Parsifal hat geschrieben:Ich rate dir aktiv davon ab, sofort ins Ref zu gehen. Warum?
- Du bist noch so jung, nutz das aus, mach noch etwas Freies, was dich begeistert im Leben. Wenn du einmal im Beruf bist, bist du drin und Auszeiten sind nur sehr schwer zu bekommen. Geh ins Ausland, mach eine Weltreise, jobbe und genieße es, von dem Geld abends was trinken zu gehen. Was auch immer, Hauptsache es macht dir Freude und bereichert dein Leben. Diese Freiheit wirst du so "nie wieder" haben und arbeiten wirst du noch lange genug in deinem Leben!
- Alles was du an Lebenserfahrung, Reife, Sicherheit und der ein- oder anderen Falte dazugewinnen kannst, wird nützlich, sobald du im Beruf bist. Sehr viele Reffis und Junglehrer kennen das Unbehagen im Umgang mit Eltern, die älter sind als sie selbst, und von denen sie dennoch als Fachkraft bzw. in gewissem Sinne Autoritätsperson wahrgenommen werden wollen/müssen. Also, lass dir erstmal ein paar graue Haare wachsen, dann hast du es leichter als mit süßen 23.
- Zu Beginn des Refs ein kleines finanzielles Polster erschaffen zu haben ist definitiv hilfreich!! Ich hatte eines und habe Mitreffis, die nebenher noch jobben mussten oder am Ende des Monats einfach kaum noch Geld hatten für die Schönheiten des Lebens (oder auch das nächste benötigte Buch) ziemlich bemitleidet. Man hat genug Druck in dieser Zeit, da muss nicht auch noch finanzieller Druck (der dann wiederum zu erhöhtem Zeitdruck führt) dabei sein.
- Wenn du dich jetzt schon durch das Studium ermüdet fühlst, wie soll das dann erst aussehen wenn du in die Phase eintrittst, die viele viele Lehrer als die Anstrengenste ihres Lebens beschreiben? Erhol dich und entwickle Strategien mit arbeitsbedingtem Stress umzugehen, ohne diese stehen deine Chancen auf einen erfolgreichen Abschluss des Refs meiner bescheidenen Meinung nach nicht übermäßig gut.
Ich als Ausbildungslehrerin (mit selbst noch 29) habe übrigens auch lieber Reffis, die zumindest die Mitte 20 schonmal erreicht haben, lieber noch älter. (Vielen von) Denen fällt einfach vieles leichter, weil sich ihr Leben häufig schon in geregelteren Bahnen bewegt und sie einen sichereren Stand im Leben haben.
Übrigens habe ich auch mit Englisch-Philo sofort eine Planstelle erhalten. Geht also auch mit den "OMG, wie kannst du das nur studieren?"-Fächern. Bin auch aus NRW, ggf. kommst du also zu uns!
Danke für deine ausführliche Antwort. Innerlich weiß ich eigentlich auch, dass ich mir zumindest die Zeit bis nächstes Jahr August nehmen sollte, um einfach ein paar Erfahrungen zu sammeln. Es fällt mir komischer Weise einfach nur schwer, von meinem ursprünglichen „Plan“ bewusst abzuweichen, während befreundete Kommilitonen diesen weiter verfolgen. Aber man sollte ja grundsätzlich aufhören, sich mit anderen zu vergleichen.
Die Ermüdung durch mein Studium ist allerdings noch durch einige andere private Faktoren bedingt, die sich im letzten Jahr ereignet haben. Außerdem hatte ich während des Studiums zwei Nebenjobs, einen als Tutorin in der Uni und einen als Teilzeitkraft im Einzelhandel, so dass ich behaupten würde, dass ich mir in den letzten Jahren sehr viel abverlangt habe. Grundlegend kann ich also über einen längeren Zeitraum mit Stress umgehen aber jetzt nach 5 Jahren merke ich einfach, dass es nun mit dieser Mehrfachbelastung „genug ist“. Gerade deswegen wäre es aber vermutlich gut, sich davon zumindest mal ein Dreiviertel Jahr erholen zu können, um dann im Referendariat wieder Gas zu geben.
Aber sag einmal, wenn du selber als Ausbildungslehrerin erst 29 bist, in welchem Alter hast du dein Referendariat eigentlich gemacht?
Liebe Grüße
Mimi