Schei* Referendariat!

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
Rets
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Re: Schei* Referendariat!

Beitrag von Rets »

Stark hat geschrieben:Deshalb dürfte die entsprechende Kritik im Regelfall unangenehm sein, gerechtfertigt ist sie aber vielleicht doch.
Ich beziehe mich mal auf die Kritik im Allgemeinen - und nicht nur an der Lehrerpersönlichkeit.

Das Problem ist doch nicht - jedenfalls für mich nicht - dass die Kritik ungerechtfertigt wäre oder so empfunden wird. Das Problem ist eher, dass es einfach immer etwas zu kritisieren gibt. Nur wenn man den Geschmack der Ausbilder trifft, sind Bestnoten möglich. Ansonsten ist Unterricht so vielschichtig, dass man wirklich (beinahe) an jeder gehaltenen Stunde noch Kritik üben kann - wenn man will. Damit stellt sich für mich das Gefühl ein, vor eine unsichtbare Wand zu fahren. Ich komme mit guter Vorbereitung auch gut zurecht, für mehr darf man es aber bitte genauso machen, wie es der Ausbilder auch gemacht hätte.

Das wird doch den Umständen nicht gerecht...

Rets
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Re: Schei* Referendariat!

Beitrag von Rets »

Übrigens:

In einem anderen Post habe ich dargestellt, dass meines Erachtens für einen guten Lehrer vor allem Reflexionsfähigkeit, Erfahrung und Fachkompetenz nötig sind.

(Beispiel: Mit ersten beidem kann man auch an seiner Lehrerpersönlichkeit arbeiten, welche freilich auch außerordentlich bedeutsam ist - aber eben eine abhängige Variable der ersten beiden Aspekte ist)

Dazu der Gedanke aus meinem Post von eben: In jeder Stunde lassen sich kritikable Aspekte finden.

Damit ergibt sich, dass bei einer Lehrprobe etwas bewertet wird, das gar nicht integraler Bestandteil für einen guten Lehrer auf lange Sicht ist (weil nur eine Momentaufnahme - siehe die ganzen Anmerkungen hier im Forum, wo sich Referendare mit fremden Lehrproben durchgemogelt haben) und zusätzlich bei einer Lehrprobe etwas bewertet wird, an dem man immer Fehler finden kann. Eine für mich unfaire Situation.

Daher finde ich, dass es im Referendariat keine Noten geben sollte. Ausbildung, Prüfungen und Examen ja. Jeweils aber nur mit der Skalierung bestanden / Nicht bestanden. Einstellung dann nach den Noten im ersten Staatsexamen.

Stark
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Re: Schei* Referendariat!

Beitrag von Stark »

Das kannst du aber auch über die meisten geisteswisschenschaftlichen Unterrichtsfächer sagen. In Deutsch finde ich quasi auch IMMER etwas, was der Schüler noch besser hätte machen können. Deshalb gibt das auch im Schriftlichen nur selten mal eine Eins. In der Oberstufe sind 15 Punkte dann natürlich noch seltener. Das klingt erstmal unfair, aber wenn man sich die Notendefinitionen in den Schulgesetzen (überall in etwa gleich) ansieht, macht das schon Sinn. Das steht die Eins für eine Leistungen, die die Anforderungend deutlich übertrifft.
So, jetzt ist es aber so, dass ich eben doch ab und an mal die Einst gebe. Und möglicherweise denken die Schüler dann auch: "Jetzt habe ich halt das geschrieben, was er hören wollte!". Vielleicht spielt das auch mit rein, ich bin ja auch nur ein Mensch. Aber ich gebe mir sehr viel Mühe, sehr differenziert zu bewerten. Vor allem, wenn jemand eine andere Meinung vertritt als ich, überlege ich sehr genau, wie seine Argumentation objektiv zu bewerten ist, eben um ihn NICHT dafür zu bestrafen, dass er es anders sieht als ich. Und ja, ich vergebe deutlich häufiger die Eins, wenn mir ein Schüler eine Interpretation liefert, die ich selber so nicht vertreten würde, diese aber argumentativ stichhaltig und schlüssig vertritt.

Das dürfte bei den meisten Ausbildern ähnlich sein.

rissig21
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Re: Schei* Referendariat!

Beitrag von rissig21 »

Rets hat geschrieben:Nur wenn man den Geschmack der Ausbilder trifft, sind Bestnoten möglich. Ansonsten ist Unterricht so vielschichtig, dass man wirklich (beinahe) an jeder gehaltenen Stunde noch Kritik üben kann - wenn man will. Damit stellt sich für mich das Gefühl ein, vor eine unsichtbare Wand zu fahren. Ich komme mit guter Vorbereitung auch gut zurecht, für mehr darf man es aber bitte genauso machen, wie es der Ausbilder auch gemacht hätte.

