Das Referendariat ist überflüssig

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
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IrrwitzHoch10
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Re: Das Referendariat ist überflüssig

Beitrag von IrrwitzHoch10 »

Lukas1981 hat geschrieben: Wenn ich mich an die maßlos selbstverliebten, aber zum Teil recht weltfremden und menschlich unangenehmen Didaktiker aus meiner Universitätsbildung zurück erinnere, denke ich mir auch heute noch meinen Teil.
Moin Lukas,

das Problem in den Geisteswissenschaften ist (ich habe selbst einst Philosophie studiert), dass man im Vergleich zu den "echten" Wissenschaften keinen Gegenstand hat, aber mit seinem gegenstandslosen Handwerk dennoch echtes Geld verdienen muss und das geht meist nur über ein gesundes (in der Regel "sehr" gesundes) Ego und die Überzeugung, dass man irgendwie besser/wahrer denkt als viele andere. Das ist die Paradoxie der (modernen) Philosophie (und Geisteswissenschaft überhaupt).

Speziell in der Didaktik kommt erschwerend hinzu, dass man zwar einen solchen Gegenstand hat, dieser jedoch als soziales Phänomen vorliegt ("Unterricht", "Sozialisation", "Bildung", "Erziehung" wären als Begriffe zu benennen). Da - aus Gründen, die hier den Rahmen sprengen würden - speziell in der hiesigen Geisteswissenschaft aber enorme Vorbehalte hinsichtlich der sogenannten Welt der Erfahrung herrschen (man glaubt meist ohne jeglichen Zweifel daran, dass es eine natürlich gegebene Trennung zwischen Natur- und Geisteswissenschaften geben MÜSSE), kommt es zu aberwitzigen theoretischen Praxis-Konstruktionen, die einen bisweilen am gesunden Menschenverstand der Mitmenschen zweifeln lassen; ich nenne nur die sogen. "objektive Hermeneutik" als besonders perfides Beispiel, welche in der Erziehungswissenschaft einen festen Platz beansprucht.

Vor diesem Hintergrund ist es also kein Wunder, dass Didaktik ein schwieriges Thema ist (in England gibt es das Fach gar nicht und der Begriff "didactics" steht dort schlicht für schlechten, altbackenen Unterricht). Ich gehe inzwischen sogar so weit zu behaupten, dass dieses Fach (die geisteswissenschaftliche Domäne desselbigen) die Entwicklung des Unterrichts nicht fördert, sondern ihr regelrecht schadet.
Lukas1981 hat geschrieben: Mein Seminarleiter hielt mich zB für frech, weil ich im Lehrprobenentwurf angab, einen autoritativen Führungsstil als Zielsetzung für meine Lehrerpersönlichkeit zu haben. Ich Nachhinein nehme ich an, er wusste vielleicht gar nicht, was das ist, oder hielt es für so "komisches Zeugs aus der Uni" oder was weiß ich.
Dieser eklatante Mangel an Fachwissen, das in einschlägiger Literatur prominent einsehbar ist, fällt mir häufig auf und musste ich (siehe oben) ja selbst schmerzhaft erleben. Ich war dermaßen überrascht, dass man "direkte Instruktion" nicht kennt, dass ich vor lauter Entsetzen richtig und also falsch (d.h. sozial inadäquat) reagierte. Freundlich war ich übrigens zu jedem Zeitpunkt, darum geht es gar nicht, sondern um sachlich-fachlichen Austausch und an dem hapert es in der deutschen Lehrerausbildung gewaltig. Ein Student oder Referendar kann problemfrei über ein bestimmtes Thema mehr wissen oder aktuellere Forschungsergebnisse kennen als der/die Ausbilder/in, so dass man sich wechselseitig (und zwar ohne Gesichtsverlust) bereichernd austauschen könnte. Das gilt fürs Klassenzimmer übrigens genauso - ich sage es z.B. frei heraus, wenn ich etwas nicht weiß. Da ich aber viel mehr weiß als meine Klienten, verliere ich deshalb nicht meine Autorität, sondern fördere eine produktive Fehlerkultur.

