Mitreferendare

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
hansdampf02
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Mitreferendare

Beitrag von hansdampf02 »

Hallo,

also ich bin seit September im Ref...
Bis jetzt läuft es soweit okay, aber was nervt sind meine MitreferendarInnen.

Zu 80% Schleimer und Eigenbrötler!!!

Normalerweise mach ich mein eigenes Ding und achte nicht so darauf, was die Mitreferendare machen. Dummerweise bin ich doch mittelbar von ihrem Verhalten betroffen:
Sie prahlen immer damit, wie viel sie ackern, wie viel Zeit sie in die Unterrichtsvorbereitung stecken. Sie schleimen sich bei den Seminarlehrern ein, sie biedern sich richtig an und reden ihnen nach dem Mund.
Einmal habe ich im Fachseminar nach alternativen Unterrichtsmethoden gefragt (ich habe nicht gesagt, dass ich die besprochene Methode schlecht fand) und wurde von allen nur verständnislos angeschaut.
Manche Referendare sind so im Konkurrenzdenken drin, dass sie sich gegenseitig falsche Informationen geben bzw. Informationen bewusst einem vorenthalten.
Oder Stichwort Lehrproben (oder auch Leerproben): Ich habe eine 3- bekommen. Die Stunde lief meines Erachtens gut, es war eigentlich nur eine Kleinigkeit nicht ganz rund.
Meine Mitreferendare ziehen da eine Show ab, machen einen Methodenzirkus. Teilweise halten sie exakt die gleiche Stunde schon mal vorher und/oder bestechen die Schüler mit Süßigkeiten und guten Mitarbeitsnoten. Dann bekommen sie dafür auch ne 1 oder 2 in der Leerprobe (!), authentisch ist das aber nicht.

Was soll ich nur machen? Ich bin schon am Verzweifeln, weil meine Mitreferendare die Messlatte teilweise so hoch hängen und sich gegenseitig das Leben schwer machen, dass ich am Ende "zu schlecht" abschneide...

phstudent
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Re: Mitreferendare

Beitrag von phstudent »

Konzentrier dich auf dich. Solche Leute gibt es immer.
Hatte auch so eine Mitreferendarin die immer so getan hat, als würde sie alles perfekt machen, aber letzten Endes waren ihre Stunden trotz allem nicht so.
Lieber dann mit der eigenen ehrlichen Leistung und ner 2 oder 3 rausgehen als sich so zu verbiegen für ne eins.

cobalt8
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Re: Mitreferendare

Beitrag von cobalt8 »

Grundsätzlich gebe ich meinem Vorredner recht. Es gibt in jedem Seminar die "A....", die versuchen besser dadurch zu sein, dass andere schlecht sind. Ich hatte das große Glück, dass ich mehrere im Seminar hatte, mit denen man eine Freundschaft aufbauen konnte (die auch immer noch hält), und mit denen man sich gegenseitig unterstützt und geholfen hat. Trotzdem hatten wir auch einige von den von dir beschriebenen Referendaren, die grundsätzlich bei jedem Besuch behaupten, dass alles super gelaufen sei, damit die anderen die gleichen Fehler machen, und die dir permanent nur erzählen, wie toll alles bei ihnen ist, und was sie doch für tolles Ausbildungslehrer haben, und was sie alles machen ..... was soll ich sagen, von diesen Personen hatten sehr viele eine schlechtere Note am Ende, als es bei mir der Fall war, obwohl ich bis zum Ende damit gerechnet hatte, dass diese Personen gut sind!!

