Abbruch, Abbruch, Abbruch...

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
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Katta
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Re: Abbruch, Abbruch, Abbruch...

Beitrag von Katta »

Ob du wirklich den für dich falschen Beruf oder nur eine Krise hast, kannst letztlich natürlich nur du feststellen, vielleicht helfen dir meine Überlegungen und Tipps aber auch.
miranfu hat geschrieben: 1. Ich kriege meine Planung nicht auf die Reihe. Am Anfang ging es noch einigermaßen, aber mittlerweile ist alles so durcheinander, so unstrukturiert, so von-Stunde-zu-Stunde, dass ich einfach nicht mehr weiß, wo ich anfangen/weitermachen soll und wie ich das alles wieder auf die Schienen bekomme. Das führt zum nächsten Punkt. .
Du hast im Mai angefangen, da hat man ja normalerweise keine Reihen geplant, sondern halt mal kleinere Einheiten. Und je nachdem, wie gut oder schlecht deine Seminare sind, fehlt dir auch evtl. das Handwerk, um auch wirklich eine Reihe planen zu können (und wenn sie es vernünftig vermittelt haben: Das ist definitiv eine Frage der Übung und auch der Erfahrung - woher sollst du denn auch wirklich den Überblick haben, um alle Entscheidungen zu treffen?). Will sagen: Ich halte es durchaus für normal, dass die Planung mehrerer Reihen in verschiedenen Fächern, Kursen, Jahrgangsstufen einen überfordern, alles andere würde mich, ehrlich gesagt, überraschen. Und es hilft vielleicht, sich das auch bewusst zu machen. Es ist total dämlich, dass man vielleicht 8 Wochen in der Schule ein wenig hospitieren/unterrichten kann (und der halbe Mai fällt wegen Feiertagen und Abi eh aus, kurz vorm Sommer ist auch schwierig, vernünftig ausgebildet zu werden...) und dann sollt ihr sofort in verschiedenen Kursen unterrichten. Das IST anspruchsvoll und es ist normal, dass man da ganz schön ins Rödeln kommt.

Das kannst du m.M. nach nur nach und nach entknoten. Gibt es ein Fach mit Lehrbuch? Dann sich erst mal daran festhalten, die Texte und Aufgaben machen, dazu die Aufgaben aus den Arbeitsheften und gut ist. Die Zeit nutzen, um erst einmal im anderen Fach, für das es kein Lehrwerk gibt, Klar schiff zu machen. Ich habe früher dafür gerne Mindmaps in der Oberstufe angelegt: Thema in die Mitte, drum herum alles, was inhaltlich dazu gehören könnte, dazu ein Arm, welche Methoden/ Textsorten müssen sie noch machen (also z.B. rhetorische Mittel analysieren, oder Argumentationsaufbau analysieren, oder eine summary schreiben, oder einen Kommentar - musst du natürlich auf dein Fach übertragen).
So lege ich mir dann inhaltliche und methodische Schwerpunkte (also z.B. American Dream - inhaltlich: historical background, Definition des American Dream, Veränderung dieser Definition, Hauptfokus auf immigration; methodisch: politische Reden und hier Fokus auf Analyse rhetorischer Mittel - ist ja erst Q1, die fangen gerade an; d.h. auch knappe Wiederholung von summary) D.h. hierfür habe ich mir natürlich angeguckt, was für eine Klausur sollen sie schreiben (in Englisch gibt es ja immer drei Aufgabentypen, die im Laufe der Oberstufe aufgebaut und erweitert werden, und eben Schwerpunkte wie mediation oder Hörverstehen), was davon muss ich/will ich Schwerpunktmäßig in dieser Reihe üben; und was sagen die Kernlehrpläne/internen Curricula oder eben die Vorgaben für das Zentralabitur.

