Abbruch, Abbruch, Abbruch...

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
Antworten
Rets
Beiträge: 117
Registriert: 06.04.2017, 8:12:12
Wohnort: Hessen / Gy / M / eR

Re: Abbruch, Abbruch, Abbruch...

Beitrag von Rets »

Zeltan hat geschrieben: Ne sicher nicht alle Lehrer. Aber selbst wenn. Lehrer haben dafür Kenntnisse über Didaktik und Pädagogik, die rein fachlich ausgebildeten Akademikern fehlen. Es gleicht sich aus.
Bitte versteh mich nicht falsch, ich halte Lehrer für hochqualifizierte Fachkräfte, die Professionswissen über einen gesellschaftlich hoch relevanten Bereich haben. Ich bin voll bei dir, dass die Kombination aus fachdidaktischen, pädagogisch-psychologischen und fachlichen Überlegungen gerade das Proprium ist, mit dem sich die Lehrer zu Recht als Vollakademiker fühlen dürfen.

Aber trotzdem: Abgesehen von denen, die ein Fach auf Diplom/ Master studiert haben - es macht einen entschiedenen fachlichen Unterschied aus, ob man sichin der Summe 1,5 Jahre oder 4,5 Jahre fachlich mit einer Wissenschaft beschäftigt hat. Insofern meinte ich deskriptiv und nicht wertend: Die Lehrer sind fachlich schlechter __ausgebildet__.

Die Wahl des Wortes "ausgebildet" war hierbei eine sehr bewusste Formulierung von mir, weil es durchaus Lehrer gibt, die trotz ihrer kurzen fachlichen Ausbildung (von in Summe ca 3 Semestern) fachlich kompetenter sind als andere (sicher nicht alle) Akademiker ihres Faches. Allerdings ist dieser Vergleich nur rhetorisch sinnvoll, da man hier gewissermaßen die "besten" der Lehrer mit den "schwächsten" der Diplom-/ Master-Absolventen vergleicht. Im Mittel macht halt die dreifache Zeit an Beschäftigung mit dem Fach schon was aus..

Kapartia
Beiträge: 80
Registriert: 29.06.2016, 14:08:19

Re: Abbruch, Abbruch, Abbruch...

Beitrag von Kapartia »

Rets hat geschrieben:
Zeltan hat geschrieben: Ne sicher nicht alle Lehrer. Aber selbst wenn. Lehrer haben dafür Kenntnisse über Didaktik und Pädagogik, die rein fachlich ausgebildeten Akademikern fehlen. Es gleicht sich aus.
Bitte versteh mich nicht falsch, ich halte Lehrer für hochqualifizierte Fachkräfte, die Professionswissen über einen gesellschaftlich hoch relevanten Bereich haben. Ich bin voll bei dir, dass die Kombination aus fachdidaktischen, pädagogisch-psychologischen und fachlichen Überlegungen gerade das Proprium ist, mit dem sich die Lehrer zu Recht als Vollakademiker fühlen dürfen.

Aber trotzdem: Abgesehen von denen, die ein Fach auf Diplom/ Master studiert haben - es macht einen entschiedenen fachlichen Unterschied aus, ob man sichin der Summe 1,5 Jahre oder 4,5 Jahre fachlich mit einer Wissenschaft beschäftigt hat. Insofern meinte ich deskriptiv und nicht wertend: Die Lehrer sind fachlich schlechter __ausgebildet__.

Die Wahl des Wortes "ausgebildet" war hierbei eine sehr bewusste Formulierung von mir, weil es durchaus Lehrer gibt, die trotz ihrer kurzen fachlichen Ausbildung (von in Summe ca 3 Semestern) fachlich kompetenter sind als andere (sicher nicht alle) Akademiker ihres Faches. Allerdings ist dieser Vergleich nur rhetorisch sinnvoll, da man hier gewissermaßen die "besten" der Lehrer mit den "schwächsten" der Diplom-/ Master-Absolventen vergleicht. Im Mittel macht halt die dreifache Zeit an Beschäftigung mit dem Fach schon was aus..
Lehrer haben eine fachliche Ausbildung von ca 3 Semestern? An welcher Uni?

Ich hatte an meiner Uni mehr fachliche Seminare zu besuchen und zu absolvieren als die Bachlorstudenten oder Masterstudenten in der Summe. Plus Didaktik und Pädagogik.
Letztere beiden Disziplinen nahmen lediglich 1/5 des Studiums ein. Fachlich musste ich mich auch mit mehr Epochen rumschlagen als ein BA Geschichtsstudent/ MA.

Rets
Beiträge: 117
Registriert: 06.04.2017, 8:12:12
Wohnort: Hessen / Gy / M / eR

Re: Abbruch, Abbruch, Abbruch...

Beitrag von Rets »

Kapartia hat geschrieben: Lehrer haben eine fachliche Ausbildung von ca 3 Semestern? An welcher Uni?

