Erster Tiefpunkt im Referendariat - wie komme ich daraus ?!

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
IrrwitzHoch10
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Re: Erster Tiefpunkt im Referendariat - wie komme ich daraus

Beitrag von IrrwitzHoch10 »

Hallo Zitronenfalter,
Zitronenfalter hat geschrieben: Damit unstellst du pauschal allen Prüfern Willkür und schürst auch so bei vielen Ängste...
für so wichtig halte ich mich nicht, dass ich denke, mit einem Posting Ängste "schüren" zu können. Die Ängste sind bei der Threaderstellerin (obwohl offensichtlich bisher rundherum erfolgreich) schon da.

Und ja: Ich halte - dazu stehe und stand ich stets frei heraus - das derzeitige Ausbildungssystem für suboptimal in mehrerlei Hinsicht. Hauptproblem: Wir wollen/sollen anders auf Schüler zugehen, also "adaptiv" und bedürfnisorientiert unterrichten (halte ich für erstrebenswert), werden während der Ausbildung aber oftmals nicht für voll genommen oder im schlimmeren Fall sogar persönlich "gebrochen".

Das ist nach wie vor (heulende Referendare nach Lehrproben zuhauf) ein verfestigtes Bild und daher halte ich nichts davon, an der Realität vorbei zu reden. Illusionen schaffen (wie z.B. in Gesprächstherapien) kurzzeitig für Stunden eine gewisse Erleichterung, das Problem aber bleibt.
Zitronenfalter hat geschrieben: Vor allem: Du unterstellst auch dem Threadstarter indirekt, dass seine guten Beurteilungen eben nicht auf die Leistung, sondern in dem Fall auf das Wohlwollen der Prüfer zurückzuführen sind. Auch nicht unbedingt ermutigend...
Weißt du, mit dem Wort "unterstellen" sollte man eher zurückhaltend operieren, es ist ja nun nicht so, dass ich nicht direkt genug wäre in meinen Aussagen.
Das Problem ist weniger, dass Menschen nicht objektiv beurteilbar sind oder urteilen können, sondern problematisch ist vielmehr, dass sie dies nicht selten tatsächlich von sich denken: Man rechnet sich Erfolge als persönliche Leistung zur Gänze an, Misserfolge werden dann aber der Situation zugeordnet. Der Fragende hält sich dem Befragten gegenüber für intellektuell überlegen, ohne zu berücksichtigen, dass er über einen gewichtigen situativen Vorteil verfügt. Alles aus der Psychologie zureichend bekannt, spielt aber in der Ausbildungskonzeption bisher keinerlei prominente Rolle.

Abschließend: Mir hat es jedenfalls geholfen, das Gefühl zu haben, nicht für alles und jedes selbst die Verantwortung zu tragen. Man "tut" sein Bestes und entweder es klappt oder es läuft schief - eine nüchterne Fehleranalyse ist hinterher allemal besser als ein subjektiv verzerrtes Sich-Selbst-Feiern oder Versinken in tiefe Schuldgefühle/Niedergeschlagenheit ob der eigenen Mängel.

Lieben Gruß
Irrwitz

sabisteb
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Re: Erster Tiefpunkt im Referendariat - wie komme ich daraus

Beitrag von sabisteb »

Ich habe gerade auch einen Tiefpunkt. Ich hadere mit einigen Dingen am Schulsystem.

1. Erst lernt man, Noten sollen ein Feedback sein, wass den Wissenstand angeht. Schüler sollen keine Angst haben, Fehler zu machen.
In der Realität sieht es aber so aus, dass SuS durch Noten als Machtmittel kontrolliert werden.
Ich sehe den Sinn durchaus ein, dass man über Noten junge Menschen dressiert (auch als Erziehungsauftrag bezeichnet), aber etwas in mir streubt sich dagegen. Für mich fühlt es sich wie Machtmissbrauch an, meine Position als Alphatier über so primitive Strafmethoden zu sichern. Spurst Du nicht, wie ich will, dann geh halt. Querdenker, wer nicht auf Spur ist, wer ebenfalls mit diesem autoritären System hadert, wird aussortiert und das System damit reproduziert. Waldorfpädagogik klingt für mich immer attraktiver. Ich selber reagiere auf Authorität empfindlich und mag es gar nicht, wenn jemand zu solchen Mitteln greifen muss, weil er seine Position nicht durch Kompetenz und Wissen behaupten kann. Ich selber werde da renitent.