Und ja, die anderen Kurse müssen dann eben noch weiterhin mal von "Stunde zu Stunde" hangeln, während du dir eine Reihe nach der anderen entknotest. Anders geht es nämlich nicht, weil du ja selber schon merkst, dass, wenn man vor so einem riesigen Berg steht, man nicht alles auf einmal angehen kann, es muss halt Schritt für Schritt gehen.
miranfu hat geschrieben: 2. Ich bin extrem unmotiviert. Mein eigener Unterricht gefällt mir nicht. Die Schüler finden das alles okay und sie lernen ja auch trotzdem was, aber mir ist das alles zu hingeklöppelt und zu improvisiert. Es nimmt auch alles einfach kein Ende, es ist alles zu viel (Klausuren, Organisation, Planung, Veranstaltungen etc.), alles zu viel. Und dieses Gefühl, dass kein Land in Sicht ist, tötet einfach auch das letzte Bisschen Motivation in mir. .
Herzlich Willkommen in November/Dezember in der Schule. Diese Monate sind an den meisten Schulen zum K**** weil einfach unfassbar viel ansteht und passiert (Konferenzen, Tag der Offenen Tür, Weihnachtsfeiern/ basteln usw. usf.). Das hilft natürlich nicht sehr viel, aber vielleicht ja doch ein wenig, wenn man weiß, dass diese Zeit wirklich extrem heftig ist - auch für die eingesessenen Kollegen (guck dir die mal genauer an, die krabbeln gerade alle auf dem Zahnfleisch... also zumindest die, die halt auch Korrekturen noch irgendwie nebenher zu erledigen haben). Land ist aber da. Ferien. Und wahrscheinlich tut es dir gut, einen Tag in der Woche ganz bewusst schulfrei zu halten. Egal, was ansteht. Denn wenn man gar nicht mehr abschaltet, gar nichts mehr für sich tut - ja, dann geht man kaputt. Und glaube mir, die Zeit ist nicht verloren, sondern ganz im Gegenteil, wenn du Energie getankt hast, richtig abgeschaltet hast (nicht mit Freunden treffen und stundenlang über Schule reden, sondern wirklich abschalten, was ganz anderes machen - irgendwas, was das Gehirn mal abstellt oder eben mit was ganz anderem beschäftigt), dann kannst du auch besser arbeiten.

miranfu hat geschrieben: 3. Ich schaffe es nicht mehr, mich selbst anständig zu organisieren. Das war eigentlich nie ein großes Problem, aber jetzt im Ref kriege ich es nicht mehr hin. Zu viel Zeug, zu viele Zettel, zu viele Aufgaben, ich fühle mich gerade völlig überfordert, mein Arbeitszimmer sieht aus wie nach dem Krieg und ich komme einfach nicht klar. .
Ja, im Beruf gibt es viel mehr zu organisieren als im Studium. Selbst wenn man da nebenher gearbeitet hat.
Ich persönlich bin ein großer Fan von Apps, weil ich Zettel auch überfordern, ich finde sie nicht wieder, habe zu viele... geht gar nicht...
Ich nutze teachertool für Noten, als Kursbuch und für die Fehlstunden (die dann ja netterweise direkt zusammen gerechnet werden) und - ganz großartig!!! - die Checklisten. Gerade als Klassenlehrer habe ich manchmal vier, fünf verschiedene Listen gleichzeitig in einer Klasse, mit Zetteln würde ich komplett den Überblick verlieren (also z.B. Geld einsammeln für xy, daneben Unterschriften unter der Klassenarbeit, Rücklauf Einverständniserklärung für xy usw.). Mit der App habe ich alles an einem Ort und kann Schüler für Schüler gucken, was bei ihm/ihr noch fehlt.
Und ich habe auch eine to-do Liste auf dem Handy (und synchronisiert auf dem Pad), bei dem ich den Aufgaben Termine zuordnen kann - und versuche eben beim Eintragen schon zu planen, wann ich diese Aufgabe erledigen muss bzw. wann ich dafür sinnvoll Zeit habe. Man kann auch Prioritäten einstellen, war aber für mich persönlich keine Funktion.
Eben wegen dieser Terminierung: Ich würde niemals, niemals klar kommen mit einem Kalender, bei dem ich keine Übersicht über mehrere Wochen/Monate habe (mindestens den kompletten Monat auf einem Blick, besser drei Monate auf einem Blick) - wenn ich drauf gucke, will ich sofort sehen, in welchen Wochen viele Zusatztermine anstehen, wann die Klausuren sind usw., damit ich eben Aufgaben vernünftig planen kann - wenn die Woche zwei Zusatztermine hat, lege ich mir da keine Aufgaben rein, die nicht absolut und unbedingt in der Woche erledigt werden müssen, sondern dann eben die Woche davor oder danach. Eben weil ich weiß, dass ich, wenn ich um 18h von der Schule komme und noch so einen Tag habe, mich dann bestimmt nicht mehr an den Schreibtisch setze, weil es schlicht nicht geht.
Ich arbeite deswegen auch mit Farben: Klausuren sind in einer Farbe, verschiedene Terminkategorien in anderen (das könnten z.B. UB Termine sein, Konferenzen...) - so habe ich schnell Überblick, ohne detailliert immer alles nachlesen zu müssen.

