WOW! Deine Geschichte ist total ermutigend und wahnsinnig gut geschrieben! So etwas sollte man mal veröffentlichen, gerade für Leute, die denken, im Lehrerberuf hätte man ständig Freizeit.Phaon hat geschrieben:"Wann man aufhören muss/Will, muss man ja schlussendlich selber entscheiden. Bei mir gab es einen ganz bestimmten Punkt- Ich stand in meinem Zimmer, habe gesehen, was ich noch machen muss, hatte da absolut keine Lust drauf, habe den Ordner zugemacht, mich pennen gelegt und mich am nächsten Tag krankgeschrieben. Und dann direkt Antrag auf Entlassung. Also ziemliche Kurzschlussreaktion- bin ich inzwischen froh drum."
Mein eigener Abbruch war sehr ähnlich. Ich stand nachmittags in meinem Zimmer, musste für den nächsten Tag einen Unterrichtsbesuch vorbereiten, habe am gleichen Tag aber auch den Bescheid für die zweite Lehrprobe bekommen, noch nicht korrigierte Klassenarbeiten stapelten sich, die Herbstferien waren nicht erholsam, Unterricht wurde seit Wochen nur noch improvisiert, eine Grippe bahnte sich an... also schrieb ich kurz der Schulleitung und dem Fachleiter, dass ich am nächsten Tag nicht kommen können würde. Ich setzte mich in mein Auto und fuhr ca. 1,5 Stunden durch die Landschaft in eine unbekannte Stadt, bestellte mir in einem Fast-Food-Restaurant spontan ein Menü und fühlte mich plötzlich, als ich da so saß und meinen Burger verspachtelte, im Bewusstsein, heute nichts mehr tun zu müssen, frei. Dieses Gefühl kannte ich seit dem Beginn des Referendariats nicht mehr, was mir in diesem Moment schmerzlich bewusst wurde. Zuhause legte ich mich ins Bett und schlief erst einmal bis zum nächsten Morgen durch. Ich ignorierte die Anrufe der Schule und ging erst einmal in den verschneiten Wäldern spazieren. Dort fasste ich den Entschluss, jetzt sofort zum Seminar zu fahren und meine Entlassung einzureichen. Es ging dann alles ganz schnell. Das war vor drei Wochen.
Zu den Gründen für meinen Abbruch lässt sich nur folgendes sagen: ich wusste von Anfang an, dass ich niemals Lehrer werden will und war daher mit allem unzufrieden und eigentlich immer unmotiviert. Ich habe allerdings noch versucht, irgendwie mein 2. Staatsexamen zu erlangen, auch wenn ich nicht wusste, was mir dieses Dokument für meinen weiteren beruflichen Werdegang bringen würde. Ich wollte dann auch einfach nicht weiter Beamter und privat versichert sein, wollte nicht mehr, dass sich alle Unterrichtsmaterialien und Arbeitshefte in meiner winzigen Wohnung stapeln, wollte mich nicht mehr um den größtenteils ungezogenen Nachwuchs anderer Leute, die teilweise sogar meinen Beruf verachten, kümmern. Und vor allem hatte ich plötzlich das Bedürfnis nach einer festen Struktur in meinem Arbeitsleben, nach einem Feierabend, nach einem Wochenende und einem Ende der ganzen Nachtschichten und 60-Stunden-Wochen.
Ich denke mir mittlerweile: ein Ende mit Schrecken ist besser als ein Schrecken ohne Ende.
Hut ab davor, dass Du Deinen Weg gegangen bist!
Liebe Grüße
Piccola