Was kommt nach dem Abbruch?

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
Ally88
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Was kommt nach dem Abbruch?

Beitrag von Ally88 »

Hey ihr Lieben!

Ich mache mein Referendariat an einer Grundschule in NRW. Am Anfang war ich noch sehr motiviert und überzeugt, dass ich im richtigen Beruf gelandet bin. Ich versuchte es auch zu akzeptieren, dass ich zu Beginn nicht alles können kann, denn zum Lernen ist das Ref ja da...
Nun hat sich die Situation nach 6,5 Monaten deutlich verschärft....In Sachunterricht habe ich bisher beide UBs verhauen, am Donnerstag ist der dritte und es wird wieder in die Hose gehen....Mit meiner Mentorin komme ich nicht gut klar, es gab schon auf meinen Wunsch hin ein Gespräch, aber seitdem hat sich nicht viel geändert....Sie kritisiert durchgehend, findet meine kompletten Planungen der Stunden schlecht (Kinder lernen nichts) und langweilig...Ich verzettel mich ständig und sie sieht zwar, dass ich mich bemühe, aber sie hätte ja totales Mitleid mit mir....Es wäre so schlimm mit anzusehen....In Mathe lief es erst in meiner 4. Klasse besser...Langsam überträgt sich aber meine fehlende Motivation etc auch auf diese Klasse (dabei waren beide UBs ok)....Ich bin nur noch überfordert, bekomme gefühlt nichts mehr auf die Reihe und selbst kleine Aufgaben wie EInträge ins Klassenbuch etc lasse ich schleifen weil ich nicht weiß wo mir der Kopf steht....
Ich kann mich auch nicht mehr aufraffen Unterricht vorzubereiten, was mir zu Beginn noch echt Spaß gemacht hatte (auch wenn es nicht immer gut war). An der Schule fühle ich mich auch zunehmend unwohl. Ich stecke gerade in einem Teufelskreis und komm da nicht so wirklich raus...
Ich war immer sehr geradlinig und habe alles durchgezogen und bin ansich niemand, der schnell wegrennt...Mir ist auch bewusst, dass andere Jobs nicht einfach sind und auch da besonders Probleme mit Kollegen mal vorkommen...Aber: Ich kann mir nicht mehr vorstellen in einem System wie Schule zu arbeiten....Man funktioniert dort nur irgendwie, dann die Zickereien in den weiblichen Kollegien, das sich verstellen und schauspielern müssen,...
Nun frage ich mich, was ich mit dem Master of Education für die Grundschule noch machen kann...Ich habe Deutsch+Mathe studiert, mit Sachunterricht (im Bachelor war SU Sozialwissenschaft)...Ich hörte, man hätte Möglichkeiten im öffentlichen Dienst zu beginnen. Wisst ihr noch mehr? Am Dienstag gehe ich auch mal zur Berufsberatung...
Und falls ich mich für einen Abbruch entscheide: Wie gebe ich es im Lebenslauf an? Wird das sehr negativ ausgelegt bei späteren Bewerbungen bzw wie kann man das noch gut "verkaufen"? Ich habe insofern vielleicht noch einen Pluspunkt, dass ich schon immer viel ehrenamtlich nebenbei gearbeitet habe neben dem Studium.

Ich hoffe ihr wisst mehr....Zur Zeit bin ich an einem Punkt, an dem ich nie wieder sein wollte...Ich erkenne mich nicht mehr wieder, heule sobald ich vorm Laptop sitze und versuche etwas vorzubereiten...Ich kann gerade echt nicht mehr...Ich habe mir so den ***** aufgerissen, 60-70 Stunden die Wochen immer gearbeitet, aber nichts ist gut genug und so werde ich die Prüfung nächstes Jahr niemald packen...Und nach 6 Monaten sollte es ja schon etwas besser laufen...

Liebe Grüße,
Ally 88

MarlboroMan84
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Re: Was kommt nach dem Abbruch?

Beitrag von MarlboroMan84 »

Woher weißt du, dass der UB wieder in die Hose gehen wird?

Ally88
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Registriert: 26.04.2016, 20:33:04

Re: Was kommt nach dem Abbruch?

Beitrag von Ally88 »

Meine Mentorin hat nicht nur die UB-Stunde ziemlich klein gemacht, sondern auch meine ganze Reihe...Meine Fachleiterin ist sehr anspruchsvoll und erwartet auch eine freudige Referendarin, die äußerst motivierend vor der Klasse steht...Schon allein das kann ich zur Zeit nicht leisten...Ich bin nur noch am Boden, mir fehlt jegliche Motivation und Freude am Unterrichten verspüre ich zur Zeit auch nicht mehr. Die Planung der Stunde selbst ist auch einfach, für diese Klasse, nicht gut und angemessen. Es handelt sich um eine sehr schwierige Klasse einer Brennpunktschule. Ich habe die Klasse nicht so im Griff wie ich es haben sollte, was für diese Stunde nicht förderlich ist...Ich befürchte, dass die Kinder nicht das tun werden, was sie tun sollen und ich habe auch gerade keine Alternative zur jetzigen Planung.

MarlboroMan84
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Re: Was kommt nach dem Abbruch?