Versuche welche zu finden, die es wirklich ehrlich mit dir meinen, und die sich wirklich mit dir freuen, wenn es bei dir gut läuft. Hilfst du diesen Personen, dann werden sie dir auch helfen.
hansdampf02 hat geschrieben:
Meine Mitreferendare ziehen da eine Show ab, machen einen Methodenzirkus.
Das hat allerdings in meinen Augen wenig mit schleimen usw. zu tun. Tatsächlich ist es so, dass es einfach im Referendariat gefordert ist, einen Methodenzirkus und Showstunden abzuhalten, wenn man gut sein möchte. Bei uns waren direkt auch sehr aufwendige Methoden wie Stationenlernen usw. einmal pro Fach gefordert. Einer meiner Ausbildungslehrer hat zu mir damals ganz am Anfang gesagt: "Das ist, als würdest du eine Ausbildung zum Koch machen. Du musst halt im Referendariat einfach zeigen, dass du Sternemenüs kochen kannst, auch wenn du hinterher nur noch Suppe oder ähnliches kochst."
Und genauso ist es auch. Es ist allgemein bekannt, dass das Referendariat nur sehr sehr wenig mit Alltagsunterricht zu tun hat, genauso ist es übrigens später bei jeder Begutachtung, die man nach dem Referendariat über dich anfertigen wird. Man will einfach sehen, was du theoretisch alles könntest.
hansdampf02 hat geschrieben:
Teilweise halten sie exakt die gleiche Stunde schon mal vorher und/oder bestechen die Schüler mit Süßigkeiten...
An der Stelle glaube ich nicht, dass die exakt die gleiche Stunde in der gleichen Klasse vorher halten. Bei um die 30 Schülern hättest du dann immer mindestens einen dabei der dann brüllen würde "häää, das haben wir doch schon alles gemacht". Wenn die Mitreferendare die Zeit finden, ihre vorbereitete Stunde ähnlich in einer Parallelklasse zu halten, warum nicht? Ich hätte die Zeit dafür allerdings niemals gehabt.
Zu dem Bestechen sei noch zu sagen, dass ich finde, dass man Schüler durchaus nach einem Unterrichtsbesuch belohnen darf, was die Schüler in diesen Stunden versuchen zu leisten ist meist schon enorm und sehr anstrengend für diese.

kecks
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Re: Mitreferendare

Beitrag von kecks »

zumindest in bayern kannst du am gym gar nicht diesselbe stunde vorher halten, da der betreuungslehrer mit drin ist. außerdem merkt wirklich jeder, der schon länger unterricht beurteilt, wenn die stunde schon mal so gehalten wurde. dass man dagegen die methode mal probt zu einem anderen thema ist ja wohl normal und vernünftig. dazu haben uns die seminarlehrer sogar geraten.

und verwechsle mal nicht ehrgeiz mancher mit aggression gegen dich. wenn du weniger hohe ansprüche hast - schön für dich. aber die wollen/brauchen vielleicht eine eins, und sind bereit, den dafür nötigen einsatz zu bringen. vielleicht sind sie wirklich derselben ansicht wie deine seminarlehrer? vielleicht gefällt es ihnen wirklich im ref? vielleicht müssen sie sich nicht verbiegen, sondern sind eben so, wie sie sind, und die seminarlehrer finden das gut? vielleicht haben diese refis auch eine passende grundhaltung, um 'coachable' (sagen wir im sport) zu sein: sie halten erstmal die klappe, sind ein bisserl demütig, d.h. nehmen die rolle dessen ein, der noch was zu lernen hat, und versuchen umzusetzen, was sie an tipps bekommen, und zwar immer und immer wieder und so gut, wie es eben nur gerade geht. und dann nochmal. und dann nochmal. und nochmal. nur so lernt man nämlich was - everything worthwhile is hard, sei es im sport, im ref, in einer beziehung, was auch immer.

fazit: die wenigsten seminare bestehen nur oder auch nur überwiegend aus a*****. such dir deine leute, haltet zusammen, dann wird das schon. ehrgeiz untereinander schadet da gar nicht, solange man/frau nur anständig bleibt.

