Gefühlschaos im Ref.

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
Lisalu89
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Gefühlschaos im Ref.

Beitrag von Lisalu89 »

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Lisalu89
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Re: Gefühlschaos im Ref.

Beitrag von Lisalu89 »

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Katta
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Re: Gefühlschaos im Ref.

Beitrag von Katta »

Hi,

das, was du beschreibst, geht den meisten so im Ref und meistens die ersten paar Jahre in der vollen Stelle auch. Also die Tatsache, dass man sich Gedanken macht, ob man gerecht bewertet hat oder eben, dass man sich vieles anlesen muss und manche Dinge eben doch wieder vergisst.
Das Gefühl, dass man perfekt vorbereitet sein möchte.

Nur mal so: Das ist man nie. Das kann man in dem Beruf nie sein.
Und wenn man meint, andere wären das aber, man hätte das Gefühl, alle anderen könnten das, nur man selber nicht... auch das ist normal - und dazu vollkommen falsch. Du bist dafür vermutlich der beste Beweis. ;- ) So wie du das Feedback beschreibst, dass deine Ausbilder dir geben, denken vermutlich Außenstehende, dir fliegt alles zu, du könntest das alles ja schon. Dass es in dir drinnen mitunter anders aussieht, sehen ja nur die Wenigsten.

Und was die Namen etc angeht: Wenn du das ein paar Mal gemacht hast, dann vergisst du die auch nicht mehr.
Und ansonsten: schreib es dir auf. Auf Karteikarten oder sonstiges und hab die in der Hand. Wenn du schon weißt, dass das deine Schwäche ist, kann man an der ja arbeiten, eben durch Aufschreiben etc..
Und auch, dass man sich einarbeiten muss, ist normal und gehört dazu. Das wird dir in 40 Jahren immer wieder passieren, dass du dich neu in etwas einarbeiten musst, das ist kein Zeichen für deine Unfähigkeit o.ä., sondern doch auch gerade einer der Aspekte, der diesen Beruf auch so interessant macht, dass man selber nie auslernt.

Grundsätzlich ist das einer der Berufe, in dem man immer mehr machen könnte, immer mehr gelesen, öfter verglichen, länger drüber nachgedacht haben könnte... Gleichzeitig ist es aber eine Illusion zu glauben, dass man jemals "perfekt" sein könnte. Genau so wenig leiden deine Schüler unendlich darunter, wenn du mal Fehler machst. Wenn du mal vergessen hast, wie der General xyz jetzt heißt. Im Allgemeinen begrüßen sie kleine Fehler sogar ("Ach Mensch, den Namen vergesse ich doch jedes Mal..."), weil es auch ihnen etwas Druck nimmt, alles perfekt können zu müssen, weil es ihnen bewusst macht, dass Fehler zum Lernen essentiell dazu gehören.

Das heißt, du musst an diesem Perfektionsmus-Gen definitiv arbeiten, dir bewusst machen, dass du vollkommen überzogene und unrealistische Ansprüche an dich setzt.

Hast du einen regelmäßigen Ausgleich? Sport, Musizieren, Malen, Stricken, was auch immer? Also etwas, bei dem du über ganz andere Dinge nachdenkst, dass dich entspannt? Das wird sehr gerne vergessen und auch sehr gerne unterschätzt, wie wichtig es ist, solche Auszeiten zu haben.

Und setze dir fürs Arbeiten feste Zeiten. Meinetwegen von 15h - 18h gucke ich die Hefte nach dem vorher entschiedenen Bewertungskriterien durch und dann mache ich die Tür (und wenn es nur eine gedankliche ist) zum Arbeitszimmer zu und dann ist es auch gut. Das ist ungemein wichtig, das zu lernen, sonst gehst du spätestens im zweiten Jahr mit der vollen Stelle kaputt.
Und Bewertungsbogen nicht umwerfen, sondern sich fürs nächste Mal merken. Dann hast du halt jetzt nur die formalen Aspekte überprüft. Unterschätze mal nicht, wie wichtig auch das ist, um den Schülern Strukturen beizubringen.

