Wie viele Fehler sind erlaubt?

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
gucibuci
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Wie viele Fehler sind erlaubt?

Beitrag von gucibuci »

Hallo liebe "Kolleginnen",ich bin seit Februar im Referendariat, anfangs fand ich auch alles super toll, das Unterrichten ist auch immer noch das, was ich mir wirklich vorstellen kann und mir Spaß macht. Seit meinem 1. Unterrichtsbesuche Ende März sieht das Ganze aber anders aus. Ich sitze ewig an den Vorbereitungen (jeden Tag bis halb 1/ 1) , an den Stunden gibt es trotzdem immer einiges zu kritisieren. Mittlerweile schauen meine Rektorin und Konrektor mindestens 1 Mal die Woche zusätzlich zu meinem Mentor in meinem Unterricht vorbei, was die Sache nicht gerade erleichtert . Auch der 2. Unterrichtsbesuch lief nicht super, meine Planung wurde daraufhin kritisiert, sie sei nicht zielführend. Mittlerweile habe ich nur noch ein schlechtes Gefühl, Unterrichten sehe ich als Druck und Belastung, auch wenn ich das an sich gerne mache. Momentan steht die Frage über eine Verlängerung im Raum. Nach den Ferien soll diese dann konkret geklärt werden. Ich weiß, es gibt darauf sicher keine pauschale Antwort, ich frage mich nur, ob die Fehler, die ich mache normal sind zum jetzigen Zeirpunkt meiner Ausbildung und die Kritik also völlig normal ist oder das alles ein Zeichen für mich sein sollte, dass ich einfach ungeeignet für diesen Beruf bin... was meine Lehrerpersönlichkeit, der Umgang mit den Kolleginnen , die Beziehung zu den Schülern betrifft, werde ich gelobt, jedoch wars das dann auch . Im Unterricht gibt es manchmal (!) die ein oder andere Sache , die gelobt wird... Eigentlich war ich nie die Person, der Stress auf den Magen steht, seit einer Woche kriege ich jedoch kaum mehr was runter, der Höhepunkt war vorgestern, als ich mich übergeben musste. Ich weiß einfach nicht, ob sich das Kämpfen lohnt oder ich es einfach aufgeben sollte .

Illi-Noize
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Re: Wie viele Fehler sind erlaubt?

Beitrag von Illi-Noize »

Kannst Du denn mit der Kritik, die Du bekommst, etwas anfangen, also z. B. eigene Planungsfehler erkennen? Das wäre für mich eine wichtige Grundlage, um überhaupt an Fehlern arbeiten zu können.

gucibuci
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Re: Wie viele Fehler sind erlaubt?

Beitrag von gucibuci »

Ja total, ich setze die Kritik auch immer um oder versuche es jedenfalls so weit es geht . Nur habe ich das Gefühl, dass immer neue dazu kommt ... das Problem ist eher, dass ich bei der Planung mögliche Schwierigkeiten einfach nicht erkenn. Erst, während sie im Unterricht passieren.

Stark
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Re: Wie viele Fehler sind erlaubt?

Beitrag von Stark »

Ich antworte mal in dem Bewusstsein, dass man immer leicht kommentieren kann, wenn man selbst nicht betroffen ist:
Wenn deine Lehrerpersönlichkeit und dein Umgang mit Schülern etc. prinzipiell gelobt wird und die Fehler "nur" die Unterrichtsplanung betreffen, dann bist du vermutlich nicht völlig ungeeignet. Die Unterrichtsplanung ist ein Handwerk, das man lernen kann. Sicherlich fällt das dem einen leichter als dem anderen, aber grundsätzlich ist das auch eine Frage der Übung und der Erfahrung.
Wenn es dir nun etwas schwerer fällt, diese Grundlagen umzusetzen, dann ist eine Verlängerung vielleicht weniger eine Strafe, sondern genau das, was du brauchst: Mehr Zeit zum Üben und um Erfahrungen zu sammeln.
Wie gesagt, das schreibt sich für mich so leicht, aber vielleicht hilft dir so ein Perspektivenwechsel ein wenig.

rossi87
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Re: Wie viele Fehler sind erlaubt?