Illi-Noize
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Re: Mitreferendare

Beitrag von Illi-Noize »

hansdampf02 hat geschrieben:weil meine Mitreferendare die Messlatte teilweise so hoch hängen und sich gegenseitig das Leben schwer machen, dass ich am Ende "zu schlecht" abschneide...
Wir hatten da einen lustigen Satz, den wir immer wieder untereinander gesagt haben: "Wehe einer schleppt nen Beamer an, dann müssen das alle machen...". Hat aber nur teilweise geklappt.

Du musst scheinbar (Ferndiagnose!) mehr machen und mehr bieten. Eine 3 ist ok ("Wurde den Anforderungen gerecht"), aber das ist halt keine "Knallerstunde", die den Prüfern in Erinnerung bleibt. Lehrproben sind halt die Meisterstücke, die jeder Lehrling in der Ausbildung oder bei weiteren Aufstiegschancen fertigen muss...

IrrwitzHoch10
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Re: Mitreferendare

Beitrag von IrrwitzHoch10 »

Hallo hansdampf02,
hansdampf02 hat geschrieben:Hallo,
also ich bin seit September im Ref...
Bis jetzt läuft es soweit okay, aber was nervt sind meine MitreferendarInnen.

Zu 80% Schleimer und Eigenbrötler!!!
Ist normal. Mit etwas Glück sind es weniger, in autoritär geprägten Systemen ist es jedoch von Vorteil sich anzupassen; das bewährt sich in der Schule, im Studium und ganz besonders (sozusagen als Ziergipfel des Bildungshabitus) im Referendariat.

Wenn man sich wenigstens halbwegs erfolgreich einreden kann, dass man selbst tatsächlich noch keinen rechten Durchblick hat, um Ausbildungsvorgaben beurteilen und reflektieren zu können, mag das weniger tragisch sein. Bist du jedoch intellektuell einigermaßen wach und denkerisch weniger von Ego-Motiven geleitet, wird es verdammt schwer, den teilweise haarsträubenden Unfug zu verdauen, der einem schmucklos serviert wird.

Mit hat es geholfen, immer wieder auf jene professionelle Einstellung zurückzugreifen, die ich auch meinen Schülern gegenüber einnehme: Ausbilder und Auszubildende sind Teil eines sozialen Gefüges, das eigene Regeln ausbildet und z.B. von übergeordneten Dynamiken gesteuert wird, welche sich (ähnlich wie beim "hidden crriculum") nur qua (Selbst)Reflexion entschlüsseln lassen.

Fazit: "Schleimer" und "Eigenbrötler" sind nur Etikettierungen (wie "guter" oder "schlechter", "fleißiger" und "fauler" Schüler), erklären jedoch nichts. Versuche zu verstehen, weshalb sich Menschen verhalten und stelle das Urteil zurück. Nutze deine diesbezüglichen Fähigkeiten konstruktiv und bringe dich hierdurch (intellektuell) auf Distanz. Auf diese Weise habe ich mich geschützt und meinen Selbstwert bewahrt.
hansdampf02 hat geschrieben: Einmal habe ich im Fachseminar nach alternativen Unterrichtsmethoden gefragt (ich habe nicht gesagt, dass ich die besprochene Methode schlecht fand) und wurde von allen nur verständnislos angeschaut.
Darauf bezogen nun ein konkretes Beispiel für das, was ich oben schrieb: Du brichst in dem Moment der kritischen Rückfrage eine Norm, ein ungeschriebenes Gesetz und das stört, das irritiert. Die anderen sind vielleicht heilfroh, dass sie in diesem System eine bestimmte Methode als Allheilmittel (vermutlich mal wieder "HOT") und somit Orientierungspunkt aufgreifen können - das ist ein Stück Transparenz in einem ansonsten intransparenten sozialen Gefüge und dieses gefährdest du durch kritische Rückfragen.

