Fachleiter brauchen Grenzen und Kontrollen !

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
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thinktank
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Fachleiter brauchen Grenzen und Kontrollen !

Beitrag von thinktank »

Guten Tag !
Die Rubrik "Leid & Frust" braucht es gar nicht zu geben, wenn im Lehrerausbildungssystem alles sachorientiert und konstruktiv verlaufen würde.
Leider ist es so, dass immer noch zu viele Fachleiter mit ihrem Amt auf Kosten der Referendare nicht adäquat umgehen. Zu viele menschliche Tragödien werden zugelassen, die einfach nicht sein dürfen.

Vielleicht liegt es in der Natur der Menschen, dass er Kontrolle braucht, wenn er ein Amt ausübt. Aber wer kontrolliert die Fachleiter ? Was ist mit den merkwürdigen Evaluationen ? Pustekchen ! Bis jetzt haben die nicht mehr wie ein "Gut, dass wir darüber gesprochen haben !" gebracht.

Ich denke, die Fachleiter müssten von den Bezirksregierungen rigoros kontrolliert werden. Ich stelle es mir so vor, dass bei jedem Unterrichtsbesuch ein Referendarenbeauftragter den Besuch begleitet und ausschließließlich den Fachleiter nach bestimmten Kriterien beobachtet und bewertet. Kriterien könnten z.B. Empathie, Umgangsformen, Motivationsvermittlung, stichhaltige (!) Sachvermittlung etc. sein. Unter dem Strich müsste der Beauftragte wahrnehmen können, dass der Refererendar, auch wenn er noch so viele Fehler gemacht hat, positiv vom Fachleiter gestärkt wird und mit Freude in den nächsten Unterricht geht.

Nach ein paar Tagen müsste, ähnlich wie bei den Autowerkstätten, der Referendar nach seiner Betreuungszufriedenheit befragt werden ("Wie waren sie mit dem Service zufrieden ?...Was könnte verbessert werden ?").

Ich denke, wenn der Referendar demnächst als zu betreuender Kunde betrachtet wird, wird sich sich die Qualität der Ausbilder verbessern.

Bei mangelhafter Qualität der Ausbilder ? Z.B. nachmittags in die Bezirksregieung zu Besinnungsaufsätzen zitieren, "Blaue Briefe" schreiben, Gehaltskürzungen etc. Bei mehrmaligen Verfehlungen für ein paar Jahre als Religions- und Musiklehrer an einer Brennpunktschule arbeiten. 8)

Valerianus
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Re: Fachleiter brauchen Grenzen und Kontrollen !

Beitrag von Valerianus »

Du hast einen ganz massiven Denkfehler in deiner Argumentation:

Schüler sind keine Kunden ihrer Lehrer (nicht einmal des Schulsystems). Studenten sind keine Kunden ihrer Professoren. Referendare sind keine Kunden ihrer Ausbilder. Aus genau diesem Grund müssen sie auch nicht zufrieden sein (es ist natürlich trotzdem schön wenn das gelingt), sondern die Lehrpersonen müssen bestimmte Aufgaben erfüllen (Wissen vermitteln, Qualifikationen vergeben, etc.).

Als angehender oder fertiger Lehrer sollte dir auch klar sein, dass es kein Ziel sein kann, dass jeder "[Referendar], auch wenn er noch so viele Fehler gemacht hat, positiv vom Fachleiter gestärkt wird und mit Freude in den nächsten Unterricht geht." Es gibt Personen die sind ungeeignet Mathematik zu studieren, es gibt welche die sind ungeeignet Profisportler zu werden, es gibt Personen die besser keinen handwerklichen Beruf ausüben sollten und es gibt eben auch Personen die ungeeignet sind Lehrer zu werden. Damit ist nicht gemeint, dass sie es noch nicht gelernt hätten, sondern dass sie es aufgrund von Fähigkeiten, Charakter, Auftreten, usw. nicht schaffen werden diesen Beruf erfolgreich auszuüben. Und bei allem Respekt: Dann sollte auch keine Freude vermittelt werden, sondern diese massive Zeitverschwendung beendet werden. Theoretisch wäre es sicherlich hilfreich, wenn das bereits zu Beginn des Studiums geschähe, aber die Welt ist nicht perfekt.

P.S.: In NRW gibt es genau eine solche Aufsicht für Fachleiter sowohl innerhalb der ZfsL, als auch bei der Bezirksregierung. Aber diese Aufsicht hat was anderes zu tun, als jeden Fachleiter bei jedem UB zu begleiten. Wenn die Aufsicht so viel besser wäre als die Fachleiter, könnte man sich die Fachleiter nämlich sparen und einfach der Aufsicht die Ausbildung übergeben. :P
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Montecruz
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Re: Fachleiter brauchen Grenzen und Kontrollen !