2. Dieses hierachische Denken und Gehabe. Ich habe einige Jahre an der Uni gearbeitet in komplett flachen Hierarchien. Das ist für mich ein absoluter Kulturschock in ein System geraten zu sein, dass nach in meinen Augen antiquierten gesellschaftlichen Regeln agiert, wie sie vor 100 Jahren mal im Knigge standen. Selbst wenn ich in der Hackordnung oben stünde, würde ich keine Macht und Authorität ausüben wollen. Ich mit mit wohlwollendem führen, lenken, leiten groß geworden. Da wurde durch Kompetenz und Wohlwollen geleitet und nicht durch Macht, Hackordnung und Noten gebrochen und gleichgemacht. Im Kollegium ist es ja leider ähnlich. Statt das einfach geteilt wird, damit jeder es einfacher hat, herrscht sinnloser, kontraproduktiver Egoismus. Ich komme aus einer Sharing Kultur, wo auf dem Laborserver alles geteilt wurde an Material und Methoden. Dieser Kulturschock der uralten Sitten und Gebräuche, jeder für sich, die ich nur noch aus Romanen kannte, daran knabber ich.

3. Ich komme aus einer Uni/Laborkultur, wo Neue sofort aktiv integriert wurden. Derzeitig fühle ich mir wie ein Wurmfortsatz.

4. Ich bin kein Perfektionist. Ich bin ein Generalist. Ich mag Konzepte, Details sind nicht mein Ding. Diese Detailversessenheit, das Proben von Tafelbilden, ich bin entsetzt, ganz ehrlich. Tafelbilder proben und Markierungen setzen, damit alles perfekt ist. Das ist nicht das Pareto Prinzip, das ich gelebt habe und dafür bringe ich nicht einmal die Geduld auf. Ich bin einer der wenigen Menschen, die vom Großen ins Kleine denken und Details aus dem Großen Ganzen ableiten. Daran habe ich schon genug zu knabbern, aber nun auch Details derartig aufzubauschen und daraus ein berufliches win/fail zu machen. Was ist das für ein System?!

Lehramt ist für mich Plan B. Ich bin eigentlich promovierter Biologe, da gibt es aber keine Jobs. Nach 200 Bewerbungen muss ich auch irgendwie meine Brötchen verdienen. Ich werde das Ref durchziehen.
Die Note des 2. Staatsex ist mir mittlerweile aber egal und ich bin mir derzeitig auch nicht wirklich sicher, ob eine verbebeamtete Planstelle der Traum wäre.

IrrwitzHoch10
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Re: Erster Tiefpunkt im Referendariat - wie komme ich daraus

Beitrag von IrrwitzHoch10 »

Hallo sabisteb,
sabisteb hat geschrieben: Die Note des 2. Staatsex ist mir mittlerweile aber egal und ich bin mir derzeitig auch nicht wirklich sicher, ob eine verbebeamtete Planstelle der Traum wäre.
Genau diese Haltung hatte ich auch, nur so ist es (für kritische Geister) überhaupt einigermaßen zu schaffen; von daher würde ich sagen, dass du auf einem richtigen Weg bist.

Die Ausbildung besteht für erfahrenere Menschen mit beruflicher Vorgeschichte oftmals aus einem Kampf gegen Leute, die einen als Konkurrenz empfinden. Gerade ein Doktortitel - da springen bei einigen Verdächtigen direkt die Komplexe aus der Hosentasche.

Lehrproben gehen an der Realität vorbei und was guter Unterricht ist, das steht und fällt gewiss nicht mit einem perfekt strukturierten Tafelbild. Davon abgesehen musst du wohl oder übel liefern, möchtest du den Beruf auf regulärem Weg ausüben. In den Naturwissenschaften hat man seinen Forschungsgegenstand und ein konstruktives gemeinsames Thema, im Lehrerberuf geht es ständig nur um Menschen, der "Stoff" ist der Meinungshoheit untergeordnet, selbst triviale Fehler der Ausbilder kannst du meist nicht ansprechen, ohne direkt eine vor den Latz zu bekommen.