Dafür ist jedoch sowohl Professionalität als auch Selbstreflexivität vonnöten und dies sind Themen, die bislang nur in Form großspurig vorgetragener Lippenbekenntnisse durch die deutschen Universitäten und Schulflure geistern.

Einen schönen Tag wünscht dir
Irrwitz

Drops
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Re: Das Referendariat ist überflüssig

Beitrag von Drops »

Zum Lehrberuf gehört eine fundierte fachliche Ausbildung, darüber muss man nicht diskutieren.
Jedoch basiert die Ausübung des Berufes im Wesentlichen auf Erfahrung und die hat ein Referendar nun mal nicht.
Als mittlerweile langjähriger Fachlehrer bin ich immer etwas amüsiert, wenn mir ein Referendar erklären möchte, wie mein Unterricht seiner Meinung nach zu laufen hätte. Sicherlich kann ein Student / Referendar über mehr aktuelles Fachwissen verfügen als ich, der ich bereits seit 2007 aus der Uni weg bin. Dennoch halte ich einen "sachlich-fachlichen Austausch" bei dem "man sich wechselseitig (und zwar ohne Gesichtsverlust) bereichernd austauschen könnte" für utopisch. Im Klassenraum denke ich nicht darüber nach WWKD (What would Klafki do), sondern handele.

Was Studenten / Referendare nämlich am Beginn ihrer Karriere am wenigsten können, ist guten Unterricht zu planen und zu zeigen und das ist absolut okay, dafür sind sie in der Ausbildung. Auch haben all die pädagogischen / didaktischen Theorien ihre Berechtigung und ich halte es für wichtig, sie zu kennen, um Unterricht zu planen und analysieren zu können.
Tatsächlich wird aber gerade in dem Fachbereich alle zehn Jahre wieder die nächste Sau durchs Dorf getrieben und das pädagogische Wundermittel schlechthin angepriesen. So war zu meiner Zeit der Ausbildung im pädagogischen Seminar das Stationenlernen und Gruppenlernen DAS Allheilmittel, Frontalunterricht ein Werk des Teufels. Im Unterrichtsgeschehen selbst und mit einiger Erfahrung bin ich mittlerweile gegenteiliger Meinung. Die Methodik muss nunmal zur Didaktik passen, nicht umgekehrt.

Was ich sagen möchte, ist, dass ich verstehen kann, wenn Studenten / Referendare denken, sie hätten durch ihre (noch andauernde) universitäre Ausbildung einen Wissensvorteil ihren Ausbildern / ausbildenden Fachlehrern gegenüber; tatsächlich ist dem nicht so. Erfahrung ist Gold wert; das ist für das Unterrichtsgeschehen im pädagogischen Bereich das eigentliche Wissen.
Und nur, weil ein Seminarleiter den Begriff autoritativ ablehnt, heißt das nicht, dass er nichts drauf hat. Es ist schön, wenn ein Referendar diesen Führungsstil als Zielsetzung anstrebt, aber ob dies in dem konkret vorliegenden Unterrichtsbesuch in exakt dieser Klasse mit den teilnehmenden Schülern in jeder Minute umzusetzen ist, ist halt nunmal situationsabhängig und darf, MUSS diskutiert werden.

Ich gehe davon aus, dass nun auch mein Beitrag hier zerrissen wird. Nur zu, keine Zurückhaltung. Aber es gehört zu einer sich ausbildenden Professionalität und kontinuierlichen Selbstreflexion auch dazu, sich mit anderen Meinungen auseinanderzusetzen, ohne überheblich zu werden oder zu klingen.
Wir Lehrer sind alles studierte Menschen, das sollte der Student / Referendar nicht vergessen: Der Fachlehrer, Seminarleiter, Fachleiter, etc., der da vor einem sitzt, hat selbst studiert und dachte zu seiner Ausbildungszeit wahrscheinlich genauso wie ihr, Irrwitz und Lukas. Doch mit steigender Erfahrung wird vieles relativiert und einiges auch nicht mehr ganz so ernst genommen.

Und nein, auch ich bin mit einem um mehrere Jahre dienstälteren Kollegen nicht auf Augenhöhe, kann mich aber aufgrund meiner unterrichtlichen und didaktischen Erfahrungswerte auf sachlich-fachlicher Ebene mit ihm austauschen. Ein Referendar kann das aber nunmal noch nicht.