Zu Hause sieht mein Arbeitszimmer auch meistens katastrophal aus - aber: ich habe für jeden Kurs zwei Ablagekörbe im Regal stehen, da rein kommen Kursbuch, die aktuelle Lektüre, das Workbook, Kopien von Texten, die ich in der Reihe machen möchte usw. usf. Andere haben Hängeregister.
(Wobei ich meine Oberstufensachen nicht zu Hause habe, ich habe einen schmalen Ordner für jeden Kurs: vorne eine breite Hülle, in der das Kursbuch ist, dahinter eine Prospekthülle, in der mein Überblick der Themen plus Klausurformat plus methodischen Schwerpunkt auf einem DIN A 4 Blatt stehen - also z.B. Q1.1. American Dream (political speeches, rhet. devices, Klausur: Leseverstehen mit Schreiben // Q1.2 globalization (editorials, comments, argumentative structure) Klausur: Lesen mit schreiben + mediation //...), dann ggf. Kursliste mit Email-Adressen, hinter dem nächsten Trennregister sind dann alle aktuellen Blätter aus der Reihe (so habe ich dann auch immer alle Kopien für die Schüler, die in der vorherigen Stunde krank waren, parat), nach dem nächsten Trennregister die methodischen Blätter (also z.B. skill file zum Zitieren, das Überblicksblatt zum Thema summary schreiben, die Liste mit rhetorical devices, Vokabellisten usw. usf - so weiß ich schnell, was ich methodisch mit denen schon gemacht habe und was nicht (habe meistens mehrere Oberstufenkurse, würde sonst komplett den Überblick verlieren, was ich in welchem Kurs schon gemacht habe oder nicht), hinter dem letzten Trennblatt sind dann die curricularen Vorgaben, also das interne Curriculum und für die Q-Phase noch die Vorgaben der Standardsicherung für das Zentralabitur (so dass ich das schnell nachschlagen kann).)

Ein Regalbrett ist für die Klausuren vorgesehen, die da liegen, bis ich Zeit für sie habe (und spätestens, wenn keine neue Klausur mehr daneben passt - drei Sätze passen da nebeneinander -, sollte ich mal eine angehen...)

Für das System habe ich durchaus ein paar Jahre gebraucht und es ist mit Sicherheit nicht für jeden geeignet, man muss sein eigenes finden - und ich passe es immer wieder an, wenn ich z.B. von Kollegen neue Ideen bekomme, wie sie sich organisieren. vielleicht ist ja auch für dich hier eine Anregung dabei.

Aber ja, man muss sich als Lehrer verdammt (!) gut organisieren, weil eben viel ansteht. ich gucke täglich Mehrach auf meine to-do Liste, um zu wissen, was heute dringend passieren muss - oder, wenn ich gerade Zeit habe, was drauf steht, was evtl. gerade ganz gut machbar wäre (die Elternmail oder Formular x ausfüllen und abgeben).