Beitrag von MarlboroMan84 »

Okay, wenn du selber schon das Gefühl hast, dass das mit der jetzigen Planung nichts wird: Dann such dir Leute, die mit dir deiner Planung überarbeiten. Seminarkollegen, deine Mentorin, andere Kollegen usw. Wirklich bis ins kleinste, jeder Übergang, jeder Wortbeitrag usw.

Ally88
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Re: Was kommt nach dem Abbruch?

Beitrag von Ally88 »

Meine Mentorin unterstützt mich da leider gar nicht, sie erwartet, dass ich es jetzt schon nach 6,5 Monaten alleine schaffe...Sie wäre höchstens dafür da die Punkte in der Planung zu nennen, die schwierig sind. Mit Seminarkollegen hatte ich die Stunde auch schon geplant.
Gerade geht es auch mehr darum, dass ich mir die Arbeit in dem System Schule nicht mehr vorstellen kann, auch wenn das Unterrichten schon Spaß macht...Nur fehlt mir dafür ein wenig die Leidenschaft um es mein Leben lang durchhalten zu können. Mal davon abgesehen wie es mir geht seitdem ich mit dem Ref begonnen habe. Ich merke gerade einfach, dass ich das kein ganzes Jahr mehr packen werde, wenn nicht sogar noch 1,5 Jahre (meine Mentorin sprach schon von der Option Verlängerung).

Zeltan
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Re: Was kommt nach dem Abbruch?

Beitrag von Zeltan »

Hallo Ally,

das Gefühl kenne ich nur zu gut... Zunächst würde ich gern deine Frage beantworten, wie du den Abbruch in der Bewerbung angibst und ob es negativ rüberkommt.
Im Lebenslauf trägst du die Zeit deiner Tätigkeit einfach ein, dass du abgebrochen hast brauchst du nicht anzugeben. Ich hatte mich nach meiner Unterbrechung für mehrere Stellen beworben und wurde auch bei (fast) jeder zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen. Im Punkt negativ auffallen kannst du also beruhigt sein ;) Den Personalern die ehemalige Referendare einladen ist durchaus bewusst was im Referendariat so abgeht. Bewirbst du dich im sozialen oder pädagogischen Bereich dann kommt es denen vor allem darauf an, dass du Spaß an der Arbeit mit Menschen bzw. Kinder hast.

Ich bin mittlerweile in meinem Zweitversuch drin, nachdem ich letztes Jahr mein Ref, nach ein paar Monaten längerer Krankheitsphase unterbrochen hatte. Ich habe mir dann einige Monate Gedanken darüber gemacht, ob ich wirklich Lehrer werden will. Der Stress und der Druck waren damals zwar enorm für mich, das wusste ich, aber dennoch wollte ich den Lehrerberuf nicht aufgeben, insbesondere nicht die Chance das 2. Staatsexamen zu erwerben.

Mein Rat an ich lautet daher: Wenn du das Gefühl hast, dass du nicht mehr kannst dann unterbreche. Mache dir in dem Zeitraum, während dem du außerhalb des Referendariats bist ordentlich Gedanken darüber, ob es wirklich der Lehrberuf ist, den du nicht mehr machen willst oder ob es an der zwischenmenschlichen Situation liegt, dass du momentan die Lust daran verloren hast.

Nur bedenke auch, wenn du zurückkehrst wird es wieder genauso stressig (zumindest geht es mir momentan so xD)

Alles Gute!

FCSP
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Registriert: 01.02.2016, 18:59:12

Re: Was kommt nach dem Abbruch?

Beitrag von FCSP »

Liebe Ally88,
ich kann dir nur sagen, dass es wirklich vielen so geht! Das Referendariat ist eine Ausnahmesituation und manche meistern diese mit Bravour, und manche halt nicht...
Mir ging/ geht es genauso, nicht mit den Mentoren oder der Planung der Stunden, zumindest nicht immer, aber emotional bin ich fast gestorben! Ich fehlte auch 3 Monate im Ref! Habe in dieser Zeit versucht mich anderweitig zu bewerben, aber da es mir so schlecht ging, war ich da nicht ehrgeizig genung hinterher... Außerdem plagten mich die Gedanken, dass das ganze Studium, die ganze Zeit im Ref dann umsonst gewesen wäre... Ich stehe jetzt kurz vor der Prüfung und möchte am liebsten schreiend weglaufen, weil ich, wie du auch von dir sagst, in dem System Schule nicht mehr sein mag! Dennoch wollte ich zumindest jetzt, souverän die Ausbildung beenden. Die Note ist mir mittlerweile egal, auch wenn ich mit einer 2 als Vornote reingehe...
Lass dich krankschreiben und versuche herauszufinden, ob dir der Abschluss oder der Beruf des Lehrers wichtig ist! Ob du lieber was anderes sein willst? Ich habe mich jetzt die letzten Monate durchgequält und bin nur noch ein Wrack! Das ist es eigentlich nicht wert! Für mich steht fest, dass ich nach dem Abschluss die Schule (vorerst) verlasse und vielleicht werde ich sie in ein paar Jahren vermissen und wiederkommen wollen...Daher wollte ich den Abschluss, damit die Tür nicht ganz zu ist!

Bleib tapfer, LG

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