Nach dem Ausstieg aus dem Referendariat

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
Abgeschossener Referendar
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Beitrag von Abgeschossener Referendar »

Wo liegt die Ursache dafür, daß sich viele Lehrer nicht mehr engagieren wollen ? Ich glaube nicht, daß jemand von vornherein Lehrer wird, weil er sich ein schönes Leben machen will.

Leute, die etwas um einer Sache willen machen, werden von gewissen Vorgesetzten häufig genug als Idioten abgeurteilt, die zu Verbitterung verurteilt seien. Letzteres tritt dann auch ein - weil sie eben genau von diesen Vorgesetzten wie Idioten behandelt werden.

Andere, die nur den kurzfristigen Erfolgen nachrennen, die man schön an die große Glocke hängen kann, damit jeder Blindgänger sie sieht (welch ein Widerspruch), werden dagegen belohnt.

Wozu soll man dann auch die seit Jahren immer wieder falsch gestellte Abituraufgabe mal verbessern ?
Wozu soll man auch den Fehler in der Grafik auf dem ansonsten sehr schönen Oberstufenbuch kritisieren ?
Wozu sollte man auch mal die von vielen Lehrern unverstandene Gesetzmäßigkeit richtigstellen, die gerade durch dieses Nicht-Verstehen durch weite Teile der Lehrerschaft zu einer Vielzahl von Ausnahmen führt, die eigentlich keine sind, weil die Regel nicht für sie gilt ?
Wozu soll man sich auch über den Sinn und Unsinn einiger Lehrplanänderungen äußern, wenn man hinterher unterstellt bekommt, daß man die Kompetenz der Lehrplankommission anzweifelt (was nebenher gesagt, dummes Zeug ist) ?
Wozu soll man langfristige Ergebnisse, die man erst einmal nicht unmittelbar sieht, anstreben, wenn man mit kurzsichtigem Firlefanz viel weiter kommt ?

Da könnte man ja anecken oder als Idiot dastehen.

Stattdessen werden bis zur Lächerlichkeit Papptäfelchen auf Teufel komm raus foliert, Farbfolien zu pädogischen Kunstwerken stilisiert und methodische Feuerwerke produziert, durch die den Schülern oft genug der Blick für die Sache verstellt wird, wie ich das häufig bei einigen "sehr guten Lehrern" beobachtet habe. Sie bekommen nicht einmal mehr die Chance, eigenständig etwas ohne Druck zu durchdenken, weil ständig der Kasperl in Aktion sein muß.
Aus meiner Sicht stimmt da die Prioritätensetzung hinten und vorne nicht ...

Warum sollte sich ein Mentor denn überhaupt für die Lehrerausbildung engagieren, wenn er von seinem Chef dann als Trottel hingestellt wird ? Kein Wunder, daß die Leute sich wie Dreijährige aufführen.
Zuletzt geändert von Abgeschossener Referendar am 08.08.2005, 8:46:24, insgesamt 1-mal geändert.

Dille
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Re: Meinung zu Sebbi

Beitrag von Dille »

Klaus hat geschrieben:Im Gegensatz zu Sebbi halte ich das Lehramtsstudium für wertlos im folgenden Sinne. Mit den meisten Fächern bekommt man in der freien Wirtschaft keinerlei Job, höchstens noch mit Mathe / Physik / Chemie / Informatik. Hägnt man einen Doktor hinterher, dann geht es wieder. Nur dafür muss man erst einmal einen Doktorvater finden, der einen ohne Magister / Diplom o.ä. promovieren lässt.
Hallo Klaus,

ich weiß nicht, woher Du Deine Vermutung nimmst, aber sie ist völlig an den Haaren herbeigezogen. Deinem Doktorvater ist es gleich, ob Du auf Lehramt oder auf Magister/Diplom studiert hast, solange Du die nötigen Promotionsvoraussetzungen erfüllst, u.a. ein mindestens 8-semestriges Hochschulstudium.
Dann: Vergleicht man die Examina zwischen Magister und etwa Lehrämtler Sek II/I, wird die Sache in puncto "wertvoll" doch eigentlich klar für das Lehramtsstudium entschieden: Für's Magister-Examen schreibst Du eine Magisterarbeit und hältst drei mündliche Prüfungen ab. Für's Lehramtsstudium Sek II/I scheibst Du eine Examensarbeit, 5 je 4-stündige Klausuren und hast ebenfalls drei mündliche Prüfungen, die auch noch jeweils eine viertel Stunde länger sind als die im Magister-Examen. Wie kommst Du also angesichts dieser Gegenüberstellung auf die Feststellung, das Lehramtsstudium sei wertlos?

MfG
Dille

Abgeschossener Referendar
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Suchen eines Doktorvaters

Beitrag von Abgeschossener Referendar »

Also ich verstehe Klaus auch nicht.
Nachdem mich meine Fachleiterin nach dem 5. Unterrichtsbesuch völlig überzogen mit ihrer unglaublichen Hysterie und ihren lächerlichen, kindischen Unverschämtheiten durch die Hölle gejagt hatte, habe ich binnen einem Monat 3 mögliche Doktorväter zur Auswahl gehabt, die mich alle mit Handkuss genommen hätten. Das war ca. 6 Monate vor meinem Abschuss durch den u.a. von ihr aufgehetzen Schulleiter. Ich habe danach immer damit gerechnet - nur nicht mehr, als es tatsächlich passierte.