IrrwitzHoch10
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Re: Das Referendariat ist überflüssig

Beitrag von IrrwitzHoch10 »

Hallo Drops,

vielen Dank für deine ausführliche und konstruktive Bezugnahme!
Drops hat geschrieben: Als mittlerweile langjähriger Fachlehrer bin ich immer etwas amüsiert, wenn mir ein Referendar erklären möchte, wie mein Unterricht seiner Meinung nach zu laufen hätte.
Das kann ich vollkommen verstehen und natürlich meinte ich nicht, dass sich der "Lehrling" vorlaut und besserwisserisch verhalten können sollte, mir ging es nur darum, darauf hinzuweisen, dass ein fachlicher (angemessener) Austausch in beide Richtungen möglich sein sollte, ohne dass dies sogleich als persönlicher Angriff empfunden wird.

In meinem Beispiel handelt es sich zudem auch lediglich um fachliches Wissen und nicht um Meinungen oder konkrete praktische Durchführung - so weit kam es gar nicht erst.
Drops hat geschrieben: Sicherlich kann ein Student / Referendar über mehr aktuelles Fachwissen verfügen als ich, der ich bereits seit 2007 aus der Uni weg bin. Dennoch halte ich einen "sachlich-fachlichen Austausch" bei dem "man sich wechselseitig (und zwar ohne Gesichtsverlust) bereichernd austauschen könnte" für utopisch.
Tatsächlich herrscht oftmals eine solche Stimmung; du sitzt oder stehst deinen Ausbildern gegenüber, die über dein Wohl und Wehe entscheiden und dies nicht an objektiven Standards begründen müssen, sondern beinahe völlige Wahlfreiheit hierbei haben. Das ist jedoch schon Teil des Problems (bzw. konstituiert erst die von dir empfundene "utopische" Situation); es ist schlicht ungewöhnlich bis unerhört, dass ein Lehramtsanwärter überhauput den Mund (im Sinne einer sachlich-fachlich kritischen Rückfrage) öffnet, weshalb dies eben meist direkt als Bruch der Konventionen und damit auf persönlicher Ebene angesiedelt und behandelt wird. Das ist ein Teufelskreis.
Drops hat geschrieben: Im Klassenraum denke ich nicht darüber nach WWKD (What would Klafki do), sondern handele.
Das hängt aber wiederum an dem von mir grob nachgezeichneten Problem, dass nämlich die didaktische Theorie keine Mittel und Wege kennt, sich sinnvoll auf die Praxis (das unterrichtliche Handeln) zu beziehen. Ein H. Meyer z.B. klingt schön und gut (und meist durchaus vernünftig), aber wie seine zahlreichen Ideen konkret im Unterrichtsalltag umsetzbar wären (und zwar auch fachbezogen), das bleibt (bzw. blieb bislang) größtenteils im Dunkeln.
Drops hat geschrieben: Was Studenten / Referendare nämlich am Beginn ihrer Karriere am wenigsten können, ist guten Unterricht zu planen und zu zeigen und das ist absolut okay,
Das sagt und hört man stets, aber faktisch muss und kann man als Junglehrer perfekten Unterricht (nach Vorstellung der jeweiligen Ausbildungsseite) im Rahmen der Lehrproben bieten, um eine 1,0 zu erreichen. Ebenso fällt man durch, wenn man den Vorstellungen der jeweiligen Ausbilder nicht ausreichend entgegen kommt. Das ist die Realität und insofern wirkt es seltsam zwiespältig, wenn man einerseits dem angehenden Lehrer/Lehrerin Fehler ausdrücklich eingesteht, auf der anderen Seite diese aber zeitnah zum jähen Ende der Ausbildung führen können. Viel Spielraum für eine echte und ehrliche Fehlerkultur bleibt da aus rein praktischen Gründen schlicht nicht.
Drops hat geschrieben: dafür sind sie in der Ausbildung. Auch haben all die pädagogischen / didaktischen Theorien ihre Berechtigung und ich halte es für wichtig, sie zu kennen, um Unterricht zu planen und analysieren zu können.
Das Kennen reicht allein nicht aus, diese "didaktischen Theorien" sind lediglich mögliche - wenn auch meist gut durchdachte - Sichtweisen auf Unterricht und deshalb ist eine kritische Auseinandersetzung stets unabdingbar; oftmals trifft man auf Studenten, die sich intensiv mit einem Theoretiker beschäftigten, diesen verinnerlichten und dabei nicht berücksichtigten, dass jene Theorie nicht die Wahrheit darstellt, sondern Teil einer wissenschaftlichen Kontroverse ist. Leider wird dies häufig an Universitäten nicht ausreichend nachdrücklich vermittelt, was wiederum ein Teil des Gesamtproblems darstellt.
Drops hat geschrieben: Tatsächlich wird aber gerade in dem Fachbereich alle zehn Jahre wieder die nächste Sau durchs Dorf getrieben und das pädagogische Wundermittel schlechthin angepriesen.
So ist es und genau so hat die deutsche Didaktk bislang (nicht) funktioniert! Es fehlt Objektivität und Zuverlässigkeit, so dass jede modische Theorie jederzeit komplett umgekrempelt werden kann/könnte, ohne dass dies die Praxis allzusehr tangieren würde.

