Werden Referendare "künstlich schlecht" gemacht?

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
kecks
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Re: Werden Referendare "künstlich schlecht" gemacht?

Beitrag von kecks »

nunja, referendare werden irgendwann mit ihrer ausbildung fertig und schreiben dann trotzdem weiter hier. "unterwandern", auch im uneigentlichen sinn, passt da meiner meinung nach nicht recht als beschreibung dieses umstands.



viel erfolg dir noch im ref, mit welcher einstellung auch immer du an die sache in zukunft rangehen möchtest.
Zuletzt geändert von kecks am 24.02.2017, 13:05:03, insgesamt 1-mal geändert.

Skeet1414
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Re: Werden Referendare "künstlich schlecht" gemacht?

Beitrag von Skeet1414 »

Totalverrisse sind angebracht, wenn der Referendar sich als total unfähig erweist. Ich habe solche Fälle schon mitbekommen, z.B. Geschi-Refis, deren Fachwissen quasi nicht existent war. Warum als Fachleiter lange um den heißen Brei herumreden? Immerhin wollen Refis mal auf SchülerInnen losgelassen werden.

nrw31
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Re: Werden Referendare "künstlich schlecht" gemacht?

Beitrag von nrw31 »

Skeet1414 hat geschrieben:Totalverrisse sind angebracht, wenn der Referendar sich als total unfähig erweist. Ich habe solche Fälle schon mitbekommen, z.B. Geschi-Refis, deren Fachwissen quasi nicht existent war. Warum als Fachleiter lange um den heißen Brei herumreden? Immerhin wollen Refis mal auf SchülerInnen losgelassen werden.
Genau diese Vermischung von persönlichem und fachlichem ist doch das Problem:

Wenn jemand nachweislich und eindeutig gravierende fachliche Defizite hat kann man das ganz sachlich benennen und das ist dann für alle Beteiligten nachvollziehbar und es kann daran gearbeitet werden.

Einen solchen Kandidaten aber als Konsequenz aus fachlichen Mängeln hoppla-hopp zu einem "menschlichen Totalversager" zu erklären der "nicht auf die SchülerInnen losgelassen werden darf" ist genau die Art von "Ausbildungsqualität" die zu Frust führt.

Es kann ja durchaus sein dass er ungeeignet ist. Dann muss es dafür aber nachvollziehbare Gründe geben und das sachlich vermittelt werden.

Skeet1414
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Re: Werden Referendare "künstlich schlecht" gemacht?

Beitrag von Skeet1414 »

nrw31 hat geschrieben:
Skeet1414 hat geschrieben:Totalverrisse sind angebracht, wenn der Referendar sich als total unfähig erweist. Ich habe solche Fälle schon mitbekommen, z.B. Geschi-Refis, deren Fachwissen quasi nicht existent war. Warum als Fachleiter lange um den heißen Brei herumreden? Immerhin wollen Refis mal auf SchülerInnen losgelassen werden.
Genau diese Vermischung von persönlichem und fachlichem ist doch das Problem:

Wenn jemand nachweislich und eindeutig gravierende fachliche Defizite hat kann man das ganz sachlich benennen und das ist dann für alle Beteiligten nachvollziehbar und es kann daran gearbeitet werden.

Einen solchen Kandidaten aber als Konsequenz aus fachlichen Mängeln hoppla-hopp zu einem "menschlichen Totalversager" zu erklären der "nicht auf die SchülerInnen losgelassen werden darf" ist genau die Art von "Ausbildungsqualität" die zu Frust führt.

Es kann ja durchaus sein dass er ungeeignet ist. Dann muss es dafür aber nachvollziehbare Gründe geben und das sachlich vermittelt werden.
1. "Totalverisse" finden für mich selbstverständlich auf der sachlichen, nicht auf der persönlichen Ebene statt (es sei denn, es liegen charakterliche Defizite vor, die im Unterricht/Schulleben zu tragen kommen) - das ist so selbstverständlich, dass die Erwähnung nicht nötig sein sollte.

2.Das Referendariat ist nicht die Zeit, (gravierende) fachliche Mängel auszubügeln. Mir geht es hier um den Grundsatz. Wer klare Wissenslücken hat, hat im Referendariat (in diesem Fach, zumindest) nichts zu suchen. Ich bin u.a. Englischlehrer ... wer die grammatikalischen Regeln nicht beherrscht, oder schlimmer noch, keinen großen Wortschatz / keinen Sprachfluss besitzt, der sollte dieses Fach nicht unterrichten dürfen. Zurecht gehen die Fach- und Seminarleiter davon aus, dass die fachwissenschaftliche Ausbildung abgeschlossen sein sollte.

3. Spricht man allgemein nicht eher von einer Inflation guter Noten? Von einer Inflation schlechter Noten lese ich hier zum ersten Male.

hans_Unfrei
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Re: Werden Referendare "künstlich schlecht" gemacht?

