Zeitliche Probleme im Referendariat, Bitte um Hilfe/Tipps

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
Tobias123456
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Zeitliche Probleme im Referendariat, Bitte um Hilfe/Tipps

Beitrag von Tobias123456 »

Hallo Leute,

dies ist mein erster Beitrag und gleich ein recht knackiger^^
Ich hoffe, dass ich ihn hier richtig platziere..
Meine Situation gerade ist sehr verzwickt und ich hoffe, dass ich hier Rat finde, da ich gerade leider nicht mehr weiter weiß mit meinem Latein.
Ich befinde mich seit September im Referendariat. Ich komme mit Mitrefis, mit Kollegen, Schülern etc. sehr gut zurecht. Auch mein Unterricht passt eigentlich. Er wird durchaus kritisiert, aber das meiner Meinung nach auf einer fairen Basis und nicht wirklich besorgniserregend.
Ich komme auch mit Schülern gut zurecht und eigentlich läuft alles gut, eigentlich...
Ich habe ein riesen Problem und ich habe gerade Angst, dass das mir das Genick im Ref bricht.
Mein Problem sind die Stundenvorbereitungen.. Ich benötige einfach VIEL ZU LANGE für eine Unterrichtsstunde. Das liegt nicht mal daran, dass ich perfektionistisch bin. Ich kann nicht mal sagen woran es liegt. Ich denke einfach, dass ich extrem unkreativ bin, was das angeht.
Nun ist es so, dass ich momentan nur 4-5 Stunden pro Woche unterrichte und gerade so mit meiner Vorbereitung hinkomme und das auch nur mit höchster körperlicher Anstrengung. Ich benötige im Schnitt 8-10 Stunden Vorbereitung für eine Schulstunde und verzweifle gerade, da ich einfach nicht schneller werde. Meine sehr nette Seminarlehrerin hat schon eine Sondersitzung mit mir gehalten, um herauszufinden wo meine Zeitfresser liegen und meinen Arbeitsablauf zu optimieren. Das half leider nichts. Auch meine Mitrefis oder der Rektor haben versucht mir zu helfen. Mein Problem ist nun, dass ich gerade so zeitlich mit der Vorbereitung hinkomme. (ich hatte schon einige Tage, da habe ich von 8 Uhr abends bis früh um 7 Uhr durchgearbeitet und mit ach und krach die Stunde fertig bekommen, damit ich sie später halten kann) Und war körperlich total am Ende, da ich selbst am Wochenende von früh um 10 Uhr bis nachts um 3 oder 4 Uhr arbeite und trotzdem nichts bei rumkommt... Meine Seminarlehrerin und der Rektor haben schon Bedenken geäußert, da ab Februar sich die Stundenanzahl verdoppelt und sie nicht wissen, ob ich das packe.
Mein Problem nun und gleichzeitg meine Frage:
Ich komme mit höchster körperlicher Anstrengung gerade so zeitlich mit 4-5 Wochenstunden hin und habe nun die Zweifel, dass ich es bei einer Stundenverdopplung eben nicht mehr schaffe, alle Stunden vorzubereiten. (hieße am Ende schaffe ich es immer nur 4-6 Stunden oder so von 10 zu halten)
1. Habt ihr Tipps, wie ich das schaffen könnte meine Stunden effektiver vorzubereiten?
2. Bzw. haltet ihr das überhaupt für machmbar? Wie gesagt, ich habe die Hoffnung leider fast schon aufgegeben, dass ich mit 10 Stunden gut zurecht komme, wenn ich bei 4-5 Stunden schon derart rumgurke.. (ganz zu schweigen von den 17 bzw. 25 Stunden die später noch anstehen)
3. Die Situation macht mir gerade eben derart zu schaffen, da ich eigentlich immer sehr gut mit allem zurecht kam, sowohl in der Uni als auch an allen Arbeitsstellen. In der Uni hatte ich fast nur 1er und nun schmiere ich derart in der Vorbereitung ab, womit ich nie gerechnet hätte. Daher habe ich zum Lehramt leider auch nie einen Plan B gesucht.