Durchatmen. Lächeln nicht vergessen.
Es ist alles gut.

Lisalu89
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Re: Gefühlschaos im Ref.

Beitrag von Lisalu89 »

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kecks
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Re: Gefühlschaos im Ref.

Beitrag von kecks »

doch, genau das kann man da sagen: "das ist jetzt nicht unser thema." alternativ: "wenn du das gerade so spannend findest, dann informierst du bitte in der folgenden stunde alle in einem kurzreferat darüber. vergiss das handout nicht!" .

vorausgesetzt, du bist grundsätzlich ein fähiger ref, aber das scheinst du ja zu sein. trau dich, das ist schon okay!

Lisalu89
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Re: Gefühlschaos im Ref.

Beitrag von Lisalu89 »

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Katta
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Re: Gefühlschaos im Ref.

Beitrag von Katta »

Im Ref und in den didaktischen Seminaren/ der Literatur wird einem gerne implizit vermittelt, wenn man den Unterricht nur mit genug Lebensweltbezug plant, schülerorientiert genug ist, motiviert genug ist usw. usf., dann kann man jeden Schüler erreichen. Sprich: wenn eine Klasse, ein Schüler nicht "funktioniert", ist automatisch dein Unterricht schlecht.
Das kann ein Grund sein, ja.
Es ist aber auch illusorisch zu glauben, dass man das immer alles ausgleichen kann, was zu Hause/ im Leben der Schüler so passiert.

Wenn also eine Klasse lustlos ist, kann das etwas mit deinem Unterricht zu tun haben - aber es ist kein Grund, sich unwohl zu fühlen. Hattest du immer Lust auf jedes Unterrichtsfach? Hast du Lust auf jede Seminarsitzung? ;- )

Und ja, wenn einer viele Fragen stellt, um dich zu testen (und selbst wenn das nicht der Grund wäre), kannst (und sollst) du natürlich sagen, dass das gerade nichts mit dem Thema zu tun hat. Vermutlich geht er damit auch den Klassenkameraden auf die Nerven.
Und es ist durchaus auch ein wichtiges Lernziel, den Kindern beizubringen, einen roten Faden einzuhalten, beim Thema zu bleiben (warst du schon mal bei den 5ern? da ist das richtig schwierig ;- ), die abwürgen lernen ist eine wichtige Lernaufgabe, weil man sonst nur noch in einer Frage-Antwort-Stunde landet und ratzfatz sind 90 Minuten um...)

Fähiger Referendar heißt aus meiner Sicht: Hat grundsätzlich Ahnung von seinen Fächern (d.h. nicht er/sie weiß immer alles zu jedem Zeitpunkt, sondern versteht vor allem Zusammenhänge, hat Überblickswissen etc). Ist (in zunehmenden Maße) in der Lage, dieses umfangreiche Wissen didaktisch zu reduzieren (und um das zu können, braucht man eben das Überblickswissen, um Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden). Ist in der Lage, reflektiert mit Unterrichtsstunden, dem eigenen Lehrerverhalten, etc. umzugehen (ohne sich dabei selbst zu zerfleischen, reflektiert sein heißt auch, eigene Stärken zu kennen und diese dann weiter ausbauen). Fähig sein heißt m.M. nach auch, auf Schüler eingehen zu können, in zunehmenden Maße classroom management Fähigkeiten zu entwickeln, konstruktiv und kooperativ mit seinen Kollegen arbeiten zu können.

Und was deine Sorge angeht, dass du einige Kriterien nicht immer erfüllst: Natürlich nicht. Wir haben alle unsere Stärken und Schwächen. Davon mal abgesehen, dass du noch im Lernprozess bist. Du bist noch nicht fertig. Und bevor du dich falschen Illusionen hingibst: Das bist du nach dem Ref auch noch nicht. ;- P

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