Besten Gruß
Irrwitz

Illi-Noize
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Re: Das Referendariat ist überflüssig

Beitrag von Illi-Noize »

IrrwitzHoch10 hat geschrieben: Das sagt und hört man stets, aber faktisch muss und kann man als Junglehrer perfekten Unterricht (nach Vorstellung der jeweiligen Ausbildungsseite) im Rahmen der Lehrproben bieten, um eine 1,0 zu erreichen. Ebenso fällt man durch, wenn man den Vorstellungen der jeweiligen Ausbilder nicht ausreichend entgegen kommt. Das ist die Realität und insofern wirkt es seltsam zwiespältig, wenn man einerseits dem angehenden Lehrer/Lehrerin Fehler ausdrücklich eingesteht, auf der anderen Seite diese aber zeitnah zum jähen Ende der Ausbildung führen können. Viel Spielraum für eine echte und ehrliche Fehlerkultur bleibt da aus rein praktischen Gründen schlicht nicht.
Ich möchte nur zu diesem Teil mal ein Beispiel geben (und werde damit Drops bestätigen ;-) ):

Meine 1. Lehrprobe fand ich als Referendar hammertoll, die war echt super. Durchführung war nicht ganz sauber, aber eine 2 hatte ich schon erwartet. Wurde dann eine 3, über die ich mich sehr geärgert habe.

Mit einigen Jahren Abstand bin ich mehr und mehr der Meinung, dass die 3 eigentlich noch zu gut war. Meine Lehrprobe war von vorne bis hinten Mist, da würde ich mir heute - mit mehr Erfahrung und zeitlichem Abstand - eher sogar eine 4 geben. Lehrprobe 2 und 3 kann ich heute noch so halten, Lehrprobe 1 musste ich komplett neu machen.

Ergo: Die Ansprüche - in meinem Seminar - waren alles andere als hoch, diese Miststunde wurde ja sogar eine 3 ("Anforderungen erfüllt", Note 2 wäre "Anforderungen übertroffen").

Auch viele Stunden der Seminarlehrer, die ich ganz schlecht fand, sind mit Abstand gesehen doch ganz gut gewesen.

Erfahrung macht so viel aus ... und sei es nur, dass man die Jahrgangsstufe davor (Welche Grundlagen sind da?) und die Jahrgangsstufen danach (Was müssen die in der Abschlussprüfung können? Wie wird auf das Thema weiter aufgebaut?) mindestens 1 mal komplett unterricht hat...

Drops
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Re: Das Referendariat ist überflüssig

Beitrag von Drops »

Es gibt doch zwischen 1,0 und "Durchgefallen" noch recht viele Abstufungen. Jedenfalls gab es die zu meiner Ref-Zeit und was ich so als anleitender Fachlehrer mitbekommen habe, gibt es die auch heute noch. ; - )
Bisher habe ich nicht erlebt, dass unterrichtliche Fehler zum baldigen Ende der Ausbildung führen. Tatsächlich ist aber um Fehler zu machen insbesondere der anleitende Unterricht da und nicht die Lehrprobe. Hier zeigt man seine Entwicklung und auf die kommt es an. Man sollte sich nunmal ständig verbessern, sodass man im Examen dann tatsächlich eine annähernd perfekte Stunde präsentieren kann.