Eine zusätzliche Frage:
Mir liegen ja die Schüler auch am Herzen. Freunde von mir meinten "fahre dein Niveau einfach auf das Minimum herunter und spule so das Ref ab, damit du wenigstens durchkommst". Das möchte ich nicht, da dies weder die Schüler, noch mich, noch die Seminarlehrer zufrieden stellen würde.
Ich habe eine Zusatzqualifikation in BWL in mehreren Semestern an der Uni erworben. Falls ich wirklich feststellen sollte, dass die Vorbereitung für mich nicht zu packen ist, hat denn jemand Erfahrung wie es in der Wirtschaft im Bereich "Human Ressources" aussieht? Ich weiß unsere Chancen sind da nicht wirklich gut, aber hat hier jemand Erfahrung?

Abschließend möchte ich noch sagen, dass ich an meiner Situation niemandem die Schuld geben will. Diese liegt leider einzig und allein bei mir und meiner Lahmarschigkeit..

Ich würde mich freuen, wenn mir jemand Tipps geben könnte oder VOR ALLEM eine relativ ehrliche Einschätzung, ob das Referendariat eurer Meinung nach unter diesen Voraussetzungen zu schaffen ist.

Gruß,

Tobias.

krabappel
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Re: Zeitliche Probleme im Referendariat, Bitte um Hilfe/Tipp

Beitrag von krabappel »

Hallo und willkommen im Forum!

Klar schaffst du das. Wenn es kein Perfektionismus ist, der dich hemmt, sondern nur Ideenlosigkeit, wie du sagst, dann mach die Stunden halt erst mal nach Schema F. Länger auf den Bildschirrm starren bringt dich nicht weiter und Ideen kommen mit der Zeit von alleine, das dauert halt.

In welchen Fächern/ Schulart bist du? Ich würde mir zum Lehrwerk den Lehrerband besorgen und einfach das machen, was dort steht (für die unbesuchten Stunden!). Arbeitet viel mit Buch und Arbeitsheft, ganz unkreativ, um Zeit zu sparen. Wenn das flüssig klappt, hast du wieder Nerv für "Projektideen".

Tobias123456
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Re: Zeitliche Probleme im Referendariat, Bitte um Hilfe/Tipp

Beitrag von Tobias123456 »

Ich bin in Bayern an der Realschule.
Das Problem ist, dass alle Stunden besucht werden.
D.h. meine Lehrer sitzen jede Stunde hinten drin.
Ich habe Englisch und Geschichte.
In Englisch sollen wir die Übungen in Buch und Workbook nur ergänzend zur Übung benutzen, wenn z.B. Hausaufgaben aufgegeben werden oder eine Übungsstunde gehalten wird.
Mit anderen Worten wir erstellen zu jeder Thematik selbst Arbeitsblätter und Übungen, was eben entsprechend dauert. Da es aber verlangt wird, mache ich es.
In Geschichte dauert es eben sehr lange, da wir keine Darstellungstexte benutzen dürfen und nur mit Quellen arbeiten sollen. Gerade die Suche hier dauert meist schon ein paar Stunden.
Ich habe ja schon alles versucht:
Alle Lehrerbänder, dazu verschiedenste Schulbücher und Zusatzmaterialien..
Wie gesagt, da bisher alles funktionierte und gerade bis auf die Vorbereitung klappt, ist das leider sehr deprimierend. Ich mag den Beruf, arbeite gerne mit Kindern und sehe sogar den Unterricht und die Arbeit mit Schülern als Erholung zum Vorbereiten. Aber ich verliere langsam den Glauben daran, dass es besser wird und habe Angst, dass ich ab Februar komplett baden gehe..

