Halb am verzweifeln - Angst vorm Ref

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
qchn
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Re: Halb am verzweifeln - Angst vorm Ref

Beitrag von qchn »

man sollte hier nicht Input mit Output verwechseln. ich bin bei Dir, wenn Du forderst, dass Schülis 100 prozentige Superstunden mit maximalem Lerneffekt verdient haben. Hingegen wehre ich mich entschieden gegen die Forderung, sie hätten 100% meiner wachen Zeit, die ich nicht mit schlafen, essen und reisen verbringe, verdient. will sagen: wenn Du effizient arbeiten kannst, ist es absolut keine Schande, den Tag auch mit was anderem zu verbringen, als der Unterrichtsvorbereitung. darüber hinaus sind die Stunden in der Realität auch bei fertigen Lehrkräften nicht bei 100%.

Natürlich ist das Ref sehr arbeitsaufwendig (wobei ich persönlich nicht die Arbeitsbelastung als stressig empfunden habe, sondern, dass ich ständig beobachtet wurde), aber gerade deswegen muss man auch darauf achten, seine Ressourcen zu sparen, beispielsweise im BDU "Macht Aufgabe 2 im Buch Seite 27." Bei Pareto gehts doch genau darum: die letzten paar Prozent zur Perfektion benötigen überproportional viele Ressourcen. Ein dauerhaftes "Auf-Verschleiss-Unterrichten" ist keineswegs lobenswerter Idealismus, weil gesundheitlich nicht nachhaltig. Latina würde jetzt noch anmerken, dass es dann den lieben KollegInnen aufgebürdet wird, ihre idealistischen KollegInnen im Krankheitsfall zu vertreten.

Keinesfalls sollte man verallgemeinern: der Aufwand und der Ouput der im Ref betrieben wird ist wirklich nur bedingt proportional zueinander, wobei ne 1 ohne viel Arbeit wohl eher die Ausnahme sein dürfte. ich hab zb sehr gut abgeschnitten und mich an Pareto gehalten; eher 90:10, statt 80:20 - aber das Prinzip bleibt ja das Gleiche. Hingegen hab ich auch KollegInnen gehabt, die mit gefühlten 120% Arbeitseinsatz nis auf die Reihe bekommen haben.

teacherette
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Re: Halb am verzweifeln - Angst vorm Ref

Beitrag von teacherette »

ich verstehe gut wie du dich fühlst, mir geht es gerade genau so und die gedanken schaffen es aktuell bis in meine träume.
aber: was du gerade tust ist nicht nachdenken, sondern grübeln und das bringt dich nie zu einem positiven ergebnis, nur in einen ängstlichen zustand. auch wenn du weitere tage damit verbringst diesen fragen nachzugehen: sie werden dir zu keiner lösung verhelfen. du wirst sehen wie es für dich ist, wenn es so weit ist und nur dann! ziemlich blöd, aber diese unsicherheit müssen wir gerade aushalten. deshalb tu dir einen gefallen und lenk dich ein wenig ab.
natürlich sollte man auch einen plan haben, wo man gern hin möchte und was dazu alles erforderlich ist, aber wie wärs, wenn du zunächst mal in kleinen schritten denkst? mal schauen wie die erste woche wird, der erste monat, die zeit bis zu den ersten ferien, das erste halbjahr, etc.! hätte man mir in der 8. klasse damals gesagt, dass ich an der uni mal 80 seiten abschlussarbeit schreiben muss, ich hätte vor angst wohl lieber eine ausbildung gemacht. ;)

man wächst mit seinen aufgaben!

phstudent
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Re: Halb am verzweifeln - Angst vorm Ref

Beitrag von phstudent »

Sehe ich ähnlich. Ich war auch aufgeregt und unsicher bevor es mit dem Ref dann losging. Aber - ich kann da natürlich nur von mir sprechen - letztlich war es dann doch nicht so schlimm wie man vielleicht vorher befürchtet hat. Man wächst mit seinen Aufgaben (wenn ich im Ref daran dachte, dass ich später mal 28 Stunden in der Wochen halten sollte, dann konnte ich mir das auch nicht vorstellen, aber jetzt geht's auch).

Natürlich hängt viel von der Schule, vom Seminar und den entsprechend dich betreuenden Personen ab. Aber ebenso viel auch von dir selbst, denn es kommt immer drauf an wie stressig man es sich selbst macht. Ich hatte ne Mitreferendarin die war schon vor Beginn des eigenverantwortlichen Unterrichts mit den Nerven völlig am Ende, weil sie nicht nur die Stunden perfekt vorbereiten wollte (was grundsätzlich ja löblich ist), sondern auch immer besser sein wollte als die andere Referendarin an der Schule und noch ein paar andere Dinge mehr, mit denen sie es sich eben selbst das Leben schwer gemacht hat.

