"Thesen" über das Ref

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
ackstef
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"Thesen" über das Ref

Beitrag von ackstef »

Hallo zusammen,

bin seit Februar im Ref und habe leider kaum Positives zu berichten, sodass ich mir überlege, bald wieder aufzuhören.

Folgendes habe ich zum Referendariat zu sagen (meine Erfahrungen):

Es handelt sich hierbei um keine echte Berufsausbildung. Es ist vielmehr eine schlecht organisierte Lehreraushilfsstelle.

Die Seminare bestehen zu 80% aus heißer Luft, da nicht alltagstauglich und realitätsfern.

Einige Referendare werden in kürzester Zeit zu ekelhaften Schleimern und können nicht zusammenarbeiten.

Praktische Hilfe kann man von erfahrenen Lehrkräften nicht erwarten. Seminarlehrer sind Selbstdarsteller. Betreuungslehrer/Mentoren sehen ihre einzige Aufgabe darin, bei der Besprechung von Unterrichtsversuchen diese in alle Einzelteile zu zerlegen und Stunden zum Teil schlechtzureden. Dies hat nichts mehr mit konstruktiver Kritik zu tun, die Mentoren wollen sich vielmehr auf Kosten der Referendare profilieren.

Wie seht ihr das?

Feuerkopf
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Re: "Thesen" über das Ref

Beitrag von Feuerkopf »

Auch wenn ich darüber nachdenke, mein Ref abzubrechen, ich sehe das GANZ anders!

Das was du schreibst klingt nach: Hey, ich komm von der Uni, ich weiß schon alles, lasst mich mal machen! Und gleichzeitig: Ach du liebes Bisschen, Realität ist ja ganz anders als Unitheorie, ihr könnt mich doch nicht mit KINDERN ALLEIN LASSEN!

Fachleiter: Es gibt sicherlich solche und solche, wie überall. Generell sind es Menschen, die sich den Beruf ausgesucht haben, um anderen jungen Erwachsenen dabei zu helfen, ihren Weg zu finden. Dabei muss Kritik manchmal scharf sein und auch ehrlich. Von meinen Fachleitern ist keiner dabei, den ich als Selbstdarsteller bezeichnen könnte. Im Gegenteil: Es sind Lehrer mit Leib und Seele, die die wenigen Stunden, die sie selbst unterrichten können (auf Grund ihrer Fachleiterstelle haben sie an den Schulen weniger Stunden) recht gut strukturieren, und auch interessant gestalten. Sie sind keinesfalls so realitätsfern, wie man manchmal glauben möchte!

Mentoren: Auch hier gibt es solche uns solche. Im Normalfall sind es Lehrer, die Vollzeit als Lehrer arbeiten und für den ein Referendar natürlich eine Mehrbelastung darstellt. dennoch: Sie machen zu meist ihren Job gerne und bilden die Referendare ordentlich aus. Auch sie sparen sicherlich nicht an Kritik. Und wieso nicht? Damit DU als Ref irgendwann mal ein vernünftiger Lehrer wirst.

Ja, das Ref ist hart, das wird wohl keiner bestreiten. Aber wenn man wirklich Lehrer werden will, dann schafft man es auch, das durchzuhalten. Irgendwann lernt man vermutlich, die Kritik nicht persönlich zu nehmen, sondern schlicht als Kritik am Verhalten zu erkennen, welches man ändern muss. Und es gibt an wirklich JEDER Stunde irgendwas zu kritisieren, selbst an Einserstunde, da bin ich mir ganz sicher. Und ja, die Stunde MUSS in ihre Einzelteile zerlegt werden, manchmal auch in die Winzigsten. Aber nicht um sie schlecht zureden, sondern um Fehler zu finden, Schwachstellen auszumerzen und deinen Unterricht vernünftig aufzubauen!

Seminare sind durchaus alltagstauglich, da muss man nur mal ein bisschen tiefer rein in die Materie. Und gerade als Ref kann man sich viele Dinge sicher nicht so vorstellen, aber im Grunde kann man alles verwerten auf die ein oder andere Art und Weise.

Das Mitrefs zu Schleimern werden, auch das wird dir in jedem Beruf begegnen. Es gibt immer Kollegen, die sehr tief im Arsch des Vorgesetzten stecken. Das muss man abkönnen.

Man MUSS das Ref einfach genauso sehen, wie eine Berufsausbildung im Handwerk. Das ist knallhart und da wird keiner gepudert. Im Normalfall sind die Azubis dort natürlich jünger und haben noch nicht diese Einstellung "Ich kann was, ich bin was!", sondern eher die Einstellung "Wie kann ich das lernen? Wie kann ich das besser machen?" (Und das natürlich nicht alle) In einer normalen Berufsausbildung ist der Ton rau und die Kritik oftmals sehr hart. Das ist im Ref nicht anders. Man hat halt trotz Studium keine Berufserfahrung und kommt sozusagen gerade selbst von der Schule. Da ist Kritik sehr wichtig.