Ich hatte an meiner Uni mehr fachliche Seminare zu besuchen und zu absolvieren als die Bachlorstudenten oder Masterstudenten in der Summe. Plus Didaktik und Pädagogik.
Letztere beiden Disziplinen nahmen lediglich 1/5 des Studiums ein. Fachlich musste ich mich auch mit mehr Epochen rumschlagen als ein BA Geschichtsstudent/ MA.

1.Ich finde Lehrer werden an Universitäten sehr gut ausgebildet - jedenfalls an meiner Uni in meinen Fächern : - )

2. Ich beziehe mich auf die Ausbildung in __EINEM__ Fach. Bei uns kam das etwa vom Volumen her auf 3 Semester, ggf. ein bisschen mehr pro Fach und dann nochmal 3 Semester für Pädagogik/ Psychologie. Die dann natürlich verteilt auf insgesamt 3 • 3 Semester = 9 Semester Regelstudienzeit. Ein Master dauert i.d.R.10 Semester Regelstudienzeit, hat aber vom Volumen her ungefähr 1 Semester mit seinem Nebenfach verbraucht. Daher rechne ich 3 Semester (für ein Fach beim Lehramtsstudium) im Vergleich zu 9 Semestern (für ein Fach bei einem reinen Fachstudium) und daher hat der Lehrer definitiv - und ich weiß ehrlich gar nicht, warum wir uns darüber länger austauschen müssen - im Mittel eine geringere fachliche Bildung (in EINEM (!) Fach). (Nochmal: Insgesamt finde ich die fachliche Bildung von Lehrern sehr gut, insbesondere weil man 2 Fächer und Pädagogik einbeziehen muss).

3. Wenn du Lehramt studiert hast, dann gehe ich davon aus, dass dein Studium zu 2/5 Fach A zu 2/5 Fach B und zu 1/5 Allgemeinpädagogik beinhaltet hat. Dann mag sich die Ratio ein wenig zugunsten der Lehrer bessern (4 zu 9, statt 3 zu 9), aber die Grundaussage bleibt doch: Ein Masterstudent macht nunmal nur __EIN__ Fach - warum sollte es da verwundern, wenn ich behaupte, dass er deshalb auch mehr Bildung in diesem Fach hat. (zumindest i.d.R.)

Phaon
Beiträge: 51
Registriert: 25.02.2015, 21:21:42

Re: Abbruch, Abbruch, Abbruch...

Beitrag von Phaon »

Man kann das doch gar nicht verallgemeinern und von "DER Lehrerausbildung" sprechen. Das unterscheidet sich je nach Bundesland, Studiengang und Universität. Den Satz "Ich studiere (auf) Lehramt" habe ich persönlich in meinem Studium nie geäußert, weil er auch schlichtweg nicht gestimmt hätte. Es gab nämlich an meiner Universität keine verpflichtenden Kurse, die es nur für "Lehramtsstudenten" gegeben hätte. Ich habe 13 Semester lang Germanistik und Anglistik studiert, was bedeutet, das ich Kurse besucht hatte, in denen zu etwa gleichen Anteilen Bachelor-/Masterstudenten der gleichen Fächer, Magisterstudenten, Lehrämtler und Wirtschaftspädagogen oder Kultur-/Wirtschaftsstudenten saßen.

Zusätzlich dazu habe ich noch Seminare aus den Bereichen Philosophie, Pädagogik und Erziehungswissenschaft besuchen müssen. Etwa 40% meines Studium bestand aus Kursen, die ich in meinen Hauptfächern freiwillig und zusätzlich zu den Pflichtkursen besucht habe. Das war auch notwendig, denn das 1. Staatsexamen hatte an meiner Hochschule den Ruf, die universitäre Königsprüfung zu sein, bei der sich die Spreu vom Weizen trennen würde. Vergleicht man den reinen Prüfungsumfang und -anspruch mit dem, was ein Masterstudent in seinem einen (!) Fach leisten muss, sollte man eigentlich eher die Frage stellen, ob alle anderen außer die Staatsexamensabsolventen den Status "Akademiker" verdienen. Ich weiß, wovon ich rede, denn ich war bei unzähligen mündlichen Bachelor- und Masterprüfungen als Zweitprüfer/Beisitzer dabei und habe diesen - im Vergleich zum 1. Staatsexamen - Kindergarten oft genug miterleben müssen.

Aber wie bereits gesagt: ich kann nur für die Universität sprechen, an der ich selbst studiert und anschließend jahrelang gearbeitet habe. Vielleicht ist das ja an anderen Institutionen anders... Unter (uns) Dozenten verfestige sich übrigens über Jahre der Ruf, dass Lehrämtler im Vergleich zu den Bachelor-/Masterstudenten derselben Fächer die besseren Studenten seien, die auch häufiger promovierten. Aus dem, was ich geschrieben habe, wird übrigens auch ersichtlich, warum ich den Lehrerberuf nach zwei Jahren an den Nagel gehängt habe: ich bin leider Wissenschaftler und kein Kinderbespaßer. Das alles ist natürlich völlig wertfrei gemeint.

