Quasi-Einstellungsstopp in Bayern (GYM)

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
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donaldinho
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Re: Quasi-Einstellungsstopp in Bayern (GYM)

Beitrag von donaldinho »

Meine Meinung: man muss schon flexibel sein! Niemand kann erwarten ein Jobangebot vor der eigenen Haustür serviert zu bekommen.

Andererseits sollte man die Einstellungspolitik der Länder zum Teil auch nicht so kritiklos hinnehmen. 17 Stunden für Reffis sind ja eine ganze Menge, was verdient ihr denn da? Da stecken eine ganze Menge Planstellen drin und es kann ja nicht der Sinn der Sache sein, dass Referendare am Ende dazu dienen, ein Deputat von 65% einer Vollzeitstelle für 1000€ auf der Hand abzuliefern.

Ganz ehrlich: Bei dem Stundenumfang könnte man das Ref auch ganz weglassen und die Leute direkt voll beschäftigen. Wenn dafür Seminare, Prüfungen, Examensarbeit etc entfallen dürfte sich die Zusatzbelastung in Grenzen halten.

Ich weiss auch nicht wie das in Bayern ausschaut, in Sachsen merkt man an der Personalpolitik aber deutlich dass im ÖD nur von Legislaturperiode zu Legislaturperiode geplant wird. Da wird zum Beispiel in Berufsschulen seit Jahren nicht eingestellt obwohl ab 2016 eine Rentenwelle ins Rollen kommt die nicht annähernd mit Absolventen abgefangen werden kann. Dann steht man natürlich, wie aktuell bereits an den Grundschulen, mit großem Lehrermangel da und klammert sich an jeden Quereinsteiger. Logisch dass darüber ein 1er Absolvent der ein Jahr vorher noch weggeschickt wurde nur den Kopf schütteln kann.

Dennoch denke ich, dass sich irgendwo etwas findet. Zur Not muss man halt erstmal umsatteln. Gibt es bundesweit nichts für deine Fächerkombi - Sachsen sucht zum Beispiel händeringend Förderschullehrer. Da wird eigentlich jeder mit zweitem SE, unabhängig von Schulart und Fächerkombination eingestellt. Von 3000€ netto ist man da allerdings weit entfernt, ein bisschen mehr als die Hälfte darf man sich aber erhoffen.

Das ist sicher nicht pralle aber naja. Im Endeffekt hat man das schon bei der Studienwahl verbockt. ;) Ich rate, so viel Spaß ich auch beim Unterrichten habe, sowieso jedem dringlichst vom Lehramtsstudium ab.

Die Arbeitsbedingungen werden nicht besser, dazu ist der Beruf null leistungsbezogen (ist man einmal mit dabei, ist es eigentlich egal ob man gut oder schlecht arbeitet), und mit dem Aufwand den man dafür in sieben Jahren betreibt kann man auf jeden Fall etwas besseres erreichen.

reffi25
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Re: Quasi-Einstellungsstopp in Bayern (GYM)

Beitrag von reffi25 »

Ich kann diese Behauptungen, man sei vorgewarnt worden, nicht bestätigen! Erst ab ca 2009 hieß es plötzlich, dass die Sprachler Probleme bei der Einstellung bekommen würden. Habe selbst vor Studienbeginn mehrere Beratungsangebote (u.a. auch beim BLLV, bei der ASTA, im Arbeitsamt) wahrgenommen, und mir wurde zu meiner "tollen Entscheidung" gratuliert. Lehrer würden immer gebraucht und momentan sei die Situation so gut wie selten davor, da ja bald die riesige Pensionierungswelle folgen würde. Das war 2005. Heute redet man scheinheilig daher, man hätte das ja vorher wissen können. Ne is klar. Wir werden einfach als Lückenfüller benutzt.