Das wird doch den Umständen nicht gerecht...
Stimmt natürlich, was du da sagst, aber das trifft doch (von schriftlichen Prüfungen abgesehen, aber da gibt wieder eigene Probleme) für alle mündlichen Prüfungen zu. Wenn dich der Prüfer mag (und vlt. kennt), baut er dich auf, formuliert Fragen eher unterstützend/beschreibend und bohrt nicht bei Problemen, mag er dich nicht, tut er genau das und sucht nicht nach deinem Wissen, sondern nach dem, wo du Probleme hast. Haben wir doch alle schon oft genug erlebt, oder nicht?

Für ein Examensfach habe ich wochenlang gebüffelt, die ganze Literatur sorgfältig durchgearbeitet und nur eine Sache vergessen, dass ich einen der Prüfer nicht kannte und er mich nicht. Der hat mir dann die Prüfung so richtig kaputt gemacht. Später erfuhr ich, dass er berüchtigt war für solche Aktionen. Mit 1,0 eingereicht und mit 4,0 und Tritt in den Allerwertesten aus der Prüfung geschickt... der hat alles gefragt, nur nicht das, was auf der offiziellen Liste stand... shit happens... sportlich nehmen.

ABER: Wenn ein Bildungssystem so viel von sich hält wie unseres, sollte man den Dingen halt nicht nur ihren menschlichen Lauf lassen sondern irgendwie professioneller sein, ist aber halt nicht so, deshalb wäre etwas mehr Realität und Bescheidenheit angesagt in mancher Hinsicht. Aber wem bzw. wo sage ich das...

Rets
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Re: Schei* Referendariat!

Beitrag von Rets »

Ja, aber für mich ist auch bei der Eins (bzw. 15 Punkten) noch immer Spielraum für Fehler. Ich denke nicht, dass 15 Punkte Perfektion repräsentieren sollten. In Mathe ist mir z.B. eine Klassenarbeit mit 1-2 durch Flüchtigkeit bedingten Vorzeichenfehlern immer noch 15 Punkte wert. (Anders als z.B. bei Fehlern im Ansatz/ Lösungsverfahren/ Grundvorstellungen..).

Stark
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Re: Schei* Referendariat!

Beitrag von Stark »

Rets hat geschrieben:Ja, aber für mich ist auch bei der Eins (bzw. 15 Punkten) noch immer Spielraum für Fehler. Ich denke nicht, dass 15 Punkte Perfektion repräsentieren sollten. In Mathe ist mir z.B. eine Klassenarbeit mit 1-2 durch Flüchtigkeit bedingten Vorzeichenfehlern immer noch 15 Punkte wert. (Anders als z.B. bei Fehlern im Ansatz/ Lösungsverfahren/ Grundvorstellungen..).
Ja, das sehe ich durchaus auch so; die "Anforderungen deutlich übertreffen" heißt nicht perfekt. Aber ich würde mal behaupten, dass die meisten UBs, die mit Eins bewertet werden, auch nicht wirklich perfekt sind. Wie gesagt, man findet doch immer irgendwas!

Stark
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Re: Schei* Referendariat!

Beitrag von Stark »

rissig21 hat geschrieben: Stimmt natürlich, was du da sagst, aber das trifft doch (von schriftlichen Prüfungen abgesehen, aber da gibt wieder eigene Probleme) für alle mündlichen Prüfungen zu. Wenn dich der Prüfer mag (und vlt. kennt), baut er dich auf, formuliert Fragen eher unterstützend/beschreibend und bohrt nicht bei Problemen, mag er dich nicht, tut er genau das und sucht nicht nach deinem Wissen, sondern nach dem, wo du Probleme hast. Haben wir doch alle schon oft genug erlebt, oder nicht?
Ich habe das noch nicht erlebt. Was ich hingegen schon erlebt habe - und regelmäßig in mündlichen Abiturprüfungen erlebe - ist, dass Leute, die sich gut verkaufen können, imme besser durch die mündlichen Prüfungen kommen. Das ist ein zweischneidiges Pferd: Einerseits scheint das ungerecht, andererseits sind ja mündliche Prüfungen genau auf Kompetenzen im Bereich der Präsentationsfähigkeit ausgelegt. So gesehen hat dieses Phänomen auch irgendwo seine Berechtigung.

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