Immerhin: Wenn du gut bist, wirst du es trotzdem schaffen (wenngleich freilich nicht so gut wie die Masse der Opportunen). Hier ein passendes Beispiel, falls du in den Ferien etwas Abwechslung gebrauchen kannst - das zugehörige Buch ist hervorragend!

http://www.sueddeutsche.de/bildung/refe ... -1.1664818

Alles Gute!
Irrwitz

sabisteb
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Re: Erster Tiefpunkt im Referendariat - wie komme ich daraus

Beitrag von sabisteb »

Danke Irrwitz,
Als Wissenschaftler habe ich noch ein anderes Problem: Ich bin jemand, der vom Großen ins Kleine lernt. Derzeitig bekomme ich im Seminar und eigentlich überall nur fragmentierte Details. Hier ein Häppchen, wie man Grammatik lehrt, da ein Häppchen über Benotung.
Als Top-Down learner brauche ich aber ein generelles Konzept, von dem ich mich ins Detail arbeite, die bei mir somit erst deutlich später kommen.
Ich werde als derzeitig mit Beispielen und kleinteiligen Details überfrachtet. Ich sehe, wie alle um mich herum einfach mit diesen Fragmenten arbeiten, während ich da sitze und nicht weiß, was ich damit machen soll, aber auch nicht weit genug bin zu sagen, wo die Lücken für mich sind.
In Bio Fachdidaktik fiel mir das besonders auf. Es gab ein Bild von einem Versuch, man sollte Fragetechnik üben. Für mich hatte dieses Versuchsbild aber haufenweise unlogische Lücken. Ich konnte erst damit arbeiten, nachdem ich das Originalpaper dazu gelesen hatte, tatsächlich besätigt bekommen hatte, dass die Bürette eine Pipette sein sollte, und wusste, wie die auf ihre Daten kamen. Lauter Infos, die für alle um mich herum komplett unnötig waren, ich aber unbedingt brauchte, um zu wissen, was ich da tue. Da konnte ich mir die Infos beschaffen, die ich brauchte. In Didaktik aber nicht wirklich. Ich weiß da gar nicht, wo ich anfangen soll.

Ich muss also vom Kleinen ins Große unterrichten, bekomme Unterlagen und "Hilfen" an die Hand, mit denen ich nichts anfangen kann, weil das darüberstehende Konzept nicht mitgeliefert wird, und sehe derzeitig keinerlei Logik und Struktur für mich. Ich kann mich auch nicht wirklich in dieses kleinteilige Denken hineinversetzen, weil es schon als Schüler für mich nicht funktioniert hat. Wie kann man ausgehend von fragmentierten Details Aufgaben lösen, die man gar nicht wirklich versteht?!
Das wird mir natürlich angekreidet. Aber, woher soll ich die für mich notwendige Struktur bekommen, wenn alles, was ich als Hilfe bekomme noch mehr Details und kleinteilige Beispiele sind? Die Fachleitung sagt, ich soll nicht immer so groß denken, aber so ist mein Hirn verkabelt. Das Kleinteilige kommt immer erst deutlich später, wenn ein logisches Konzept vorhanden ist. Aber keiner liefert mir eines warum welche Dinge so und nicht anders gemacht werden. Gibt es dafür überhaupt logische Gründe?

IrrwitzHoch10
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Re: Erster Tiefpunkt im Referendariat - wie komme ich daraus

Beitrag von IrrwitzHoch10 »

sabisteb hat geschrieben:Danke Irrwitz,
Nichts zu danken! :-)
sabisteb hat geschrieben: Als Wissenschaftler habe ich noch ein anderes Problem: Ich bin jemand, der vom Großen ins Kleine lernt. Derzeitig bekomme ich im Seminar und eigentlich überall nur fragmentierte Details. Hier ein Häppchen, wie man Grammatik lehrt, da ein Häppchen über Benotung.
Leider muss ich dich enttäuschen: Das wird wahrscheinlich in absehbarer Zeit nicht besser werden, allgemeine Didaktik ist Stückwerk und die Logik darin musst du dir meist selbst erschließen.

Grammatik! Da erwähnst du ja schon ein notorisch schwieriges Thema. Die Lehrpläne gehen da z.B. völlig an fachdidaktischen Erkenntnissen vorbei und richten sich stur nach alten Schemen - erst Wortarten büffeln und deutlich später die Sprachreflexion/Funktion ins Boot holen. Sagen dir Textprozeduren und implizites Grammatikwissen etwas? Hier wäre womöglich für dich ein übergeordnetes Konzept gegeben, an das du anbinden könntest. Aber Vorsicht: Die Gefahr ist groß, dass das in der Schule (und bei den Ausbildern) unbekannt ist und entsprechend skeptisch beäugt wird - muss aber nicht sein!

