Abbruch, Abbruch, Abbruch...

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
Antworten
Katta
Beiträge: 577
Registriert: 09.06.2005, 15:57:09
Wohnort: NRW

Re: Abbruch, Abbruch, Abbruch...

Beitrag von Katta »

So schwierig das ist, zuerst musst du wohl daran arbeiten, die (von dir zumindest vermuteten) Erwartungen von außen auszuschalten, um herauszufinden, was DU willst, ob es der Beruf ist, der dir nicht gefällt oder etwas anderes das Problem ist.
Meiner Meinung nach wirst du das tatsächlich nur mit Hilfe einer Beratung herausfinden, sich von Erwartungen zu lösen, die eigenen Bedürfnisse entdecken geht mit objektiver Hilfe von außen deutlich besser.

Was mir allerdings aufgefallen ist, ist, dass du kein Wort zum Unterricht verloren hast, ob dir auch mal Stunden Spaß machen, der Umgang mit den Schülern...? Das wäre für mich ein gaaaaaaaaanz eventuelles Anzeichen, dass es vielleicht der Beruf ist. Aber das hier ist echt extreme Hobby-Psychologie, wir kennen dich ja nun mal überhaupt nicht!

Was war denn mal deine Motivation, Kunst zu studieren?

L0rence
Beiträge: 13
Registriert: 04.01.2016, 19:35:31

Re: Abbruch, Abbruch, Abbruch...

Beitrag von L0rence »

Hey, danke für die Antwort.

Also der Unterricht läuft okay. Aber ich hasse es wirklich hinzugehen. Die Vorbereitungen, Seminare und sogar die Modulprüfungen machen mir nix aus. Ich sitze gerne am Schreibtisch und grübele. Aber vor der Klasse stehn strengt mich unglaublich an. Ich bin eher introvertriert, und es laugt mich aus die ganze Zeit "angeknipst" zu sein. Auf dem Weg zur Schule könnte ich jedes Mal fast anfangen zu heulen und sobald ich das Gebäude betrete knips ich mein Lächeln an und grüße alle fröhlich. Dieses Schauspielern macht mich fertig. Ich könnte mir vorstellen Unterricht zu planen, ganze Bücher und pädagogische Spiele zu gestalten, aber die Durchführung lässt mich schlaflose Nächte haben.
Ich überlege mich krankschreiben zu lassen um in der Zeit zur Beratung gehen zu können. Vielleicht zu nem Psychologen oder so. Aber ich weiss nicht ob mich ein Arzt krankschreibt auch wenn ich eigentlich ja nicht krank bin...
Ich hätte diesen Donnerstag UB und ich weiss einfach nicht ob ich das schaffe.

tiger
Beiträge: 424
Registriert: 12.02.2017, 2:21:44

Re: Abbruch, Abbruch, Abbruch...

Beitrag von tiger »

Als Referendar brauchst du erst am dritten Tag eine Krankschreibung vorzulegen. Du kannst also für einen bzw. zwei Tage selbst entscheiden, ob du dienstfähig bist oder nicht.

Zum Thema introvertiert und Psychotherapie: Wenn du sagst, dass du entspannt am Schreibtisch arbeiten kannst, aber nicht entspannt vor der Klasse stehst, klingt das nach einer Sozialphobie. Ein Psychotherapeut würde vermutlich eine kognitive Verhaltenstherapie vorschlagen bzw. dich mit deinen Ängsten konfrontieren, aber das tust du ja bereits ständig im Unterricht. Damit meine ich, dass nach einiger Zeit (Monate, Jahre) die Unterrichtssituation für dich etwas ganz Alltägliches sein wird, weil du jede Woche 25 Stunden damit verbringst. Dann fällt auch das Stressniveau.

L0rence
Beiträge: 13
Registriert: 04.01.2016, 19:35:31

Re: Abbruch, Abbruch, Abbruch...

Beitrag von L0rence »

hm, Sozialphobie...so schlimm würde ich das nicht einschätzen...glaube ich zumindest. Hab mich aber auch noch nicht damit auseinandergesetzt.

Ich war heute beim Arzt und wollte einige Tage Krankschreibung, um Luft zu holen und zu sehen was ich nun machen will. Ich habe vor dem fremden Arzt angefangen zu heulen...voll peinlich.
Sobald ich anfange über meine Situation zu reden, sprudeln die Gefühle und Tränen aus mir raus.
Ich bin nun für 2 Wochen krank geschrieben und am Wochenende kommt meine Mutter zu Besuch. Das wird dann auch nochmal ein schwieriges Gespräch.
Ich weiss nicht ob ich jetzt schon mit meinen Seminarleitern darüber sprechen sollte oder erstmal abwarten bis ich eine Entscheidung getroffen habe...aber irgendwie hab ich das innerlich glaub ich schon. Eine Email schreiben kommt so feige...aber es ist wohl auch verständlich, dass diese unangenehme Situation etwas ist, was ich am liebsten meiden würde...und das ist denke ich keine Sozialphobie sondern normale Reaktion auf ein bevorstehendes brentzliges Gespräch...