miranfu hat geschrieben: 4. Seit Tag 1 des Refs überlege ich, ob das überhaupt der richtige Beruf ist. Ich mag die Kinder und das Unterrichten ist auch in Ordnung, aber trotzdem fällt es mir schwer, mich aufzuraffen, um in die Schule zu fahren (was übrigens 1 Stunde dauert) oder mich an den Schreibtisch zu setzen. Und die Aussicht darauf, den Rest meines Berufslebens auf diese Weise mit mir zu kämpfen ist nicht so schön. Ich wusste natürlich theoretisch, dass man als Lehrer nie fertig ist mit der Arbeit, aber irgendwie dachte ich, dass ich mich da selbst besser organisieren könnte. Irrtum. .
Dieser Abgrenzungsprozess - man ist nie fertig - dauert. Frag mal die Kollegen bei euch, die erst seit ein, zwei Jahren dabei sind. Aber genau deswegen sind freie Tage (egal, was ansteht!) so unfassbar wichtig - wir sind halt keine Duracell-Hasen, die ewig laufen können, ohne Auszeiten und Auftanken geht gar nix. Mach regelmäßig Musik, Sport, habe ein Computer-Spiel-Date, was auch immer -- aber regelmäßig und nur in absoluten Ausnahmefällen absagen! (Und wenn der UB am nächsten Tag ist: auf gar keinen Fall absagen, für den ist es umso wichtiger, dass du vorher Akkus aufgeladen und geschlafen hast, sonst bringt dir die beste Planung nix, wenn du sie wegen Unkonzentriertheit verbockst)

Letztendlich kannst aber nur du entscheiden, ob du gerade das Anpassungstief hast, durch das alle Referendare gehen (ich wage zu behaupten, alle Berufsanfänger, denn die Berufswelt ist eine andere als das Studium), verstärkt durch den November/Dezember-Wahnsinn - oder ob es dir grundsätzlich nicht liegt.

Ich würde vermutlich sagen, erst mal weiter machen, tausche dich mit anderen Referendaren aus, wie sie sich organisieren, frage mal die wirklich erfahreneren Lehrer, wie die sich organisieren, erklimme den Berg in kleinen Schritten - und mache dir bewusst, dass das durchaus normal ist, dass man erst mal überfordert ist (und es geht eigentlich den meisten Refs so - die wenigsten sagen es aber laut, weil sie scheinbar irgendwie der Meinung sind, sie dürften keine "Schwäche" zeigen oder sie stünden im Konkurrenzkampf - also ob es jede Note nur einmal zu vergeben gäbe und keine zwei Leute eine eins oder zwei kriegen könnten... oder keine Ahnung, was da der Gedanke ist).

Lukas1981
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Re: Abbruch, Abbruch, Abbruch...

Beitrag von Lukas1981 »

@miranfu: Ich erinnere mich an genau solche Situationen nur zu gut. Bei mir waren sie nur die Spitze des Eisbergs. Ich halte deine Bedenken für ganz normal und absolut berechtigt.

Mein Vorschlag: Nimm dir noch etwas Zeit, um einen guten Plan B für's erste zu suchen. Und wenn es nur ist, dass du dich übers Arbeitslosengeld genau informierst, um fürs Erste nicht mittellos dazustehen. Mit dem Gehalt als Referendar steht man ja als Mindestlohn-Empfänger (für einen Vollzeitjob) da - ich konnte während dem Referendariat fast keine Rücklagen bilden.

@pharo & nyander: Ihr seit die coolsten Socken überhaupt. Genauso hätte ich das damals auch machen sollen. Eure Argumente halte ich für vollkommen richtig. Dieses "Durchziehen" hat mir nur nie endenden Stress gebracht und die typische schlechten Noten und destruktiven Gutachten, die es in meinem Seminar nur so gehagelt hat. Und im Endeffekt zwar für einen komplette Ausbildung, deren Wert aber überschaubar ist.

Katta
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Re: Abbruch, Abbruch, Abbruch...

Beitrag von Katta »

Andere/ weitere Idee: Recherchiere doch mal, ob es bei dir in der Nähe Coaching gibt? Teilweise sind die auch gezielt für Lehrer ausgebildet (bzw. haben sich drauf spezialisiert). Ein Außenstehender kann dir vielleicht besser helfen, die Blockade in deinem Kopf zu lösen und die Gründe zu entschlüsseln. Ist es für dich der falsche Weg oder hast du gerade "nur" Anpassungsschwierigkeiten?
Ein Forum kann da nur bedingt helfen, da wir dich schlicht nicht kennen - und natürlich auch die Fächer nicht, deinen Werdegang nicht, um evtl. mit die Alternativen zu suchen, was du stattdessen machen könntest, das muss m.M. nach jemand Neutrales machen, der mit dir persönlich spricht.

miranfu
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Re: Abbruch, Abbruch, Abbruch...