Beitrag von Montecruz »

thinktank hat geschrieben:Ich denke, die Fachleiter müssten von den Bezirksregierungen rigoros kontrolliert werden. Ich stelle es mir so vor, dass bei jedem Unterrichtsbesuch ein Referendarenbeauftragter den Besuch begleitet und ausschließließlich den Fachleiter nach bestimmten Kriterien beobachtet und bewertet.
Bei einer so rigorosen Kontrolle wäre der Fachleiter überflüssig. Dann könnte der gesamte Unterrichtsbesuch vom Beauftragten der Bezirksregierung gemacht werden. Ich vermute, dass es auch da Beschwerden seitens der Referendare gäbe. Dann käme die Forderung nach einer besseren Kontrolle der Bezirksregierung auf usw.

Ja, Fachleiter sind teils nicht qualifiziert. Die lassen teilweise schlechte Leute durch und bremsen mitunter gute Leute aus. Ja, Fachleiter haben "zu viel" Macht. Ja, sie überschreiten teilweise Grenzen der konstruktiven Kritik, der Höflichkeit und der Kollegialität. Und ja, dies alles ist im Referendariat "schlimmer" als in vielen anderen Ausbildungen. Meine Offiziersausbildung bei der Bundeswehr (inklusive Flussüberquerung bei 4 Grad Wassertemperatur und Woche ohne Schlaf etc.) war nicht nur fachlich fundierter als mein Referendariat, sondern der Ton war auch höflicher. Also: Ja, Fachleiter brauchen Grenzen und Kontrollen.

Gleichwohl: Was konkret erhoffst du dir in deiner jetzigen Situation? Wenn du konkret Fragen zum besseren Bestehen deiner eigenen Ausbildung hast, findest du hier mitunter gute Ratschläge. Man muss nur fragen. Wenn du über diesen Punkt hinaus bist und eine strukturelle Verbesserung der Ausbildungssituation für alle erreichen willst, gibt es hier ein Unterforum für diese Vorschläge.

Ein erster Schritt könnte der Versuch sein, den Fachleitern selbst Feedback zu geben. Wenn das nicht möglich ist (der Thread klingt so, als sei das Vertrauen hier zerstört), kann man dem Studienseminar eine Rückmeldung geben, z.B. über den oder die Ausbildungsbeauftragte eurer Schule. Das kann man auch nach bestandener Prüfung machen. Ein weiterer Weg ist im weitesten Sinne politisch (Information der Öffentlichkeit über teilweise schwierige Bedingungen). Hierzu gibt es auch einige aktuelle Threads im Forum.

Viel Erfolg!

LG
Monte

bayrische_Füchsin
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Registriert: 21.10.2016, 21:38:56

Re: Fachleiter brauchen Grenzen und Kontrollen !

Beitrag von bayrische_Füchsin »

thinktank hat geschrieben: Bei mangelhafter Qualität der Ausbilder ? Z.B. nachmittags in die Bezirksregieung zu Besinnungsaufsätzen zitieren, "Blaue Briefe" schreiben, Gehaltskürzungen etc. Bei mehrmaligen Verfehlungen für ein paar Jahre als Religions- und Musiklehrer an einer Brennpunktschule arbeiten. 8)
So ein Blödsinn. Vielleicht öfters mal blau machen?
BL Bayern, Ma/Ph, verbeamtet und glücklich :)

Yuthiel
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Registriert: 04.02.2017, 15:10:52

Re: Fachleiter brauchen Grenzen und Kontrollen !

Beitrag von Yuthiel »

thinktank hat geschrieben:dass der Refererendar, auch wenn er noch so viele Fehler gemacht hat, positiv vom Fachleiter gestärkt wird und mit Freude in den nächsten Unterricht geht.
Um bei der "Service"-Metapher zu bleiben. Würdest du einen Mechaniker, der dein Auto, statt es zu reparieren, noch weiter demoliert hat, auch positiv stärken, damit er mit Freude das nächste Auto genauso schön versaubeutelt?

Es stimmt wohl, dass es einige schwarze Schafe unter den Fach- und Seminarleitern gibt. Diese Art Beitrag ändert daran freilich nichts und schadet Hilfesuchenden eher - ebenso wie der indirekte Aufruf, aus deinem anderen Beitrag, auch mal "blau" zu machen.

Grüße,
Yuthiel.

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