Zweimal durchgefallen- anderes Lehramt?

[pavot]

Als ich mich damals hilfesuchend an dieses Forum wandte, sagte man mir, ich sollte lieber abbrechen. Ich hatte Probleme mit einem Fach. Man sagte mir, auch so etwas, wie "also, wenn du das nicht kannst..."
Ich habe beim 2. Anlauf bestanden und bin schon länger glückliche Lehrerin.

Vielleicht bringt das Umsatteln neue Perspektiven. Wenn es Dein Traum ist, kämpfe dafür.

Unglaublich, was hier für Lehrer 'rumhängen.
Und ich habe mich nur wieder eingeloggt, um Mut zu machen.

[Hauptschulpauker]

Es freut mich, dass du durchgehalten hast und deine (trotz aller Widrigkeiten letzlich positive) Erfahrung hier postest.

Ich musste als Mentor und Kollege mehrmals miterleben, dass junge Kollegen das Staatsexamen beim ersten Durchlauf aus verschiedensten Gründen nicht bestanden hatten - auch weil es an Seminaren wohl durchaus grenztrollige Menschen mit Sendungsbewusstsein gibt, die es als Ihre Lebensaufgabe ansehen, die letzte Möglichkeit wahrzunehmen ihrer Ansicht nach für die Arbeit mit Kindern ungeeignete Personen von den Kindern fern zu halten.

Die jungen Kollegen und Kolleginnen hatten beim 2.Anlauf durchweg bestanden und - Ironie des Schicksals - durch die verzögerte Prüfung im Herbst sofort eine Anstellung als Krankheitsvertretungen, weil jährlich ab November die Grippewelle anrollt und die Prüflinge, die bestanden hatten, bereits in andere Jobs und Bundesländer abgewandert waren. Alle "Durchfaller" sind mittlerweile im Schuldienst und machen einen guten Job - mit einem menschlichen, verständnisvollen Blick für Schüler.

Deine Erfahrung, dass es hier im Forum grenztrollige Kollegen gibt, die von der hohen Kanzel herab Fragesteller abkanzeln, teile ich. Deren Ergüsse muss man eben auch mit einem menschlichen, verständnisvollen Blick abhaken.

[Kapartia]

Ich berichte mal kurz von der Fähigkeit einiger SL bzw. Prüfer aus eigener Erfahrung:


Als Refi in Berlin hatte ich einen SL, der der Meinung war uns nicht ausbilden zu wollen (über 10 Ausfallstunden, ständiges 30 Minutne zu spät kommen, Verspätungen zu den Lehrproben mit anschließendem "Ich hab keinen Einstieg gesehen, daher war die Stunde scheiße" Kommentaren, etc.) sowie einen SL, der meinte, das wir ja nichts dafür können, das wir als Gymlehrer an einer ISS (Hauptschulcharakter) gelandet sind und uns dann dennoch mit gymnasialen Standards gemessen hat (z.B.: totale Überforderung der Lernenden in der LEhrprobe, begleitende Lehrkraft und Schulleiter sagen in der Auswertung, das die überfordert waren und der SL sagt "das war nicht mal 5. Klasse Niveau, das geht so nicht, das ist eine 4 für die Stunde). Man hat sich angepasst und bekam dennoch auf den Deckel. Dann beschwerte sich eines meiner Seminare über einen SL, ein Mitreferendar und ich fielen dann beim ersten Mal durch. Dem Mitreferendar wurde von dem SL mitgeteilt nach der Prüfung "Hätten Sie und Herr ... sich mal nicht beschwert, dann wären sie jetzt durchgekommen.").
Daraufhin erfolgte der SL Wechsel. Neue SL waren m.E. qualitativ besser, Vornoten stimmten auch (2 und 3 in den Fächern, 2 Schulleiter). Es ging in die Wiederholungsprüfung und bumms in beiden Stunden durchgesaust. Welt zusammen gebrochen, da über die Stunden von verschiedensten LEuten drüber geschaut wurde (u.a. FBL, Mitreferendare aus den Semianren, einer meiner Schulleiter der vom Fach ist und die die beiden LEhrproben in dem einen Fach gesehen hatte und die Analyse und die Kritik des 2er Semianrs kannte).
Punkte die dazu geführt hatten: keine Progression, Fehler waren planerisch von Anfang an abzulesen aus dem Entwurf, fachlicher Fehler. Mein beisitzender Schulleiter nahm mich nach Bekanntgabe der Noten und Auflösung der Kommission beiseite und empfahl mir einen Anwalt, da er das Zustandekommen der Bewertung mir nicht mitteilen durfte, aber das Ganze in seinen Augen nicht rechtens lief. Er wurde aber daraufhin geeicht, das mitzutragen, was er aber nicht mit seinem Gewissen vereinbaren konnte.
Mittlerweile ist die Annulierung in Gange. LEdiglich nur noch eine Frage der Zeit, da die zuständigen Stellen erkannt haben, das ich im Recht bin was die Annulierung angeht und die nötwendigen Schritte in die Wege geleitet haben.

