Schei* Referendariat!

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
Plattypus
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Re: Schei* Referendariat!

Beitrag von Plattypus »

JimJupiter hat geschrieben:Konstruktivem und Destruktivem
Gerne äußere ich mich dazu auch noch. Wenn das Referendariat wirklich konstruktiv wäre, warum sind dann originäre Lehramtsstudenten schlechter gestellt als Seiteneinsteiger?

Lehramtsstudenten müssen sich nach dem Referendariat mit der Note aus dem 2. Staatsexamen bewerben. Quereinsteiger müssen den Vorbereitungsdienst nur mit Note 4,0 bestehen. So gesehen kann man doch jedem Studienbeginner, der in den Lehrerberuf will, nur raten auf Diplom bzw. heute Master zu studieren und später den Quereinstieg zu machen.

Entsprechend wäre es doch auch nur fair, wenn sich nach dem Referendariat bzw. OBAS alle mit ihren Noten erneut bewerben müßten und nicht bloß die Lehramtsstudenten, die dann selbst mit einem Notenschnitt von 1,0 keine Chance gegen einen 4,0er OBASler haben, weil der die Stelle ja schon sicher hat?

Alle OBASler, mit denen ich bisher sprechen konnte, haben gesagt, daß sie die Lehrerstelle nie angetreten hätten, wenn sie sich nach dem Vorbereitungsdienst erneut hätten bewerben müssen mit dem Risiko danach arbeitslos zu sein. Originäre Lehramtsstudenten müssen sich dieser Ungewißheit stellen.

Und was die Rhetorik angeht: Was denken Sie denn, um was es in einem Bewerbungsverfahren geht? Da ist der Zweite eindeutig der erste Verlierer.

tiger
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Re: Schei* Referendariat!

Beitrag von tiger »

Plattypus hat geschrieben: Lehramtsstudenten müssen sich nach dem Referendariat mit der Note aus dem 2. Staatsexamen bewerben. Quereinsteiger müssen den Vorbereitungsdienst nur mit Note 4,0 bestehen.
Das mag vielleicht in NRW so sein, ist aber nicht die Regel. Quereinsteiger in Niedersachsen z. B. können sich mit einem geeigneten Hochschulabschluss für die Zulassung zum Referendariat bewerben und werden nach der 2. Staatsprüfung in allen Belangen gleich behandelt wie die Absolventen mit lehramtsbezogenem Abschluss, insbesondere bei der Bewerbung um die erste Stelle.
Plattypus hat geschrieben:nicht bloß die Lehramtsstudenten, die dann selbst mit einem Notenschnitt von 1,0 keine Chance gegen einen 4,0er OBASler haben, weil der die Stelle ja schon sicher hat?
Sie müssen berücksichtigen, dass der Quereinstieg (bzw. Seiteneinstieg) nur für die Fächer bzw. Schulformen geöffnet wird, in denen ein solcher Bewerbermangel herrscht, dass die Stellen anderweitig nicht besetzt werden können. Insofern nimmt ein Seiteneinsteiger eher selten einem grundständig ausgebildeten die Stelle weg.
Plattypus hat geschrieben:Alle OBASler, mit denen ich bisher sprechen konnte, haben gesagt, daß sie die Lehrerstelle nie angetreten hätten, wenn sie sich nach dem Vorbereitungsdienst erneut hätten bewerben müssen mit dem Risiko danach arbeitslos zu sein.
Das liegt daran, dass die Seiteneinsteiger bereits einen "change of careers" hinter sich haben und es sich hinsichtlich ihres Lebenslaufs kaum leisten können, noch ein weiteres Mal etwas komplett anderes anzufangen. Wenn die Landesregierung also beabsichtigt, Seiteneinsteiger zu gewinnen, dann ist die Aussicht auf einen sicheren Arbeitsplatz die wichtigste Maßnahme, genügend Bewerber zu finden.

*Sissy*
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Re: Schei* Referendariat!

Beitrag von *Sissy* »

Bei allem Frust (den ich teilweise verstehen kann), bitte kein Seiteneinsteiger-Bashing:

"Gerne äußere ich mich dazu auch noch. Wenn das Referendariat wirklich konstruktiv wäre, warum sind dann originäre Lehramtsstudenten schlechter gestellt als Seiteneinsteiger?"


