Nach dem Ausstieg aus dem Referendariat

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
Abgeschossener Referendar

Richtigstellung

Beitrag von Abgeschossener Referendar »

Eigentlich lautet das Thema des Threads etwas anders. Es ging eigentlich um freiwillige Aussteiger, die mit dem Lehrerdasein nicht zufrieden waren, aber trotzdem möchte ich folgende Missverständnisse ausräumen:

zu Elise:
1. sie haben mich nicht an die Luft gesetzt, sondern nach 4 relativ knapp bestandenen Lehrproben hat mir der Schulleiter ohne vorausgehendes Gespräch oder Vorwarnung eine 5 gegeben, was zur Folge hatte, daß ich in der Verlängerung nochmal alle 4 Lehrproben hätte machen müssen.

Ich habe fristlos gekündigt, 1. weil ich meine Fachleiterin, die einfach nicht vernünftig mit Menschen umgehen konnte, nie mehr sehen wollte und 2. weil ich auch keine Lust mehr hatte, jeden morgen diese verblendeten Blender im LZ zu erleben, die ich seit diesem Zeitpunkt nur noch verachtet habe.
Ich mußte aber noch bis zum Schuljahresende bleiben und habe so weitergemacht, als sei nichts - auch den Schülern zuliebe, auch wenn ich zugebe, daß ich durch die Narrenfreiheit dann schon meine Klappe zu nahezu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit ziemlich aufgerissen habe (was eigentlich überhaupt nicht so meine Art ist und was ich auch nach einer Verbeamtung nicht gemacht hätte) und viele Disziplinprobleme plötzlich auch ohne "Ausbildung" gelöst waren. Natürlich hätte die FL die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen - möglicherweise sogar ein Ei gelegt - wegen der "Atmosphäre" aber tja - nicht mehr mein Problem - jedenfalls lief dann der Laden plötzlich meist erstaunlich gut.

2. Es gibt vordergründige Begründungen. Die sind der offizielle Teil für den Juristen. Es gibt hintergründige Begründungen, die erfährt man dann so tröpfchenweise oder durch genaues Beobachten und kann sich dann so ein diffuses Bild zusammenpuzzeln. Die Denkweise, die dieser Beurteilung zugrunde liegt vestehe ich, teile sie aber nicht und empfinde sie nebenbei gesagt als ein Armutszeugnis. Das hier alles auszuwalzen sprengt aber den Rahmen.

zu Phaidoni:
Ich würde Dir dringend raten, das Seminar aus persönlichen Gründen zu wechseln (also nicht nur die Schule). Nur so kannst Du verhindern, daß sich die Herrschaften gegenseitig aufhetzen. In Wirklichkeit haben die kein Rückgrat und wenn einer anfängt zu schreien, dann schreien sie alle mit. Das merkst Du erstmal gar nicht.
Da kannst Du zehnmal im Recht sein. Das interessiert nachher niemanden. Du hast nichts als Beweis in der Hand.
Weißt Du, mit welchen Mitteln da gearbeitet wird ?

Mir hat mein Schulleiter gesagt, daß es üblich sei, daß der begleitete Ausbildungsunterricht nach den Lehrproben stattfände. Ich bin trotzdem von Fachlehrer zu Fachlehrer gepilgert und mußte immer hören: "Muß das sein ?" oder "und warum gerade ich ?"

Am Ende mußte ich mich fragen lassen, warum ich nicht früher den begleiteten Ausbildungsunterricht gemacht habe. Außerdem stand dann in der Beurteilung, daß ich gerne Dinge vor mir herschöbe.
In der Personalakte, war dann der Zettel mit den Terminen für die "Ausbildungsstunden" vermutlich als Beweismittel für den Fall einer juristischen Auseinandersetzung abgeheftet.
Wie soll ich beweisen, daß in Wirklichkeit die Schieberei von der Schule ausging ? Aussichtslos.
Und nebenbei: als das ich das mit der Diss. losgelassen habe, da hättest Du mal meinen Mentor erleben sollen, wie der plötzlich Gift gespritzt hat - da war sofort klar, wo es herkam. "Wollen Sie es nicht doch nochmal in der Verlängerung probieren ? Tja - wenn Ihnen am Lehrerberuf nichts liegt !"
Ich kann dir auch noch eine ganze Liste weiterer Geschichtchen bieten, wenn es nötig ist - aber ich denke, ich habe jetzt schon viel zu viel geschrieben.

hur

Beitrag von hur »

@abgeschossener Referendar: Es tut mir sehr leid, was Dir passiert ist.Ich kann das alles gut nachvollziehen, nicht aus dem Referendariat, aber aus anderen beruflichen Kontexten. Lass Dich von irgendwelchen Dummchen nicht runterziehen. Darf ich fragen, in welchem Bundsland Du warst? Vielleicht hast Du ja einfach ganz, ganz viel Pech gehabt und es wuerde woanders besser laufen...?

