Aufmerksamkeitsstörung und Lehrer werden

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
oliverq
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Aufmerksamkeitsstörung und Lehrer werden

Beitrag von oliverq »

Zur Situation: Ich habe mein Referendariat mittlerweile abgebrochen, überlege aber einen Neueinstieg, weil ich letztlich doch Lehrer werden möchte.

In dieser Krise setze ich mich zur Zeit wieder stark mit mir auseinander, ich habe bereits Psychotherapie hinter mir,
die aber keine dauerhafte Stabilisierung bewirkt hat, deswegen suche ich wieder nach der Antwort auf das warum ?
Ich weise Symptome einer Aufmerksamkeitsstörung auf (ADHS) und unterziehe mich gerade einer Diagnostik, nichts desto trotz habe ich bisher die Augen vor dieser Problematik verschlossen ...

Problematisch ist dass, ich starken Stimmungsschwankungen unterliege, anfangs war ich vom Referendariat völlig begeistert, ja euphorisch, nach kurzer Zeit aber genauso desillusioniert ...
mir fehlt die berühmte Frustrationstoleranz, aber auch professionelle Distanz oder auch die Distanz zu meinem Perfektionismus. Ich bereite den Unterricht last minute vor, muss mich aber dann sehr konzentrieren, um im Stress nicht alles zu vergessen oder durcheinander zu werfen, mir fällt es schwer, meine Gedanken zu sortieren, die Form lässt dann doch zu wünschen übrig, weil ich improvisiere ... irgendwie kann ich mich auf den Unterricht einstellen, denke aber über Schülerantworten sehr lange nach oder versinke manchmal für Sekunden ... es heißt dann ich solle schneller machen, klar die Schüler nutzen das aus, aber unter diesem Druck werde ich dann unsicher oder verliere den Faden.

Ich kenne auch die Vorteile, so kann ich in der Unterrichtssituation auch spontan reagieren, improvisieren, um etwas zu erklären oder um einen Versuch dann noch durchzuführen (wenn er beim erstenmal nicht klappt) oder ich durchschaue die pädagogische Situation in einer Klasse sehr schnell, weil ich mich gut in die Schüler hineinversetzen kann.

Problematisch ist meine Aufmerksamkeitsstörung vorallem auch, weil ich total chaotisch bin, ich finde mich bis zu einem gewissen Punkt gut zurecht, dann kann es aber passieren, dass ich mich verliere oder verzettle, weil ich auf die Form nicht allzu viel gebe ... Vorteil, ich verstehe auch bei Schülern oft, was sie meinen ... bei Dingen. wo andere sagen, das sei nicht richtig ... ich bin da sehr viel geduldiger und gründlicher ... problematisch ist es aber, dass ich Kritik schnell persönlich nehme oder schnell verunsicher bin (kein Fels in der Brandung, dafür bin ich den Schülern in meinen Reaktionen oft zu ähnlich, fast verspielt).

Ich bin auch risikofreudig oder irgendwie auch grundoptimistisch ... weil ich mich bisher ganz gut mit diesen Defiziten geschlagen habe (möglicherweise auch deswegen weil dieses Aufmerksamkeitsdefizit mit Hochbegabung gekoppelt ist bei mir und ich dadurch vieles kompensieren kann) ...

Ich komme in Eins-zu-Eins-Situationen mit Schülern auch gut klar, weil ich mich in sie hineinversetzen kann und gute Ansätze finde, zu erklären ...

So das klingt alles sehr verworren, in der Distanz spüre ich wieder ein Stück weit Euphorie, ich weiß nicht, wie realistisch es ist, zu versuchen mich medikamentös aus ADHS einstellen zu lassen, um einen zweiten Versuch zu starten, der bei einigen Schwierigkeiten doch noch zum Erfolg führen kann, weil ich auch Vorteile als Lehrer mitbringe ... und ich die Erfahrung gemacht habe bisher einige Dinge im Leben erst im zweiten Anlauf geschafft zu haben.

Gibts hier Leute mit ähnlichen Problemen ?

Zitronenfalter
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Beitrag von Zitronenfalter »

Hallo.