Ich habe außerdem die Erfahrung gemacht, dass die guten Noten in den überbelegten Kombinationen inzwischen nur noch sehr selten vergeben werden. Man engagiert sich zwei Jahre lang, tanzt auf jeder Hochzeit mit, macht Fortbildungen, erwirbt Zusatzqualifikationen, beteiligt sich an Projekten, nimmt mit den Schülern an Wettbewerben teil...und bekommt dann im Gutachten in der entsprechenden Sparte eine 3, während der Kollege mit Mathe/Physik während der gesamten Ausbildungszeit keine einzige außerunterrichtliche Aktivität oder Fortbildung besucht/initiiert hat und danach mit einer 1 nach Hause geht.

Das kommt so häufig vor und wird derart scheinheilig verpackt, dass mir die grüne Galle hochkommt vor Ärger! Referendare mit den gefürchteten Sprachkombis dürfen sich anhören, sie seien halt nicht kompetent/engagiert/geeignet genug, obwohl eigentlich eine politische Farce dahintersteckt.

Man schadet nicht nur ihrer Karriere, sondern auch ihrem Selbstbewusstsein, macht sie fertig, um die schlechten Noten dem Schein nach zu rechtfertigen. Es ekelt mich an!

Lenka
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Re: Quasi-Einstellungsstopp in Bayern (GYM)

Beitrag von Lenka »

An meinem Seminar gab es 2 Leute mit 1,0 im 2. Examen und viele im 3er oder auch 4er Bereich. Mich ärgert es ehrlich gesagt ein bisschen, wenn unterschwellig immer durchklingt, in NRW kriege man seine Examina quasi geschenkt. Das ist definitiv längst nicht an allen Seminaren der Fall (und auch nicht an allen Unis). Mit 1,0 in beiden Examina kenne ich persönlich auch niemanden.


Zum Thema: ich sehe das alles auch nicht so dramatisch. Entweder man ist flexibel und geht in die Bundesländer, in denen es noch Stellen gibt, oder man sattelt beruflich eben um. Für mich kommen die ganzen Ostbundesländer nicht in Frage, also werde ich halt ggf. was anderes machen, wenn in absehbarer Zeit woanders keine Stelle rausspringt. So what. Davon geht die Welt auch nicht unter, es gibt Millionen andere Wege, seinen Lebensunterhalt zu verdienen :)

Waldfee86
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Re: Quasi-Einstellungsstopp in Bayern (GYM)

Beitrag von Waldfee86 »


Plattypus
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Re: Quasi-Einstellungsstopp in Bayern (GYM)

Beitrag von Plattypus »

Tiberius hat geschrieben:Ich muss ehrlich sagen, dass es mich schon sehr wundert, dass es offenbar den meisten hier völlig egal ist, dass wohl schon sehr bald sehr viele Referendare auf der Straße stehen werden - und das trotz 1,0-Schnitt (zur Erinnerung: Wir reden hier nicht mehr - wie bis letztes Jahr noch der Fall - davon, dass man es mit exzellenten Noten trotzdem noch schaffen könne - wir reden hier davon, dass selbst hochqualifizierte Absolventen, die es schlicht und ergreifend nicht mehr besser machen können, keine Chance mehr auf Anstellung haben)!

Vielleicht liegt es auch daran, dass sich bislang noch niemand aus dem aktuellen Abschlussjahrgang zu Wort gemeldet hat - meiner Ansicht nach redet es sich nämlich schon sehr leicht, einerseits über das Schicksal einer ganzen Absolventengeneration nach dem Grundtenor "selbst schuld" herab zu urteilen und andererseits dieses Urteil aus der „sicheren“ Perspektive eines ohnehin schon auf Lebenszeit verbeamteten oder zumindest bereits fest angestellten Lehrers zu tun. Es steht natürlich jedem frei, so zu denken – gesellschaftspolitisch sehr nachhaltig ist ein solches „Nach-mir-die-Sintflut“-Denken allerdings wohl noch nie gewesen. Aber ich hab ja ganz vergessen, dass wir hier in Bayern sind – wer käme denn hier auch nur auf die abwegige Idee, das Unfehlbarkeitsdogma der CSU in Sachen Bildungspolitik in Frage zu stellen…
Moin,
ich denke mal, dass das Problem der Schweinezyklus aus den 1970ern und 80ern ist, der jetzt wieder durchschlägt. Hier in NRW wurden in den 1970ern händeringend Lehrer gesucht und quasi alles eingestellt. Dazu gab es dann bestimmte Sonderaktionen, die man wohl mit dem heutigen Quereinstieg vergleichen kann.
In den frühen 1980ern war dann von einem aufs nächste Jahr Schluss mit Einstellungen und über 3-5 Jahre wurde niemand mehr eingestellt. Und genau diese Kollegen, die damals nicht eingestellt wurden, sind es, die heute nicht in Rente bzw. Pension gehen und Plätze für die Neueinsteiger frei machen. Das Ganze wird noch verschärft durch sinkende Schülerzahlen.