@miranfu
Wie sieht es eigentlich bei dir aus? Bist du schon schlauer geworden? LG

Katta
Beiträge: 577
Registriert: 09.06.2005, 15:57:09
Wohnort: NRW

Re: Abbruch, Abbruch, Abbruch...

Beitrag von Katta »

Also da direkt eine Sozialphobie per Ferndiagnose zu stellen... Es gibt halt Leute, denen das Unterrichten schlicht nicht liegt, eben, wie es so schön formuliert wurde, das ständige "angeknipst" sein nicht liegt. Das dann gepaart mit der ständigen Prüfungssituation im Ref... das kann dann schon mal dazu führen, dass man da Bauchschmerzen kriegt. Muss nicht direkt eine Krankheit sein, kann auch schlicht nur heißen, dass es eben der falsche Job für einen ist.
Geh zu einer Beratung und plane mit deren Hilfe, wie du das Ref angehen willst und die befürchtete Enttäuschung deiner Familie. I.d.R. wollen Eltern aber auch, dass man glücklich ist und wenn der Beruf dich kreuzunglücklich macht, dir das Unterrichten schlicht keinen Spaß macht (und es klingt so, als wäre es eben nicht nur die Prüfungssituation, sondern wirklich das Unterrichten und der Umgang mit Klassen an sich - sofern man das per Ferndiagnose sagen kann), werden sie wohl auch einsehen, dass ein anderer Weg für dich wohl sinnvoller ist.

kecks
Beiträge: 1628
Registriert: 01.04.2009, 6:09:18

Re: Abbruch, Abbruch, Abbruch...

Beitrag von kecks »

ich weiß nicht. ich bin privat i.a. sehr introvertiert, andere leute finde ich wahnsinnig anstrengend, wenn ich mit ihnen zusammen bin. es macht mir meist spaß, aber es zieht energie. ich bin gern allein. ich liebe aber auch das "angeknipst sein" vor der klasse und überhaupt in der schule. das ist eine andere seite, eine rolle, ein job. ist anstrengend, aber das ist es wohl für jeden, auch für extrovertierte leute. insofern kann ich sagen (okay, n=1, aber immerhin), dass introvertiertsein und angst vor dem menschenkontakt in der schule nicht zwangsläufig zusammenhängen. sozialphobie oder ganz was anderes klingt treffender.

L0rence
Beiträge: 13
Registriert: 04.01.2016, 19:35:31

Re: Abbruch, Abbruch, Abbruch...

Beitrag von L0rence »

Eine Sozialphobie ist nach Definition eine Phobie im Mittelpunkt zu stehen und sich zu blammieren. Eine generelle Angst vor anderen Menschen und ein Mangel an Selbstvertrauen gegenüber anderen. Blockade beim Sprechen in fremden Gruppen etc.
Das bin ich aber definitiv nicht. Bei Fachtagen, im Seminar, unter Freunden bin ich gerne auch mal im Mittelpunkt, reiße Witze, gebe Input. Vielleicht sogar manchmal etwas zu egozentriert.
Also Sozialphobie abzuleiten von einer Angst in einem Klassenraum mit Schülern zu sein, die bekanntermaßen pubertär sind und sich dort ganz andere soziale Verhaltensmuster zeigen als dies in "normalen" sozialen Situationen ohne diese seltsame Konstellation der hierarchisch übergeordneten Lehrers, der aber gegenüber einer Klasse steht die durch ihre Überzahl, jederzeit die "Macht" an sich reißen kann, und sich dessen auch teilweise bewusst ist..ist dann doch was anderes denke ich.
Und vom eigenen Beispiel auf eine allgemeingültige Norm zu kommen funktionniert glaub ich in dem Fall auch nicht... Ich denke also nicht dass es Sozialphobie ist... vielleicht eher ein höherer Grad an Introvertiertheit gepaart mit der Abneigung gegenüber dem 1 gegen 30 Modell eines Klassenraumes. (und auch wenn du introvertiert bist, gehörst du ja vielleicht eher in die Kategorie des "Energie-Introvertierten", dir macht es Spaß auch mal extrovertiert zu sein, brauchst danach aber deine Ruhepausen. Aber wie bei allem gibt es eben verschiedene Stufen und Ausprägungen eines Charakterzuges, die nicht auf andere Leute übertragbar sind)

Mein großes Interesse an Psychologie wäre für mich die Traumalternative...jedoch sind die Zweitstudienplätze quasi unmöglich zu bekommen DX

Antworten