Beitrag von miranfu »

Hallo an alle!

Also erst mal bin ich echt ein bisschen geplättet davon, was für mühevolle und ernsthafte und aufrichtige Antworten man hier bekommt. Vielen, vielen Dank dafür!!

Ich werde mir das alles noch ein paar Male sorgfältig durchlesen, vor allem auch die Tipps zur Organisation und Planung. Vielleicht liegt da auch wirklich der Hase im Pfeffer... Und ja, vielleicht ist es auch die Vorweihnachtszeit, die mich gerade umhaut, denn die scheint im Schul-Business wirklich alles andere als besinnlich zu sein.

Ich habe mir jetzt erst mal (wieder mal) vorgenommen, in meinem Kopf das Ref in kleine Häppchen aufzuteilen und immer erst mal nur eins zu essen. Bis zum Halbjahr. Und dann mal sehen.

An die, die wirklich abgebrochen haben: Was genau macht ihr denn jetzt stattdessen, wenn ich fragen darf? (Wenn nicht, ist auch nicht schlimm.) Ich glaube, für Soziales bin ich nicht so geeignet (Sozialarbeit oder so was) und wie ich mich im Kindergarten schlagen würde, weiß ich auch nicht. An die Uni würde ich auch nur sehr ungern zurück. Die Frage ist ja auch dann relevant, wenn ich weitermache, denn ob ich nach dem Ref (gleich) einen Job finden würde, wenn ich ihn denn wollte, ist ja auch fraglich... Ich würde eigentlich gern schreiben oder übersetzen oder so was, aber das ist ja auch recht brotlos und fällt wohl in die Kategorie "Träumerei". Genau wie das Psychologiestudium, das ich mir damals nicht zugetraut habe. Grundsätzlich nervt mich, dass man als Lehrer einerseits sehr gebunden und eingeschränkt ist in dem, wann man was tun muss, andererseits aber wieder so mit sich selbst allein und "in die Welt geworfen" ist in dem. Manchmal denke ich, ich hätte lieber einen Job, in dem ich ALLES allein entscheide und organisiere oder aber einen, in dem alles schon strukturiert und vorgegeben und eingeschränkt ist. Also ganz klassisch 9 to 5, Büro.

Aber eine/r von euch sagte ja auch: Andere Berufe sind auch anstrengend. Das darf man vielleicht wirklich auch nicht vergessen... Wer weiß, wenn ich jetzt gerade Trainee in einem Unternehmen wäre oder gerade mein Nageldesign-Studio aufgemacht hätte, würde es mir vielleicht ähnlich gehen? Vielleicht bin doch eher ich der Knopf, an dem gedreht werden muss und nicht der Job... Was zu der Sache mit dem Coaching führt. Ich werde das mal recherchieren. :)

Lukas1981
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Re: Abbruch, Abbruch, Abbruch...

Beitrag von Lukas1981 »

[quote="miranfu" Ich würde eigentlich gern schreiben oder übersetzen oder so was, aber das ist ja auch recht brotlos und fällt wohl in die Kategorie "Träumerei". Genau wie das Psychologiestudium, das ich mir damals nicht zugetraut habe. [/quote]