Natürlich kann es in Ausnahmefällen auch extrem schlimm sein, Fachleiter und Mentoren wirklich Arschlöcher, aber das halte ich trotz der vielen Vorfälle, die man hier im Forum und anderswo liest, doch eher für Ausnahmen. Die Regel ist, dass Refs zu viel erwarten und zu wenig einstecken können. Ich bin da keine Ausnahme, ich WEISS allerdings, dass es an mir und nicht an den andern liegt.

Wenn du dich entscheidest, das Ref abzubrechen, ist das deine eigene Entscheidung. Aber höre vorher ganz genau in dich, ob es nur die andern oder das System schuld sind.

krabappel
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Registriert: 21.08.2011, 20:08:49

Re: "Thesen" über das Ref

Beitrag von krabappel »

ackstef hat geschrieben: Wie seht ihr das?
Auf jeden Fall genauso!

Die Referendare, die bei uns anfangen, werden als Aushilfskräfte missbraucht, weil sie schon so super alleine vor der Klasse bestehen können. Nie würden die Kinder über Tische und Bänke gehen, natürlich voll viel lernen, so dass alle Kollegen hinterher nie wieder alles geradebügeln müssen.

Vor allem dürfen sie natürlich auch von Anfang an ganz alleine vor der Klasse stehen, ist also total easy für die Mentoren, die sich sonst auch nur gelangweilt hätten. Denn klar ist: neben seinem Vollzeitjob noch Stundenentwürfe lesen, Beurteilungen schreiben, immer wieder dieselben Sachen herbeten, sich statt 150 renitenten Kindern noch ein Erwachsenes dazuzuholen und sich hinterher von diesem noch anhören dürfen, dass man Schuld ist, dass es nicht mit 1.0 abgeschlossen hat, das ist Profilieren in Reinform.

Und die Seminarlehrer sind selbst halt nie Lehrer gewesen und können daher nicht schon nach 5 min. beurteilen, ob einer alles falsch macht. Es ist auch niemals schwierig, immer lobende Worte zu finden, wenn außer der witzigen Karikatur auf dem OHP am Stundenbeginn nichts amüsant, gut erklärt oder gar zielführend war.

Und es macht ihnen auch riesen Spaß, ständig bei Anfängerfehlern zuzuschauen und dabei ewig geduldig zu bleiben.

Vor allem, wenn ein Referendar meint, dann auch noch über Kollegen, Ausbilder und Vorgesetzte die Augen verdrehen zu müssen. Denn das merkt natürlich auch niemand.

steve63
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Re: "Thesen" über das Ref

Beitrag von steve63 »

ackstef hat geschrieben:bin seit Februar im Ref und habe leider kaum Positives zu berichten, sodass ich mir überlege, bald wieder aufzuhören.
Exate Angaben würden helfen, damit man deine Aussagen besser einordnen kann:

Bundesland?
Schulart?
Größe der Schule? (Anzahl Schüler/Lehrer)

sabbel
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Re: "Thesen" über das Ref

Beitrag von sabbel »

Hallo ackstef,
herzlich Willkommen hier im Forum. Ich finde es immer beeindruckend, wenn so ein Post wie Deines das erste ist, welches geschrieben wird.
Unabhängig davon, dass Du mit einem Rundumschlag allen Ausbildungslehrern (somit auch mir) und allen Fachlehrern einmal feste vor die Nase haust, stellt man sich, wenn man irgendwo neu ist, doch bitte erstmal vor.
Nun auf Dein Post bezogen: weder in meinem eigenen Ref, noch im Hinblick auf unsere LAAs kann ich Deine Aussage bestätigen.
Da du einen allgemeinen Rundumschlag machst, fällt das Antworten doch sehr schwer. Solltest Du genauere Details meiner Blickweise wissen wollen, frag nach!

Zukunftsfrage
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Registriert: 21.01.2015, 10:15:06

Re: "Thesen" über das Ref

Beitrag von Zukunftsfrage »

^^Und wegen Posts wie dieser ist es hier so ruhig.

Lysander
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Re: "Thesen" über das Ref

Beitrag von Lysander »

Und weil ohne die Trolle, von denen wir dachten, sie bis dato losgeworden zu sein, kein Massengespamme mehr vorkommt...
Gruß
Lysander

Das beste Argument gegen Demokratie ist ein fünfminütiges Gespräch mit einem durchschnittlichen Wähler. (W. Churchill)

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