Man muß sich halt rechtzeitig kümmern.

Ob ein 1. Staatsexamen ohne Promotion in der freien Wirtschaft ernst genommen wird, kann ich nicht beurteilen. Ich kann auch nicht beurteilen, ob bei einem relativ verkorksten Lebenslauf wie bei mir ein 1. Staatsexamen mit Promotion ernst genommen wird.

Ich würde Dilles Argumentation nicht teilen, weil ich nicht glaube, daß Anzahl und Schwierigkeit von Examensprüfungen für das Lehramt in der freien Wirtschaft ein Einstellungskriterium sind. Die schauen zuerst einmal auf die Qualifikation.
Da ist ein Diplomzeugnis sicherlich mehr wert ein 1. Staatsexamen. Das Wort "wertlos" ist halt zu stark in dem Zusammenhang. Man muß es eben ausprobieren, wenn man's wissen will :)

Katja

"Wert" des !. SE, etc

Beitrag von Katja »

Hallo "abgeschossener Ref", ich bin auch so jemand mit einem nicht gerade linearen Lebenslauf und habe das Ref leider noch nicht ganz hinter mir. Auch ich habe mich mehrfach erkundigt wegen des "Werts" meines schönen ersten Staatsexamens. Mir wurde meistens gesagt, dass es in der freien Wirtschaft wichtig ist, dass man das Studium beendet hat. Ein erstes Staatsexamen wird normalerweise, wenn die Personaler nicht vollkommen borniert sind, als abgeschlossenes Studium betrachtet und gewertet. Ich habe Sprachen studiert, mein erstes Staatsexamen ist folglich so viel "wert" wie ein Magister in den betreffenden Fächern. Klar, jetzt kommen gleich die Argumente, dass bei dieser Wirtschaftslage auch ein Magister nix wert sei. Darauf will ich nicht hinaus. Ich will nur betonen, dass wir ein fertiges Studium haben und dass das meist auch so gesehen wird. Wie das heißt (Staatsexamen, Magister) ist den meisten Arbeitgebern relativ wurscht. Klar, ein Diplom macht vielleicht mehr her, das weiß ich nicht, aber an den Magister reicht ein erstes SE heran. Deshalb würde ich nicht unbedingt deswegen promovieren, nur um ein "fertiges" Studium zu haben, wenn du keine anderen Gründe dafür hast.

LG Katja

Abgeschossener Referendar
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Wertvoll oder wertlos - das ist hier die Frage

Beitrag von Abgeschossener Referendar »

Ich wollte eigentlich das 1. Staatsexamen an sich nicht schlechtreden. Eigentlich ist das Prädikat "wertlos" oder "wertvoll" sowieso eine Frage der Kriterien, nach denen die Bewertung stattfindet. Nimmt man die Berufsaussichten als Kriterium, kann man sicher auch keine allgemeingültige Aussage für alles und jeden treffen, genauso, wie man auch keine allgemeingültige Aussage über DIE Gesellschaft, DIE Schüler,
DAS Referendariat, etc. treffen kann. Natürlich ist man immer geneigt, zu verallgemeinern. Aber wie gesagt, man muss es im konkreten Fall eben ausprobieren.

Unabhängig davon denke ich, dass es, vom wirtschaftlichen Standpunkt her betrachtet, vom Fach abhängt, ob der Beginn einer Dissertation für jemanden sinnvoll ist oder nicht, weil die Personaler für die Bewertung des Abschlusses vermutlich auch wieder fach- und personenspezifische Kriterien anlegen.

Für mich stellt sich deshalb einfach die Frage, was ich einem Personaler (der ja häufig genug ein Psychologe ist - Pfui Teufel (nach meinem persönlichen Kriterienkatalog beurteilt)) mit meiner
angeblichen Nicht-Eignung als Lehrer signalisiere.

Unabhängig davon finde ich trotzdem, dass jemand, der wissenschaftlich interessiert ist, und die Chance dazu bekommt, unbedingt promovieren soll.
Klar, gibt's auch viel Ärger und Frust, aber manchmal läuft's auch wie geschmiert.
Und daran wächst man und beginnt, Probleme und Fragestellungen von ganz anderen Standpunkten aus anzugehen oder Menschen auch mit ganz anderen Ohren einfach mal zuzuhören, ohne gleich zu interpretieren oder zu werten - etwas, was ich im Studium gelernt habe, aber im Referendariat ausgetrieben bekam, weil es sonst hieß, ich hätte keine eigene Meinung und sei nicht entscheidungsfähig. Aber genau das halte ich für den Schlüssel zur sinnvollen Meinungsbildung, Know How-Beschaffung oder zum Erkenntnisgewinn, etc., nicht zu verwechseln mit dem Herbeten von Gemeinplätzen, Binsenweisheiten und unreflektierter Meinung, die oft genug in der Schule im Gewand von "Erkenntnisgewinn" daher kommen.

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