Rets
Beiträge: 117
Registriert: 06.04.2017, 8:12:12
Wohnort: Hessen / Gy / M / eR

Re: Abbruch, Abbruch, Abbruch...

Beitrag von Rets »

Phaon hat geschrieben:..sollte man eigentlich eher die Frage stellen, ob alle anderen außer die Staatsexamensabsolventen den Status "Akademiker" verdienen.
Ich sehe es nicht so krass, aber stimme dir darin zu, dass Lehrer durchaus als Akademiker zu gelten haben, und habe deshalb auch 2 Postings früher geschrieben, dass Lehrer zu Recht Vollakademiker genannt werden dürfen.

Was du beschreibst, ist eine eigene, sehr engagierte und anspruchsvolle Vita. Ich hab auch einen Haufen zusätzlich gemacht, dabei ist mir aber deutlich aufgefallen, dass man zumindest in NRW, Hessen, Bayern, BW und RLP im Zeitraum von ca. 2005 bis 2015 durch die drei Fächer-Belastung inhaltlich mit weniger rumkommt, als wenn man nur ein Fach studieren würde. (Länder und Zeitraum ergibt sich durch eigene Erfahrungen und meinen Bekanntenkreis).

Außerdem habe ich bereits oben beschrieben, dass man natürlich Lehrer und Masterabsolventen findet, wo die Lehrer fachlich besser sind als die Masterabsolventen. Aber als Mathematiker muss ich sagen, dass solche "statistischen Ausreißer" nicht zur alleinigen Bewertung der Sachlage herangezogen werden können.

Zuletzt: Wenn man es auf ein und die selbe Person herunterreicht - bei gleichem Engagement muss man ja da mehr lernen, wo man mehr Scheine im Fach machen muss. Will heißen: Wenn du statt Anglistik und Pädagogik einfach noch mehr Germanistik gemacht hättest, dann hättest du zu Ende deines Studiums noch mehr gewusst (dafür halt nur in einem Fach).

Edit/ Additum: Und ja, ich stimme dir zu, dass das erste Staatsexamen anspruchsvoller ist als die meisten Master "Prüfungen", die ich so mitbekommen habe. Letztlich liegt es halt daran, dass im Staatsexamen bei einer Prüfung ein breiter Überblick mit gleichzeitiger fachlicher Tiefe abverlangt wird. So eine konzentrierte Prüfung bei der sich der kumulierte Studienertrag zeigen soll, gibt es in den mir bekannten Master-Studienordnungen nicht. Da hat man eine Abschlussarbeit und dazu ein Kolloquium....

rissig21
Beiträge: 33
Registriert: 12.04.2017, 10:56:40

Re: Abbruch, Abbruch, Abbruch...

Beitrag von rissig21 »

Rets hat geschrieben:
Phaon hat geschrieben: Edit/ Additum: Und ja, ich stimme dir zu, dass das erste Staatsexamen anspruchsvoller ist als die meisten Master "Prüfungen", die ich so mitbekommen habe. ... So eine konzentrierte Prüfung bei der sich der kumulierte Studienertrag zeigen soll, gibt es in den mir bekannten Master-Studienordnungen nicht. Da hat man eine Abschlussarbeit und dazu ein Kolloquium....
Also abgesehen mal davon, dass ich die ganze Diskussion etwas... ähmmm... "Habitus" verseucht finde (ja, auf ner PH - damit oute ich mich freiwillig quasi als akademische Witzfigur und "Halblehrer" - wird man u.a. mit Bourdieu etc. totgeschmissen), muss ich auch bestätigen, dass ich bei meinem 1. Staatsex. mehrere Tode starb. So viel Stoff in so kurzer Zeit (alles ist sowieso viel zuviel und man lernt quasi nur auf Lücke) war einfach extremst heftig.

Aber was solls, ob nun FH, PH, Uni oder Fließband... Menschen sind wir doch alle, da gibts nix schönzureden... ;-)

Kapartia
Beiträge: 80
Registriert: 29.06.2016, 14:08:19

Re: Abbruch, Abbruch, Abbruch...

Beitrag von Kapartia »

Ob Kaiser, König, Bettelmann... am Ende kommen alle mit gleich viel unter die Erde. :)

Tatsächlich ist es aber einfach falsch zu sagen, Lehrer hätten keinen akademischen Abschluss.
In der DDR waren ja zum Beispiel der Diplomlehrer ein akademischer Grad. Das erste Staatsexamen wird ja vielerorts höher gehändelt als der Dipl.-Lehrer ....
Und wäre das 1. Staatsexamen kein Garant für einen akademischen Abschluss, hätte ich wohl nicht ohne Weiteres promovieren können..genau wie viele viele viele Andere Lehrerkollegen vor und nach mir.

Antworten