Einfach mal auskotzen

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
Valerianus
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Re: Einfach mal auskotzen

Beitrag von Valerianus »

Mit "Lehrerpersönlichkeit" meint eigentlich niemand im Referendariat die "big five", von denen Psychologen reden, wenn sie Persönlichkeit sagen. Da fällt dann mehr drunter: Jemand steht vor einer (lieben) Klasse und du siehst, dass er sich da vorne völlig unwohl fühlt (nicht beim ersten Mal, sondern nach 2-3 Monaten). Jemand steht vorne vor der Klasse und steht so unter Strom, dass Schüler angemault werden die nichts gemacht haben, was das rechtfertigt.

Sicher, bestimmte Sachen wie Stimme, Haltung, Umgang mit Störungen kann man lernen und üben. Aber wenn man sich in seinem Beruf nicht wohl fühlt, leidet darunter die Berufszufriedenheit und langfristig die Qualität massiv.

Zum Eingangsposting: Wenn du gerne unterrichten möchtest und im Praxissemester gemerkt hat, dass dir das Unterrichten (nicht die Kritik daran) Spaß macht, dann mach das Referendariat. Das meiste ist tatsächlich Handwerk und dann nach dem Referendariat lange und wiederkehrende Übung.
Non vitae, sed scholae discimus (Seneca)

Max_Cohen
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Re: Einfach mal auskotzen

Beitrag von Max_Cohen »

Valerianus hat geschrieben:Mit "Lehrerpersönlichkeit" meint eigentlich niemand im Referendariat die "big five", von denen Psychologen reden, wenn sie Persönlichkeit sagen. Da fällt dann mehr drunter: Jemand steht vor einer (lieben) Klasse und du siehst, dass er sich da vorne völlig unwohl fühlt (nicht beim ersten Mal, sondern nach 2-3 Monaten). Jemand steht vorne vor der Klasse und steht so unter Strom, dass Schüler angemault werden die nichts gemacht haben, was das rechtfertigt.

Sicher, bestimmte Sachen wie Stimme, Haltung, Umgang mit Störungen kann man lernen und üben. Aber wenn man sich in seinem Beruf nicht wohl fühlt, leidet darunter die Berufszufriedenheit und langfristig die Qualität massiv.
Dann sollte man es auch beim Namen nennen, und sich nicht hinter einem diffusen Begriff verstecken, der in Fachdiskussionen keine Rolle spielt. Wenn man bemerkt, dass man einen Beruf nicht ausüben möchte, dann ist das doch keine Persönlichkeitseigenschaft.
In der Konsequenz sind wir uns vielleicht einig: Man kann lernen, professionell zu agieren und dies auch zu tun, selbst wenn man nicht zu 100% hinter seinem Beruf steht. Wer das allerdings nicht möchte, sollte es um der Schüler willen sein lassen.

kecks
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Re: Einfach mal auskotzen

Beitrag von kecks »

max, es gibt die fachdiskussion der pädagogik und didaktik-leute, und dann gibt es auch die realität und vor allem die best practice erfahrener leute in der lehrerausbildung. valerianus hat sehr schön erklärt, was mit "lehrerpersönlichkeit" gemeint ist. klar ist das ein schwammiger begriff, aber mei :).

Jula13
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Re: Einfach mal auskotzen

Beitrag von Jula13 »

Mehrere erfahrene Personen, die Dich als Lehrperson erlebt haben, haben ernste Bedenken geäußert. Das solltest Du ernst nehmen. Sehr ernst.
Unfair ist das sicherlich nicht. Unfair wäre es, wenn die Verantwortlichen sich Dir gegenüber aus der Verantwortung stehlen würden, und Dir einfach rückmelden, dass alles soweit ok ist. Das wäre für die Verantwortlichen nämlich wesentlich einfacher und angenehmer.
So aber hast Du nun die Gelegenheit, Dich coachen zu lassen oder das Studienziel zu ändern, bevor es zu spät ist. Im Referendariat zu bemerken, dass man im falschen Beruf ist, ist doch wesentlich schmerzhafter.

PaddelCore
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Re: Einfach mal auskotzen

Beitrag von PaddelCore »

Erst einmal vielen Dank für eure Antworten. Teils war das wirklich beruhigend und ich glaube, dass sich dies im Ref. mit der Zeit und mit mehr Stunden auch ändert. Ja, es handelt sich hier nur um eine Stunde bzw. eine Doppelstunde, welche ich die Woche gebe. Das ist wenig.

Der stellvertretende Schulleiter wird sich meine Stunde am Montag nun noch einmal anschauen und ich hoffe, dass er die Situation dann neu bewerten wird.

Und ja, ich will das unbedingt und ich werde das auch schaffen. Ich werde mich auf den Hintern setzen und an mir arbeiten. Dazu werde ich mir das methodische Rüstzeug aneignen.

@Jula Es war nur diese eine Person, die das sagte. Alle anderen Personen sagten, das wird kein Selbstläufer. Ich kann das schaffen, wenn ich genug Motivation habe.

In jedem Fall, danke für all die Antworten. Ich werde Montag.

Ich bleibe dran und werde auch berichten!
LG

Parsifal
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Re: Einfach mal auskotzen

Beitrag von Parsifal »

PaddelCore hat geschrieben: @Jula Es war nur diese eine Person, die das sagte. Alle anderen Personen sagten, das wird kein Selbstläufer. Ich kann das schaffen, wenn ich genug Motivation habe.
In "das wird kein Selbstläufer" steckt aber mit sehr großer Sicherheit die bloß positiv verpackte Botschaft, dass du im Referendariat voraussichtlich große Schwierigkeiten haben wirst. Natürlich kann keiner von ihnen vorhersehen, ob du es schaffst oder nicht, aber ich würde doch noch einmal darauf aufmerksam machen wollen, dass du hier ziemlich deutlich gewarnt wirst.
Ich denke du solltest ruhig mal 2 Gedanken auf einen eventuellen Plan B verwenden. Da du dir so sicher bist, dass du es versuchen willst, kritikfähig und bereit zu sein scheinst, an dir zu arbeiten, rate ich dir nicht einmal, diesen alternativen Weg sofort zu beschreiten. Versuch es ruhig, denn ja: Wenn du bereit und fähig bist an dir zu arbeiten, dann besteht die Chance, dass du es schaffst. Aber wenn du doch durchfällst (oder schon vorher deutlich wird, dass du das Ref nicht packen kannst) solltest du zumindest eine Perspektive für eine alternative Zukunft haben, damit du nicht plötzlich - nach ca.6 Jahren "Ausbildung" - vor dem Nichts stehst.

Thickstone
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Registriert: 13.09.2016, 10:25:54

Re: Einfach mal auskotzen

Beitrag von Thickstone »

Ich halte die Aussage 'das wird kein Selbstläufer' für komplett inhaltsleer. Ein Selbstläufer war es wohl bei keinem, denn dafür gibt es viel in zu vielen Bereichen in knapper Zeit zu lernen.

Da würde ich mir gerade keine Gedanken machen. Meine ersten Stunden waren auch grottig. Anfangs musst du erst mal Sicherheit vor der Klasse durch Ausprobieren gewinnen - klar steht man da am Anfang weniger souverän. Ich finde das Feedback, dass du bekommen hast, nicht situationsgerecht.

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