Illi-Noize
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Re: Zeitliche Probleme im Referendariat, Bitte um Hilfe/Tipp

Beitrag von Illi-Noize »

Zumindest werden ab Februar die Seminarlehrer nicht mehr ständig dabei sein, die ziehen sich idR. nach und nach zurück.

Direkte Tipps zur Optimierung habe ich nicht, da ich ganz andere Fächer habe. Ich habe aber einen Tipp in eine ganz andere Richtung, auch wenn es nun schon zu spät ist: Sprich mit den Seminarlehrern und vor allem mit der Seminarleitung niemals so offen über Deine Probleme. Bei mir ist damals jede noch so kleine Schwäche am Ende im Gutachten gestanden. Also immer schön einen auf "Passt alles, bei mir läuft es super" machen!

Und jetzt fällt mir noch was ein: Nutze die Ferien um massenhaft vorzubereiten. Sollte bis zum Halbjahr kein Klassenwechsel mehr anstehen, dann solltest Du jetzt in den Ferien so viele Stunden wie möglich vorbereiten. Im Einsatz habe ich damals in den Ferien jeweils alle Stunden bis zu den nächsten Ferien vorbereitet, das war dann während der Schulzeit fast schon gemütlich, da nur die Klassenarbeiten und Feintuning anstanden.

Tobias123456
Beiträge: 8
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Re: Zeitliche Probleme im Referendariat, Bitte um Hilfe/Tipp

Beitrag von Tobias123456 »

Ja gut, dass das dann alles ins Gutachten kommt, daran habe ich natürlich nicht gedacht.
Wobei ich natürlich noch hoffe, dass sich irgendwie ein Schalter umlegt und ich das Ganze doch noch hinbekomme. Vielleicht legt man mir das dann als positive Entwicklung aus, who knows..
Und das mit den Ferien stimmt. Mache ich in den Weihnachtsferien ja gerade und hoffe, dass sich dadurch alles einpendelt.
Im Prinzip wird die Zeit aber zeigen, ob ich die Mehrstunden schaffe oder eben nicht.
Ich muss aber zugeben, dass ich gerade ein wenig die Hoffnung am verlieren bin und Angst habe, dass ich ab dem Halbjahr arbeitslos dastehe..

Sally81
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Re: Zeitliche Probleme im Referendariat, Bitte um Hilfe/Tipp

Beitrag von Sally81 »

Also ich denke auch, dass Du mit der Zeit tatsächlich schneller wirst.
Ich habe leider auch andere Fächer, aber ich habe mir tatsächlich viel Material von anderen Verlagen (neben dem eingeführten Schulbuch) besorgt und daraus viele Anregungen übernommen. Dies nutze ich heute noch sehr intensiv. (z.B. bei dir in Geschichte für Quellmaterialien nutzen - so mache ich es häufig in Wirtschaft)
Außerdem habe ich mir ein paar gute Internetseiten rausgesucht z.B. mit Übungsmaterialien (für Mathe) wo man immer wieder fündig wird und diese entsprechend übernommen/abgeändert
Außerdem gibt es einige bewährte Übungsformen, welche man in unterschiedlichen Kontexten einsetzen kann (Memory-Spiele, Klapptests, Zurordnungstabellen,...) - diese habe ich mir einmal sehr ordentlich aus Vorlage formatiert und kann somit nur noch die Inhalte an die Jahrgangstufe anpassen.
Später würde ich empfehlen, nicht einzelene Stunden, sondern Reihen vorzubereiten, dann ist auch viel einfacher einen roten Faden in einem Kapitel zu haben und die Stunden passen besser zueinander

(Generall bin ich gerade in Mathe (vgl. wohl Englisch) ein Fan vom eingeführten Schulbuch, da dies den Schülern immer zur Verfügung steht und sinnvoll aufeinander aufbaut (Lernfortschritt in Mathe, Vokabeln in Englisch) und meiner Meinung nach auch häufig genutzt werden soll, damit die Schüler den Nutzen erkennen. Dabei ist natürlich die Qualität des Buchs entscheidend)

