Entwurf für Oberstufenunterricht abgeschrieben

[aerovillia]

Es gibt keine Rechtfertigung...fühle mich auch mehr als schlecht...

[Skeet1414]

Ich persönlich halte das natürlich für unschön, aber nicht für ein himmelschreiendes Fehlverhalten. Jede Stunde wurde irgendwo schon einmal gehalten; jede Stunde ist irgendwo im Internet detailiert zu finden. Außerdem haben wir uns alle vor UBs mit unseren Mentoren/Kollegen besprochen und oft kamen entscheidende Ideen etc. nicht von uns selbst - so what. Über deine Planungskompetenz sagt dies nur unter Umständen etwas aus. Man wird das ja im Kontext deiner vorherigen (guten, eigenen?) Leistungen sehen (müssen).

[Jméno]

Ähnlich wie jeder Unterrichtsbesuch hat ja auch so ein Vorgang zwei Teile: die Tat und die Reflexion darüber.

Was die Tat angeht – schwer zu sagen, da du dich m.E. in einer vom Gesetzgeber gewollten Grauzone befindest: De iure ist der GUB unbenotet, mithin schädigst du auch niemanden; de facto ist der Besuch aber Grundlage für eine Benotung, weswegen du dir auf unerlaubtem Wege Vorteile verschafft hast. Da man im Zweifel für den Angeklagten entscheidet, hast du m.M.n. gute Chancen, rechtlich ungeschoren aus der Sache rauszukommen.

Die Reflexion aber – oder anders gesprochen: der moralische Aspekt deines Umgangs damit – stört mich. Zwar schreibst du, aerovillia, du fühlest dich „mehr als schlecht“, dennoch steht immer noch im Raum, du habest in der 16-Wochenstunden-Stresssituation keinen anderen Ausweg gesehen. Damit externalisierst du deine Verantwortung für dein Handeln. Oder, um mal einen Perspektivwechsel anzugehen: Du hast eine Klassenarbeit schreiben lassen und Tilda-Luise hat eine Aufgabe wortwörtlich vom Sitznachbarn abgeschrieben; darauf angesprochen sagt sie: „Aber Herrfrau Aerovillia, ich hatte am Wochenende ein Tanzturnier und dann haben wir drei Arbeiten in dieser Woche geschrieben und ich saß direkt neben unserem Klassenprimus Karl-Kevin, da musste ich einfach abschreiben!“ Sanktionierst du dann nicht?! Wenn doch: Bring die Sache jetzt in Ordnung. Selbstständig und proaktiv, um von deinem Ruf zu retten, was zu retten ist.

[aerovillia]

Jméno, du hast vollkommen Recht. Die Belastungssituation rechtfertigt auf keinen Fall die Tat. Ich weiß auch nicht was ich mir dabei gedacht habe. Ich habe wohl gar nicht nachgedacht... Meinst du mit proaktiv ich sollte zum Schulleiter gehen und mein Fehlverhalten melden und somit nicht auf die Entscheidung der Betreuerin warten? Oder sollte ich das vorher mit ihr besprechen. Nicht, dass sie nachher Ärger bekommt weil sie mich "gedeckt" hat...Sie ist nämlich die Person, die den Schulleiter an unserer Schule über den Stand der Ausbildung der einzelnen Referendare informiert.

[aerovillia]

Es ist einfach so scheiße alles...der Schulleiter hatte mich schon gefragt, ob ich mir vorstellen könnte nach dem Referendariat an der Schule zu bleiben....das kann ich nun wohl vergessen. Hab mir nun alles selbst ruiniert.

Habe übrigens schon mit der Kollegin gesprochen deren Material ich verwendet hatte. Sie hat gesagt sie sei nicht böse - mir soll aber bewusst sein, dass solch eine Tat nicht nur mich, sondern auch die Schule in große Schwierigkeiten bringen kann...auch im Hinblick auf den PU der ja irgendwann kommen wird. ICh werde sowas leichtsinniges und dummes nie nie wieder machen...wenn ich in Zeitnot komme, werde ich bei nächsten mal besser den LP Termin verlegen, als dass ich nochmal zu solchen ehrlosen Mitteln greife.....könnte mich echt selbst ohrfeigen. Habe in den letzten Monaten so viel Zeit und Energie in diese Ausbildung gesteckt...auch im Studium hatte ich nie Probleme. Nicht umsonst habe ich meinen Master mit der Note 1,2 abgeschlossen......und jetzt sabotiere ich mich selbst...

[dreistein]

Nicht umsonst habe ich meinen Master mit der Note 1,2 abgeschlossen

Ein Schelm, wer hier Böses denkt.

[alpine]

Aerovillia, ich rate Dir ganz dringend, die hilfreichen Hinweise zum weiteren Vorgehen aus diesem Thread mitzunehmen und Dich aber ggü. all der Moralisierung und Pädagogisierung und auch Verspottung (siehe mein Vorposter) hier zu immunisieren. Du hast einen Fehler gemacht, Du hast ein schlechtes Gewissen, Du hast Dir Gedanken gemacht, wie Du Situationen, in denen man vielleicht mal eine unkluge Entscheidung trifft, entschärfen kannst. Damit muss es gut sein - jetzt geht es um die Lösungsfindung.

Mein Rat: Vertraue Deinem Gefühl. Wenn Du die Ref-Koordinatorin für einen Machtmenschen hältst (dieses "ich überleg's mir" deutet ganz vage darauf hin, aber es kann natürlich auch völlig anders sein), dann überlasse die Entscheidung ihr. Wenn Du meinst, dass Deine Sicht der Dinge noch nicht vollständig dargestellt wurde (oder ist genau bekannt, was Du im Detail übernommen hast und was Du lediglich als Inspiration verwendet hast?), dann rede mit ihr.

Und ganz wichtig: Selbstschutz geht vor. In Zukunft Kollegen, die einen reinreiten wollen und vorher noch nicht einmal das persönliche Gespräch suchen, meiden. Wenn es rechtliche Probleme gibt, zur Not auch juristische Verstärkung suchen (aber das halte ich für unwahrscheinlich!). Keinesfalls einreden lassen, Du seiest ein schlechter Lehrer oder Kollege. Alle machen Fehler, erst recht in der Ausbildung. Wenn Du für Dich selbst klarstellen kannst, dass deine Handlung nicht aus Faulheit, Arroganz oder Bedienmentalität heraus entstanden ist (also quasi "Vorsatz"), sondern eine unüberlegte Stressreaktion war, dann ist es ein blöder Fehler gewesen dessen Konsequenzen Du jetzt aushalten musst, aber eben wirklich >>>nicht mehr<<<.

Gruß