Illi hat mit seinen Schilderungen absolut recht, wobei ich keine (!) meiner präsentierten Lehrproben je wieder halten konnte. Sie waren einfach absolut auf die jeweilige Lerngruppe und Lernsituation zugeschnitten und würden so im normalen Unterrichtsgeschäft nicht mehr funktionieren.
Was aber immer wieder funktioniert, sind meine ganz normalen im Ref ausgearbeiteten Stunden, die ich im angeleiteten Unterricht gehalten hatte. Die kann ich quasi eins zu eins wieder übernehmen und warum? Weil ich den anleitenden Fachlehrern zuhörte und von ihrem Wissen und Erfahrungsschatz unheimlich profitierte. Zwar wollten auch meine Fachleiter keine "Zauberstunden" sehen, doch natürlich bereitet man Lehrproben anders vor als normale Stunden.

Es ist sehr schade, wenn ihr euch nur zwischen 1,0 und Durchgefallen bewegen könnt. So lernt ihr zu wenig und setzt euch viel mehr unter Druck. Vielleicht ist dies auch der kürzeren Ausbildungszeit geschuldet; ich hatte 2 Jahre Ref und brauchte jeden Monat davon (auch wenn ich das erst spät einsah). 18 Monate sind sehr kurz, für eine wirkliche Entwicklung fehlt euch die Zeit.

Dennoch: Haltet euch an kompetente anleitende Fachlehrer und saugt von denen auf, was nur möglich ist! Und seien wir ehrlich, die gibt es definitiv an jeder Schule! : - )

IrrwitzHoch10
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Re: Das Referendariat ist überflüssig

Beitrag von IrrwitzHoch10 »

Hallo Drops,
Drops hat geschrieben:Man sollte sich nunmal ständig verbessern, sodass man im Examen dann tatsächlich eine annähernd perfekte Stunde präsentieren kann.
Genau das meinte ich. Die "perfekte" Stunde ist für eine 1,0 Voraussetzung und was hierzu gezeigt werden muss, das wird z.T. an Kriterien bemessen, die nicht auf objektiven Standards beruhen - mehr will ich gar nicht sagen.

Dass natürlich absolut niemand nach 18 Monaten Ausbildung tatsächlich sein Potential schon ausgeschöpft haben kann, versteht sich von selbst, aber darum geht es in der Lehrerausbildung eher weniger, das ist nach wie vor in erster Linie ein verkappter Stress- und Belastungstest und keine Zeit, in der es primär darum geht, das Know-How für guten Unterricht (orientiert an wissenschaftlich verfügbaren Erkenntnissen und zugeschnitten auf die Bedürfnisse des künftigen Lehrers) zu vermitteln.
Drops hat geschrieben: Illi hat mit seinen Schilderungen absolut recht, wobei ich keine (!) meiner präsentierten Lehrproben je wieder halten konnte. Sie waren einfach absolut auf die jeweilige Lerngruppe und Lernsituation zugeschnitten und würden so im normalen Unterrichtsgeschäft nicht mehr funktionieren.
Schon der Begriff "Lehrprobe" ist falsch gewählt, denn es ist ja eine bedeutende Prüfung und keine Erprobung künftigen Lehrens unter realistischen Bedingungen - soll es ja auch bewusst nicht sein. Seien wir doch mal ehrlich zu uns: Lehrproben werden in erster Linie auf die jeweiligen Vorgaben zugeschnitten und die Schüler/Schülerinnen sind dabei Statisten; eine echte "Lernsituation" ist das glücklicherweise nicht. Jedenfalls nicht in meiner Welt.
Drops hat geschrieben: Dennoch: Haltet euch an kompetente anleitende Fachlehrer und saugt von denen auf, was nur möglich ist! Und seien wir ehrlich, die gibt es definitiv an jeder Schule! : - )
Das wird gar nicht bestritten!