Als ich studiert habe, hieß es 2003 schon: "Entweder ihr werdet bis 2012 komplett fertig (also mit dem 2. Staatsexamen) oder ihr rutscht genau in diesen Schweinezyklus."
Bei uns am Seminar gab es auch böses Blut, da die Quereinsteiger, die zu Boomzeiten eingestellt wurden, die Stelle sicher hatten und die normalen Referendare da am Ende der 2 Jahre auf der Straße standen.

Hab zwischen dem 2. Staatsexamen und der Einstellung aber auch 1,5 Jahre Hartz 4 bezogen. Also so selten ist das heute leider nicht mehr.

Illi-Noize
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Re: Quasi-Einstellungsstopp in Bayern (GYM)

Beitrag von Illi-Noize »

reffi25 hat geschrieben:Ich kann diese Behauptungen, man sei vorgewarnt worden, nicht bestätigen! Erst ab ca 2009 hieß es plötzlich, dass die Sprachler Probleme bei der Einstellung bekommen würden. Habe selbst vor Studienbeginn mehrere Beratungsangebote (u.a. auch beim BLLV, bei der ASTA, im Arbeitsamt) wahrgenommen, und mir wurde zu meiner "tollen Entscheidung" gratuliert. Lehrer würden immer gebraucht und momentan sei die Situation so gut wie selten davor, da ja bald die riesige Pensionierungswelle folgen würde. Das war 2005. Heute redet man scheinheilig daher, man hätte das ja vorher wissen können. Ne is klar. Wir werden einfach als Lückenfüller benutzt.
Man redet nicht "scheinheilig daher", ich habe weiter vorne alte KM-Prognosen gepostet - 2005 war die ganze Problematik schon bekannt - sie wurde von den Lesern halt nicht ernst genommen.
Illi-Noize hat geschrieben:
Aus einer Anfrage im Landtag:
So wurde zum Beispiel bereits in der vom Staatsministerium für Unterricht und Kultus herausgegebenen „Prognose zum Lehrerbedarf in Bayern 2004“ für den Bereich des Gymnasiums gewarnt: „Die Studienanfängerzahlen sollten zurückgehen.“ In der Lehrerbedarfsprognose 2006 wurde dann zeitlich konkretisiert, dass „sich zwar aktuell gute Berufsaussichten bieten, aber schon zu Beginn des nächsten Jahrzehnts das Angebot den Bedarf übersteigen wird“. Diese Entwicklung ist punktgenau eingetreten. Auch die seinerzeit getroffenen Aussagen zu Mangelfächern einerseits (v. a. Mathematik, Physik, Informatik, Latein) sowie zu Fächern mit einem sich abzeichnenden Überangebot andererseits (v. a. gesellschaftspolitische Fächer) haben sich jüngst voll bestätigt.
Drops hat geschrieben:Viel mehr eine hervorragende Absprache mit dem Prof, starke Nerven und eine Portion Glück (sowie gutgelaunte Prüfer) am Prüfungstag.
Das kannst Du für Bayern streichen, da die schriftlichen Prüfungen des 1. Staatsexamens, die einen Großteil ausmachen, zentral für alle gleich gestellt werden. Da ist keine Absprache möglich.

Locher
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Re: Quasi-Einstellungsstopp in Bayern (GYM)

Beitrag von Locher »

Lenka hat geschrieben: die ganzen Ostbundesländer nicht in Frage

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