Ich habe schon während dem Studium damit angefangen, zwei Linien zu fahren: Die eine war das, was ich in Hausarbeiten und Seminaren zeigte und die weitere dasjenige, was ich für mich selbst beobachtete, reflektierte und ausarbeitete. Die intellektuelle Freiheit findest du in Bibliotheken und nicht in Seminaren oder Ausbildungssituationen. Handlungszwang und autoritäres Paradigma verunmöglichen dies weitestgehend. Umso schöner sind dann unerwartete Ausnahmen, die man (jedenfalls bei mir war es so) erst richtig wahrnimmt, wenn man sich nicht mehr wütend und emotional an den negativen Aspekten aufreibt.
hansdampf02 hat geschrieben: Meine Mitreferendare ziehen da eine Show ab, machen einen Methodenzirkus. ... authentisch ist das aber nicht.
Das sehe ich anders: Gerade das ist authentisch, was deine Mitreferendare "abziehen"; sie verhalten sich bestmöglich so, wie es von ihnen erwartet wird. Damit meine ich nicht nur die ausgewählten Methoden und Verhaltensweisen etc., sondern die soziale Beziehung zu den Ausbildern, die im Vorfeld erfolgte. Uns mag das größtenteils unecht und schleimig erscheinen (weil wir vielleicht andere soziale Standards vor Augen haben), doch diesen Menschen ist es offenbar nicht wichtig, dass ihre "Beziehung" primär auf einer formalen Zweck-Mittel-Relation (d.h. wechselseitiges Bestätigungsverhältnis) gründet. In erster Linie gibt das Sicherheit im eigenen Wirken und im Hinblick auf die Handlungsoffenheit des eigenen Handelns.

Aus soziologischer (Meta)Perspektive ist das alles sehr authentisch und verständlich.
hansdampf02 hat geschrieben: Was soll ich nur machen? Ich bin schon am Verzweifeln, weil meine Mitreferendare die Messlatte teilweise so hoch hängen und sich gegenseitig das Leben schwer machen, dass ich am Ende "zu schlecht" abschneide...
Arbeite an deiner Selbstwirksamkeit. Auch du möchtest erfolgreich sein, dich im sozialen Wettstreit bewähren und durchsetzen; das ist kein Widerspruch, sondern problemfrei vereinbar, sofern man sich auf die eigenen Gestaltungsmöglichkeiten besinnt und diese in Szene setzt.

Beispiel: Wenn ich die Handlungsmotive einer Person erkenne, die mir dem ersten Anschein nach nicht wohlgesonnen ist, versetze ich mich in ihre Lage und Denke. Meine Reaktion hängt dann nicht von den negativen Äußerungen ab, sondern von den hypothetisch von mir ausgemachten Handlungszwängen dieser Person.

Indem ich mein soziales Umfeld auf diese Weise verstehe, fällt der Druck von mir ab, dass ich mich in irgend einer Form selbst verraten könnte, wenn ich meinem Gegenüber gefalle, obwohl sein Verhalten nicht dem entspricht, was ich als sympathetisch wahrnehme.

Erhebe dich über dein vordergründiges moralisches Urteil und stelle es hierdurch selbst in Frage - sei professionell!

Alles Gute wünscht dir
Irrwitz

krabappel
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Registriert: 21.08.2011, 20:08:49

Re: Mitreferendare

Beitrag von krabappel »

Wenn du wirklich glaubst, die Note 1 wäre machbar, wenn man den Kindern Süßigkeiten verspräche, dann probiers aus. Ich glaube das nicht.
Was aber den Kollegen vielleicht wirklich hilft, ist, mit den Schülern eine "eingeschworene Gemeinschaft" zu bilden. "Die Stunde war wichtig für mich und ihr habt so toll mitgemacht, da dachte ich, ich bring heute Eis für alle mit." Warum nicht?

Ich vermute, dass du dir zu viele Gedanken machst, wie unfair alles ist, anstatt dich auf deine Prüfungsstunden zu konzentrieren. Trau dir selber zu, dass du eine 2 schaffen kannst und erzähle auch mal rum, wie gut du dieses und jenes machst. Klappern gehört zum Handwerk und so. Das wird dich weiterbringen, als die Arbeit der anderen schlecht zu machen.

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