Abgeschossener Referendar
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Bundesland

Beitrag von Abgeschossener Referendar »

Das Bundesland kann nichts dafür, deshalb fände ich es nicht in Ordnung, es hier zu diskreditieren. Schließlich gibt es in diesem Bundesland mit Sicherheit auch eine große Zahl sehr guter Lehrer, die sich wirklich als echte Lehrer zu verstehen versuchen und nicht nur als Pädagogen, die Pädagogik als ein Mittel zur Problembeseitigung ansehen. Die wollen, daß Ihre Schüler ein offenes wissenschaftliches Weltbild oder meinetwegen auch manuelle Fertigkeiten erlangen.

Daß so etwas, wie es mir passiert ist, in anderen Bereichen in zunehmendem Maße vorkommt, meinte ich ja auch indirekt, als ich von der Vorbildfunktion der Schule sprach.

Beatrice
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Jetzt erst recht!

Beitrag von Beatrice »

Jetzt erst recht!

Ab 22.08. geht es (wieder) los. Neuer Ort, neues Seminar, neue Schule. Und wenn es diesmal wieder ein Griff ins Klo wird (was die Schule betrifft), dann halte ich trotzdem solange durch, bis nichts mehr geht – egal wie. Schließlich weiß man beim 2. Mal wie die Hasen laufen und hält sich von Beginn an eisern an die Spielregeln:

1. Du hast keinen Anspruch auf Ausbildung, nur auf dem Papier.
2. Du bist ein Nichts und alle anderen sind "Alles" (siehe Regel 5).
3. Du hast kein Recht auf eine Meinung, auf eine eigene schon gar nicht.
4. Du stellst keine unbequemen Fragen, es sei denn du erwartest unbequeme Antworten oder lautes Grunzen.
5. Gott, Vaterland, Seminar, Schulleitung, Kollegen ... Hunde, Katzen, Igel, Ameisen, Würmer, Viren und dann Du.
6. Freue Dich auf das große Theater, denn manche Dinge ändern sich nie.
7. Nichts als die Wahrheit, so wahr Dir Lügen helfen.

Besser drin sein als draußen ...
Beatrice
Die Sprache ist die Quelle aller Missverständnisse. (Antoine de Saint-Exupéry)

tessy

woran lag´s?

Beitrag von tessy »

hallo beatrice,
warum hat´s denn beim ersten mal nicht geklappt? schlechte UBs, schlechtes schulleitergutachten...? alles zusammen?
gruss tessy

Abgeschossener Referendar
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Beitrag von Abgeschossener Referendar »

Hallo tessy,

UB-Besuche und Schulleitergutachten sind Symptome der eigentlichen Probleme - daran liegt in der Regel gar nichts.
Die Wurzel der Probleme besteht aus meiner Sicht einfach darin, daß manche Leute Stärke und Intelligenz mit Intriganz und Raffinesse gleichsetzen. Wer Schwächen oder Fehler zugibt, um sie zu beheben, wer frei seine nicht konformen Überlegungen äußert, etc., gilt eben als Dummkopf.

Beatrice
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Re: woran lag´s?

Beitrag von Beatrice »

tessy hat geschrieben:hallo beatrice, warum hat´s denn beim ersten mal nicht geklappt? schlechte UBs, schlechtes schulleitergutachten...? alles zusammen? gruss tessy
Hallo Tessy!

Nein, ich hatte zwar hier und da ein paar Hochzeitsnächte, aber meine Unschuld habe ich trotzdem behalten. ;-)

Mit deiner o. a. Kombination wäre eine Rückkehr ins Schlafzimmer so gut wie ausgeschlossen gewesen, doch nicht immer ist die Jungfrau Schuld, wenn der Ritter ein Teufel ist. Ehrlich, wenn es an solchen banalen Dingen wie UB oder schlechten Beurteilungen gescheitert wäre, dann hätte ich keinen Antrag auf Entlassung stellen können, denn dann hätte mich Seminar entlassen müssen(!) um die Schule vor dem Schlimmsten zu bewahren. Doch mein Antrag auf Entlassung hatte ganz andere Ursachen:

Die Schule war (eigentlich ist sie es ja immer noch) optisch und technisch so überholungsbedürftig wie der zurzeit (noch) aktive Schulleiter, der zwar keine dicken Bretter bohrt, aber es sich offensichtlich zur Lebensaufgabe gemacht hat, Mitarbeiter zu schikanieren und vorgesetzte Dienststellen zu Feindbildern zu machen. Kurzum: Jemand, der sich nicht in seine Suppe spucken läßt, selbst wenn sie dann besser schmeckt.

