Abbrechen.. und dann?

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
downtown883
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Abbrechen.. und dann?

Beitrag von downtown883 »

Hallo zusammen,

ich hatte schon einmal bevor das Ref angefangen hatte mal meine Sorgen hier verewigt, nun stehe ich vor einem Gespräch mit meinem Kernseminarleiter.

Vorab: ich habe eine ganz gute Schule erwischt. Alle sind nett, relativ hilfsbereit, auch das Seminar ist human (im Vergleich zu dem, was ich von anderen Seminaren gehört habe). Die Schülerschaft an sich ist auch völlig in Ordnung. Ich habe mir eine Wohnung in der Nähe der Schule angeschafft und habe wirklichen jeglichen "Komfort".

Allerdings bin ich nach knapp 2 Monaten schon völlig "durch". Das Schlimmste ist, dass ich jedes Mal wenn ich unterrichten muss, nicht mehr essen kann. Ich habe nun schon 9 Kilo abgenommen und musste mich seit letztem Freitag krank schreiben lassen, da ich wirklich nicht mehr konnte. Ich kriege nicht nur nichts mehr runter, ich kämpfe auch mit einem ständigen Würgreiz. Heißt, ich erbreche jeden Morgen wenn ich zur Schule muss. Die Tage an denen ich nicht unterrichten musste, waren ok. Auch da bin ich total überfordert und k.o., aber das Essen klappt einigermaßen.

Dabei habe ich im Vergleich zu den anderen Refis bei mir kaum was gemacht. Ich habe maximal 2-3 Stunden in der Woche unterrichtet.

Natürlich fühlt sich irgendwie jeder Refi inkompentent, braucht ewig zum Planen, fühlt sich unsicher und bloßgestellt vor der Klasse und dem Ausbildungslehrer, fühlt sich evtl. dumm und dümmer, bei Fremdsprachen unsicher wegen der sprachlichen Kompetenzen etc etc... Aber auch wenn ich mir ständig sage, komm Augen zu und durch.. es nützt nichts.

Wenn ich bei 2-3 Stunden schon total überfordert und körperlich wie seelisch am Limit bin, kann das doch im BDU nur noch schlimmer werden???!!!

Es tut mir nur so weh, weil die Kinder mich wirklich anstrahlen und mich mögen und wollen, dass ich sie übernehme. Ich mag die Kinder ja auch, auch wenn diese schwieriger sind.

Ich weiß nur, dass ich nach den Ferien das Ganze nicht wieder anfangen möchte. Ich habe anscheinend ein tieferliegendes Problem, was sich nicht von heute auf morgen lösen lässt. Natürlich werde ich mir da auch professionelle Hilfe suchen.

Ich habe nur keinerlei Ahnung, was ich nun machen soll... Anscheinend ist der Bildungsweg in der Form nichts für mich. Aber was dann? Was gibt es für Alternativen? Ich habe irgendwie keine Ahnung, was ich danach anfangen soll. Und ich fühle mich einfach nur noch unglücklich und verzweifelt, da ich scheinbar weder belastbar noch stressresistent bin.

Zitronenfalter
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Re: Abbrechen.. und dann?

Beitrag von Zitronenfalter »

Guten Abend erst einmal,

tut mir Leid für Dich, dass Du so in den Seilen hängst. Mein Kurztipp:

1. Weiter krank schreiben lassen (aber jetzt noch keine laufbahnrelevanten Entscheidungen treffen)
2. Professionelle Hilfe suchen und finden - wenn Du selbst schon ein "tieferliegendes Problem" vermutest, wird Du wahrscheinlich Recht haben. Die gute Nachricht: Möglicherweise ist dann Dein momentaner Zustand "nur" ein Symptom, nicht der Auslöser des Ganzen… aber das muss jemand zusammen mit Dir klären. Dass Du nicht stressresistent bist, glaub ich nicht. Schließlich hast du Dich schon etlichen Prüfungen und Herausforderungen stellen müssen, um so weit, wie Du bist, gekommen zu sein. Noch´n Rat von mir, weil ich das schon öfters so miterlebt habe: Such Dir mal jemand, der sich auch explizit mit Angststörungen auskennt.
3. Wenn Du Dein tägliches Leben im Griff hast: Dann überlegen, was zu tun ist. Aus meiner Sicht ist es momentan in Deinem jetzigen Stadium viel zu früh dafür.

Alles Gute - und Kopf hoch - es geht immer weiter und für die meisten sogar gut.

Gruß
Zitro
heiter weiter!

Nedyar
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Re: Abbrechen.. und dann?

Beitrag von Nedyar »

Du bist garantiert stressresistent, aber vielleicht nicht in diesem Bereich (Schule)? Red´dir nicht ein, dass es nur an dir liegt und du es nicht kannst. Vielleicht passen einfach Schule und Du nicht zusammen, das ist kein Weltuntergang, auch wenn es schwierig ist, sich das einzugestehen.

Wie Zitronenfalter schon sagte, ab jetzt mit Bedacht handeln:

- keine voreiligen Schlüsse treffen
- geh zum Arzt, lass dich krankschreiben
- überleg nach und nach, was du als nächsten Schritt tun möchtest
- kommen Bewerbungen für andere Stellen in Frage?
- falls du wirklich abbrechen solltest, hast du nen finanzielles Polster?

Auf jeden Fall würde ich mich weiter krankschreiben lassen, dann bekommst du weiterhin Geld und hast erstmal etwas Zeit, dich zu sammeln!

mfg

Pisili
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Registriert: 03.11.2015, 19:07:04

Re: Abbrechen.. und dann?

