Du hast im Mai angefangen, da hat man ja normalerweise keine Reihen geplant, sondern halt mal kleinere Einheiten. Und je nachdem, wie gut oder schlecht deine Seminare sind, fehlt dir auch evtl. das Handwerk, um auch wirklich eine Reihe planen zu können (und wenn sie es vernünftig vermittelt haben: Das ist definitiv eine Frage der Übung und auch der Erfahrung - woher sollst du denn auch wirklich den Überblick haben, um alle Entscheidungen zu treffen?). Will sagen: Ich halte es durchaus für normal, dass die Planung mehrerer Reihen in verschiedenen Fächern, Kursen, Jahrgangsstufen einen überfordern, alles andere würde mich, ehrlich gesagt, überraschen. Und es hilft vielleicht, sich das auch bewusst zu machen. Es ist total dämlich, dass man vielleicht 8 Wochen in der Schule ein wenig hospitieren/unterrichten kann (und der halbe Mai fällt wegen Feiertagen und Abi eh aus, kurz vorm Sommer ist auch schwierig, vernünftig ausgebildet zu werden...) und dann sollt ihr sofort in verschiedenen Kursen unterrichten. Das IST anspruchsvoll und es ist normal, dass man da ganz schön ins Rödeln kommt.miranfu hat geschrieben: 1. Ich kriege meine Planung nicht auf die Reihe. Am Anfang ging es noch einigermaßen, aber mittlerweile ist alles so durcheinander, so unstrukturiert, so von-Stunde-zu-Stunde, dass ich einfach nicht mehr weiß, wo ich anfangen/weitermachen soll und wie ich das alles wieder auf die Schienen bekomme. Das führt zum nächsten Punkt. .
Das kannst du m.M. nach nur nach und nach entknoten. Gibt es ein Fach mit Lehrbuch? Dann sich erst mal daran festhalten, die Texte und Aufgaben machen, dazu die Aufgaben aus den Arbeitsheften und gut ist. Die Zeit nutzen, um erst einmal im anderen Fach, für das es kein Lehrwerk gibt, Klar schiff zu machen. Ich habe früher dafür gerne Mindmaps in der Oberstufe angelegt: Thema in die Mitte, drum herum alles, was inhaltlich dazu gehören könnte, dazu ein Arm, welche Methoden/ Textsorten müssen sie noch machen (also z.B. rhetorische Mittel analysieren, oder Argumentationsaufbau analysieren, oder eine summary schreiben, oder einen Kommentar - musst du natürlich auf dein Fach übertragen).
So lege ich mir dann inhaltliche und methodische Schwerpunkte (also z.B. American Dream - inhaltlich: historical background, Definition des American Dream, Veränderung dieser Definition, Hauptfokus auf immigration; methodisch: politische Reden und hier Fokus auf Analyse rhetorischer Mittel - ist ja erst Q1, die fangen gerade an; d.h. auch knappe Wiederholung von summary) D.h. hierfür habe ich mir natürlich angeguckt, was für eine Klausur sollen sie schreiben (in Englisch gibt es ja immer drei Aufgabentypen, die im Laufe der Oberstufe aufgebaut und erweitert werden, und eben Schwerpunkte wie mediation oder Hörverstehen), was davon muss ich/will ich Schwerpunktmäßig in dieser Reihe üben; und was sagen die Kernlehrpläne/internen Curricula oder eben die Vorgaben für das Zentralabitur.
Und ja, die anderen Kurse müssen dann eben noch weiterhin mal von "Stunde zu Stunde" hangeln, während du dir eine Reihe nach der anderen entknotest. Anders geht es nämlich nicht, weil du ja selber schon merkst, dass, wenn man vor so einem riesigen Berg steht, man nicht alles auf einmal angehen kann, es muss halt Schritt für Schritt gehen.