Ich denke, so wie Du schreibst fühlst Du Dich auch. Und Du sagst es ja selbst: Es klingt alles sehr verworren.
Ich weiß nicht, ob Du damit den Anforderungen dieses Berufes gewachsen bist und ob das mit Medikamenten in Griff zu bekommen ist (ohne Dich völlig zu sedieren). Das müssten Ärzte entscheiden, die Dich (besser) kennen.

Hier im Forum ist mir keine solche Problematik bekannt. Hast Du schon mal die Suchfunktion benutzt?

Alles Gute für Dich!

Gruß

Zitro
heiter weiter!

luzifara
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Beitrag von luzifara »

Ich kenne dich nicht und kann nur von dem ausgehen, was du geschrieben hast.

Ich glaube du tust dir mit dem Lehrerberuf keinen Gefallen, unabhängig davon, ob du ein guter Lehrer bist oder nicht.

Überlege dir noch einmal genau, warum du das Ref. abgebrochen hast und was sich von diesen Faktoren geändert hat.
Wenn sich nichts an der Ausgangssituation geändert hat, macht es keine Sinn sich da durchzuquälen. Dann lieber gleich umsattlern.

Hubselzwerg
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Beitrag von Hubselzwerg »

hast 'ne PN

Lili
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Beitrag von Lili »

Ich für mich finde, dass Ordnung und Struktur ganz ganz wesentliche Komponenten des "guten Lehrers" sind.
Man muss zu Hause sehr ordentlich arbeiten, wenn man seine Stunden und Materialien nicht jedes Mal neu erstellen muss und das wichtigste an einer guten Stunde ist die Struktur. Das einzige Didaktikbuch, dass ich während dem Ref wirklich fast jeden Tag in der Hand hatte, war eines mit Strukturmodellen.
Ich denke aber, dass man vieles davon lernen kann.

matzon262
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Beitrag von matzon262 »

Mit medikamenten wirst du das nicht wirklich lössen das ist wie wen du in einen raum gehst und die tür zu machst im raum ist alles gut wen du deinnen bedürfnissen nachgehst ist alles wie vorher.
nächste pille bitte
Mach doch mal einhalbesjahr das was du sonst nicht machen würdest wen du lehrer bist im ausland arbeiten zb.Kelner damit du dich selbstfindest.
Am besten in einem zehne Club

benutzername
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Beitrag von benutzername »

ich würde an deiner stelle nicht psychotherapie sondern verhaltenstherapie versuchen. jemand, der mit dir zusammen kleine ziele erarbeitet, um deinem großen ziel nach mehr struktur näher zu kommen.

mir kommt übrigens sehr viel sehr bekannt vor, was du schreibst! ganz interessant, wie du deine "symptome" beschreibst, ich kenne adhs aus der theorie nur bei kindern, nicht bei erwachsenen, aber das eine oder andere "merkmal" scheinen wohl andere menschen auch zu kennen... ich glaube von mir nämlich auch, adhs zu haben und habe auch mal darüber nachgedacht, ritalin zu versuchen. aber wie du selbst sagst: dafür hast du viele positive eigenschaften, die vielleicht gedämpft werden würden, mit psychopharmaka, wer weiß.

ich denke, verworrren klingt was du geschrieben hast bloß, weil du ganz spontan alles aufgeschrieben hast, was dir zu deiner situation einfiel oder? und das zeigt auf jedenfall deine starke selbstreflexionsfähigkeit...
viele meiner ref.-kollegen sind immer mit sich zufrieden und suchen die schuld bei fehlern in ihrem unterricht immer bei mentoren/ fachleitern/ xyz, würden sich selbst aber nie in frage stellen. du suchst die schuld vermutlich immer bei dir und das ist nicht besonders gesund aber es ermöglicht dir auch die arbeit an dir selbst.

eigentlich wollen wir unseren schülern ja gerade struktur vermitteln, da sollten wir sie selbst besitzen. auf der anderen seite: es gibt viele methoden, die man erlernen kann, unterricht und auch die eigene arbeit zu strukturieren. versuche nicht, an dir als mensch und der berufswahl zu zweifeln, sondern lieber dir selbst ziele zu setzen, wie du mit stress umgehst, arbeitsabläufe strukturierst und so weiter.

ich kenne dich ja überhaupt nicht persönlich kann also nur meine meinung in den raum werfen und vermuten, dass sie zu dir passt. vielleicht habe ich aber mehr über mich geschrieben, als über dich :)

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