Beitrag von rossi87 »

Dass das Niveau dauernd steigt und somit Fortschritte wenig gewürdigt werden und es stattdessen neue Kritik hagelt, ist nicht unüblich. Das allein sollte kein "Warnsignal" sein.
Die stressigen Phasen sind auch nicht unüblich. Es kommt natürlich drauf an: ist es eher ein zielloses Geplane, oder ist es der Drang nach Perfektionismus und Gründlichkeit? Letzterer zahlt sich i.d.R. aus. Zumindest für das Referendariat darf man den auch ruhig in übertriebener Form beibehalten, um ihn danach auch ganz bewusst (und völlig legitim!) zurückzuschrauben.
Die Verlängerung ist für den einen sinnlose Verlängerung der Leiden, für viele andere jedoch auch die notwendige und hilfreiche Zeit, um richtig gut zu werden. Die Absenkung der Besoldung bei Verlängerung ist natürlich frech, mich macht das richtig wütend!

Wenn Du ehrliche und faire Ausbilder, Mentoren oder Kollegen hast, dann frage sie ruhig nach ihrer Meinung.

Falls es dich beruhigt: ich bin sehr ausgeglichen und hatte weder in der Schule, noch im Studium jemals Stress-Symptome. Das Ref hat mir jedoch ziemlich zugesetzt, graue Haare, Magenschmerzen am Montagmorgen von UB-Wochen usw. Natürlich sollte man auf seinen Körper hören und sich die Option offen halten, die Reißleine zu ziehen, aber die vielen Lehrer, die als Referendare ebenfalls gelitten haben und sich dann aber im Beruf zufrieden eingerichtet haben, darf man auch ruhig mal erwähnen.

Rets
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Re: Wie viele Fehler sind erlaubt?

Beitrag von Rets »

Ich würde auch sagen, dass bei gelobter Lehrerpersönlichkeit sicher nicht von "völlig ungeeignet" gesprochen werden muss. Insbesondere: Die "völlig Ungeeigneten", die ich kennengelernt habe, haben nie überlegt, ob sie evtl. ungeeignet sein könnten ; - )

Es gibt einfach zu viel falsch zu machen. Und erst im Unterricht zu merken, dass etwas nicht funktioniert, würde ich als völlig normal beschreiben (Hier kommt es auf das Ausmaß der Probleme an, das man wohl nur beurteilen kann, wenn man dabei ist). Manches kann man sich vorher natürlich auch denken, aber wichtiger ist: Vorher(!) mit Kollegen über Planungen sprechen, von außen sieht man Planungsfehler recht schnell. Da dann jemanden suchen, den du auch ernst nehmen kannst/willst (u.a. weil er vom Stil her einigermaßen zu dir passt) und dann die Anregungen in die Planung einbauen (wenn es dann schief läuft, bist - übertrieben gesagt - immerhin du nicht mehr schuld ; - ) ).

Ich schließe mich der Aussage von rossi87 an: Auch ich war (bin jetzt wieder, Examen vor 1 Woche) ausgeglichen. Ich habe immer gerne Prüfungen gemacht und auch immer recht viel extra gearbeitet. Aber das Ref hat mich echt fertig gemacht. In der Nacht vor dem Examen habe ich z.B. ganze 2 Stunden geschlafen...

sabisteb
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Re: Wie viele Fehler sind erlaubt?

Beitrag von sabisteb »

Mir geht es genauso wie gucibuci.
Am Anfang war es OK, nun stagniert es. Es gibt nur Kritik. Ich kann lange Listen ausfüllen, was ich nicht kann. Aber ich habe keine Ahnung, was gut läuft.
Ich schreibe mittlerweile Bewerbungen in meinem alten Beruf.
Pharmaaußendienst mit Dienstwagen und Home Office klingt mittlerweile extrem attraktiv.

Mein Problem ist, dass ich in einem Leisetreterkollegium bin und man andauernd was in den falschen hals bekommt und ich mich kaum noch traue, jemanden anzusprechen, weil der beleidigt sein könnte. Es nervt.

Beim UB habe ich mich exakt an Lehrbuch und Skirpt gehalten... Hätte freier sein sollen. Einfach mal improvisieren, damit sie mehr sprechen... Wozu dann Skript. Da hätte ich beim Improvisieren bleiben können.

Ich bete, dass bald ein Bewerbungsgespräch reinkommt.
Ich bin kein geborener Lehrer. Ich habe keine Intuition. Für mich ist das Handwerk und ich habe nicht genug Anleitungen. Ich bin gefrustet.

Derzeitig sehe ich nicht, dass ich diesen Beruf wirklich die nächsten Jahrzehnte machen will.

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