Herzlich Willkommen in November/Dezember in der Schule. Diese Monate sind an den meisten Schulen zum K**** weil einfach unfassbar viel ansteht und passiert (Konferenzen, Tag der Offenen Tür, Weihnachtsfeiern/ basteln usw. usf.). Das hilft natürlich nicht sehr viel, aber vielleicht ja doch ein wenig, wenn man weiß, dass diese Zeit wirklich extrem heftig ist - auch für die eingesessenen Kollegen (guck dir die mal genauer an, die krabbeln gerade alle auf dem Zahnfleisch... also zumindest die, die halt auch Korrekturen noch irgendwie nebenher zu erledigen haben). Land ist aber da. Ferien. Und wahrscheinlich tut es dir gut, einen Tag in der Woche ganz bewusst schulfrei zu halten. Egal, was ansteht. Denn wenn man gar nicht mehr abschaltet, gar nichts mehr für sich tut - ja, dann geht man kaputt. Und glaube mir, die Zeit ist nicht verloren, sondern ganz im Gegenteil, wenn du Energie getankt hast, richtig abgeschaltet hast (nicht mit Freunden treffen und stundenlang über Schule reden, sondern wirklich abschalten, was ganz anderes machen - irgendwas, was das Gehirn mal abstellt oder eben mit was ganz anderem beschäftigt), dann kannst du auch besser arbeiten.miranfu hat geschrieben: 2. Ich bin extrem unmotiviert. Mein eigener Unterricht gefällt mir nicht. Die Schüler finden das alles okay und sie lernen ja auch trotzdem was, aber mir ist das alles zu hingeklöppelt und zu improvisiert. Es nimmt auch alles einfach kein Ende, es ist alles zu viel (Klausuren, Organisation, Planung, Veranstaltungen etc.), alles zu viel. Und dieses Gefühl, dass kein Land in Sicht ist, tötet einfach auch das letzte Bisschen Motivation in mir. .
Ja, im Beruf gibt es viel mehr zu organisieren als im Studium. Selbst wenn man da nebenher gearbeitet hat.miranfu hat geschrieben: 3. Ich schaffe es nicht mehr, mich selbst anständig zu organisieren. Das war eigentlich nie ein großes Problem, aber jetzt im Ref kriege ich es nicht mehr hin. Zu viel Zeug, zu viele Zettel, zu viele Aufgaben, ich fühle mich gerade völlig überfordert, mein Arbeitszimmer sieht aus wie nach dem Krieg und ich komme einfach nicht klar. .
Ich persönlich bin ein großer Fan von Apps, weil ich Zettel auch überfordern, ich finde sie nicht wieder, habe zu viele... geht gar nicht...
Ich nutze teachertool für Noten, als Kursbuch und für die Fehlstunden (die dann ja netterweise direkt zusammen gerechnet werden) und - ganz großartig!!! - die Checklisten. Gerade als Klassenlehrer habe ich manchmal vier, fünf verschiedene Listen gleichzeitig in einer Klasse, mit Zetteln würde ich komplett den Überblick verlieren (also z.B. Geld einsammeln für xy, daneben Unterschriften unter der Klassenarbeit, Rücklauf Einverständniserklärung für xy usw.). Mit der App habe ich alles an einem Ort und kann Schüler für Schüler gucken, was bei ihm/ihr noch fehlt.
Und ich habe auch eine to-do Liste auf dem Handy (und synchronisiert auf dem Pad), bei dem ich den Aufgaben Termine zuordnen kann - und versuche eben beim Eintragen schon zu planen, wann ich diese Aufgabe erledigen muss bzw. wann ich dafür sinnvoll Zeit habe. Man kann auch Prioritäten einstellen, war aber für mich persönlich keine Funktion.
Eben wegen dieser Terminierung: Ich würde niemals, niemals klar kommen mit einem Kalender, bei dem ich keine Übersicht über mehrere Wochen/Monate habe (mindestens den kompletten Monat auf einem Blick, besser drei Monate auf einem Blick) - wenn ich drauf gucke, will ich sofort sehen, in welchen Wochen viele Zusatztermine anstehen, wann die Klausuren sind usw., damit ich eben Aufgaben vernünftig planen kann - wenn die Woche zwei Zusatztermine hat, lege ich mir da keine Aufgaben rein, die nicht absolut und unbedingt in der Woche erledigt werden müssen, sondern dann eben die Woche davor oder danach. Eben weil ich weiß, dass ich, wenn ich um 18h von der Schule komme und noch so einen Tag habe, mich dann bestimmt nicht mehr an den Schreibtisch setze, weil es schlicht nicht geht.
Ich arbeite deswegen auch mit Farben: Klausuren sind in einer Farbe, verschiedene Terminkategorien in anderen (das könnten z.B. UB Termine sein, Konferenzen...) - so habe ich schnell Überblick, ohne detailliert immer alles nachlesen zu müssen.
Zu Hause sieht mein Arbeitszimmer auch meistens katastrophal aus - aber: ich habe für jeden Kurs zwei Ablagekörbe im Regal stehen, da rein kommen Kursbuch, die aktuelle Lektüre, das Workbook, Kopien von Texten, die ich in der Reihe machen möchte usw. usf. Andere haben Hängeregister.
