Zeitliche Probleme im Referendariat, Bitte um Hilfe/Tipps

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
Krambambuli
Beiträge: 47
Registriert: 11.08.2013, 18:33:58

Re: Zeitliche Probleme im Referendariat, Bitte um Hilfe/Tipp

Beitrag von Krambambuli »

Dein Beitrag ist ja schon ne Weile her, aber da ich auch Englisch unterrichte hier vielleicht noch ein minikleiner Tipp zur Entlastung:
Führe Rituale zum Stundeneinstieg und warm-up ein, z.B. einen 5-minute-teacher am Anfang. Der sagt dann good morning, what's the date today, what's the weather like today und darf andere drannehmen. In höheren Klassen kannst du eine question of the day von den SuS vorbereiten lassen und am Anfang sollen sie Smalltalk-mäßig mit dem Partner drüber sprechen. Du hast natürlich welche in Petto wenn ein Schüler das vergisst. Gehe alphabetisch die Klassenliste durch, jedesmal wer anders. Stelle language support zusammen damit die SuS sich dran gewöhnen.
Machst du gerade simple past: what did you do yesterday? Machst du gerade will-future: what will you do next week? Geht es gerade um modern technology: how could you save energy at home/in school/...? Talk to your partner.
So Rituale kommen gut an bei Fachleitern und Mentoren, und haben gleichzeitig den Vorteil dass du weniger Stress hast den Stundeneinstieg zu planen.
Wenn du das einmal organisiert hast und der Hase läuft machen die SuS das von alleine, und du kannst in der Zeit schon mal nebenbei Klassenbucheinträge machen, kranke SuS eintragen, Arbeitsblätter vor dir ausbreiten etc.

Ansonsten möchte ich noch einmal meinen Vorrednern zustimmen, du musst deinen Aufwand reduzieren wo du kannst. Ich finde das furchtbar und totalen Quatsch alle Materialien selber zu erstellen, obwohl man doch Buch und Workbook hat. Wozu gibt es denn die Dinger?! Und einige neue sind richtig gut, differenzierend, schüleraktivierend, verschiedene Leistungsniveaus... Schau mal bei Camden Town und Camden Market, da gibt es z.B. oft mehrere Arbeitsblätter zum gleichen Thema als Kopiervorlage, leicht-mittel-schwer.
Unglaublich was deine Mentoren, Seminarlehrer da von dir verlangen, das kann kein Lehrer leisten.

Ganz nebenbei habe ich auch die Erfahrung gemacht, das Schüler durchaus auch mal stinknormale, "langweilige" Frontalunterrichtstunden schätzen. Für die ist das teilweise mega anstrengend wenn ständig irgendwas Neues, Unvorhergesehenes kommt. Ich finde eine gewisse Kontinuität und etwas, worauf sie sich verlassen können und woran sie sich orientieren können (ein Buch!!) darf nicht unterschätzt werden.
Aber sag das vielleicht so nicht unbedingt deinen Seminarlehrern... ;)

Tobias123456
Beiträge: 8
Registriert: 29.12.2016, 16:06:26

Re: Zeitliche Probleme im Referendariat, Bitte um Hilfe/Tipp

Beitrag von Tobias123456 »

Hallo Leute,

danke erst nochmal für die vielen Antworten und sorry, dass ich mich erst so spät melde.
Irgendwie ging alles unter die letzte Zeit.
Ich wollte nochmal durchgeben, wie es inzwischen bei mir aussieht:
Ich habe versucht alle eure Tipps umzusetzen und meine Zeit herunterzufahren.
Klappte semi-gut ^^
Ich hab es tatsächlich geschafft eine Unterrichtsstunde in 4, maximal 5 Stunden vorzubereiten.
War ja am Anfang bei 7-8 Stunden..
Aber trotz aller Anstrengung, wenn es nicht gerade ne Übungsstunde ist, dann sitze ich halt noch 4-5 Stunden an dem Ganzen. Trotzdem noch viel zu lange für die Vorbereitung. Ich verstehe beim besten Willen nicht, wie ihr das schneller schaffen könnt. Riesen Respekt da an euch. Beispielsweise in Geschichte... ich sitze da ne Stunde und forste 3-4 Bücher durch, um überhaupt erstmal zu wissen, wie mein Tafelbild aussehen sollte. Dann kommen nochmal 1-2 Stunden hinzu bis ich überhaupt geeignete Quellen habe und weiß wie ich die Stunde aufbauen soll. Dann ne Stunde Arbeitsblatt und Tafelbild erstellen, etc. Da komm ich beim besten Willen niemals auf ne Arbeitszeit von unter 3-4 Stunden.
In Englisch dasselbe... ich habe die Woche zum ersten Mal ne Landeskunde Stunde gehalten und saß bestimmt 8 Stunden allein daran. Texte finden, Texte teils selbst schreiben, Gruppenarbeit vorbereiten, Arbeitsblätter, Lernzielkontrolle, etc. Ich verstehe nicht, wie Menschen das unter der Zeit schaffen können und habe da höchsten Respekt vor!
Was ich sagen wollte:
Ich habe es leider seit Dezember trotz höchster körperlicher Anstrengung - im Schnitt 4-5 Stunden Schlaf pro Nacht und Arbeitszeiten meist bis 2 oder 3 Uhr früh - nicht geschafft meine Stundenvorbereitung zeitlich in den Griff zu bekommen.
Ich glaube ich muss leider konstatieren, dass dank der Vorbereitung der Beruf nichts für mich ist. Was sehr schade ist, da die Arbeit in der Schule mir sehr viel Spaß macht, ich mit sowohl Schülern als auch Kollegium sehr gut zurecht komme, und auch notentechnisch alles sehr gut aussieht ...
Wie gesagt, hab alles versucht, aber diese Zeitproblematik bisher nicht in den Griff bekommen. Meine Stundenvorbereitungen bekomme ich zeitlich gerade so hin, damit sie gehalten werden können. Sobald die Stundenanzahl aber ansteigt, bin ich sicher, dass ich es nicht mehr schaffen werde und mir dies somit das Genick brechen wird.