Sie sind nicht schlechter gestellt. Denn Du vergleichst hier Äpfel mit Birnen: Du musst Lehramtler (grundständige) und Seiteneinsteiger mit den gleichen Fächern vergleichen. Da es diese Grundständigen aber gar nicht gibt, erübrigt sich Dein Gemecker. Ich hatte im Seminar 5 Mitstreiter: KEIN Grundständiger dabei. Warum sollte jemand, der in der freien Wirtschaft arbeitet und einen Job hat, in das meist schlechter bezahlte Lehramt wechseln? Da muss schon ein bißchen aAnreiz da sein. Schließlich geht der Seiteneinsteiger auch ein Risiko ein: Das Ref nicht zu schaffen! Und dann ohne Job da zu stehen.

"Lehramtsstudenten müssen sich nach dem Referendariat mit der Note aus dem 2. Staatsexamen bewerben. "
Richtig! Aber wenn es jemanden mit meinen Fächern gibt, der Lehramt studiert hat, reicht für den auch eine 4,0 und er kann sich die Stelle aussuchen. Das ist die Realität.

Grundsätzlich: Ich habe aus meinem Ref das rausgenommen, was ich meinte, gebrauchen zu können. Manchmal habe ich aber auch erst im Berufsleben erkannt, warum das damals so gesagt wurde. Ich empfehle daher allen: Tipps annehmen, ausprobieren, Kritik annehmen und überdenken und wirklich mal das versuchen, was die Fachleiter anmerken. Ich hab eigentlich alles ausprobiert und habe ganz viel gelernt: Sowohl positives und auch negatives. Denn man muss es auch mal so sehen: Refs sind erwachsene Leute, die bereits einen akademischen Grad haben. Sie benötigen eigentlich einen "Lernbegleiter", der einem etwas zur Seite steht, aber 95% muss der Ref noch selbst leisten. Und dazu gehört auch mal, ein pädagogisches/didaktisches Buch zur Hand nehmen und lesen. Hilft ungemein.

Viel Erfolg weiterhin!

hans_Unfrei
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Re: Schei* Referendariat!

Beitrag von hans_Unfrei »

Zurück zum ursprünglichen Thema:

Die Pauschalkritik beim TE könnte man auch vielen Mitforisten hier vorwerfen. Der TE hat hier ja nur seine Sichtweise auf SEIN Referendariat beschrieben. Wir kennen weder ihn noch sein Seminar und können daher nicht beurteilen, ob die Kritik berechtigt ist oder nicht. (Liegt auch daran, dass sich der TE sehr pauschal und daher sehr unkonkret geäußert hat.) Manche Foristen, v.a. "alte Hasen", vorverurteilen dann gleich einen neuen User, der sich in einem einzigen Post äußert, bei dem er womöglich auch noch in Rage war.

Ich behaupte jetzt mal, dass im Referendariat in den seltesten Fällen eine Seite schuld hat, wenn etwas nicht so glatt läuft. Es kann z.B. so laufen: Der Referendar hat seinen ersten Unterrichtsbesuch, ist nervös, macht Fehler (vielleicht auch dumme Anfängerfehler). Ein Mentor ist bei der Stunde dabei und hat eigentlich keinen Bock, den Referendar zu betreuen. Anschließend kritisiert der Mentor dann den Referendar in Grund und Boden, weil er für den ersten Unterrichtsbesuch eine 150% perfekte Stunde erwartet hat. Der Referendar ist aufgrund der Dauerkritik sauer und schaltet fortan auf Durchzug und nimmt kaum noch Kritik ernst.
So kann es laufen - muss es aber nicht. Ist eher ein Extrembeispiel. Damit will ich aber zeigen, dass es meistens Unzulänglichkeiten auf beiden Seiten gibt.

*Sissy*
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Re: Schei* Referendariat!

Beitrag von *Sissy* »

Also ich weiß ja nicht: Wenn jemand in der Ausbildung ist, würde ich doch dem Profi nicht unterstellen, dass er seine Arbeit nicht kann und macht. Da muss ich eigentlich schon erstmal davon ausgehen, dass der Mentor sein Handwerk beherrscht. Sicher gibt es unter den erfahrenen Lehrern Unterschiede im Unterrichtsstil und auch gute und schlechte Lehrer je nach Sichtweise, aber zunächst al ist er der Erfahrene und der Reffi der, der noch viel Lernen muss. Und dem Mentor zu unterstellen, dass er erwartet, dass der Ref beim ERSTEN UB 150% abliefert....Das ist ja eine überzogene Forderung. Das würde ich niemals verlangen, schließlich ist der Ref am Anfang seiner Ausbildung. Was ich aber schon erwarte: Dass meine Tipps mal angenommen und versucht werden, anstatt mich anzusehen, als hätte ich verlangt, dass man auf einem Pferd zur Schule reitet. Ist mir leider schon einige Male so gegangen.