Beitrag von hans_Unfrei »

Überspitzt formuliert: Hier gibt es Superpädagogen, die bereits 2-5 Jahre nach dem eigenen Referendariat (bei dem sie NIE Probleme hatten) schon die heutigen Referendare innerhalb kürzester Zeit abste....korrekt einschätzen und beurteilen können, ob diese für den Schuldienst geeignet sind.

Skeet1414
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Re: Werden Referendare "künstlich schlecht" gemacht?

Beitrag von Skeet1414 »

hans_Unfrei hat geschrieben:Überspitzt formuliert: Hier gibt es Superpädagogen, die bereits 2-5 Jahre nach dem eigenen Referendariat (bei dem sie NIE Probleme hatten) schon die heutigen Referendare innerhalb kürzester Zeit abste....korrekt einschätzen und beurteilen können, ob diese für den Schuldienst geeignet sind.
ICH bin kein Fachleiter, weshalb diese Aufgabe MIR nicht obliegt. Aber danke für deinen polemischen Beitrag ;).

Jméno
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Re: Werden Referendare "künstlich schlecht" gemacht?

Beitrag von Jméno »

Benotung ist im normalen Rahmen menschlich, kann also sowohl unverständlich gut sein als auch unverständlich schlecht. Beispiel? Herr Jméno macht Referendariat und Staatsexamen II. Ist schon ein bisschen her, war in Hessen, ein Fach war Geschichte. Seitdem meine Ausbilderin mitbekommen hat, dass zwischen ihr (politisch aktiv) und mir (ebenso) weltanschaulich Welten lagen, gingen meine Noten dezent aber nicht auffällig nach unten. Ich habe dann mein Staatsexamen II – bei dem zumindest seinerzeit immer ein Fach durch einen Prüfer eines fremden Studienseminars geprüft wurde – so geplant, dass sie dort abwesend sein würde. Prompt wurde mir aus dem Nachbarseminar ein guter Freund und Parteifreund von ihr zugeteilt. Shit happens.

Thema der Stunde, Sek. II, Prüfungskurs, hieß: „Ist Marx' Kommunistisches Manifest eine tragbare Lösung für die Soziale Frage?“ oder so ähnlich. War, aus heutiger Sicht, echt keine weltbewegende Stunde, sondern Schema F: Einstieg mit Bild, Quellenbearbeitung, Sicherung an der Tafel, Abschlussdebatte zur Leitfrage. Und fünf Minuten vor dem Gong ergab sich folgende Situation:
Schüler 1: „Ich halte das Manifest für nicht umsetzbar. Es spricht von einer klassenlosen Gesellschaft, dabei bildet jede menschliche Gesellschaft Hierarchien aus.“
Herr Jméno: dankbares Brummen für eine fundierte Meinungsäußerung
Schüler 2: „…“

In der Nachbesprechung erklärte mir mein Fremdprüfer, er müsse mich eigentlich durchfallen lassen. Durch das Nichteinschreiten nach der Äußerung des Schülers hätte ich für den gesamten Kurs die gesamte Grundidee des Marxismus vollkommen diskreditiert. Das sei nicht statthaft.

Am Ende gab es, Planung etc. einberechnet, 06 Punkte auf die Stunde. – Und um das ins Verhältnis zu rücken: Ich bin durchaus derjenige, bei dem Schüler, Abiturienten und durchaus auch Kollegen ankommen, um mal „eben so“ zwischen Tür und Angel das Vorfeld der Französischen Revolution, die Polnischen Teilungen oder Pol Pots Steinzeitkommunismus erklärt zu bekommen. Ich habe Auszeichnungen für meinen Unterricht gewonnen und erhalte Anrufe/Briefe, ob ich nicht Interesse an einem Wechsel zu einem ganz spezifischen Gymnasium hätte. Kurzum: Mein Ruf ist nicht ganz mies. Und das lässt mich daran glauben, ich könnte im Staatsexamen II nicht völlig objektiv und gerecht bewertet worden sein.

Wenn dem so war, lag es aber daran, dass ich leider an ein, zwei ausgemachte <Selbstzensur> geraten bin. Sie stellen bei weitem keine Mehrheit, aber es gibt sie und sie haben in den weniger objektiven Debattenfächern (Mathe ist im Optimalfall eben richtig oder falsch, während Geschichte, Religion oder Politik da ganz andere Fässer aufmachen) leider recht große Freiheiten bei der Benotung. Meine Modulnote in der Abschlussprüfung Geschichte lag definitiv nicht daran, dass irgendwer im Studienseminar oder im Kultusministerium gewürfelt und entschieden hätte, man müsse sich mal gegen die Notengebung bei Referendaren verschwören.
…он је метафора, начин живота, угао гледања на ствари!

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