Wer sagt das?! Es kommt darauf an, was und für wen man schreibt. Poesiebände für Leute, die gerne Gedichte mögen => heutzutage Kategorie "brotlos", sorry. Artikel für Zeitschriften, Blogs, oder Verlage => ist schon mal gut. Webseitentexte, auch übersetzen => wird oft gebraucht. Ghostwriting aller Art => soll auch sehr boomen. Da müsstest du einfach noch mehr Informationen einholen. Auch zu dem Psychologiestudium. Mit bestimmten Kombinationen könntest du damit auch in Firmen als Berater arbeiten, oder bei Beratungsstellen aller Art, oder als Schulpsychologe => es muss nicht auf einen Psychotherapeuten-Job hinauslaufen, wenn dir das (zu Recht) sehr anspruchsvoll erscheint.
Grundsätzlich nervt mich, dass man als Lehrer einerseits sehr gebunden und eingeschränkt ist in dem, wann man was tun muss, andererseits aber wieder so mit sich selbst allein und "in die Welt geworfen" ist in dem.
Ja, so ist es. Besonders im Referendariat im Endeffekt ein Widerspruch, der einen auch in seiner Unlogik zermürbt. Also, mich damals zumindest.
Manchmal denke ich, ich hätte lieber einen Job, in dem ich ALLES allein entscheide und organisiere oder aber einen, in dem alles schon strukturiert und vorgegeben und eingeschränkt ist. Also ganz klassisch 9 to 5, Büro.
Das erste wäre die Selbstständigkeit, zB als Texter/Autor, Übersetzer, Lektor usw.
Vielleicht bin doch eher ich der Knopf, an dem gedreht werden muss und nicht der Job... Was zu der Sache mit dem Coaching führt. Ich werde das mal recherchieren. :)
Vielleicht drückt deine Psyche aber einfach diese "Störknöpfe", um dir etwas Wichtiges mitzuteilen. Auch da kann dir ein Coach/Therapeut uU helfen, das genau herauszufinden.

Grummel
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Registriert: 04.06.2010, 10:51:25

Re: Abbruch, Abbruch, Abbruch...

Beitrag von Grummel »

Hallo.

Vielleicht hilft der folgende Text dabei, sich über einiges klar zu werden, was im (Berufs)-Leben wirklich wichtig sein könnte. Ich habe ihn von einer Internetseite kopiert.
Hier der direkte Link: https://www.psychotipps.com/abschiedsbrief-leben.html
Und nachfolgend der Text:
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Der folgende Text ist ein Auszug aus einem Abschiedsbrief eines jungen Mannes, der nur noch kurze Zeit zu leben hatte.

Ich bin erst 24 Jahre alt und doch habe ich schon meine letzte Krawatte ausgesucht. Ich werde sie auf meiner Beerdigung in ein paar Monaten tragen.

Die Diagnose Krebs kam zu spät, um auch nur eine geringe Hoffnung auf ein langes Leben zu haben.

Als ich erfuhr, wie viel Zeit ich noch zu leben habe, wurde mir klar, was wirklich wichtig im Leben ist.

Ich schreibe diesen Brief aus einem egoistischen Grund: Ich möchte meinem Leben einen Sinn geben, indem ich das mit dir teile, was ich erkannt habe.

Meine Botschaft

Verschwende deine Zeit nicht mit Arbeit, die du nicht magst. Du kannst keinen Erfolg haben mit etwas, das du nicht magst.

Geduld, Leidenschaft und Hingabe hast du nur, wenn du liebst, was du tust.

Es ist töricht, Angst vor der Meinung anderer zu haben. Angst schwächt und lähmt dich.

Wenn du sie zulässt, wird sie größer bis nichts mehr von dir übrig ist und du nur noch eine Hülle bist. Hör auf deine innere Stimme und folge ihr.

Nimm dein Leben in die Hand. Übernehme die volle Verantwortung für das, was in deinem Leben passiert.

Lass dein Leben von den Entscheidungen formen, die du getroffen hast und nicht von denen, die du nicht getroffen hast.

Schätze die Menschen in deiner Umgebung. Deine Freunde und Verwandten sind eine Quelle der Kraft und Liebe. Halte diese Menschen deshalb nicht für selbstverständlich.

Du kannst dich von Umständen durch dein Leben treiben lassen, und so Tag für Tag, Stunde für Stunde verpassen.

Oder du kannst für das kämpfen, woran du glaubst und die große Geschichte deines Lebens schreiben.

Ich hoffe, du triffst die richtige Entscheidung.

Hinterlass eine Spur in deinem Leben. Lebe ein bedeutungsvolles Leben, was auch immer das für dich bedeutet.

Der Ort, an dem wir leben, ist ein schöner Spielplatz, auf dem alles möglich ist.

Wir leben jedoch nicht ewig. Unser Leben ist ein kurzer Funken auf diesem schönen Planeten.

Genieße also deine Zeit hier auf Erden. Mach was aus deinem Leben.

............................................................................................