Kastanobbele
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Re: Zeitliche Probleme im Referendariat, Bitte um Hilfe/Tipp

Beitrag von Kastanobbele »

Hallo Tobias,

auch ich habe in Bayern Geschichte-Ref gemacht und kann dein Anliegen nachvollziehen. Wir durften das Buch ebenso nicht verwenden und sollten zu jeder Stunde eigene Arbeitsblätter basteln.

Du schreibst, dass du 1-2 Stunden brauchst, um überhaupt passende Quellen zu finden. Das ist eindeutig zu lange. Oft ist die Quelle im Buch der Schüler bereits die passendste (sonst wäre sie ja nicht im Buch). Dann nimm doch diese! Wenn du ein eigenes AB dazu machen willst, dann tippe eben jene Quelle ab, setze 1-2 schöne Bilder daneben. Drunter mehrere Arbeitsaufträge mit entsprechenden Symbolen, die anzeigen, ob die Aufgabe in Einzel-, Partner- oder Gruppenarbeit gelöst werden soll. Außerdem solltest du darauf achten, dass verschiedene Anforderungsniveaus vorkommen (Markiere farbig...! Erklärt...! Diskutiert...!). Schaue zum Abgleich in die Schulbücher der anderen Verlage, da sind oft die selben Quellen drin, manchmal auch Alternativen.

Fürs Gymnasium gibts beim Forum-Geschichtsbuch Arbeitshefte für die Schüler. Die haben die Schüler in den seltensten Fällen, deswegen kann man hier als Lehrer manchmal tolle Texte und Arbeitsaufträge herausziehen.

Viele Schulen haben vom Stark-Verlag die Unterrichtskonzepte für Geschichte. Diese stehen oft eingestaubt im hintersten Eck der Fachschaftsräume, aber auch hier kann man sich Ideen holen!

Zum Tafelbild: Hier verwende ich als Ideengeber von Diesterweg "Tafelskizzen für den Geschichtsunterricht" und von Cornelsen "Tafelbilder Geschichte". Was nicht heißt, dass ich diese 1:1 abkupfere, sondern mir Ideen für die Gestaltung hole. Manchmal kann man das Rad aber auch nicht völlig neu erfinden :).

Konzeption der Stunde:
1. Plane zunächst deine Ziele. Die SuS lernen Ursachen, Verlauf, Folgen von x. Die Schüler erkennen die Multikausalität von y. Die Schüler können (Kompetenzorietierung höhö) Statistiken lesen. (Ich persönlich mache an dieser Stelle bereits erste Notizen zum Tafelbild).
2. Suche dann Quellen, Bilder, Lieder, Zitate, Statistiken, mit denen du deine Ziele erfüllen kannst.
3. Überlege dir, wie die Schüler mit den Materialien arbeiten sollen, welche Methoden du verwendest (EA, PA, GA, UG). Die Methoden ergeben sich oft logisch aus den vorhandenen Materialien.
4. Tafelbild perfektionieren, Unterrichtsverlaufsschema schreiben, Arbeitsblatt basteln.

Wie arbeiten denn deine Mitrefis? Haben alle tatsächlich jede Nacht nur 4 Stunden Schlaf? Wenn andere mit einer "Basic-Stunde" gut durchs Ref kommen, dann kannst du das auch!

Perfektionismus ist gut, aber man soll es eben nicht übertreiben! Lieber ist die Stunde nur zu 90% perfekt, dafür stehst du fit und ausgeschlafen vor der Klasse!

Es ist ganz normal, dass man am Anfang denkt: Oh Gott, ich habe mit 6 Stunden Unterricht pro Woche kaum Schlaf, wie soll ich es dann mit 17 Stunden im Einsatz schaffen? Aber: Es geht! Das haben vor dir schon so viele geschafft, dann schaffst du das auch! Außerdem bist du im Einsatzjahr viel freier, da nicht mehr ständig ein Seminar- oder Betreuungslehrer um dich herumschleicht!

Wird schon!

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