Fall du also Interesse hast: http://www.uni-giessen.de/fbz/fb05/germ ... altvorwort

Grammatik ist mir ein wichtiges Thema, das an der Schule leider häufig nur in Form der sogen. "Schulgrammatik" (daher ja auch der Name...) vorzufinden ist. Oft erschöpft sich der Umgang mit grammatischen Inhalten im Lernen von Wortarten und Satzgliedern (inkl. Glinzscher Proben), kaum jemand - auch die wenigsten Lehrer - können etwas mit z.B. "kognitiver Grammatik" oder "Textgrammatik" bzw. pragmatisch-funktionaler Sprachbetrachtung usf. anfangen.
sabisteb hat geschrieben: Die Fachleitung sagt, ich soll nicht immer so groß denken, aber so ist mein Hirn verkabelt. Das Kleinteilige kommt immer erst deutlich später, wenn ein logisches Konzept vorhanden ist. Aber keiner liefert mir eines warum welche Dinge so und nicht anders gemacht werden. Gibt es dafür überhaupt logische Gründe?
Du sollst "nicht immer so groß denken"? Das sind Sätze, mit denen sich nichts anfangen lässt - undifferenziert und sachlich-fachlich wertlos.

Ich nehme einfach nochmal die Grammatik als Beispiel: Was ist eigentlich ein Kasus? Stellst du diese Frage im Kollegium, wirst du überraschte bis entsetzte und sicherlich auch geringschätzige Blicke ernten. Dabei ist diese Frage wissenschaftlich nicht eindeutig zu beantworten, hinter diesem harmlosen Fachbegriff verbirgt sich ein spannendes Sprachphänomen. Die Schule denkt da nicht weit genug: Kasus sind die "Fälle", wen oder was schlägt der Hans? Aha: Akkusativ-Objekt. Das erklärt jedoch nichts, aber so wirklich gar nichts. Da fängt für mich Grammatik erst an und wenn du ein ähnliches Problem in Bio hast, dann rate ich dir, dein Meta-Wissen auf die schulische Idee von Wissenschaft (die meist nach wie vor nur eine "Kunde" ist - z.B. Erdkunde etc.) einzustellen und deinen Wissensvorsprung somit vom Nachteil zum (verdeckten) Vorteil umzufunktionieren.

Damit fahre ich nicht schlecht.
Und noch abschließend zur Didaktik: Im besten Fall sind das gut durchdachte Theorien, was leider selten kommuniziert (und noch seltener diskutiert) wird. Eine ernstzunehmende empirische Basis ist bis heute nicht gegeben und von daher gibt es auch keinen Grund, didaktische Inhalte ernster als nötig zu nehmen, bzw. diese gar als großes und überlegenes wissenschaftliches Konzept anzusehen. Das sind sie mitnichten!

Lieben Gruß
Irrwitz

sabisteb
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Re: Erster Tiefpunkt im Referendariat - wie komme ich daraus

Beitrag von sabisteb »

Ich habe es gewagt in Fachdidaktik das Thema "Aspekt" anzuschneiden...
Der Blick war vernichtend.
Dazu sind die SuS zu schwach. Signalwörter sind das non plus ultra. Wird so in den Schulbüchern nicht behandeln, wie soll ich denn da mit den vorhandenen Büchern arbeiten?!
Leider werfen die SuS die Signalwörter durcheinander, genau wie ich damals.
Ich werde es nun wagen in der nächsten Sitzung die internationale Bibel der ESL Lehrer mitzubringen, die genau das empfielt...
Der Tipp an einen russischen Schüler heute "Present Perfect ist ein Aspekt der Gegenwart" brachte seine Augen zum Leuchten. "Ah! so, jetzt verstehe ich das!".
Warum sollte man den deutschen SuS nicht einfach beibringen was ein Apekt ist. Da dauert vielleicht, aber es würde ihr Leben langfristig erleichtern.
Auch dieser Vorschlag erntete einen vernichtenden Blick.
Aber genau das haben sie an der Uni gelehrt. Die hoffen verzweifelt, dass die Schulen endlich Aspekt lehren... Im Ref wird es einem aber schnell ausgetrieben. Ab in die Tonne mit dem Proseminar Tense and Aspect.
Und noch abschließend zur Didaktik: Im besten Fall sind das gut durchdachte Theorien, was leider selten kommuniziert (und noch seltener diskutiert) wird. Eine ernstzunehmende empirische Basis ist bis heute nicht gegeben und von daher gibt es auch keinen Grund, didaktische Inhalte ernster als nötig zu nehmen, bzw. diese gar als großes und überlegenes wissenschaftliches Konzept anzusehen. Das sind sie mitnichten!
Leider haben wir das Skript, dessen Struktur sich mir entzieht, 1:1 umzusetzen. Teilweise wäre es schön, wenn das Skript Seitenzahlen hätte.
Ich sitze gerade verzweifelt über dem Kapitel "Wortschatzarbeit" und versuche anhand des Skriptes eine Stunde zu konzipieren...
Absolut nicht hilfereich das hochheilige Skript.