Wenn ich ehrlich bin: Auch wenn ich jetzt weiß, das es an den SL lag, beide ERgebnisse und dsa ERfahren solcher Willkür haben mich 1. ziemlich fertig gemacht und 2. verunsichert was das erneute Antreten zur annulierten Prüfung angeht.
Meine hospitierenden Kollegen sowie meine beiden Schulleiter, die mich im Unterricht gesehen haben, sind der Meinung, das ich einen guten Lehrer abgebe und in die Schule gehöre. Ich habe jetzt einfach nur noch Angstzustände wenn ich nochmals in diese Prüfung gehe. Somit:

Vielen Dank Ref, Vielen Dank SLs die ihr nicht fähig seid objektiv zu entscheiden. Vielen Dank aber auch den SLs, die dazu fähig sind....zumindest ersparen diese anderen Refs das, was ich durchleben durfte in den 2 Jahren Ref.

[SylviaR]

Wieso hat sich der Schulleiter denn nicht während der Prüfung für dich ingesetzt? ziemlich schwach. Finde ich komisch, dass er sich dann später erst kümmert. Naja, aber wenn die Prüfung annuliert wird, hast du ja Glück gehabt.

[Kapartia]

Seiner Aussage nach hat er das getan,aber es hatte nichts gebracht. Daher empfahl er mir einen Anwalt um Widerspruch einzulegen. Dem in der kommenden Woche wohl schlussendlich zugestimmt wird, bzw. es wurde zugestimmt und die Prüfer hatten nun Zeit, sich zu äußern.

Von "Glück gehabt" kann man glaube ich trotz Annulierung nicht reden:

Trotz der positiven Rückmeldungen meiner Schüler, meiner hospitierenden Kollegen und meines Schulleiters über meinen Unterricht und meine Lehrperson, traue ich mir derzeit nicht mehr zu souverän vor einer Klasse zu stehen wenn jemand hinten mit drin sitzt. Ich habe im Ref Mobbing, extreme Willkür und Drangsalieren von Untergebenen am eigenen Leib durch SL erfahren. Dahingehend bin ich derzeit komplett verunsichert, ob es denn nun besser werden würde (die Prüfungssituation), da die Prüfer ja auch miteinander sprechen.
Angstzustände bzw Panik habe ich ja bereits vorher angesprochen: Wenn man zweimal fertig gemacht und dann auf einmal rauskommt, das man zu unrecht fertig gemacht wurde, hilft es immer noch nicht bei der Rekonsolidierung des Wohlbefindens/Vertrauens.

Den rechtlichen Weg gehe ich derzeit einfach nur deswegen, weil ich nicht möchte, das solche Prüfer mit einem Grinsen davon kommen und denken, Sie hätten Narrenfreiheit. Was ich mit der (für mich eigentlich positiven) Entscheidungsentwicklung mache: Keine Ahnung, ich bin aufgrund der im mittleren Absatz geschilderten derzeitigen Probleme genauso ratlos wie zu dem Zeitpunkt, als man mir mitteilte 2. Mal nicht bestanden.

[RefmitzweiKindern]

Liebe Kapartia,

ich bin total schockiert von deiner Geschichte. Bitte halte uns auf dem Laufenden, ob das klappt, mit der Annullierung! Ich befinde mich in einem ähnlichen Teufelskreis wie du, nur in der Vorstufe. Ich habe nächstes Semester mein 2. Staatsexamen und dass ich durchfallen werde ist aus den Rückmeldungen meiner SL-Leiter schon jetzt zu schließen. Ich glaube, ich könnte ihnen am Examenstag einen perfekten Entwurf und eine perfekte Stunde vorführen, sie würden mich einfach aufgrund meiner "holprigen" Entwicklung als Lehrerin in der Zeit davor durchfallen lassen.

Holprig, weil ich Lehramt nicht fertig studiert habe sondern mitten im Studium auf einen "nur fachwissenschaftlichen Master umgesattelt habe und auch schon etwas älter bin (Quereinsteigerin). Ich habe sehr mit diesem Quereinsteiger-Vorurteil zu kämpfen, obwohl mir genügend Referendare berichten, dass die Uni sie null auf das Ref. und die Arbeit im Klassenzimmer vorbereitet habe.

Ach ja, und zum Nachlernen meiner fachdidaktischen Mängel komme ich auch nicht wirklich, da ich doppelt bis dreifach soviel Unterricht wie normale Referendare halten muss (15 Stunden eigenständigen Unterricht plus 9 Zeitstunden Fachseminare, die auch vor- und nachbereitet werden wollen). Ich bekomme also viele Tage in der Woche nur 3 Std. Schlaf, da ich sonst nicht fertig werde mit Vor- und Nachbereitung. Und mit so viel Schlafmangel eine reflektierte Nachbesprechung eines UB zu führen ist auch nicht einfach ... da bin ich dann immer recht einsilbig weil einfach ko.

Schön, dass man hier im Forum das alles mal anonym loswerden kann. Fühle mich nur noch unzulänglich, beobachtet und kritisiert. Und dann soll ich meinen SuS einen positive Einstellung zum Lernen vermitteln, wenn mir selber das Lernen total vermiest wird? Ich verstehe diese Ausbildung nicht ...

[RefmitzweiKindern]

Kapartia,

mich würde mal interessieren, ob man solch einer FS-Leitung nicht die Lehrbefähigung wieder entziehen kann, per negativer Feedbacks der LAA, Beschwerdebriefe von Refis und Schulleitern ... Es kann doch nicht angehen, dass solche Leute über Schicksale entscheiden.

LG und ich drücke dir die Daumen für die erfolgreiche Annullierung!