neureferendaren nach Kräften. Jetzt gibt es da einige Exemplare, die zwar emsig nach Hilfe bitten, diese von mir auch bekommen, aber mit Absicht (?) genau das Gegenteil machen (mich aber vorher sinnlos anschleimen, das können sie echt gut!) und in den ersten Lehrproben voll ins offene Messer gelaufen sind.

Diese Jung-Refs haben irgendwie überhaupt keinen Plan. Sie verstehen nicht, dass man Schüler wie auch Kollegen nicht beleidigt, bzw. mal "die Meinung geigen darf" frei Schnauze, sie wissen alles besser als die Fachleiter (oder anleitende Lehrer wie ich jetzt einer bin) usw.
Sie sehen ihre Fehler auch nicht ein, selbst wenn man Ihnen belegt, dass der Lehrprobenentwurf den einfachsten Regeln der Orthografie nicht gerecht wird, Aspekte der Stunde nachweislich fachlich falsch sind, Frontalunterricht nicht die Spitze der Evolution ist usw.

Ich muss sagen, dass ich auch einige Sachen im Ref über mich habe ergehen lassen. Aber solch eine Resistenz im 1. Halbjahr? Wie soll das weiter gehen? Direkte klärende Worte halfen nicht.

Also, wie kann ich meinen Refs helfen? Wer hat Erfahrungen?

Rets
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Re: Gibt es ein Mittel gegen Beratungsresistenz?

Beitrag von Rets »

Wenn du von absoluter Uneinsichtigkeit angesichts objektiv überprüfbarer Fehler (z.B. Rächtschreibung, fachliche Inhalte: 1+2=4) sprichst: Keine Ahnung.

Wenn du von (mehr oder minder) fehlgeleiteten Ideen zum eigenen Unterricht sprichst:
Ich bin selbst erst seit gerade mit dem Ref fertig, aber finde, dass ebenso wie sich der Unterricht an den Lerngruppen orientieren muss, so muss sich die Begleitung/ Ausbildung an den Referendaren orientieren. Die wenigsten werden aus gänzlich stupiden Gründen Lehrer (Sicherer Job, akzeptables Gehalt). Fast alle, die mir auf dem Weg ins Lehrerleben begegnet sind, wollten auch Kinder und Jugendliche prägen, sie weiterbringen, neue Wege öffnen uvm. Ja, viele dieser Ideen muss man zumindest zunächst beiseite legen, wenn man Lehrer wird. Das ändert aber nichts daran, dass diese "Hurra, ich werde die Welt verändern"-Haltung a) vorhanden ist und b) m.E. auch eine wichtige Grundlage ist, um motiviert mit Menschen zu arbeiten.

Vielen Referendaren fällt es eben schwer, ihre Vorstellungen von "Ich werde die Welt verändern" zunächst beiseite zu legen - oder besser gesagt: In diesem Satz das "Ich" zunächst einmal klein zu schreiben.
Ich denke aber, dass man Menschen durchaus zu anderen Handlungsmustern anleiten kann, wenn man ihre inneren Motive ernst nimmt und Perspektiven für die Zukunft aufzeigt. Dann kann man ja auch durchaus bestärken "Ja, später kannst du mehr Wert auf XY legen, aber jetzt musst du zunächst die Basics einüben und auch im UB zeigen" oder "Ja, wenn du später einmal keine Zeit hast, kannst du so etwas natürlich auch in einer kurzen Frontalphase erklären, aber wenn du jetzt nicht auch mal entdeckendes Lernen ausprobierst, kannst du später als Lehrer nie auf diese Erfahrungen zurückgreifen".

Mogli89
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Re: Gibt es ein Mittel gegen Beratungsresistenz?

Beitrag von Mogli89 »