Besten Gruß
Irrwitz

Piccola
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Re: Das Referendariat ist überflüssig

Beitrag von Piccola »

JimJupiter hat geschrieben:
m_schnabel hat geschrieben:Wer hat sich denn diese "Ausbildung" ausgedacht????

Braucht kein Mensch!

Im Studium lernt man so gut wie nichts und im sogenannten Vorbereitungsdienst setzt sich das dann fort.

Wozu das Referendariat? Wahrscheinlich damit man genug Aushilfslehrer hat, die für's halbe Geld arbeiten.
Dazu kommen nutzlose Seminare, in denen sich abgestellte Lehrer aufspielen können, die von der Realität gar keine Ahnung haben!

Als Referendar muss man sich teils sinnlose Kritik anhören von "erfahrenen" Lehrern, die es selber nicht besser können.
Wenn man die Referendare schon nicht richtig ausbildet, dann braucht man ihnen auch nicht ständig mit widersprüchlichen Anweisungen hineinquatschen.

Mein Vorschlag:
Mehr Praxis ins Studium integrieren, nach dem Studium muss dann "nur" noch ein Praxisjahr absolviert und das unter Anleitung erfahrener und motivierender (!!!) Lehrkräfte, die regelmäßig überprüft werden.

Wer nur derart undifferenziert argumentiert und seine Kritik ausschließlich mit sich selbst belegt, dem glaube ich tatsächlich, dass er weder im Studium das wissenschaftliche Arbeiten erlernt hat, noch im Referendariat in Schule und im Seminar didaktisches und pädagogisches Handwerk erlernt.

Werde bitte entweder konkreter, dann gibt es evtl. noch die Chance auf Hilfestellung, oder...
In der Form, in der Du Dich hier bisher vorstellst, wünsche ich mir tatsächlich, dass Du nie auf echte Schüler losgehen darfst.
Lieber Jim Jupiter,

einen User aufgrund eines Beitrags, der zugegebenermaßen ein wenig undifferenziert dargestellt wurde, gleich so anzugehen und zu verurteilen, ist aber auch nicht die feine Art.
Ich denke, dass Du gar nicht so bist, wie Du Dich in Deinem Beitrag äußerst. Denn sonst wäre es auch nicht so schön für die Schüler.

Und genauso sollte man Menschen, die vielleicht gerade einen schlechten Tag oder sogar eine schlechte Phase haben, nicht sofort herunterputzen.

Vielleicht brauchen nämlich gerade sie für den Moment eher ein offenes Ohr und viel Geduld und keine Rechthaberei, Diagnose oder unschöne "Haudrauftexte".

Mit einem Schüler würdest Du doch hoffentlich menschlicher und differenzierter "ins Gericht gehen"?

Übrigens meine ich nicht nur Dich, sondern alle, die auf diesen Beitrag beinahe "aggressiv" oder gar beleidigend reagiert haben.

Was ist denn nur los? Es geht auch differenzierter. Wenn man schon eine differenzierte Betrachtungsweise und Argumentation von anderen einfordert, dann kann man diese doch beispielhaft selbst anwenden.

Nichts für ungut. Ich möchte einfach nur nicht, dass hier unnötig eine stressige Stimmung entsteht. Denn Stress haben wir gewiss alle phasenweise. Und das nicht zu knapp.
Wenn man verständnisvoller miteinander umgeht, dann findet man eher einen gemeinsamen Nenner.
Gerade wir als Lehrer, so finde ich, sollten mehr Einfühlungsvermögen an den Tag legen, auch für "krasse" Beiträge.

Schreib doch den Threadstarter in einer PN an. Da kann man offener miteinander kommunizieren. Und vielleicht wird das dann auch eine konstruktive Kommunikation mit einem angenehmen Ausgang für beide Seiten. Das ist zumindest bisher -ausnahmslos- meine Erfahrung. Man muss sich nur näher mit den Menschen beschäftigen. Und übrigens sollten wir alle uns immer wieder selbst daran erinnern, dass wir selbst auch schon in bestimmten Situationen blöd reagiert oder agiert haben. Das ist menschlich. Wir sind nie besser als der andere. Wir denken es nur manchmal (leider).

Liebe Grüße

Piccola
Mens sana in corpore sano :-)

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