Was mich einfach immer stört bei diesen Posts ist, dass es scheinbar immer nur die Umstände Schuld sind oder eben die Schule etc. Sicher gibt es gute und schlechte Schulen/Bedingungen/Seminare etc, aber die Refs sind alle erwachsen und können doch zu einem Großteil selbst Beiträge zur eigenen Ausbildung leisten.

Ach, irgendwie weiss ich auch nicht, wie ich es ausdrücken soll. Vielleicht versteht ihr es ja trotzdem ;)

Schantalle
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Re: Schei* Referendariat!

Beitrag von Schantalle »

Ich bin nun erst ein paar Wochen im Ref, von daher mag es gut sein, dass sich meine Ansichten noch ändern. Was ich bisher berichten kann:

Im Kollegium gibt es Menschen. Mit allen Ecken und Kanten. Manche sind geradeheraus und freundlich, andere skeptisch, wieder andere reden gern hintenrum und schauen auf jeden noch so kleinen Fauxpas den man begeht. Viele aber nehmen einen gern mit in den Unterricht, und natürlich treten sie denselben dann auch gern ab ;) So lange ich aber nach den Stunden Feedback bekomme, meine Fragen bereitwillig beantwortet und Planungen bei Bedarf auch mal unterstützt werden, ist das ein sehr fairer Tausch. Unangemessene Kritik habe ich bisher noch von keinem zu hören bekommen.

Die Fachleiterbesuche habe ich alle bislang als sehr förderlich empfunden. Klar war das Schreiben des Entwurf mehr Aufwand als mein sonstiger Kurzentwurf, aber auch hier habe ich in der Reflexion hilfreiche Rückmeldung erhalten. Dass diese Damen und Herren "weggelobt" und im Grunde fachlich absolut unfähig sein sollen, konnte ich in keiner Weise feststellen. Natürlich ist das, weil es eben alle nur Menschen sind, nicht universell gültig - andere Menschen, andere Faktoren, anderes Ergebnis, aber dieses allgemeine Referendariats-Verteufeln finde ich unangebracht. Das ist die eine große Chance nach einem wirklich nicht sehr hilfreichen Studium noch einigermaßen behütet etwas zu lernen, bevor es "allein ins Abenteuer" geht.

Egal wie unangemessen euch die FL erscheinen mögen in ihrer Kritik, oder wie unfähig die Mentoren - es KÖNNEN einfach nicht alle schlecht sein. Das ist statistisch quasi unmöglich. Also sucht es eben die raus, die euch weiterbringen können und KLEBT an denen. Nehmt mit was immer ihr könnt! Verbucht die anderen unter "Sozialkompetenzen erweitern" und gebt trotzdem euer bestes. Bleibt höflich aber authentisch - nicht schleimen, nicht kriechen. Habt eine Meinung, aber seid bereit euch unterzuordnen, denn derzeit seid ihr eben noch am unteren Ende der Nahrungskette. Und ja auch nicht ohne Grund. Von ein paar Naturtalenten mal abgesehen, ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.

Und ja, ich finde das Ref bisher auch extrem anstrengend. Meist bekomme ich nicht mehr als 3-4 Stunden Schlaf unter der Woche und sitze gefühlt nur noch vor Planungen.... Ist halt so.

Ach - und solltet ihr tatsächlich nur Pfeifen als Mentoren und Fachlehrer vorfinden, dann nehmt deren miesen Unterricht doch als gutes Beispiel dafür, in eurer Reflexion des Unterrichtsgeschehens Alternativen für euch selbst zu entwickeln wie es besser, schülerorientierter, mit besserer Anwendbarkeit/Verständlichkeit usw hätte vermittelt werden können. So könnt ihr sogar da noch was draus mitnehmen.

Piccola
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Re: Schei* Referendariat!

Beitrag von Piccola »

Nur weil jemand sich in einem anonymen Internetforum mal so richtig auskotzt, soll er / sie gleich psychisch gestört sein und es einem Angst und Bange werden bei dem Gedanken, dass er / sie später "auf Schüler losgelassen" wird?