Parsifal
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Registriert: 17.08.2016, 18:05:03

Re: Zeitliche Probleme im Referendariat, Bitte um Hilfe/Tipp

Beitrag von Parsifal »

Ich fokussiere mich mal auf Englisch, da ich Geschichte nicht als Fach habe:
Weshalb solltest du in Englisch Schul- und Workbook nicht nutzen? Die Schüler müssen zumindest letzteres für gewöhnlich selbst anschaffen, und ich finde es zeugt nur von einem verantwortlichen Umgang, es dann auch (in möglichst großem Umfang) zu nutzen.

Wenn bei dir an der Schule wirklich (!) verlangt (!) wird, alle Aufgaben selbst zu erstellen, rate ich dir, die Materialsammlung von 4teachers zu nutzen. Dort findest du für die Sek1 in Englisch fast immer brauchbares Material, das du ggf. noch abwandeln kannst. Ansonsten kannst du dir noch Workbooks von anderen Schulbüchern (nutzt ihr Klett: Cornlesen, nutzt ihr Cornlesen: Klett) zulegen und daraus Ideen oder wirklich ganze Aufgaben nutzen.

Wenn die Ausbildungslehrer aber "nur" dazu raten, selbst Übungen zu erstellen, würde ich an deiner Stelle zusehen, eine Mischung aus eigenen Übungen und Workbook/Schulbuchaufgaben zu nutzen, mit dem von mir oben genannten Argument (Nutzung des gekauften Materials). Und da du offenbar schon über dein Zeitproblem gesprochen hast, kannst du ja auch noch sagen, dass du momentan versuchst eine effektivere Unterrichtsplanung vorzunehmen und daher in den nächsten 3 Wochen verstärkt auf vorliegendes Material zurückgreifen wirst.

Generell halte dir für jede Stunde vor Augen, dass die Struktur immer mehr oder minder gleich ist: Einstieg, Erarbeitung, Sicherung, (Vertiefung). Auch spezielle Modelle wie Ziegesar&Co. kannst du in dieses Schema übersetzen. Du musst also nicht immer das Rad neu erfinden, sondern nur überlegen, wie du diese Phasen füllst.
Sobald du weißt, was in der Stunde passieren soll (Ziel) würde ich mir überlegen, wie das am besten gelernt/geübt werden kann, also die Erarbeitungsphase füllen. Dazu Workbook oder andere fertige Aufgaben nutzen (siehe oben). Dann ergibt sich meist die Sicherung von selbst - und die ist ohnehin meist ähnlich: ein UG, die SuS lesen ihre Lösungen vor und du nickst ab oder nicht, oder die anderen SuS und du geben Feedback. Also ganz easy und kaum Planungsaufwand. Gelegentlich kannst du mal eine andere Sicherungsmethode anwenden um Methodenvielfalt zu beweisen. Und schließlich brauchst du nur noch einen netten Einstieg - im Alltag ist das oft auch "Who wants to read out their homework?", für deine Ausbildungslehrer kannst du ab und an mal was netteres planen (Bildimpuls, kurzes Brainstorming zur Aktivierung, ein Rätsel dessen Lösung zum Thema führt, Realia mitbringen, ein kleines Lernspiel spielen oder Lied singen, ...). Die Lehrerhandreichungen bieten da oft Anregungen.
-> das klingt langweilig, aber die Stunden sind trotzdem nicht alle gleich, weil du ja unterschiedliche Übungsformate, Sozialformen, Medien etc. nutzt. Die SuS merken also nicht, dass das monoton ist!
Wenn du diese Standardstruktur intus hast und gelernt hast sie schnell zu füllen, kannst du anfangen sie zu variieren (Zwischensicherungen, projektorientiertes Arbeiten über mehrere Stunden, .....).

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