Weder Seminarleitung noch Fachleiter waren erfreut oder interessiert, sich mit meinem ehemaligen Schulleiter der Ausbildungs ... äh ... Anwesenheitsschule auseinander zusetzen, denn dieser war bereits bei der Bezirksregierung "ein Stein im Schuh". Immer wenn sein Name fiel, erinnerte das an dicke Luft. Und jeder Pilot meidet den Flug in ein Gewitter, wenn man es umfliegen kann. Der Zuckerguss war die Tatsache (doch das habe ich erst nach meinem Antrag auf Entlassung vom Seminar erfahren): Niemand von den Fachleitern des Seminar hat jemals einen Fuß in diese Schule gesetzt, an der ich ausgebildet werden sollte.

Grund: Der Ort des Grauens hatte seit Jahren einen Eintrag bei der Bezirksregierung, dass dort keine Ausbildungsmöglichkeit besteht. In der Hoffnung, das würde sich durch ein paar neu eingestellte Lehrer an der Schule ändern, war wohl Wunschdenken des Seminars. Irgendwie hat man es dann geschafft, mich zu opfern. Die Frage, wie das überhaupt möglich war, ist immer noch nicht beantwortet worden.

Selbst beim ersten Treffen, wo Schulleiter vom Hauptseminars eingeladen wurden um wesentliche Punkte in der Ausbildung zu besprechen, glänzte nur mein Schulleiter mit Abwesenheit und war auch in den folgenden Monaten(!) nicht gesprächsbereit zum Thema „Einführung von kooperativem Lernen im Ausbildungsunterricht“, denn noch immer bestanden kriegsähnliche Zustände zwischen Schulleiter und Bezirksregierung, wo sich jedes Seminar besser raus hält um nicht zwischen die Fronten jahrelanger Feindschaft zu geraten.

Es sollte eigentlich eine schöne Zeit werden, aber es war der reinste Horror. Diese Schule wurde selbst am „Tag der offenen Tür“ (geschlossen wäre dem Schulleiter wohl lieber gewesen) von Eltern wie folgt interpretiert: „Auf diese Schule schicke ich mein Kind bestimmt nicht, das Gebäude ist viel zu deprimierend.“ Welch glückliche Eltern! Sie hatten nur die Räume gesehen und den Teufel noch gar nicht kennen gelernt, der zu dieser Hölle die Schlüssel hatte. An solch einem Ort sollte ich weitermachen? Nein, danke. Wurde mir einfach zu heiß.

Somit wählte ich die Erfrischung und das war die freiwillige Entlassung. Für die Bezirksregierung war das Problem mit der Schule nicht unbekannt und so wurde meinem Antrag auf Entlassung aus wichtigem Grund stattgegeben. Aber das erzählen sie sicher nicht auf Parties, denn wieder ist die Schule als Ausbildungsschule gelistet. Teufelswerk? Nein, das liegt sicher daran, dass der Teufel bald in Pension geht und damit der Krieg endlich vorbei sein wird. Das hoffen wohl alle Beteiligten.

Wäre die Schule ein Restaurant, dann wäre sie längst vom Ordnungsamt geschlossen worden, wegen „katastrophaler Zustände“. Die Lehrer machten nur ihren Job laut Dienstplan. Den Mentoren musste man erläutern, was Mentoren überhaupt machen, denn sie fühlten sich schon überfordert damit, Kollegen zu grüßen. Eine Woche Arbeitslager wäre dagegen ein Erholungsurlaub! Ich könnte jetzt den Namen und den Ort der Schule nennen, aber das wäre nicht fair gegenüber dem neuen Schulleiter, der demnächst einen frischen Wind rein bringt – oder auch nicht. ;-)

Ich bin von dort gegangen wie ich gekommen war – unschuldig wie am ersten Tag. Die besten Voraussetzungen für einen Neubeginn. Es hat den Teufel sicher gewurmt, in meiner Personalakte kein Echo hinterlassen zu können, aber ich war so schnell weg wie der Tau am Morgen und vom Seminar gab es nur Bestnoten. Ätsch, lieber Teufel!

Alles Gute
Beatrice
Die Sprache ist die Quelle aller Missverständnisse. (Antoine de Saint-Exupéry)

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