IrrwitzHoch10
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Re: Erster Tiefpunkt im Referendariat - wie komme ich daraus

Beitrag von IrrwitzHoch10 »

sabisteb hat geschrieben:Ich habe es gewagt in Fachdidaktik das Thema "Aspekt" anzuschneiden...
Der Blick war vernichtend.
Kann ich mir vorstellen - das Thema ist "empfindlich", da nur über Sprachreflexion (und nicht über konventionelle Schulgrammatik) sinnvoll zu behandeln. Da müsste man also verschiedene Theorien offen und mit Mut zur Lücke diskutieren, das aber ist im Referendariat nicht vorgesehen. Oder anders gesagt: Sprachreflexion kennt kein einfaches Richtig oder Falsch.
sabisteb hat geschrieben: Dazu sind die SuS zu schwach. Signalwörter sind das non plus ultra.
Wurde mir auch erzählt, nachdem ich einer 5. Klasse bei Groß- u. Kleinschreibung anstatt der üblichen ollen (und völlig unzureichenden) Artikelprobe den Unterschied zwischen Nennen und Zeigen (Deixis) erklärte und obendrein auch noch einige hübsche Majuskeln zeigte - Großschreibung ist schließlich nicht schon immer dagewesen, sondern eine menschliche Erfindung. Die Stunde wurde verrissen, obwohl die SuS sichtlichen Spaß hatten. Was solls - die wollen i.d.R. ihren Standard-Kladderadatsch sehen.
sabisteb hat geschrieben: Der Tipp an einen russischen Schüler heute "Present Perfect ist ein Aspekt der Gegenwart" brachte seine Augen zum Leuchten. "Ah! so, jetzt verstehe ich das!".
Ich habs in der Schule auch nie verstanden (Schulgrammatik übrigens - und wie ich heute weiß ZURECHT - auch nicht) - vielleicht hätte ich dich als Englischlehrer gebraucht! ;-)
sabisteb hat geschrieben: Aber genau das haben sie an der Uni gelehrt. Die hoffen verzweifelt, dass die Schulen endlich Aspekt lehren... Im Ref wird es einem aber schnell ausgetrieben. Ab in die Tonne mit dem Proseminar Tense and Aspect.
Kommentar Schulleiter am ersten Tag (ein echter Klassiker): "Vergessen Sie alles, was Sie im Studium gelernt haben, nichts davon werden sie im Schulalltag gebrauchen können!"

In Autoritär-Sprache übersetzt heißt das in etwa: Wir ziehen in der Schule unser eigenes Ding durch, passen Sie sich unserem Brauchtum an oder gehen Sie!
sabisteb hat geschrieben: Leider haben wir das Skript, dessen Struktur sich mir entzieht, 1:1 umzusetzen. Teilweise wäre es schön, wenn das Skript Seitenzahlen hätte.
Ich sitze gerade verzweifelt über dem Kapitel "Wortschatzarbeit" und versuche anhand des Skriptes eine Stunde zu konzipieren...
Absolut nicht hilfereich das hochheilige Skript.
Ich drücke dir die Daumen, dass du doch noch einen Sinn/Idee findest, daraus etwas zu machen.
Ansonsten kann ich dir nur aus meiner eigenen (schlechten) Erfahrung berichten, dass mein einstiger Versuch, mit einschlägiger Fachliteratur mein Unterrichtskonzept zu begründen, beinahe im Desaster mündete. Die von mir mitgebrachte Fachliteratur wurde nicht eines Blickes gewürdigt!

Inkompetenz hat gute Gründe und von daher: Nicht gegen Windmühlen rennen, sofern es sich irgendwie vermeiden lässt.

Es grüßt
Irrwitz

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