Ein Tipp noch zum Schluss: genieß die Zeit bis das Ref beginnt und mach dir nicht jetzt schon zu viele Gedanken.

donaldinho
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Re: Halb am verzweifeln - Angst vorm Ref

Beitrag von donaldinho »

qchn hat geschrieben:sie hätten 100% meiner wachen Zeit, die ich nicht mit schlafen verbringe,

:shock:

die ersten kollegen schlafen sogar schon wach. ganz übler job :shock: :shock:

Feuerkopf
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Re: Halb am verzweifeln - Angst vorm Ref

Beitrag von Feuerkopf »

Also ich bin jetzt seit einem Monat im Ref. Meine Ängste bezüglich des Lehrerkollegiums waren völlig umsonst, ich wurde super aufgenommen, jeder hat für mich Zeit und beantwortet meine Fragen und ich darf bei jedem hospitieren.
Mein erster Unterrichtsbesuch, das sogenannte EPG (Eingangs- und Perspektivgespräch) steht an, und auch wenn der unbenotet bleibt, so habe ich doch Ansprüche an mich selbst. Somit verbringe ich durchaus auch Zeit nach der Schule damit, nicht nur den Unterricht theoretisch vorzubereiten, was ja ohnehin sein muss, sondern auch mit scannen, drucken, kopieren, konzipieren, laminieren, kleben und ausschneiden. Dass ich keine Freizeit mehr hätte, davon bin ich sehr weit entfernt. Ich muss aber auch dazu sagen, dass mir die Arbeit zu Hause viel Spaß macht und ich das gar nicht so sehr als Arbeit empfinde.
Es wird sicherlich mehr Arbeit werden, sobald der BdU dazukommt, aber auch da kann ich mich auf meine Kolleginnen und Kollegen verlassen: Ich muss nicht das Rad neu erfinden, ich muss sinnvollen Unterricht halten und das kann ich in solchen Fällen auch problemlos mit Unterrichtseinheiten, die andere geplant haben.
Geht es um UBs geht das natürlich nicht, aber sind wir mal ehrlich: Es sind 10 UBs in 18 Monaten. Das bedeutet, dass man 10 Unterrichtseinheiten gut und 10 Unterrichtsstunden sehr gut selber (!) planen muss (aber auch nicht allein, auch da ist das Kollegium dabei).

Und es ist natürlich dann noch die Frage: Welche Ansprüche habe ich an mich selbst? ICH für meinen Teil muss nicht unbedingt eine 1 mit Sternchen für jede Stunde bekommen. Für MICH ist wichtig, dass meine Schüler aus jeder Stunde etwas mitnehmen und lernen können und im besten Fall genau das, was ich vorher überlegt habe, was sie lernen sollten.

Ich bin auch überzeugt vom Paretoprinzip und nein, das heißt nicht, dass man schlampige Arbeitsblätter mitbringt oder unvorbereitet in den Unterricht geht. Das heißt schlicht, dass man nicht versucht, ein gutes Arbeitsblatt noch besser hinzukriegen und dabei selbst verzweifelt. Das heißt auch nicht, dass die Schüler weniger lernen, sie haben durchaus Anspruch auf 100% Lernerfolg und den werden sie auch haben, wenn ich nicht jedes kleine Fitzelchen milimeter- und nanometer genau berechnet und ausgeschnitten habe.

Insofern: Mach dich nicht jetzt schon verrückt, freu dich drauf, es wird auf jeden Fall eine spannende Zeit. Und was du danach machst bleibt dir ja völlig überlassen.

Emaille
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Registriert: 04.12.2014, 13:56:04

Re: Halb am verzweifeln - Angst vorm Ref

Beitrag von Emaille »

Liebe Leute,

vielen Dank für eure Antworten! :) Hat mir auf jeden Fall geholfen. Ich versuche, jetzt etwas entspannter ins Ref zu gehen.

Sunflower81
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Registriert: 13.06.2012, 10:04:34

Re: Halb am verzweifeln - Angst vorm Ref

Beitrag von Sunflower81 »

Ich kann dir einen Tipp geben: bitte sei nicht perfektionistisch und versuche nicht alles umzusetzen, was die Seminarlehrer verlangen. Ich habe mein ref abgebrochen wegen schwieriger Schüler und auch wegen dem extremen Druck. Ich bin leider Perfektionist. Mir wurde gesagt, ich sei nicht geeignet für den Lehrerberuf wegen mangelnder Autorität. Ganz wichtig: bewusst Freizeit machen und um spätestens 22:30 ist Schluss mit Arbeiten. Ich würde dir empfehlen, mindestens 1 mal pro Woche, am ebsten zweimal zum Sport zu gehen. Am ebsten ist ein fester termin, wo du hin "musst".
Ich habe nach dem Ref versucht, was anderes zu finden und diverse praktika gemacht, aber erfolglos. Nach dem Magisterzweitstudium hat es auch 2 Jahre gedauert bis ich was gefunden ahb trotz sehr guten Noten. ich hab freiberuflich Erwachsene unterrichtet. Jetzt hab ich eine halbe Stellle im Verwaltungsbereich und unterrichte nebenbei an der Uni und VHS. Ich unterrichte auch die Azubis an der Uni und kann nur sagen: das ist viel schwieriger als Studenten und Erwachsene. Aber es ist besserg eworden. Ich war am Anfang froh, nur alle 14 Tage, 60 Minutne zu unterrichten. Sie hatten keine Lust und einer hat ein Aspergersndrom und gesagt: This was not an English course, it was a curse, weil er sich utnerfordert gefühlt hab. Dannn hab ich das Niveau gesteigert und es läuft ganz okay, bis auf das ständige Hausaufgaben im Büro liegenlassen und keine Arbeistmaterialien dabeihaben.

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