Also bitteschön, das ist doch nun wirklich völlig realitätsfern. Auch ohne große Erfahrung weiß man einfach, dass Menschen, die sich im Internet mal so richtig undifferenziert auskotzen, im wahren Leben nicht undifferenziert sind.

Im Gegenteil manchmal sogar. Nur ein Beispiel: Wer sich tagtäglich in alles und jeden analytisch hineindenkt und gewisse Dinge intensiver wahrnimmt, kritisch hinterfragt und zugleich die guten Seiten eines Sachverhalts, einer Situation, einer "Menschelei" sucht und findet, und somit mehr verarbeiten muss als andere, weil sein Naturell es einfach nicht anders möglich macht, mag mal dazu tendieren zu Hause im Bad oder eben im Internet die ganze Last einmal so richtig undifferenziert und sogar unqualifiziert zu entladen.

Mit Verlaub, aber genauso gut könnten die hier Kritisierten es als bedenklich ansehen, dass Menschen, die man je gesehen hat und von deren Leben und Persönlichkeit man nichts weiß, gleich völlig undifferenziert unter dem Deckmantel der Differenzierung in eine Schublade gesteckt werden.

Klar, vielleicht hat die Person, die das macht, auch gerade Haudraufbedarf.

Egal, welche Gründe vorliegen, es werden hier einzelne Personen geradezu beleidigend angegangen und ihnen fernab jeglicher Kompetenz die Befähigung für den Lehrerberuf abgesprochen.
Das ist nicht schön.

Und natürlich ist es ebenfalls nicht die feine und faire Art, alles und jeden im Ref als unfähig, etc. zu bezeichnen. Aber manchmal gibt es einfach keinen "Schuldigen", wenn gewisse Dinge Menschen unter einen unnatürlichen Druck setzen und auch wirklich schief laufen. Dann wird nun einmal kurz auf alles und jeden geschimpft. Und das hat nun wirklich nichts mit dem hypothetischen Konstrukt "Befähigung zum Lehrer" zu tun. Man lernt im Leben nie aus. Wer sich selbst für einen guten Lehrer hält, schön. Aber wer gleichzeitig andere für schlecht hält, nur weil sie weniger Erfolg im Ref hatten, unschön und nicht gerade qualifiziert.

Wenn man raus ist aus dem Ref, sieht man gewisse Dinge sowieso wieder anders.

Menschen entwickeln sich beständig und ändern sich auch.

Und übrigens, es gibt genügend ehemalige Referendare, an die von mehreren Seiten herangetragen wurde, dass sie als Lehrer nicht unbedingt optimal seien. Es gibt genügend ehemalige Referendare, die in die sogenannte "Verlängerung" gegangen sind oder gar irgendeinen Teil des 2 Stex nicht bestanden haben.

Und trotzdem sind sie heute tolle Kollegen und Lehrer, auf die sich die Schüler und Kollegen in jeder Hinsicht verlassen können. Ich bewundere Menschen, die ihren Weg gehen und zeigen, dass Schubladendenken nicht unbedingt das intelligenteste ist.

Es gibt viele ehemalige Referendare, die immer erfolgreich waren im Leben und auch im Ref und es trotzdem schaffen, differenziert mit dem Verhalten anderer umzugehen, sie nicht vorschnell zu verurteilen und zuerst einmal das Gespräch mit ihnen suchen anstatt gleich draufzuhauen. Und genau diese Fähigkeiten sind es doch, die wichtig sind, um den Schülern, den Kollegen und der Elternschaft ein guter Lehrer zu sein...

Ich hoffe einfach, dass die teilweise einander gegenüber respektlose Kommunikation nur eine "Menschelei" war. Im wahren Leben geht Ihr hoffentlich nicht so mit Menschen um, die für einen Moment ihre guten Manieren verlieren und mal Dinge äußern, die "extrem" anmuten. Solange niemand gewalttätig wird oder andere Menschen gefährdet, ist ein Sich-Auskotzen, auch ein unqualifiziertes, kein Zeichen dafür, dass jemand ein "schlechter Lehrer ist."

Wertschätzung und Respekt zeigen zu können, auch Menschen gegenüber, die mal "unbequem" werden sowie in der Lage zu sein, Menschen aus einem solchen "Moment der Extreme" wieder herauszuholen (ob Schüler oder Kollegen oder Mitmenschen) das ist in meinen Augen eine ganz wichtige Kompetenz für uns Lehrer.

Liebe Grüße

Piccola
Mens sana in corpore sano :-)

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