Als ich begann deinen Text zu lesen, war ich ein wenig sauer, weil man immer wieder von den Vorurteilen ggü. Refis hört. Aber das was du geschrieben hast ist ohne Worte ... Ich bin selber noch im Referendariat und beginne in der nächsten Woche mit den vierten Quartal. Ich frage mich manchmal woher manche Referendare ihr Selbstbewusstsein ziehen. :D. Ich war nach der Uni absolut schüchtern und nach vielen turbulenten Zeiten und Tiefschlägen alles andere als selbstbewusst. Daran hat auch ein ordentliches Examen im 2er Bereich nichts geändert. Jetzt, nachdem ich 6 UB´s hinter mir habe und eine Schule, die uns in allen Belangen unterstützt, wird es besser. Ich stehe selbstbewusst vor Klassen und hole mir Rat wenn ich ihn brauche und bekomme ihn auch. Ich würde niemals aber auch wirklich niemals die Kompetenz anderer Lehrer mir ggü. in Frage stellen, weil sie es einfach besser wissen müssen! Es ist umgekehrt so, dass ich mich über Kleinigkeiten, die noch nicht so laufen wochenlang ärgere und meine Ausbildungslehrer dann eher sagen: STOP!, schaue dir doch erst einmal an, was du in der Stunde erreicht hast und vergiss nicht, dass du noch in der Ausbildung bist. Und vor allem sollte man dankbar sein. Es ist nicht selbstverständlich von allen Stellen Hilfe zu bekommen.
Ganz ehrlich... ich weiß nicht woher solche Referendare kommen ... ich kann nur hoffen, dass es an deiner EInstellung Referendaren zu helfen nichts ändert. Denn wir brauchen euch =).

Hubselzwerg
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Re: Gibt es ein Mittel gegen Beratungsresistenz?

Beitrag von Hubselzwerg »

Warum hast du mehrere Refs? (Und das auch noch als jemand, der selbst Anfänger ist?)

Rechtschreibfehler im Unterrichtsentwurf finde ich absolut nebensächlich.Das hat ja mit dem Unterricht nichts zu tun. Sowas zieht man doch eigentlich heran, wenn man unbedingt Fehler finden will.
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Qualitätsgarant
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Re: Gibt es ein Mittel gegen Beratungsresistenz?

Beitrag von Qualitätsgarant »

Hubselzwerg hat geschrieben: Rechtschreibfehler im Unterrichtsentwurf finde ich absolut nebensächlich.
Falsch.

Rets
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Re: Gibt es ein Mittel gegen Beratungsresistenz?

Beitrag von Rets »

Qualitätsgarant hat geschrieben:
Hubselzwerg hat geschrieben: Rechtschreibfehler im Unterrichtsentwurf finde ich absolut nebensächlich.
Falsch.
Naja. Rechtschreibung verbessert sich mit der Menge an gelesenen und selbst geschriebenen Texten. Jemand mit Mathe / Physik hat automatisch schlechtere Karten als Deutsch / Geschichte ( o. Ä.). Rechtschreibung ist wichtig, aber für die Bewertung einer Lehrkraft eben nur nebensächlich. Zum Vergleich: Es ist nicht unüblich, dass Kollegen über Mathematik an der Tafel die Schulter zucken. Auch dies hat durchaus problematische Folgen für das Bild von Mathematik, aber niemand würde deren Lehrkompetenz in Frage stellen (und ja: z. B. Gleichungsumformungen sind Allgemeinbildung wie Kommasetzung)

*Sissy*
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Re: Gibt es ein Mittel gegen Beratungsresistenz?

Beitrag von *Sissy* »

Hubselzwerg hat geschrieben:Warum hast du mehrere Refs? (Und das auch noch als jemand, der selbst Anfänger ist?)

Rechtschreibfehler im Unterrichtsentwurf finde ich absolut nebensächlich.Das hat ja mit dem Unterricht nichts zu tun. Sowas zieht man doch eigentlich heran, wenn man unbedingt Fehler finden will.
Nicht Dein Ernst, oder? Im Schulgesetz steht, dass die Rechtschreibung bei Schülern in die Notengebung einfließen muss. Da sollte ein Ref doch wirklich in der Lage sein, seine Entwürfe bzgl. Rechtschreibung und Grammatik fehlerfrei abzuliefern. für mich ist das ein Zeichen von mangelnder Sorgfalt und Faulheit.
Ich hatte allerdings mal einen, der schien nicht diagnostizierter Legastheniker zu sein. Da standen im UB fette Fehler an der TAFEL! In den Entwürfen gab es kaum einen Satz ohne Fehler. Ich hab mich nachher geweigert, ihm diese Fehler in den Entwürfen alle anzukreiden. Er hatte zudem wohl im Laufe der Jahre diese ganzen Fehler munter zu dem Wörterbuch von Word hinzugefügt, so dass der Text blütenweiss war.

Ein Akademiker sollte in der Lage sein, einen Entwurf (in NRW der Ersatz für die 2. Staatsarbeit!) nahezu fehlerfrei abzugeben.

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