Beitrag von Pisili »

Hey,

Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen. Triff keine voreilige Entscheidung und nimm dir die Zeit etwas Kraft zu tanken und darüber nachzudenken was für dich das beste ist.
Auch wenn es jetzt nicht so aussieht, hast du viele Möglichkeiten.

Alarmierend ist, dass du körperliche Symptome zeigst. Deswegen denke daran, dass die Gesundheit immer vorgehen sollte.

Welche Fächer hast du denn studiert? Vielleicht gibt es auch Möglichkeiten in dieser Richtung etwas zu machen...

Ich war vor kurzem in einer ähnlichen Situation wie du. Schreibe mir ruhig eine PN wenn du möchtest :)

Hauptschulpauker
Beiträge: 123
Registriert: 22.04.2013, 14:55:13

Re: Abbrechen.. und dann?

Beitrag von Hauptschulpauker »

downtown883 hat geschrieben:...
Ich habe nur keinerlei Ahnung, was ich nun machen soll... Anscheinend ist der Bildungsweg in der Form nichts für mich. Aber was dann? Was gibt es für Alternativen? Ich habe irgendwie keine Ahnung, was ich danach anfangen soll. Und ich fühle mich einfach nur noch unglücklich und verzweifelt, da ich scheinbar weder belastbar noch stressresistent bin.
Zunächst frohe Weihnachten und ein glückliches Neues Jahr!
Dass man im Ref den Brechreiz bekommen kann ist nichts Ungewöhnliches. Wirf die Suchfunktion an und suche nach den Stichworten "Abbruch", "Alternativen", "Ausstieg" usw.
Du wirst dich wundern, wie viele Treffer du hier im Forum findest. Du bist nicht allein.
Das Ref ist vorwiegend ein Test auf Stressresistenz.

Infos zum Ausstieg, zu Alternativen und Privatschulen findest du hier:
http://www.autenrieths.de/links/lehrerberuf.htm

Viel Glück - und genieße die Ferien.

Julze
Beiträge: 78
Registriert: 04.04.2011, 20:52:42
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Re: Abbrechen.. und dann?

Beitrag von Julze »

Hallo,
ich war Ende letzten / Anfang diesen Jahres in einer ähnlichen Situation. Fühlte mich auch zunehmend überfordert, bekam nichts mehr auf die Reihe und dachte jeden Tag darüber nach, das Ref hinzuschmeißen, weil ich mich in der Schule nicht mehr wohlfühlte und ernsthafte Zweifel daran hegte, ob das wirklich der richtige Beruf für mich sei.
Ich hätte in dieser Situation das Ref wirklich am liebsten Hals über Kopf abgebrochen.
Zum Glück rieten mir meine Eltern und mein Freund auch, mich erst einmal krankschreiben zu lassen und eine Entscheidung erst dann zu treffen, wenn es mir wieder besser geht.
Also begab ich mich in ärztliche Behandlung und war vier Monate lang krankgeschrieben. Die Zeit war nötig und ich habe sie gewährt bekommen, weil ich gleich am Anfang der Krankheitsphase einen Antrag auf Verlängerung des Refs wegen Krankheit gestellt hatte. Das Seminar hat mich dabei zum Glück auch engagiert unterstützt.
Erst durch diesen langen Abstand konnte ich langsam wieder gesund werden, die Probleme aufarbeiten, die mich runtergezogen hatten und wieder Freude am Beruf gewinnen.

Daher kann ich dir nur empfehlen, dir wirklich eine ausreichend lange Auszeit zu nehmen, die es dir erlaubt, deine Probleme anzugehen, so dass du anschließend frei dafür bist, wirklich zu entscheiden, ob du das Ref durchziehen oder lieber etwas anderes machen willst. In deiner Situation ist es besser, noch keine voreilige Entscheidung zu treffen, die du dann vielleicht bereuen würdest. Ich wünsche dir alles Gute!

actaion
Beiträge: 16
Registriert: 29.03.2015, 14:07:07

Re: Abbrechen.. und dann?

Beitrag von actaion »

Julze hat geschrieben:Hallo,
ich war Ende letzten / Anfang diesen Jahres in einer ähnlichen Situation. Fühlte mich auch zunehmend überfordert, bekam nichts mehr auf die Reihe und dachte jeden Tag darüber nach, das Ref hinzuschmeißen, weil ich mich in der Schule nicht mehr wohlfühlte und ernsthafte Zweifel daran hegte, ob das wirklich der richtige Beruf für mich sei.
Ich hätte in dieser Situation das Ref wirklich am liebsten Hals über Kopf abgebrochen.
Zum Glück rieten mir meine Eltern und mein Freund auch, mich erst einmal krankschreiben zu lassen und eine Entscheidung erst dann zu treffen, wenn es mir wieder besser geht.
Also begab ich mich in ärztliche Behandlung und war vier Monate lang krankgeschrieben. Die Zeit war nötig und ich habe sie gewährt bekommen, weil ich gleich am Anfang der Krankheitsphase einen Antrag auf Verlängerung des Refs wegen Krankheit gestellt hatte. Das Seminar hat mich dabei zum Glück auch engagiert unterstützt.
Erst durch diesen langen Abstand konnte ich langsam wieder gesund werden, die Probleme aufarbeiten, die mich runtergezogen hatten und wieder Freude am Beruf gewinnen.
...
Zuletzt geändert von actaion am 04.04.2016, 1:23:41, insgesamt 1-mal geändert.

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