Wenn ich diesen Text vor 4 Jahren hätte lesen können, wäre mir die Entscheidung "Auf Biegen und Brechen im System zu bleiben" leichter gefallen. Auch ich habe nach dem Ref. "meine Zeit mit Arbeit verschwendet, die ich nicht mochte". Und ich hatte tatsächlich keinen Erfolg mit dem, was ich nicht mochte (trotz bestandener Prüfung).

Meiner Erfahrung nach sollte man in sich hineinhorchen, was man wirklich möchte. Dafür braucht man aber Zeit und Abstand zum System. Zeit, die man im Ref. leider nicht hat.

Gruß
Grummel

L0rence
Beiträge: 13
Registriert: 04.01.2016, 19:35:31

Re: Abbruch, Abbruch, Abbruch...

Beitrag von L0rence »

Hey ihr Lieben,

ich bin gerade in genau der gleichen Situation. Ich mache mein Ref in Berlin und habe meine erste Modulprüfung schon abgelegt. Mit 1,0 eigentlich kein Grund zum Jammern. Auch meine Schule, Mentoren, Seminarleiter sind der Traum eines jeden Referendaren. Ich kann mich eigentlich nicht beschweren..."eigentlich"... Ich tue mich wirklich schwer damit es mir überhaupt zu erlauben. Schließlich ist mein Gejammer ein Schlag ins Gesicht für meinen Freund der auch im Ref ist und der ein wirklich viel härteres Los mit Schule und Seminaren gezogen hat.
Aber ich bin so unglaublich unzufrieden und krieg nichts mehr auf die Reihe. Ich mogel mich so einigermaßen durch die Unterrichtsstunden durch. Recycle alles was ich in die Finger bekommen kann, um mir bloß nicht selbst Gedanken dazu machen zu müssen, weil es mich innerlich lähmt.
Ich bin an einem Punkt wo ich Stunden damit verbringe nach Alternativen zu googlen, Pro-Contra Listen zu schreiben und Serien zu gucken anstatt etwas fürs Ref zu machen.
Ich lebe seit 6 Monaten in meiner neuen Wohnung (fürs Ref umgezogen) und habe in dieser Zeit nicht mal einen Bilderrahmen aufgehängt, oder meine Klamotten vollständig in den Schrank geräumt. Ich bin lethargisch. Manchmal spiele ich über ne Stunde Solitaire auf dem Handy, das stumpfeste Spiel ever. Habe fast 5kg zugenommen. Früher geliebt zu kochen, jetzt Fertigzeug.
Ich weiss nicht was ich machen soll... Abbrechen? Mein Freund steht hinter mir, egal was ich entscheide und ich denke meine Familie auch...mit ein wenig Überzeugungskraft. Aber genau das ist es... ich habe nicht einmal die Kraft für mich zu kämpfen, oder Verantwortung zu übernehmen. Ich melde mich immer öfters für einzelne Tage krank. (nicht mehr als 1 Tag am Stück um nicht zum Arzt zu müssen und mich nicht rechtfertigen zu müssen)
Ich sollte zu ner Beratung oder so..aber sogar dazu fehlt mir die Kraft.
Mein größtes Problem ist einfach, dass ich nicht weiss ob es am Job liegt oder an mir. Ob ich in nem anderen Job nicht auch überfordert wäre und ob ich nicht einfach ein verwöhntes großes Baby bin, was sich mal zusammenreissen sollte.
Ich bin nun 27 und habe noch nie wirklich Geld verdient in meinem Leben. Es wird doch so langsam Zeit meiner Familie nicht mehr auf der Tasche zu liegen. Aber mit Großfach Kunst im 1.Stex sind meine Alternativen echt mau. Ein zusätzliches Studium wäre finanziell möglich, wenn auch nicht ideal...aber ich spüre einfach den Druck von Außen "das Richtige", "das Vernünftige" zu tun...
was soll ich bloß machen...
Ich will niemanden enttäsuchen, nicht meine Mutter, Schwester, Freund, Mentorin. Ich fühle mich wie eine Versagerin, Feigling, ein großes Baby.
Kann ich wirklich nicht mehr, oder will ich nur nicht mehr können?

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