(Wobei ich meine Oberstufensachen nicht zu Hause habe, ich habe einen schmalen Ordner für jeden Kurs: vorne eine breite Hülle, in der das Kursbuch ist, dahinter eine Prospekthülle, in der mein Überblick der Themen plus Klausurformat plus methodischen Schwerpunkt auf einem DIN A 4 Blatt stehen - also z.B. Q1.1. American Dream (political speeches, rhet. devices, Klausur: Leseverstehen mit Schreiben // Q1.2 globalization (editorials, comments, argumentative structure) Klausur: Lesen mit schreiben + mediation //...), dann ggf. Kursliste mit Email-Adressen, hinter dem nächsten Trennregister sind dann alle aktuellen Blätter aus der Reihe (so habe ich dann auch immer alle Kopien für die Schüler, die in der vorherigen Stunde krank waren, parat), nach dem nächsten Trennregister die methodischen Blätter (also z.B. skill file zum Zitieren, das Überblicksblatt zum Thema summary schreiben, die Liste mit rhetorical devices, Vokabellisten usw. usf - so weiß ich schnell, was ich methodisch mit denen schon gemacht habe und was nicht (habe meistens mehrere Oberstufenkurse, würde sonst komplett den Überblick verlieren, was ich in welchem Kurs schon gemacht habe oder nicht), hinter dem letzten Trennblatt sind dann die curricularen Vorgaben, also das interne Curriculum und für die Q-Phase noch die Vorgaben der Standardsicherung für das Zentralabitur (so dass ich das schnell nachschlagen kann).)
Ein Regalbrett ist für die Klausuren vorgesehen, die da liegen, bis ich Zeit für sie habe (und spätestens, wenn keine neue Klausur mehr daneben passt - drei Sätze passen da nebeneinander -, sollte ich mal eine angehen...)
Für das System habe ich durchaus ein paar Jahre gebraucht und es ist mit Sicherheit nicht für jeden geeignet, man muss sein eigenes finden - und ich passe es immer wieder an, wenn ich z.B. von Kollegen neue Ideen bekomme, wie sie sich organisieren. vielleicht ist ja auch für dich hier eine Anregung dabei.
Aber ja, man muss sich als Lehrer verdammt (!) gut organisieren, weil eben viel ansteht. ich gucke täglich Mehrach auf meine to-do Liste, um zu wissen, was heute dringend passieren muss - oder, wenn ich gerade Zeit habe, was drauf steht, was evtl. gerade ganz gut machbar wäre (die Elternmail oder Formular x ausfüllen und abgeben).
Dieser Abgrenzungsprozess - man ist nie fertig - dauert. Frag mal die Kollegen bei euch, die erst seit ein, zwei Jahren dabei sind. Aber genau deswegen sind freie Tage (egal, was ansteht!) so unfassbar wichtig - wir sind halt keine Duracell-Hasen, die ewig laufen können, ohne Auszeiten und Auftanken geht gar nix. Mach regelmäßig Musik, Sport, habe ein Computer-Spiel-Date, was auch immer -- aber regelmäßig und nur in absoluten Ausnahmefällen absagen! (Und wenn der UB am nächsten Tag ist: auf gar keinen Fall absagen, für den ist es umso wichtiger, dass du vorher Akkus aufgeladen und geschlafen hast, sonst bringt dir die beste Planung nix, wenn du sie wegen Unkonzentriertheit verbockst)miranfu hat geschrieben: 4. Seit Tag 1 des Refs überlege ich, ob das überhaupt der richtige Beruf ist. Ich mag die Kinder und das Unterrichten ist auch in Ordnung, aber trotzdem fällt es mir schwer, mich aufzuraffen, um in die Schule zu fahren (was übrigens 1 Stunde dauert) oder mich an den Schreibtisch zu setzen. Und die Aussicht darauf, den Rest meines Berufslebens auf diese Weise mit mir zu kämpfen ist nicht so schön. Ich wusste natürlich theoretisch, dass man als Lehrer nie fertig ist mit der Arbeit, aber irgendwie dachte ich, dass ich mich da selbst besser organisieren könnte. Irrtum. .
Letztendlich kannst aber nur du entscheiden, ob du gerade das Anpassungstief hast, durch das alle Referendare gehen (ich wage zu behaupten, alle Berufsanfänger, denn die Berufswelt ist eine andere als das Studium), verstärkt durch den November/Dezember-Wahnsinn - oder ob es dir grundsätzlich nicht liegt.
Ich würde vermutlich sagen, erst mal weiter machen, tausche dich mit anderen Referendaren aus, wie sie sich organisieren, frage mal die wirklich erfahreneren Lehrer, wie die sich organisieren, erklimme den Berg in kleinen Schritten - und mache dir bewusst, dass das durchaus normal ist, dass man erst mal überfordert ist (und es geht eigentlich den meisten Refs so - die wenigsten sagen es aber laut, weil sie scheinbar irgendwie der Meinung sind, sie dürften keine "Schwäche" zeigen oder sie stünden im Konkurrenzkampf - also ob es jede Note nur einmal zu vergeben gäbe und keine zwei Leute eine eins oder zwei kriegen könnten... oder keine Ahnung, was da der Gedanke ist).